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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.10.2023

Spannender Krimi

Mord auf Zelluloid
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„….Ich bin Mathilde Carriere. Mein Mann René Carriere ist während der Dreharbeiten gestorben. Nicht an einem Herzanfall. Er wurde ermordet. Da bin ich mir sicher. Seine Mörder sitzen hier im Raum...“

Mit ...

„….Ich bin Mathilde Carriere. Mein Mann René Carriere ist während der Dreharbeiten gestorben. Nicht an einem Herzanfall. Er wurde ermordet. Da bin ich mir sicher. Seine Mörder sitzen hier im Raum...“

Mit diesen Worten sorgt die Frau bei der Filmpremiere für Aufsehen in Cannes im Jahre 1978 . Unter den Zuschauern befinden sich auch Commissaire Lucie Girard und ihr Chef Sebastian Cassel.
Lucie nimmt sich des Falles an.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Wie bei dem Autor gewohnt, werden die Personen gut charakterisiert und zwar vor allem durch ihre Taten.
Die Geschichte erlaubt tiefe Einblicke in die Filmbranche der Zeit. Ab und an gibt es Rückblenden in die letzten Tage des Toten. Der alternde Schauspieler wusste, wie er seine Rechte durchsetzen konnte, musste aber trotzdem Kompromisse schließen.

„...Der Schauspieler ist seiner Rolle verpflichtet. Und meine gibt nun einmal einen distinguierten belgischen Gentleman vor...“

Doch der neue Besitzer der Firma Pietro Mauro hat für den klassischen Krimi nichts übrig. Die Zeit verlangt andere Filme. Gerade ist der Italowestern im Kommen. Das führt natürlich zu Spannungen.

„...Die Positionen schienen unvereinbar. Anspruch versus Profit. Autorenfilme versus Popcornkino...“

Liegt hier das Motiv für einen Mord? Stand der Schauspieler den Plänen im Wege?
Wie immer recherchiert Lucie akribisch. Ein junger Kollege aus Cannes wird ihr zur Seite gestellt. Der ist sehr eifrig, aber auch leicht chaotisch. Das führt naturgemäß zu Problemen.
Die Gespräche mit der Frau des Toten helfen kaum weiter. Er ist seine eigenen Wege gegangen und hat sie in sein Leben kaum eingeweiht. Selbst den Zugang zum Safe kennt sie nicht. Lucie vermutet, dass dort der Schlüssel zum Fall liegen könnte.
Die Auflösung des Falles birgt eine unerwartete Überraschung. Auch in Lucies Privatleben zeichnen sich Veränderungen ab.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 30.09.2023

Spannend und informativ

Wer das Vergessen stört
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„...“Das kann überhaupt nicht sein“, wiederholte sie. „Wenn Vera tot ist, war es kein Selbstmord.“...“

Mit diesen Sätzen der Psychologin Lily Brown endet der Prolog, der mich mit einer Menge an Fragen ...

„...“Das kann überhaupt nicht sein“, wiederholte sie. „Wenn Vera tot ist, war es kein Selbstmord.“...“

Mit diesen Sätzen der Psychologin Lily Brown endet der Prolog, der mich mit einer Menge an Fragen zurück lässt
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet und kombiniert geschickt die verschiedenen Handlungsstränge. Außerdem sorgt er für einen hohen Spannungsbogen. Genaue Beschreibungen der Örtlichkeiten und eine gute Charakterisierung der Protagonisten gehören zu den Stärken der Autorin.
Im Mittelpunkt stehen Lily Brown, die eine psychotherapeutische Praxis in Canterbury hat, und zwei ihrer Patientinnen.
Das ist zu einen Vera, die in der letzten Zeit häufig von Panikattacken heimgesucht wird. Lily vermutet, dass dabei Erinnerungen an den Tod ihrer kleinen Schwester hochkommen. Das Besondere im Buch ist, dass Vera teilweise als Ich-Erzählerin agiert. Damit lerne ich nicht nur Lilys Behandlungsmethoden kennen, sondern erfahre auch, was sich seelisch bei Vera abspielt.

