Erinnerungen
Nach einem schweren Autounfall kommt ein kleiner Junge zu seinen Großeltern aufs Dorf, hier erlebt er eine ganz eigene Welt, die so ganz anders ist als die aus der er kommt. Zusammen mit seinen stehts ...
Nach einem schweren Autounfall kommt ein kleiner Junge zu seinen Großeltern aufs Dorf, hier erlebt er eine ganz eigene Welt, die so ganz anders ist als die aus der er kommt. Zusammen mit seinen stehts zu Streichen aufgelegten Cousins wird dieser Sommer für ihn unvergesslich.
Der Autor schickt seinen Protagonisten in eine sehr ländliche, vom Weinanbau geprägte Region Österreichs. Hier ticken nicht nur die großen Standuhren anders, die Menschen hier leben mit und vom Wein und fest verankert in ihren alten Traditionen. Für den Jungen aus der Stadt ein Kulturschock, da niemand ihm die Situation erklärt beginnt er seine neue Umgebung auf seine ganz eigene, kindliche Art zu begreifen. Der Leser lernt durch seine Augen die Großeltern kennen, auch für ihn immer Mutter und Vater, die etwas älteren Cousins, mit ihren derben Späßen, den prügelnden Onkel mit dem schielenden Auge, oder die etwas zurückgebliebene Tante, die die Katzen nur so lange lieb hat, wie sie klein sind. Auch einigen Dorfbewohnern begegnet man, wie dem Pfarrer zum Beispiel, bei dem es ein Geheimnis zu lüften gibt - trägt er unter der Soutane eine Hose, oder ist er nackt unterm Gewand.
Der Autor schreibt mit einer unglaublichen Leichtigkeit, schon die Anfangsszene steckt voller Komik, obwohl die Beschreibung des Autounfalls alles Andere als komisch ist. So geht es im ganzen Buch man hat ständig ein Grinsen im Gesicht, fühlt sich fast wie in Ludwig Thomaˋs Lausbubengeschichten, dann erkennt man aber den Ernst und oft auch die Tragik hinter den Worten. Da das Buch in den 70ger Jahren angelegt ist und auch Erinnerungen der Großeltern an den zweiten Weltkrieg und die Zeit danach vorkommen, ist die Sprache dementsprechend. Dem Leser muss klar sein, dass antisemitische Ausdrücke genauso vorkommen, wie Beschreibungen von Gewalt gegen Kinder und Tiere, oder eben eine Hausschlachtung, die im dörflichen Leben eine zentrale Rolle spielt. Man muss diese Teile des Buches im richtigen Kontext sehen können, ansonsten sollte man von der Lektüre eher Abstand nehmen.
Namensgebend für das Buch sind die zweilitrigen Weinflaschen, die Doppler, in die der Großvater seinen Wein abfüllt, aber so wurden wohl auch Brillen genannt, daher der Bezug zum Cover. Mich hat es allerdings etwas irritiert, als plötzlich, ohne erkennbaren Zusammenhang einige Seiten eingestreut waren, in denen es um einen Brillenliebhaber geht, der über die gebratene Scholle auf seinem Teller sinniert, oder Sigmund Freund, der über den Weggang aus Wien nachdenkt.
Ein tragischkomisches Buch mit Erinnerungen an einen besonderen Sommer und einem nostalgischen Blick auf das Leben unserer Großeltern. Wahrscheinlich nicht für jeden Leser passend.