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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.09.2023

Abschied nehmen

Simone
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Noch während ich diese Rezension schreibe, überlege ich wie viele Punkte ich geben soll. 3? 4? Oder gar 5? 3 scheinen dem Inhalt und schwierigen Thema nicht gerecht zu werden, gerade vor dem Hintergrund ...

Noch während ich diese Rezension schreibe, überlege ich wie viele Punkte ich geben soll. 3? 4? Oder gar 5? 3 scheinen dem Inhalt und schwierigen Thema nicht gerecht zu werden, gerade vor dem Hintergrund der wahren Begebenheit. Für 5 war es mir dann doch zu nüchtern und hätte ich mir mehr Emotionalität gewünscht bzw. auch erwartet.

Meine Vorstellung war, des es „romanartiger“ ist, wir das Leben vielleicht aus Simones Sicht lesen und mir Simone insgesamt näherkommt. Doch das Buch ist sehr biografisch gehalten und Simone bleibt somit auf Distanz.

Wir begleiten Anja bei der Aufarbeitung von Simones Leben. Beginnend bei den Eltern und deren Kindheit. Wo kommen sie her. Wie sind sie aufgewachsen. Wie haben sie sich kennengelernt…
Das fand ich zu Beginn eher irritierend, nimmt es doch einen großen Teil ein. Aber im Nachhinein betrachtet, gehört es unbedingt dazu.

Weiter geht es mit Simones Kindheit, Schulzeit, das Kennenlernen von Anja, wie sie in Kontakt bleiben obwohl sie auf unterschiedliche Schulen gehen, ihre Suche nach einem passenden Beruf / Studium, … Wir begleiten Anja, wie sie Kontakt zu Freunden und Bekannten von Simone aufnimmt. Diese zu Wort kommen lässt und sich das Bild von Simone immer mehr vervollständigt. Doch durch den ehrlichen, aber auch schnörkellosen und nüchternen Schreibstil bleibt mir Simone leider fremd. Eine wirkliche Verbindung konnte ich zu ihr nicht aufbauen. Ich kann nicht behaupten, dass ich um sie und ihr Leben getrauert habe. Oder das ist sie gerne kennengelernt hätte.

Im späteren Verlauf blitz immer mal wieder die Frage durch, ob diese bestimmte Entscheidung, dieses konkrete Erlebnis zu dem späteren Selbstmord beigetragen hat. Letztendlich kann es keiner beantworten, waren doch die Entscheidungen vor so vielen Jahren mit den besten Absichten getroffen worden. Sie werden aber durchaus kritisch hinterfragt. Imponiert hat mir, dass die Autorin nie die Schuld jemanden zuweist. Und obwohl sie bestimmt auf der Suche nach einer Antwort war, kommt diese Fragestellung kaum auf.

Was für mich im Gedächtnis bleibt, ist die Erkenntnis, wie schwer ein Selbstmord für die Hinterbliebenen zu verarbeiten ist. Ganz egal ob Eltern, Geschwister, Verwandte, Freunde, … Man kann sich noch so sehr mit der verstorbenen Person beschäftigen, aber nicht auf alles wird man eine Antwort finden.

Fazit: mutige Auseinandersetzung mit Simones Leben und der eigenen Rolle der Autorin. Es punktet vor allem durch die realen Geschehnisse.

Veröffentlicht am 20.09.2023

schlüssige und glaubhafte Ermittlung

Wisting und die Tote am Wegesrand
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Ob nun ein Cold Case, oder ein aktuelles Fall, Jorn Lier Horst bleibt bei der Wisting-Reihe seinem Stil treu. Diesen Band habe ich gut lesen können, ohne alle Bücher der anderen Reihe zu kennen. Es ist ...

Ob nun ein Cold Case, oder ein aktuelles Fall, Jorn Lier Horst bleibt bei der Wisting-Reihe seinem Stil treu. Diesen Band habe ich gut lesen können, ohne alle Bücher der anderen Reihe zu kennen. Es ist vor allem ein Krimi und weniger ein Roman. Das Privatleben spielt nur eine untergeordnete Rolle und alle wichtigen Geschehnisse und Verbindungen können problemlos zugeordnet werden. Also durchaus für Quereinsteiger geeignet.