„...Sie selbst kann sich an nichts erinnern, wobei eine partielle Amnesie tatsächlich ein Bewältigungsmechanismus für ein Trauma sein kann...“

Geschickt erfahre ich als Leser nach und nach, was in Veras Kindheit wirklich passiert ist. Dabei bringt jedes neue Puzzleteil auch neue Fragen. Vera beginnt, in ihrer Vergangenheit zu recherchieren. War das ihr Todesurteil?
Die zweite Patientin ist Samantha. Hier geht es um häusliche Gewalt. Ihr Mann hat einen verantwortungsvollen Posten bei der Bank. Sie lebt also in gesicherten Verhältnissen.

„...Tommy kann der liebenswürdigste Mensch der Welt sein. Ja, er ist immer wieder eifersüchtig gewesen, weil er mich über alles liebt. Dann verliert er die Beherrschung. Aber dazwischen gibt es auch immer ganz wunderbare Zeiten mit ihm...“

Wird es Samantha gelingen, sich von ihrem Mann zu trennen?
Natürlich bleibt auch Raum für Lilys Privatleben, das von zwei Männern tangiert wird. Matt ist ihr Partner in der Praxis. Er nimmt sich für sie Zeit, analysiert gemeinsam mit ihr die Fälle und berät sie, ohne sie zu dominieren. Zum Anderen ist es der Polizist Dan. Lily hat sich von ihm getrennt. Gerade bei den Gesprächen mit Samantha fallen ihr Parallelen zu deren Leben auf. Zwar war Dan nie gewalttätig, aber auch er verfügte über eine sehr subtile Art, um sie zu manipulieren.
Einen Protagonisten darf ich auf keinen Fall vergessen. Das ist Mick, Lilys Kater. Der weiß, was er will und äußert sich lautstark, wenn es nicht nach seinem Kopf läuft. Dummerweise übt das Vogelhäuschen des Nachbarn eine starke Anziehungskraft auf ihn aus. Deshalb gibt e ab und an Ärger. Wird es eine Lösung geben?
Informativ für mich als Leser waren Lilys Behandlungsstrategien. Sie zeigen, was heute schon möglich ist, um Patienten zu heilen.
Nach Veras Tod recherchiert Lily selbst, da die Polizei bei ihrer Selbstmordtheorie bleibt. Am Ende wird es dadurch eng für sie.
Zum Buch gehört ein inhaltsreiches Nachwort. Ein Teil der Geschichte beruht auf einem tatsächlichen Fall. Darauf geht die Autorin nochmals ein und trennt Fiktion von Realität.
Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich auf mögliche weitere Fälle.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Bewegende Geschichte

Die Anatomie des Blumenkörbchens
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„...Der Kuss ist aufregend und unerwartet. Während ich mit geschlossenen Augen aus dem Wasser auftauche, küsst sie mich unvermittelt...“

Das Büchlein beginnt mit einer zarten Liebesgeschichte. Rüdiger ...

„...Der Kuss ist aufregend und unerwartet. Während ich mit geschlossenen Augen aus dem Wasser auftauche, küsst sie mich unvermittelt...“

Das Büchlein beginnt mit einer zarten Liebesgeschichte. Rüdiger und Diana träumen von einem gemeinsamen Leben. In wenigen Monaten wird Diana achtzehn. Dann steht einer Hochzeit nichts mehr im Wege.
Der Schriftstil ist ausgereift. Der Autor versteht es, den Gefühlen seiner Protagonisten Tiefe zu geben. Eigentlich möchte Diana am Abend mit Rüdiger ins Kino gehen. Doch den erwartet ein besonderes Erlebnis. Als Doktorand der Medizin hat er die Chance, in der Rechtsmedizin das erste Mal eine außergewöhnliche Gehirnstruktur zu sehen. Sie ist sehr flüchtig und kann nur kurzzeitig betrachtet werden.

„...Ich will dieses Bochdalek-Blumenkörbchen um jeden Preis sehen, Diana. Stell dir das doch einmal vor. Es ist nach dem Herzen die zweitpoetischste anatomische Struktur im menschlichen Körper...“

Die Szenen i n der Rechtsmedizin zeigen, dass er Autor weiß, wovon er schreibt. Die Freilegung der Struktur wird detailliert geschildert.
Als Rüdiger wieder zu Hause ist, bekommt er einen Anruf, der sein Leben für immer verändern wird. War der Preis für die Betrachtung des Blumenkörbchens doch zu hoch?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 21.09.2023

Gelungener Abschluss

Töchter eines neuen Morgens
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„...Dass sie schon bald nach Aufnahme ihres Studiums diese Wohnung und mit Lola zugleich eine wunderbare Mitbewohnerin und Freundin bekommen hatte, empfand sie noch immer als großes Glück. Denn für weibliche ...

„...Dass sie schon bald nach Aufnahme ihres Studiums diese Wohnung und mit Lola zugleich eine wunderbare Mitbewohnerin und Freundin bekommen hatte, empfand sie noch immer als großes Glück. Denn für weibliche Studenten war es schwierig unterzukommen...“

Wir schreiben das Jahr 1927. Katharina, die jüngste der Lindner – Schwester, kommt ihrem großen Ziel immer näher. Das Studium der Medizin füllt sie aus. Sie interessiert sich besonders für die Frauenheilkunde.
Auch der dritte Band der Saga erzählt eine spannende Geschichte. Gekonnt wird die historische Entwicklung mit den Handeln der Personen verknüpft.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er lässt sich angenehm lesen.
Eva, zu Katharinas Freundeskreis gehörend, ist Studentin der Kunstakademie. Der dortige Professor lässt nichts anbrennen. Walli, die oft dann gefragt ist, wenn sein Tun Folgen hat, meint:

„...Der schickt nur seine Laufburschen. Aber ich sag ihnen eins: Wenn der alle Kinder, die der schon gemacht hat, selbst hätt austragen müssen, wär der längst unter der Erde...“

Als es bei Eva nach einer illegalen Abtreibung zu Komplikationen kommt, lernt Katharina den Arzt Thomas von Bogen kennen. Der wird so charakterisiert:

„...Die Arbeit erfüllte seine Tage, die Musik seinen Geist. Mehr erwartete er nicht vom Leben. Nicht mehr...“

Neben seiner Arbeit in einer Privatpraxis führt er noch eine Armenpraxis. Dort bietet er Katharina eine Stelle an. Deutlich wird, wie wichtig es ist, Frauen in der Medizin zu haben. Nicht jede Patientin ist gewillt, sich vor Thomas auszuziehen. Die übernimmt Katharina. Dabei muss sie allerdings vorsichtig sein. So lange sie ihr Studium nicht abgeschlossen hat, kann sie damit Ärger bekommen. Und Edmund, Mitstudent von Katharina, würde ihr gern etwas am Zeug flicken. Er ist bei ihr nicht angekommen und wird öfter wegen seiner mangelnden Kenntnisse bloßgestellt. Dass eine Frau besser im Studium ist wie er, passt nicht in sein Weltbild.
Eines Tages glaubt Edmund, Katharina bei einer unerlaubten Handlung erwischt zu haben. Er zeigt sie an. Wie wird sich Thomas von Bogen dazu positionieren? Wird die gerade erst aufkeimende Liebe zwischen ihm und Katharina halten?
Intensiv und von verschiedenen Seiten wird das Thema Abtreibung im Buch diskutiert. Die Mitglieder der Sexualberatungsstätte sehen dies als Mittel der Wahl, Thomas ist dagegen. Das ist auch seinem persönlichen Schicksal geschuldet. Die Ärztin Else Kienle sucht einen Mittelweg. Sie wog sorgfältig ab und berücksichtigte dabei auch den sozialen Faktor. Damit war sei ihrer Zeit weit voraus.
Die Geschichte spielt in einer Zeit, wo die Frauen zunehmend um ihre Gleichberechtigung kämpfen. Doch erste dunkle Wolken am Horizont machen deutlich, dass man schnell gewillt ist, dies zurückzudrehen. Starke Frauen sind nicht gewollt. Und das lässt man sie spüren, wenn man die Gelegenheit dazu hat.
Ein inhaltsreiches Nachwort rundet das Buch ab. Ergänzt wird die Geschichte durch ein Glossar und ein ausführliches Personenverzeichnis.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 20.09.2023

