Spannend und erschütternd
Felix Francis hat mit "Hindernis" einen weiteren Krimi aus der Pferderennsport-Szene geschrieben. Diesmal geht es um den Anwalt Harrison Foster, der für seinen Klienten, den Scheich Karim, auf dem Trainingshof ...
Felix Francis hat mit "Hindernis" einen weiteren Krimi aus der Pferderennsport-Szene geschrieben. Diesmal geht es um den Anwalt Harrison Foster, der für seinen Klienten, den Scheich Karim, auf dem Trainingshof der Familie Chadwick einen Stallbrand untersucht. Dabei kam jedoch nicht nur das Top-Pferd des Stalls ums Leben, sondern auch eine menschliche Leiche wird entdeckt.
Je mehr Foster recherchiert, umso mehr Mauern des Schweigens begegnet er. Schnell wird klar, dass er es nicht mit einem Unfall zu tun hat, sondern mit Mord. Doch während er versucht, das Lügengeflecht der Familie zu entwirren, desto mehr gerät er selbst in tödliche Gefahr.
Ich mochte Harrison sehr, auch wenn er gelegentlich etwas zu naiv agiert. Er hat eine außergewöhnliche Geschichte, wie er zu seinem neuen Job und Arbeitgeber kommt, was ihm so ein wenig den Touch eines "Undercover Agents" gibt. Über den Rennsport an sich weiß er derweil so gut wie gar nichts, was ihm besonders zu Beginn der Geschichte viel Spott und Hähme einbringt. Für den Leser jedoch hat Harrisons Ahnungslosigkeit den großen Vorteil, dass alles wichtige zum Pferderennsport erklärt wird. Auch wer schon gelegentlich mal eine Rennbahn besucht hat, kann hier noch etwas dazulernen. Die Informationen wirken auch nie aufgesetzt, sondern sind gut in der Geschichte verwoben, so dass es immer interessant bleibt. Deshalb finde ich gerade diesen Teil den bisher besten, um in Felix Francis Romane einzusteigen.
Sein Schreibstil ist unterhaltsam und es kommt keine Langeweile auf, da die Handlung stetig vorangetrieben wird. Auch fürs Herz ist was dabei, auch wenn es die kleine Liebesgeschichte für meinen Geschmack nicht unbedingt gebraucht hätte. Sie passt aber zum entspannten Erzählstil des Autors, der mehr in Richtung "Cosy Crime" geht und effekthaschende Gewaltdarstellungen meidet. Spannung ist trotzdem reichlich vorhanden.
Das Unglück, das dem Trainerreitstall geschieht, berührt Tierliebhaber und besonders Pferdefreunde. Natürlich möchte man unbedingt wissen, wer das Verbrechen begangen hat und was genau dahinter steckt. Nach und nach kommen immer mehr Details ans Licht, überraschende Wendungen führen in eine neue Richtung und das Drama steigert sich bis zum Ende hin, bis man fassungslos vor der Auflösung sitzt.
Zumindest ging es mir so und die Story hat mich nachdenklich zurückgelassen. Ich hätte schließlich gerne noch mehr über das "Warum?" der Figuren erfahren, aber das näher zu beleuchten hätte sicher den Umfang des Romans gesprengt. Manches Entsetzen lässt sich vielleicht auch gar nicht erklären.
Das einzige Rätsel, was ich bis zum Schluss nie aufklären konnte, ist, weshalb der Roman den deutschen Titel "Hindernis" trägt. Weder ist das im Inhalt des Romans ein Thema noch geht es um Hindernisrennen, wie das Cover suggeriert. Der englische Originaltitel "Crisis" trifft es jedenfalls wesentlich besser.
Für Fans von Felix Francis ist das Buch auf jeden Fall ein Muss. Es gibt neben dem spannenden Fall viel Pferde- und Rennbahnatmosphäre. Wer die Bücher des Autors noch nicht kennt, aber gerne entspannte Ermittlergeschichten liest, der findet mit "Hindernis" einen unterhaltsamen Einstieg in den Pferderennsport.