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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.09.2023

überraschender Stil für einen Kriminalroman

Ein böses Haus
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Ich kannte die Autorin bisher noch nicht und bin überrascht über den Schreibstil: Er ist frech, die Aussagen sind immer genau auf den Punkt, ohne Beschönigung und Herumgerede, direkt, manchmal etwas depressiv ...

Ich kannte die Autorin bisher noch nicht und bin überrascht über den Schreibstil: Er ist frech, die Aussagen sind immer genau auf den Punkt, ohne Beschönigung und Herumgerede, direkt, manchmal etwas depressiv angehaucht oder mit schwarzem Humor. Dies kann man mögen oder auch nicht, ist Geschmackssache. Für mich war es eine erfrischende Art einen Kriminalroman zu lesen. Die Zeitungsartikel als Einschübe finde ich als Auflockerung und gute Kurzzusammenfassung von Sachlagen und Gerüchten. Alix verhält sich als Charakter gleich wie der Schreibstil, kurz angebunden, trocken, gefühlsarm, Aussagen direkt und oft verletzend oder schonungslos ehrlich. Die Ermittlungsversuche der Hausbewohnerinnen kann man nicht ganz ernst nehmen, sie sind eher eine angenehme Begleiterscheinung. Genauso wie die Beschreibung der einzelnen Hausbewohnerinnen mit ihren schrulligen Marotten. Der Tod von Alixs Schwester wird trotzdem aufgeklärt und es überrascht auf der einen Seite, aber auf der anderen dann doch wieder nicht. Das Ende hat mich überrascht, kam für mich auch etwas abrupt und fast zu plötzlich, sodass ich dies schade finde.

Veröffentlicht am 07.09.2023

hektischer Alltag und Gefühlschaos

Eine glückliche Familie
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Das Cover finde ich etwas einfallslos und fad gestaltet, auch der Titel klingt sehr allgemein und wenig aussagekräftig. Inhaltlich finde ich den Kriminalroman aber gelungen. Die Stimmung wechselt häufig ...

Das Cover finde ich etwas einfallslos und fad gestaltet, auch der Titel klingt sehr allgemein und wenig aussagekräftig. Inhaltlich finde ich den Kriminalroman aber gelungen. Die Stimmung wechselt häufig und stark, zu Beginn von harmonisch, zwischenzeitlich etwas hektisch bis hin zu stressigem Wahnsinn, kaum noch auszuhalten und hat mich als Leserin mitgenommen. Beth wird als Charakter vielschichtig beschrieben, mit ihren Vorzügen, aber auch ihren vielen Schwächen, die sie umso sympathischer und menschlicher machen. Auch der hektische Alltag der geschiedenen Mutter zweier Kinder, die Beruf, Familie, einen pflegebedürftigen Vater und Freunde gemanagt bekommen will, aber es natürlich nicht immer zu aller Zufriedenheit schafft, ist sehr gut beschrieben. Die weiteren Charaktere einseitiger, entweder eindeutig bösartig oder nett – ausgenommen Robin, die Haushälterin und Kindersitterin, die einerseits wortkarg und unscheinbar ist, auch herumschnüffelt, aber auf der anderen Seite liebevoll mit den Kindern umgeht, tolle Referenzen aufweist und den Haushalt in Schuss hält.
Interessant ist die Sehnsucht nach ihrer Mutter, die Beth schon in der Kindheit verlassen hat und seitdem nie wieder in ihr Leben getreten ist. Somit ist es mehr als verständlich, dass Beth, ohne viel zu hinterfragen, die neue Situation freudig annimmt. Schlimm finde ich, dass sie sich von ihren langjährigen Freundinnen aufgrund von Gerüchten oder Aussagen distanziert, ohne zu hinterfragen und bald ziemlich alleine und isoliert dasteht. Am Ende des Buches nimmt die Geschichte noch einmal Fahrt auf, die Ereignisse überschlagen sich und zum Schluss sind alle offenen Fragen restlos geklärt, was ich persönlich ganz angenehm finde. Der Kreis der Verdächtigen ist eng, aber das Miträtseln hat Spaß gemacht, auch wenn es für mich nicht ganz so schwierig zu erraten war, wurden doch ein paar Überraschungen aufgedeckt.

Veröffentlicht am 03.09.2023

brisante Themen und ihre Bedeutung

Nachts erzähle ich dir alles
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Der Roman besteht aus vielen Komponenten, die mir gefallen haben, als erste das französische Flair, den Lifestyle, den Lea in Südfrankreich im alten Familienferienhaus lebt. Als Charakter ist Lea vielschichtig, ...

Der Roman besteht aus vielen Komponenten, die mir gefallen haben, als erste das französische Flair, den Lifestyle, den Lea in Südfrankreich im alten Familienferienhaus lebt. Als Charakter ist Lea vielschichtig, sodass es kein Wunder ist, dass sie nahe dem Burn out ist, als sie ankommt. Ihre Beziehung ist in die Brüche gegangen, die Selbstständigkeit mit ihrem Café und ihren Backwerken läuft fast schon zu gut und es bleibt keine Zeit zum Erholen, Durchschnaufen und Nachdenken.
Besonders gut gefallen hat mir die Chemie zwischen Lea und Alice, als sie sich eines Abends im Garten unterhalten haben. Sie haben sofort einen Draht zueinander gefunden, schade, dass es nicht mehrere Unterhaltungen dieser Art gegeben hat und schade auch, dass sich Alice Lea nicht anvertraut hat und ihre Probleme allein zu lösen versucht hat.
Mit Emile kann sich Lea auch gut unterhalten, aber es ist eine andere Ebene als mit Alice, zudem schwebt dann bei Emile auch immer die Aufklärung des Todes seiner Schwester mit und gleichzeitig bahnt sich eine Liebesbeziehung an, was ich persönlich nicht unbedingt so gut gefunden habe und auch nicht unbedingt benötigt hätte.
Es werden brisante Themen wie Schwangerschaft von jungen Mädchen, Abtreibung, homosexuelle Beziehungen angesprochen, auf niveauvoller und wertschätzender Ebene, was ich als Bereicherung empfunden habe. Besonders Emile erreicht mit seinem Podcast sehr viele junge Zuhörer*innen und kann diesen weiterhin für wichtige Themen und als Aufklärung für junge Menschen nutzen. Diese Idee hat mir sehr gut gefallen.

Veröffentlicht am 02.09.2023

atmosphärisch schön

Tage im warmen Licht
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Der Roman hat eine intensive und schöne Grundstimmung. Die Autorin schafft es mit Worten die örtlichen Gegebenheiten so detailliert zu beschreiben, dass man als Leser*in das Gefühl hat, mit dabei und vor ...

Der Roman hat eine intensive und schöne Grundstimmung. Die Autorin schafft es mit Worten die örtlichen Gegebenheiten so detailliert zu beschreiben, dass man als Leser*in das Gefühl hat, mit dabei und vor Ort zu sein. Auch die Bräuche, die Jahreszeiten, die vollen Apfelbäume samt Obsternte werden leidenschaftlich und mit allen Sinnen beschrieben, sodass durchgehend die Stimmung greifbar und spürbar ist.
Mit Maria musste ich zu Beginn ein wenig warm werden. Sie wirkt gehetzt, unzufrieden mit ihrem Leben und weiß selbst nicht genau, was sie vom Leben will. Mit der Zeit taut sie aber immer weiter auf und man lernt neue Facetten von ihr kennen und schätzen. Ihre Tochter Linnea fand ich sofort sympathisch und ich finde es schön, dass sie eine neue Heimat und gute Freundinnen fürs Leben gefunden hat und dies in erstaunlicher Geschwindigkeit. Auch die Geheimnisse um Marias Oma und ihrer Nachbarin finde ich gut eingebaut und aufgelöst. Das Buch ist voll von starken und mutigen Frauen, die sich teilweise nur selbst finden oder gegenseitig einen Schubs geben müssen, um das volle Potenzial zu entfalten. Maria tut sich anfangs schwer, hat ihre Höhen und Tiefen und wirkt mehr wie ein Teenager als wie eine erwachsene Frau, aber vielleicht hatte sie hier Nachholbedarf. Der Schluss ging mir dann doch etwas sehr schnell, ohne dass ich jetzt inhaltlich näher darauf eingehen möchte, da ich auch nichts vorab verraten möchte. Hier wäre eventuell ein nicht ganz runder Abschluss oder eine längere Zeitspanne besser gewesen, ansonsten hat mich der Roman sehr gerührt und wunderschöne Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 16.08.2023

Fokus auf die Charaktere

Im Sturm
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Der Kriminalroman führt zu Beginn in die Themen ein, startet ruhig und im Fokus stehen die Privatangelegenheiten der beiden Ermittlerinnen Lilly und Liv. Beide haben es nicht einfach und eigentlich genügend ...

Der Kriminalroman führt zu Beginn in die Themen ein, startet ruhig und im Fokus stehen die Privatangelegenheiten der beiden Ermittlerinnen Lilly und Liv. Beide haben es nicht einfach und eigentlich genügend eigene Probleme zu lösen, doch dann werden sie als Elite-Truppe geschickt um einen ungelösten Mordfall neu aufzurollen. Die Ermittlungen kommen erst im letzten Drittel so richtig in Schwung und vorher gehen die Mordfälle fast unter. Wer als Täterin in Frage kommt oder was das Motiv dahinter ist, war für mich sehr lange Zeit unklar. Für meinen Geschmack waren fast zu viele Nebenhandlungen und zu wenig Fokus auf die tatsächlich zu klärenden Fälle, die erst zum Schluss spannend wurden. Zwischenzeitlich waren mir gewisse Szenen auch zu machohaft dargestellt, wie etwa das Balzverhalten im Pub oder das Eintreffen der Verstärkungsteams, sodass Liv und Lilly wie unfähige Anfängerinnen dargestellt wurden.
Die Themen Klimawandel und Notlagen aufgrund von Unwettern waren der Autorin sehr wichtig, dadurch nehmen sie auch einen großen Anteil ein und beeinflussen das tägliche Leben der Ermittler*innen in unheimlichem Ausmaß. Es ist unvorstellbar, alleine schon mehrere Tage von der Außenwelt abgeschnitten und ohne Strom zu leben und hier sollten Lilly und Liv auch noch mehrere Mordfälle aufklären. Da bemerkt man, wie abhängig wir alle von technischen Hilfsmitteln sind und wie unkontrollierbar die Naturgewalten sind.
Den ersten Teil habe ich leider noch nicht gelesen, werde das jetzt aber nachholen.