Tiefgründige Geschichte

Die Geschichtenlauscherin
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„...Agnes steht in der Straßenbahn und lauscht den Gesprächen der anderen Fahrgäste, deren Worte sich zwischen den Haltestangen zu einem Geräuschbrei vermischen...“

Mit diesen Worten beginnt eine tiefgründige ...

„...Agnes steht in der Straßenbahn und lauscht den Gesprächen der anderen Fahrgäste, deren Worte sich zwischen den Haltestangen zu einem Geräuschbrei vermischen...“

Mit diesen Worten beginnt eine tiefgründige Erzählung. Agnes ist hier noch ein Kind. Die gehörten Geschichten erzählt sie ihrer Mutter weiter.
Der Schriftstil ist ausgereift. Er sorgt für eine innere Spannung in diesem sonst leisen Buch. Erst gegen Ende werde ich als Leser erfahren, was Agnes zu ihrem Verhalten bewegt hat.
Mittlerweile ist Agnes Mitte 20. Vor zwei Jahren hat sie ihre Heimatstadt Augsburg verlassen. Agnes wohnt in einem Hochhaus. Noch immer lauscht sie auf die Geschichten der anderen.

„...Sie besaß kein Auto und fuhr deshalb immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Meistens setzte sie sich in die Nähe der Leute, die ihr am interessantesten erschienen und hörte ihnen unauffällig zu...“

Agnes ist auf den Weg zu ihrer neuen Arbeitsstelle. Sie wird als Bürokraft in einer psychologischen Praxis eingestellt. Dort wird sie mit den unterschiedlichsten Lebensgeschichten konfrontiert. Die sind im Buch kursiv eingefügt.
Ihre neue Chefin, Frau Kramer – Michels, sendet recht widersprüchliche Signale. Als Leser habe ich ab und an den Eindruck, sie könne auch eine Beratung gebrauchen.

„...Wissen Sie, Orchideen sind ein bisschen so wie Menschen. Man darf ihnen nicht zu viel und nicht zu wenig Aufmerksamkeit schenken...“

Zu Agnes` Aufgaben gehört es, jede Pflanze einmal pro Woche mit einem Eierbecher voll Wasser zu versorgen.
Dann steht plötzlich ein Mann vor Agnes` Tür, drückt ihr einen Schlüssel in die Hand und bittet sie, sich um seinen Onkel zu kümmern, der gegenüber wohnt. Eigentlich will Agens dem alten Mann später nur den Schlüssel zurückbringen, doch plötzlich fühlt sie sich verantwortlich. Sie erlebt, wie er nach und nach durch Demenz seine Geschichte verliert. Hier bedient sich die Autorin einer sehr behutsamen und einfühlsamen Sprache. Anfangs hat er noch aus seinem Leben erzählt.

„...Ich war Soldat im Krieg. Die Details tun doch nichts zur Sache. Aber glauben Sie mir, Fräulein Agnes, im Krieg gibt es immer nur Verlierer – auf allen Seiten...“

Wie aber ist Agnes´ eigene Geschichte? Sie selbst glaubt, dass sie keine hat. Dabei ist es eine ganz Besondere.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier lässt die Autorin zum Teil auch das Leben von Protagonisten aus ihren anderen Büchern einfließen.

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