Wisting ist ein ruhiger, umsichtiger und überlegter Ermittler. Und genauso ist auch das Buch geprägt. Ein Krimi der durch sein Handwerk und nicht mit blutigen Beschreibungen punkten kann. Die ersten Seiten haben sich für meinen Geschmack etwas hingezogen. Eine Frau ist verschwunden. Aber dies alleine reicht nicht aus um zu ermitteln. Und so dauert es eine ganze Weile, bis der Fall in Gang kommt.

Unterdessen haben sich auf einer Internetplattform bereits einige User mit dem Verschwinden beschäftigt und sind verschiedenen Spuren nachgegangen. Diesen Aspekt fand ich besonders interessant. Zeigt er uns doch unter anderem was wir selber für digitale Spuren hinterlassen, wieviel im Internet recherchiert werden kann, aber auch was Laien im Stande sind zu leisten, welche Eigendynamik in solch einem geschützten Raum entstehen kann und dass diese evtl. auch reguliert werden muss.

Nicht jede Theorie der Hobbyermittler ist haltbar. Zum Teil fehlt es an Nachweisen. Und so verweben sich nach und nach geschickt die Erkenntnisse der „Laienermittler“ mit den polizeilichen Beweisen.

Fazit: hätte etwas mehr Spannung vertragen können, überzeugt aber mit akribischer und nachvollziehbarer Ermittlungsarbeit.

Veröffentlicht am 28.07.2023

Der Geschmack von zuhause

So weit der Fluss uns trägt
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Dieses Buch besticht mit seiner leisen, ruhigen und bildhaften Erzählweise. Es überzeugt durch atmosphärische Landschaftsbeschreibungen und nicht mit Spannung.

Die Geschichte von Torrie entwickelt sich ...

Dieses Buch besticht mit seiner leisen, ruhigen und bildhaften Erzählweise. Es überzeugt durch atmosphärische Landschaftsbeschreibungen und nicht mit Spannung.

Die Geschichte von Torrie entwickelt sich äußerst langsam und zieht einen doch in seinen Bann. Wir erfahren wie sie als junges Mädchen in den 1940er Jahren in Colorado aufwächst. Durch Schicksalsschläge der Familie ist sie die einzige Frau im Haushalt und muss sich in der rauen Männerwelt behaupten. Wie selbstverständlich nimmt sie die Rolle der Hausfrau ein.

Dies ist ein Buch über ein Mädchen, was langsam reift und zur Frau wird. Ein Buch über die (erste) Liebe. Die tragisch endet und erhebliche Opfer für Victoria mit sich bringt, die sie aber nie bereut. Ein Buch über das harte Leben auf einer Obstplantage und die Abhängigkeit von der Natur. Die Verantwortung für die Familie und die täglichen Aufgaben im Wechsel der Jahreszeiten. Ein Buch über das Leben in einer Kleinstadt. Wo sich Gerüchte schnell verbreiten, man Rassismus begegnet und anders aussehende Personen auf Vorurteile treffen und ausgegrenzt werden. Und manchmal bleibt es nicht bei Vorurteilen … Ein Buch über die Liebe zur Natur. Ihre Schönheit und den Respekt ihr gegenüber. Ein Buch über das Durchhalten und innere Stärke. Ein Buch über …

Die Geschichte ist sehr reduziert. Stellenweise ohne große Handlung. Und doch nie langweilig. Die Beschreibungen sind feinfühlig und zeigen uns die Natur mit neuen Augen und allen Sinnen zu erfassen, wahrzunehmen und wertzuschätzen.

Veröffentlicht am 09.07.2023

Hölle statt Paradies

Apfelmädchen
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Idun Lind und Calle Brandt werden direkt von der ersten Seite an mit einem brutalen Verbrechen konfrontiert. Doch was so spannend beginnt, verliert sich leider auf den nächsten Seiten. Die Ermittlungen ...

Idun Lind und Calle Brandt werden direkt von der ersten Seite an mit einem brutalen Verbrechen konfrontiert. Doch was so spannend beginnt, verliert sich leider auf den nächsten Seiten. Die Ermittlungen kommen nicht wirklich voran und das Buch lebt vor allem von den Rückblenden. Diese sind auf jeden Fall interessant und verstörend. Geht es darin doch um eine Familie, in der der Vater gewalttätig ist. Die Mutter schafft es nicht, sich ihrem Mann zu widersetzen und die beiden Kinder gehen mit dem Erlebten völlig unterschiedlich um. Wie prägend die Kindheit ist, zeigt sich, als die eine Tochter selber Familie hat.
Klar ist, dass diese Geschichte aus der Vergangenheit mit dem Mord in Verbindung stehen müssen. Das wie bleibt dabei völlig offen. So spannend die Rückblenden waren, fand ich sie doch recht lang und im Vordergrund stehend.

Um die Ermittlungen und den Fall von Lind und Brandt wird es erst wieder interessant, als auch ein zweites Verbrechen passiert. Nun zeigen sich erste Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart und die beiden Stränge verweben sich geschickt.
Spätestens jetzt wollte ich das Buch ungern aus der Hand legen und unbedingt wissen, wie die beiden Fälle zusammenhängen und wo der gemeinsame Nenner ist.

Einziger Wermutstropfen zum Schluss war, dass die Auflösung zu vorhersehbar war. Das hätte man bestimmt etwas geschickter lösen können!? Trotzdem hat mich das Debüt überzeugt und ich würde Band 2 sehr gerne lesen.

Fazit: mit dem Buch musste ich erst warm werden, aber dann hat es mich gefesselt.

Veröffentlicht am 01.06.2023

Die kleine Bunker-Bücherei

Die Bibliothek der Hoffnung
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Historische Romane sind nicht so unbedingt meins. Aber etwas aus der Zeit des zweiten Weltkrieges mit wahrem Hintergrund zu lesen, hat mich absolut angesprochen. Umso mehr, als das es um Bücher und die ...

Historische Romane sind nicht so unbedingt meins. Aber etwas aus der Zeit des zweiten Weltkrieges mit wahrem Hintergrund zu lesen, hat mich absolut angesprochen. Umso mehr, als das es um Bücher und die Liebe zu Büchern gehen sollte.

Getragen wird dieses Buch von der sympathischen und warmherzigen Clara Button. Ist sie doch so viel mehr als Bibliothekarin. Sie will ihre kleine Bibliothek allen Menschen zugänglich machen. Dabei hat sie für alle Anliegen ein offenes Ohr und bietet eine begehrte Zuflucht vor dem Krieg.

So interessant die Geschichte um diese kleine Bibliothek auch ist, ging mir dies im Verlauf des Buches leider verloren. Vor dem geschichtlichen Hintergrund war das Buch „zu leichte Kost“. Ich hätte gerne mehr über das Kriegsgeschehen und das alltägliche Leben der Menschen in den Tunneln gelesen. Auch für Clara und Ruby kann es nicht leicht gewesen sein, unter diesen Bedingungen die Bibliothek zu betreiben. Angefangen bei der Rationierung von Papier, der Beschaffung von neuen Büchern, dem Verbot von bestimmten Büchern, … Schade, dass nicht mehr Gewicht auf die Entbehrungen und Schwierigkeiten gelegt wurde! Dann wäre es auch besser nachzuvollziehen, was diese Bücherei den Menschen bedeutet haben muss.

So geht dieses Buch mehr und mehr in eine Lebens- und Liebesgeschichte der beiden Freundinnen Clara und Ruby über.

Fazit: ein warmherziges und leichtes Buch über die Liebe zu Menschen und den Zusammenhalt im Viertel Bethnal Green. Aber nicht ganz das Buch, dass ich inhaltlich erwartet und mir gewünscht habe.