Profilbild von SimoneF

SimoneF

Lesejury Star
offline

SimoneF ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SimoneF über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2023

Surreal

Gute Nacht, Tokio
0

Da ich seit einiger Zeit meine Vorliebe für japanische Autoren entdeckt habe, war ich gespannt auf "Gute Nacht, Tokio".

Es sind außergewöhnliche Figuren, die Atsuhiro Yoshida im Buch nachts aufeinander ...

Da ich seit einiger Zeit meine Vorliebe für japanische Autoren entdeckt habe, war ich gespannt auf "Gute Nacht, Tokio".

Es sind außergewöhnliche Figuren, die Atsuhiro Yoshida im Buch nachts aufeinander treffen lässt. Der Nachttaxifahrer Matsui, eine Film-Requisiteurin auf der Suche nach ausgefallenen Gegenständen, eine Bestatterin für Festnetztelefone (!), eine Telefonseelsorgerin, einen Privatdetektiv, eine Bistro-Besitzerin, einen nachtaktiven Händler für kaputtes gebrauchtes Werkzeug, etc. Jede und jeder von Ihnen bringt seine eigene Geschichte, Sehnsüchte und Sorgen mit, und die Begegnungen untereinander bringen neue Impulse.

Das Tokio, das Yoshida zeigt, ist äußerst lebendig bei Nacht, und hat seinen ganz eigenen Reiz. Die Figuren sind aus unterschiedlichsten Gründen nachts wach und unterwegs, mal nachdenklich, mal gehetzt, mal beruflich, mal privat. Und dennoch fehlte mir bei diesem Roman stilistisch, erzählerisch und inhaltlich das gewisse Etwas, ein besonderer Zauber. Die Figuren blieben mir eher fremd, einige empfand ich als blass und oberflächlich gezeichnet, insbesondere mit der Bestatterin für Festnetztelefone konnte ich wenig anfangen, der Privatdetektiv wirkte für einen Meister seines Fachs wenig authentisch und der Händler für kaputtes gebrauchtes Werkzeug war mir doch zu skurril.

Generell gefiel mir die Grundidee des Romans wirklich gut und er war kurzweilig zu lesen, doch schöpfte er für mich sein Potenzial nicht vollständig aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.10.2023

Coming-of-Age-Roman über das Kalifornien der 80er

California Girl
0

"California Girl" ist ein polarisierender Coming-of-Age-Roman. Die 14-jährige Timey wächst in den 1980ern als Scheidungskind auf, pendeln zwischen de gegensätzlichen Welten von Berkeley in Nordkalifornien ...

"California Girl" ist ein polarisierender Coming-of-Age-Roman. Die 14-jährige Timey wächst in den 1980ern als Scheidungskind auf, pendeln zwischen de gegensätzlichen Welten von Berkeley in Nordkalifornien und L.A. in Südkalifornien. Sie nimmt alles mit, was die Jugend damals bietet, Sex, Drogen, Rebellion. Sie büchst nachts aus, raucht Gras, klaut und probiert sich auf der Suche nach ihrer Identität aus.

Um den Roman wirklich zu verstehen, sollte man mit den Besonderheiten Süd- und Nordkaliforniens der 80er Jahre vertraut sein. Da mir das Wissen hierzu fehlt und ich auch einer jüngeren Generation angehöre, fand ich nie richtig in das Buch hinein. In jedem Fall empfehle ich, das letzte Kapitel "Fußnoten" zuerst zu lesen, da es einige interessante Einblicke und Erklärungen zum Kontext der 80er in Kalifornien bereithält.

Die Protagonistin Timey blieb mir leider fremd und ich konnte ihr gegenüber keine Sympathie aufbringen. Ihr ständiger Graskonsum störte mich, und auch mit ihrer rebellischen Haltung konnte ich nichts anfangen. Es gab keine Figur im Buch, die ich sympathisch, vertrauenserweckend oder reif gefunden hätte, und ich fragte mich stellenweise, warum ich das lese.

Stilistisch traf Tamar Halpern den Ton einer Teenagerin sehr gut, und das Buch liest sich flüssig und lebendig. Insgesamt haben diese Geschichte und ich jedoch nicht zusammengefunden, doch ich könnte mir vorstellen, ein Buch der Autorin zu einem anderen Thema zu lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.10.2023

Seltsam

Gift zum Frühstück
0

Ich kannte Lemony Snicket bisher noch nicht, doch da ich kürzlich eine begeisterte Kritik zu Lemony Snickets Jugendbüchern las, war ich neugierig auf "Gift zum Frühstück".

Der Schreibstil verwunderte ...

Ich kannte Lemony Snicket bisher noch nicht, doch da ich kürzlich eine begeisterte Kritik zu Lemony Snickets Jugendbüchern las, war ich neugierig auf "Gift zum Frühstück".

Der Schreibstil verwunderte mich bereits auf den ersten Seiten, da er anders ist, als alles, was ich bisher kannte. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive des Autorenpseudonyms Lemony Snicket geschrieben, der eines Morgens nach dem Frühstück einen Papierschnipsel mit "Sie hatten Gift zum Frühstück" im Türspalt findet und nun versucht, der Sache auf den Grund zu gehen.

