Eine emotionale Geschichte, die zum Nachdenken anregt
Sieben Tage MoDas Cover zeigt zwei gezeichnete Personen, die quasi aneinander lehnen. Wobei der Erste in kurzen Hosen mit verschränkten Armen eher gerade steht und der Zweite sich schief an dessen Schulter lehnt. Es ...
Das Cover zeigt zwei gezeichnete Personen, die quasi aneinander lehnen. Wobei der Erste in kurzen Hosen mit verschränkten Armen eher gerade steht und der Zweite sich schief an dessen Schulter lehnt. Es zeugt von Vertrauen das Gewicht so sehr zur Seite zu verlagern. Hinter den Zweien sorgt die Sonne für langgezogene Schatten und gibt dem Bild eine gewisse Tiefe. Mir gefällt die Zeichnung und was man dort hinein interpretieren könnte.
Sieben Tage Mo von Oliver Scherz erschien im Thienemann Verlag. Es ist die Geschichte von zwei ganz unterschiedlichen Brüdern, die am gleichen Tag das Licht der Welt erblickten, dabei allerdings nicht die gleichen Vorraussetzungen hatten. Alles weitere erfährst du beim Lesen des Buches.
Ich hatte mich vom Titel direkt angesprochen gefühlt, da ich dabei an mein ältestes Patenkind denken musste. Der wird von seinen kleinen Brüdern auch oft Mo genannt. Allerdings ist dies die einzige Gemeinsamkeit mit der Figur im Buch. Die Geschichte wird von Mos Bruder Karl erzählt. Er ist 12 Jahre alt und der Zwillingsbruder von Moritz kurz Mo genannt. Als Ich- Erzähler gibt Karl seinen ganzen Frust, aber auch seine Bewunderung und Freude an den Leser weiter. Beim Lesen hatte ich die ganze Zeit den Wunsch, dem Jungen zur Seite zu stehen. Zwischen den Zeilen klingt die finanzielle Situation der Familie durch und so ist Karl schon in jungen Jahren für seinen Bruder verantwortlich. Er wird so zum Teil um seine Jugend gebracht. Karl führt mir als Leser seine Situation samt aller widersprüchlichen Gefühle sehr gut vors Auge. Damit bekommt die Geschichte eine gewisse Tiefe und Ernsthaftigkeit, die ich im ersten Moment bei einem Kinder- und Jugendbuch so nicht erwartet habe.
Der Roman zeigt sehr deutlich, wie viel Energie und Fürsorge für einen einzelnen Menschen mit Behinderung benötigt wird, aber auch wie viel Karl als Bruder von Mo zurückbekommt. Es ist ein täglicher Spagat zwischen dem eigenen Glück und der Liebe zum Zwilling. Und so zeigt der Erzähler über Wut, Trauer und Verzweiflung auch ganz viel Liebe und Fröhlichkeit. Gerade bei den Emotionen musste ich über den beschriebenen Lupenblick von Mo schmunzeln, der ein ganz spezielles Gespür für Emotionen und Wahrheiten zeigt und dabei einfach einen ganz eigenen Weg im Leben geht.
Für mich war es ein sehr emotionaler Roman, der mich zum Nachdenken bringt. Wir haben im Freundes- bzw. Bekanntenkreis Familien mit entsprechenden Kindern, die meinen ganz persönlichen Respekt genießen, wie sie mit der Situation umgehen. Ich weiß nicht ob ich das könnte. Aber wie mit so vielem im Leben, man stellt sich der Situation wenn es so weit ist. Ich finde ein jeder ob groß oder klein ab 11 Jahren sollte dieses Buch lesen. Um einfach die Tragweite und Situation besser verstehen zu können, warum vielleicht ein Freund nicht jeden Tag Zeit hat mit zum Fußball zu kommen. Es ist Zeit die Augen zu öffnen und alle Menschen gleichermaßen in der Gesellschaft wahrzunehmen ganz ohne Berührungsängste, wie es in meiner Jugend leider noch viel zu sehr der Fall war. Wir sind auf dem richtigen Weg. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung.