Ein Roman über Emanzipation und Diskriminierung
Jenny | Der große Frauen- und Emanzipationsroman von Fanny Lewald | Reclams KlassikerinnenFanny Lewald beschreibt hier authentisch das Leben von Jenny, als jüdische Frau im frühen 19. Jahrhundert. Der damals bereits herrschende Antisemitismus ist hier von Anfang an spürbar. Als Jude war man ...
Fanny Lewald beschreibt hier authentisch das Leben von Jenny, als jüdische Frau im frühen 19. Jahrhundert. Der damals bereits herrschende Antisemitismus ist hier von Anfang an spürbar. Als Jude war man schon als Mensch zweiter Klasse abgestempelt, doch als Frau hat man es nochmal zusätzlich schwer, da die Emanzipation der Frauen noch weit entfernt war. Jenny kommt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie und hat das Privileg von ihren Eltern nicht in eine Rolle oder Ehe gezwungen zu werden. Sie darf sich frei entwickeln und soll aus Liebe heiraten. So entwickelt sie sich zu einem Freigeist, der nicht dem damaligen Bild einer Frau entspricht. Doch leider muss sie schnell herausfinden, dass die Gesellschaft, vor allem die Christen, nicht so fortschrittlich denken wie ihre Eltern, dass ein Jude nicht die gleichen Rechte hat wie ein Christ. Eine Heirat zwischen Juden und Christen ist gar verboten. Auf der Suche nach der Liebe und ihrem eigenen Weg hat sie so einige Hindernisse zu überwinden.
Der Roman ist berührend und erschreckend zugleich. Er gibt einen tiefen Einblick in die damaligen Verhältnisse.
Die Sprache ist natürlich etwas altertümlich, schließlich handelt es sich um einen Klassiker von 1843, aber ich fand es gut lesbar und habe auch Gefallen an der Sprache gefunden. Ich bewundere es, dass Fanny als Jüdin den Mut hatte diesen Roman zu schreiben in einer Zeit in der Frauen generell noch nicht als Autorinnen anerkannt und Juden stark diskriminiert wurden. Ich bin sehr froh über die Wiederentdeckung dieses Klassikers der Frauenliteratur!