Snicket lässt seine Gedanken scheinbar schweifen, Erinnerungen an kleine Begebenheiten aus der Kindheit, Filme, die er vor Jahren gesehen und Bücher  die er gelesen hatte, werden eingeflochten. Als Leserin fand ich das gelegentlich interessant, meist jedoch nervte es mich, da es mir zu sehr abschweifte, ich die Gedanken eher langweilig fand und in seiner Situation - möglicherweise tödlich vergiftet worden zu sein - auch eher seltsam. Ich würde zielgerichtet, logisch und schnell handeln, und nichts davon erkenne bei der Figur. Generell wurde ich mit dem Protagonisten und seinem Verhalten nicht warm. Je weiter die Geschichte fortschritt, desto merkwürdiger und kauziger fand ich ihn. Stellenweise fiel es mir schwer, überhaupt weiterzulesen, auch, da mir der Erzählstil zunehmend missfiel. Snickets ständige triviale Worterklärungen, etwa "aber jetzt stand ich einfach nur vor der verschlossenen Tür und kam mir deplatziert vor, ein Ausdruck, der hier bedeutet »als wäre ich am falschen Ort« (Kapitel 5)". Da es sich um ein recht dünnes Büchlein handelt, habe ich durchgehalten, doch leider hat mich auch das Ende enttäuscht, da ich es absolut unglaubwürdig fand.

Fazit: Leider konnte ich weder erzählerisch noch inhaltlich etwas mit dem Buch anfangen. Vielleicht liegt mir aber auch einfach der Autor nicht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.09.2023

Hatte mir mehr erwartet

Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?
0

​In meiner Jugend war "Sofies Welt" eines der beliebtesten Jugendbücher, und so war ich nun sehr gespannt auf Jostrin Gaarders "Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?", das eine Art Lebensphilisophie ...

​In meiner Jugend war "Sofies Welt" eines der beliebtesten Jugendbücher, und so war ich nun sehr gespannt auf Jostrin Gaarders "Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?", das eine Art Lebensphilisophie in Form eines offenen Briefes an seine Enkelkinder verspricht.


Gaarder mischt Anekdoten aus seinem eigenen Leben mit grundsätzlichen Gedanken zur Parapsychologie, Astronomie und Klimawandel. Das wirkt mitunter etwas unstrukturiert, insbesondere der Sinn der Kapitel zur Parapsychologie und Übernatürlichem ist mir nicht ganz klar, abgesehen davon, dass ich persönlich damit nichts anfangen kann.

Insgesamt fehlt mir in diesem Buch ein wenig die intellektuelle Tiefe und gedankliche Stringenz, auch für ein Jugendbuch. Die meisten Gedanken darin sind vielen von uns vermutlich auch schon in ähnlicher Weise durch den Kopf gegangen, was die Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen betrifft, unsere Beziehung zur Natur und dem Universum oder die Wahrscheinlichkeit intelligenten Lebens im Weltraum. Wirklich Neues habe ich durch das Buch nicht erfahren und auch keine gedanklichen Impulse erhalten, und ich bin mir auch nicht sicher, wie viel Jugendliche mit Gaarders Ausführungen anfangen können. Hier habe ich mir etwas mehr erwartet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2023

Alltag einer ungewöhnlichen WG

The Marmalade Diaries
0

In "The Marmalade Diaries" beschreibt Ben Aitkens in Tagebuchform sein einjähriges Zusammenleben mit einer 85-jährigen Frau im Rahmen von "Wohnen gegen Hilfe" zwischen November 2020 und Ende 2021. In diese ...

In "The Marmalade Diaries" beschreibt Ben Aitkens in Tagebuchform sein einjähriges Zusammenleben mit einer 85-jährigen Frau im Rahmen von "Wohnen gegen Hilfe" zwischen November 2020 und Ende 2021. In diese Zeit fielen in London auch immer wieder Lockdowns wegen der Corona-Pandemie, die das ungleiche Gespann zusammen durchstehen mußte.

Die 85-jährige Witwe Winnie ist eine recht eigenwillige Frau, die Ben wenig Interesse entgegenbringt und halsstarrig, extrem sparsam und recht herrschsüchtig wirkt. Sie kommandiert den Mittdreißiger Ben gerne herum, nutzt unbekümmert jahrzehntealte Essensvorräte und ist in Gedanken vor allem bei ihrem verstorbenen Mann und ihrem behinderten Sohn, der in einer Pflegeeinrichtung lebt. Ich habe mich während des Lesens mehrfach gefragt, warum Ben sich für diese Wohnform entschieden hat und nicht etwa mit seiner Freundin Megan zusammengezogen ist. Ben schreibt wenig über seine Beweggründe, er führt lediglich an, dass die Mieten in London zu hoch sind, als dass er sich dort eine eigene Wohnung leisten könnte. Während der Lektüre dachte ich immer wieder, dass ich wesentlich lieber allein in eine günstigere Stadt ziehen würde, als mich als Erwachsener von einer fremden Person vereinnahmen zu lassen.

Die Tagebucheinträge sind teilweise ganz unterhaltsam zu lesen, beschreiben jedoch vor allem Alltägliches und Banalitäten des ungleichen WG-Paares, so dass das nach der Hälfte das Buch doch recht eintönig wirkt. Auch der Schreibstil ist recht gewöhnlich. Literatur ist das für mich nicht, und ich konnte hieraus auch keinen höheren Erkenntnisgewinn ableiten. Insgesamt lässt mich das Buch leider eher enttäuscht zurück.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere