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Veröffentlicht am 18.09.2023

Alltag einer ungewöhnlichen WG

The Marmalade Diaries
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In "The Marmalade Diaries" beschreibt Ben Aitkens in Tagebuchform sein einjähriges Zusammenleben mit einer 85-jährigen Frau im Rahmen von "Wohnen gegen Hilfe" zwischen November 2020 und Ende 2021. In diese ...

In "The Marmalade Diaries" beschreibt Ben Aitkens in Tagebuchform sein einjähriges Zusammenleben mit einer 85-jährigen Frau im Rahmen von "Wohnen gegen Hilfe" zwischen November 2020 und Ende 2021. In diese Zeit fielen in London auch immer wieder Lockdowns wegen der Corona-Pandemie, die das ungleiche Gespann zusammen durchstehen mußte.

Die 85-jährige Witwe Winnie ist eine recht eigenwillige Frau, die Ben wenig Interesse entgegenbringt und halsstarrig, extrem sparsam und recht herrschsüchtig wirkt. Sie kommandiert den Mittdreißiger Ben gerne herum, nutzt unbekümmert jahrzehntealte Essensvorräte und ist in Gedanken vor allem bei ihrem verstorbenen Mann und ihrem behinderten Sohn, der in einer Pflegeeinrichtung lebt. Ich habe mich während des Lesens mehrfach gefragt, warum Ben sich für diese Wohnform entschieden hat und nicht etwa mit seiner Freundin Megan zusammengezogen ist. Ben schreibt wenig über seine Beweggründe, er führt lediglich an, dass die Mieten in London zu hoch sind, als dass er sich dort eine eigene Wohnung leisten könnte. Während der Lektüre dachte ich immer wieder, dass ich wesentlich lieber allein in eine günstigere Stadt ziehen würde, als mich als Erwachsener von einer fremden Person vereinnahmen zu lassen.

Die Tagebucheinträge sind teilweise ganz unterhaltsam zu lesen, beschreiben jedoch vor allem Alltägliches und Banalitäten des ungleichen WG-Paares, so dass das nach der Hälfte das Buch doch recht eintönig wirkt. Auch der Schreibstil ist recht gewöhnlich. Literatur ist das für mich nicht, und ich konnte hieraus auch keinen höheren Erkenntnisgewinn ableiten. Insgesamt lässt mich das Buch leider eher enttäuscht zurück.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Hatte mir mehr erwartet

Groll
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Die Kurzbeschreibung von "Groll" und der Werdegang des Autors Gianrico Carofiglio als ehemaliger Staatsanwalt und Richter machten mich sehr neugierig.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von ...

Die Kurzbeschreibung von "Groll" und der Werdegang des Autors Gianrico Carofiglio als ehemaliger Staatsanwalt und Richter machten mich sehr neugierig.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Penelope Spada erzählt, einer früheren Staatsanwältin, die aufgrund eines zunächst im Dunkeln liegenden Vorfalls vor einigen Jahren ihr Amt niederlegen musste und sich nun mehr oder weniger illegal als private Ermittlerin betätigt. Ihre aktuelle Mandantin bittet sie, den bereits zwei Jahre zurückliegenden Tod ihres Vaters, eines einflussreichen Arztes und Politikers, zu untersuchen, da sie die wesentlich jüngere zweite Ehefrau ihres Vaters in Verdacht hat, hierbei nachgeholfen zu haben. Auch wenn das Ansinnen nach dieser langen Zeit aussichtslos erscheint und keine stichhaltigen Verdachtsmomente vorliegen, sagt Spada zu, und muss sich bei ihren Nachforschungen auch ihren eigenen Dämonen aus der Vergangenheit stellen.

Die Geschichte verfolgt mehrere Erzählstränge. Neben den aktuellen Ermittlungen zum Tod des Arztes erfährt der Leser im Laufe der Geschichte mehr über den Vorfall vor fünf Jahren, der dazu führte, dass Spada ihr Amt als Staatsanwältin verlor. Zum Dritten nimmt die sich anbahnende Bekanntschaft mit einem Mann relativ viel Raum im Roman ein, wobei es sich hier um keine Romanze, sondern eine schrittweise Annäherung über zunehmend privatere Gespräche handelt.

Ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, aber mir blieb Penelope Spada bis zum Schluß fremd. Auch die Geschichte konnte mich nicht packen, sie plätscherte recht langatmig vor sich hin, und in keinem der drei Erzählstränge kam für mich Spannung auf, insbesondere der zweite verlief ernüchternd, so dass ich mich insgesamt am Schluß fragte: Und das war jetzt alles? Für einen Krimi war mir die Handlung nicht spannend genug, für einen psychologischen Roman blieben die Ausführungen zu oberflächlich, es erinnerte eher an "Küchenpsychologie". Auch die Übersetzung empfand ich stellenweise als unglücklich. So ist etwa der Ausdruck "jemanden für schuldig verurteilen" im Deutschen nicht korrekt, und die Wendung "Ich musste kichern wie ein Backfisch" klingt bei einer heute 45-jährigen Frau sehr unglaubwürdig, da dieser altertümliche Begriff seit wohl 70 Jahren nicht mehr verwendet wird. Leider blieb hier insgesamt viel Luft nach oben, sodass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden.

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Veröffentlicht am 09.09.2023

Beginnt stark, lässt dann aber deutlich nach

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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​"Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" von Sina Scherzant lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Das aus drei Teilen bestehende Buch beginnt zunächst sehr vielversprechend. Teil ...

​"Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" von Sina Scherzant lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Das aus drei Teilen bestehende Buch beginnt zunächst sehr vielversprechend. Teil 1 spielt im Jahr 2003, die Protagonistin und Ich-Erzählerin Katharina ist 14 Jahre alt und nach der Scheidung ihrer Eltern mit ihrer kleinen Schwester Nadine uns ihrer Mutter nach Dortmund gezogen. Katha ist ein angepasstes Mädchen, das versucht, alle in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen, Fehler anderer zu kompensieren und möglichst nicht aufzufallen. Sie bezeichnet sich selbst als "Lebenshandwerkerin". Ich konnte mich von Anfang an sehr gut in Kathas Gefühlswelt hineinversetzen, und wurde öfter an meine eigene Jugend erinnert. Auch der flüssige, direkte und moderne Schreibstil gefiel mir gut. Als etwas zu offensichtlich empfand ich allerdings den feministischen Tenor des Buches, der es sich zu leicht macht. Ob Zickenkrieg, der Wunsch, als Frau anderen zu gefallen oder die Angewohnheit, die Schuld an allem bei sich selbst zu suchen - die Wurzel allen Übels ist angeblich stets das Patriarchat. Alle Männer im Buch sich schwache egoistische Figuren, verantwortungslos und lächerlich. Das ist mir doch zu einfach und einseitig, und entspricht auch nicht meiner eigenen Wahrnehmung in meiner Generation, die nur wenig älter als Katha ist. Als etwas nervig empfand ich zudem, dass Kathas Prinzip der Lebenshandwerkerin immer und immer wieder betont wurde - da wäre weniger mehr gewesen.


Das Ende des ersten Teils stellt für mich einen Bruch dar, ab dem die Geschichte dann deutlich schwächer wurde. Mit dem zweiten Teil, der eine Mischung aus Tagträumen, Realitätsfluchten und Erlebtem darstellt, konnte ich so gar nichts anfangen, und das Buch zog sich hier für mich sehr in die Länge.  Teil 3, der 14 Jahre später spielt, las sich zwar wieder angenehmer, konnte mich aber inhaltlich nicht mehr greifen.

Insgesamt hatte ich mir nach einem starken Beginn deutlich mehr von diesem Buch erwartet. Es zog sich ab dem zweiten Teil zusehends in die Länge, und ich war letztlich froh, als ich durch war. Die grundsätzlich interessanten Gedanken zur Sozialisation junger Frauen und Rollenmustern wurden mir zudem zu einseitig und plakativ dargestellt. 

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Veröffentlicht am 26.08.2023

Schwächer als die Vorgängerbände

Fräulein vom Amt – Spiel auf Leben und Tod
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"Spiel auf Leben und Tod" ist der dritte Band der Reihe um das "Fräulein vom Amt", die Telefonistin Alma Täuber, und ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Emmi.

Den kulturellen Hintergrund dieses Bandes ...

"Spiel auf Leben und Tod" ist der dritte Band der Reihe um das "Fräulein vom Amt", die Telefonistin Alma Täuber, und ihre beste Freundin und Mitbewohnerin Emmi.

Den kulturellen Hintergrund dieses Bandes bietet ein internationales Schachturnier, das 1925 in Baden-Baden stattfand, wenn auch dessen Beschreibung weniger Raum einnimmt als die ägyptischen Festivitäten in Band 2.

Gertrude, die Cousine einer Kollegin von Alma, wird tot in der Wäschetrommel einer Wäscherei gefunden. Während die Polizei von Selbstmord oder einem tragischen Arbeitsunfall ausgeht, ist Almas Kollegin überzeugt, dass mehr dahinter steckt, und bittet Alma um Hilfe. Diese stellt Nachforschungen an und findet sich bald in einem verzwickte Fall wieder, der einige Überraschungen und brenzlige Situationen bereithält.

Da der dritte Band einen in sich abgeschlossenen Fall bildet, ist es möglich, diesen ohne Kenntnis der ersten beiden Bände zu lesen. Ich würde dennoch dazu raten, die Reihenfolge einzuhalten, da immer wieder Anspielungen auf die vorigen Bände gemacht werden und auch zentralen Figuren wie Ludwig und Walter sowie einige Arbeitskolleginnen und die Familie von Alma in allen Bänden vorkommen.

Wie gewohnt bietet auch Band 3 wieder interessante Einblicke in die Lebensumstände der gehobenen Mittelschicht in den 1920er Jahren. Ausgelassene Tanzveranstaltungen zu Jazzmusik werden ebenso beschrieben wie technische Neuerungen: elektrisches Licht, erste Haushaltswaschmaschinen und Staubsauger halten  im Zuge der fortschreitenden Elektrifizierung Einzug in Privathaushalte. Auch die gesellschaftliche Situation der Frauen wird thematisiert und die politische Lage in der Weimarer Republik klingt immer wieder an. Ganz in die Atmosphäre der 20er abtauchen zu können, macht für mich immer den besonderen Reiz der Alma-Täuber-Krimis aus. Alma, Emmi, Walter und Ludwig mir ihren liebenswerten Eigenheiten sind schon fast wie alte Bekannte, die man gerne wiedertrifft.

Leider konnte mich dieses Mal der Fall nicht so richtig fesseln. Er erschien mir doch arg konstruiert, und die Auflösung war nicht sehr überzeugend. Die Handlung zerfaserte zusehens, und mir fehlte eine gewisse Stringenz. Auch das teilweise recht kopflose Verhalten von Emmi und Alma störte mich, und einzelne Szenen insbesondere gegen Ende empfand ich als unglaubwürdig. Ich hatte den Eindruck, dass das Autorinnenduo hier einen besonders kniffligen Fall schaffen wollte und sich hierbei aber zunehmend verzettelte. Insgesamt blieb ich nach der Lektüre mit einem unzufriedenen Gefühl zurück.

Für mich leider der bisher schwächste Band der Reihe, und ich hoffe, dass Teil 4 wieder an die frühere Qualität anknüpfen kann.




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Veröffentlicht am 18.08.2023

Unglückliche Mischung aus Lexikon und Story

Keeper of the Lost Cities – Entschlüsselt (Band 8,5) (Keeper of the Lost Cities)
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Bei "Keeper of the Lost Cities 8,5 - Entschlüsselt" von Shannon Messenger handelt es sich, wie die Nummer 8 5 bereits nahelegt, um einen ganz besonderen Band der Reihe.

Er besteht zu ca. 2/3 aus einem ...

Bei "Keeper of the Lost Cities 8,5 - Entschlüsselt" von Shannon Messenger handelt es sich, wie die Nummer 8 5 bereits nahelegt, um einen ganz besonderen Band der Reihe.

Er besteht zu ca. 2/3 aus einem sehr umfangreichen Nachschlagewerk, das Signaturkarten zu den wichtigsten Charakteren enthält, ferner eine Weltkarte samt ausführlichen Informationen (leider im ebook nicht dabei), Portraits diverser Figuren (leider ebenfalls nicht im ebook), Wissenswertes zum Leben in den Verlorenen Städten, u.a. zu den Mitgliedern des Hohen Rats, der Foxfire-Akademie, Fähigkeiten und Fertigkeiten der Elfen, Informationen zu den Neverseen, und, und, und.

Gleich zu Beginn des Buches weist die Autorin darauf hin, dass man vor der Lektüre des Lexikons unbedingt die Bände 1-8 gelesen haben sollte, da Spoiler enthalten sind. Tatsächlich kennt man vieles von dem, was hier aufgeführt wird, bereits aus den vorherigen Büchern. Wer diese erst kürzlich gelesen hat, wird sich also möglicherweise langweilen. Mein Sohn, der eigentlich ein großer Fan der Reihe ist, zeigte an diesem Buchteil wenig Interesse, da es für jüngere Leser*innen doch etwas langatmig ist. Er möchte einfach wissen, wie die Geschichte weitergeht. Andererseits empfand ich den Schreibstil und insbesondere die Anmerkungen der Autorin doch als sehr kindlich, so dass ich als ältere Leserin etwas genervt war. Meiner Ansicht nach ist dieser Teil des Buches nur etwas für absolute Hardcore-Fans, die jedes Detail der Keeper-Welt kennen möchten. Würde es sich hierbei um einen lexikonähnlichen Einzelband handeln, den man auch einfach auslassen könnte, wäre das völlig in Ordnung. Doch leider wurde dieser im letzten Drittel mit einer ca. 260 Seiten langen Fortsetzung der eigentlichen Reihe gekoppelt. Diese Geschichte wird aus der Sicht von Keefe erzählt, schließt nahtlos an Band 8 an und bildet wiederum die Voraussetzung für Band 9. Wer die eigentliche Reihe also weiterlesen möchte, kommt um Band 8,5 nicht herum, selbst wenn ihn das Nachschlagewerk nicht interessiert. Das empfinde ich als ziemlich unglücklich, hier wäre eine saubere Trennung wesentlich kundenfreundlicher gewesen.

Insgesamt hat meinen Sohn und mich Band 8,5 nicht überzeugt, und wir sind nun auf Band 9 gespannt.

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