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Veröffentlicht am 28.12.2023

eine junge Frau sucht ihren Weg

Der süße Duft der Reben
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„...Ihre Gedanken kreisten um die erlangte Volljährigkeit, zumindest auf dem Papier, denn letztlich würde sie weiterhin unter dem Vormund ihres Vaters stehen. Ungerechte Welt!...“

Wir befinden uns in ...

„...Ihre Gedanken kreisten um die erlangte Volljährigkeit, zumindest auf dem Papier, denn letztlich würde sie weiterhin unter dem Vormund ihres Vaters stehen. Ungerechte Welt!...“

Wir befinden uns in London des Jahres 1903. Noch ahnt Isabel nicht, dass am heutigen Tag, ihrem 21. Geburtstag, ihre Welt völlig aus den Fugen geraten würde. Erst einmal freut sie sich über ihre Zulassung an der Londoner Kunstakademie.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist gekonnt ausgearbeitet und passt sich dem Inhalt an.
Seit ihrem 10. Geburtstag lebt Isabel mit dem Vater in London. In ihr steht aber die Sehnsucht nach ihrer spanischen Heimat. Ihr Vater offeriert ihr, dass sie in wenigen Wochen Rafael heiraten und deshalb mit dem nächsten Schiff nach Spanien zurückkehrt wird. Isabel fällt aus allen Wolken. Einerseits kann sie ihr Studium vergessen, andererseits hat sie aus ihrer Kindheit keine guten Erinnerungen an Rafael. Er ist der Sohn eines Rosinenbarons. Zwar macht ihr Vater mit ihm Geschäfte, doch alle privaten Kontakte waren abgebrochen. Mit keinem Wort begründet der Vater, warum es zu diesen Arrangement kam. Die Beziehung zu ihren Vater zerbricht. Isabel schleudert ihm entgegen:

„...Wie herzlos du doch bist! Ich wünschte, meine Mutter wäre noch am Leben. Sie hätte das nie zugelassen...“

Auf der Seereise verlässt Isabel vorzeitig das Schiff. Sie will sich allein durchschlagen. Außerdem möchte sie ihren Freund aus Kindertagen wiedersehen. Doch nach manchem Irrweg landet sie bei Rafael. Gibt es noch eine Chance, der Ehe zu entgehen?
Wir befinden uns in den Jahren, in denen die Reblaus in Europa beginnt, ihren Siegeszug anzutreten. Christóbal, ein Weinbauer, sieht die Entwicklung und ihre Ursachen realistisch.

„...Wer sich mit Mutter Natur anlegt, steht auf verlorenen Posten. Das wird sich bitter rächen, glauben Sie mir. Die Leute hier werden nicht einmal mehr etwas zu essen haben...“

Christóbal selbst hat nur einen kleinen Weinberg. Ansonsten baut er alles an, was er zum Leben braucht. Die Überschüsse verkauft er auf den Markt. Dort ist er allerdings nicht gern gesehen. Die Großbauern werfen ihm Panikmache vor, obwohl in Andalusien schon die ersten Weinberge brennen, um die Reblaus auszurotten.
Christóbals Land ist begehrt. Auch Rafaels Vater hat danach schon die Hand ausgestreckt. Doch Chancen hat keiner.
Nach und nach erweist sich das Buch nicht nur als historischer Roman, sondern als Kombination aus geheimnisvoller Familiengeschichte, einer Spur Liebesroman und einer Prise Krimi.
Kaum gehe ich als Leser davon aus, dass Isabel ihren Weg gefunden hat, gibt es neue und überraschende Wendungen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 12.12.2023

Amüsanter Krimi

Misthaufensportler-Mord
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„...Revierinspektor Noah Hofer war ein von Geselligkeit und Fleiß geprägter Mühlviertler, wie er im Buche stand. Also, na ja, nicht wirklich...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein spannender und humorvoller ...

„...Revierinspektor Noah Hofer war ein von Geselligkeit und Fleiß geprägter Mühlviertler, wie er im Buche stand. Also, na ja, nicht wirklich...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein spannender und humorvoller Krimi, der mich als Leser auch in die Besonderheiten des Mühlviertels einführt. Der Schriftstil ist abwechslungsreich und zeichnet sich durch die Benutzung des Dialekts aus. Das gibt der Geschichte seine örtliches Flair.

„...“Kommts schnell, mein Bub liegt am Misthaufen!“ blazte eine hysterische Frauenstimme am Telefon...“

Noch ahnt Noah nicht, dass mit dem Mord sein beschauliches Leben zu Ende ist. Die Dienststelle in Linz ist unterbesetzt, also müssen sie im Ort den Fall allein aufklären. Ihre Erfahrung ist gleich Null.

„...Ein Toter am Misthaufen gehörte nun mal nicht zum Tagesgeschäft der Polizeiinspektion Gallneukirchen, an Mord gar nicht zu denken...“

Hinzu kommt, dass Noah den Toten gut kennt, denn während des Lockdowns hat er in dessen illegalen Fitnesscenter umsonst trainiert. Aber er war nicht der einzige. Manche wurden während des Trainings heftig abkassiert. Ob dort das Mordmotiv liegt? Doch es gibt noch mehr Verdächtige.
Leider ist die Zusammenarbeit im Revier mehr schlecht als recht. Mit seiner neuen Partnerin Bettina kommt Noah nicht zurecht. Mir als Leser ist sie auch unsympathisch.
Natürlich hat Noah auch seine Ecken und Kanten. Das Verhalten gegenüber seiner Mutter ist nicht in Ordnung. Auch sonst nimmt er manch Fettnäpfchen mit. Als Sündenbock ist er die ideale Besetzung. Und genau das nutzt Bettina aus. Sie schiebt ihn gern mal ihre Fehler in die Schuhe.
Doch es ist Noah, der sich ernsthaft um die Aufklärung des Mordes bemüht und die in seinen Augen Verdächtigen befragt.
Dabei lerne ich so einiges über die komplexen Beziehungen im Ort kennen. Auch der sogenannte Mühlviertler Überlebensmodus war mir nicht bekannt. Spannend ist der Dorftratsch, der immer alles besser weiß.
Auch am Ende hat Noah Pech. Als er glaubt, den möglichen Täter überführen zu können, fällt Bettina der wirkliche Täter ohne eigenes Zutun sprichwörtlich in den Schoß. Wieder ist Noah der Gelackmeierte.
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Fundierter historischer Roman

Der Flug des Ambouronx
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„...Ein Aufwiegler war ich, der es wagte, sich dem König zu stellen, ihn anzuklagen...“

So beschreibt Ambouronx sich gleich zu Beginn des Buches. Grund für sein Verhalten ist die Abkehr des Königs von ...

„...Ein Aufwiegler war ich, der es wagte, sich dem König zu stellen, ihn anzuklagen...“

So beschreibt Ambouronx sich gleich zu Beginn des Buches. Grund für sein Verhalten ist die Abkehr des Königs von der alten Religion. Doch dazu komme ich später noch.
Der Autor hat einen tiefgründigen und sehr umfangreich recherchierten Roman über die Hochkulturen in Südamerika geschrieben. Die Geschichte wird in drei Abschnitten erzählt.
Der Schriftstil ist über weite Teile sachlich. Das Buch ist voller Informationen über den Aufbau des Staates, die Planungen für die Zukunft, die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und die zahlreiche Götterwelt. Nicht zuletzt spielt der Mayakalender eine besondere Rolle.
Im ersten Teil steht Ambouronx vor dem König und wird gefoltert. Manche der Szenen sind ziemlich heftig. Gleichzeitig werde ich als Leser durch seine Gedanken mit den Problemen des Staates bekannt gemacht.

„...Aus dem Tod entsteht Leben und der König macht seinen Platz frei für den Nächsten frei...“

Im Reich der Maya war es üblich, dass zu bestimmten Zeitpunkten das Herrschergeschlecht zurücktrat und eine neue Blutlinie dazu berufen wurde. Das sorgte für Erneuerung und stetige Entwicklung. Doch der momentane Herrscher will sich über diese Regel hinwegsetzen. Die Vorarbeiten dafür hat schon sein Vater geleistet. Er will seinem Geschlecht die Herrschaft für die Ewigkeit sichern und sich zum Gottkönig ausrufen lassen. Damit stellt er sich auf einen Stufe mit dem höchsten Gott.
Ambouronx warnt dafür, wird aber nicht erhört. Gleichzeitig sieht er die Diskrepanz dessen, was geschieht und dem Charakter der Gottheit.

„...Nicht die immer größeren Opferrituale wollte er, sondern einen festen Glauben mit wahren Worten und ehrlichen Gebeten...“

Blutige Opferrituale wurden erst unter dem gegenwärtigen Herrscher eingeführt. Allseitige Überwachung nimmt zu.
Im zweiten Teil wird Ambouronx von Freunden befreit. Er arbeitet daran, dem König erneut entgegenzutreten. Die Heilkraft der Pflanzen sorgt dafür, dass er wieder zu Kräften kommt. Dazu hält er sich in Minxa auf, einer alten Stadt, die sich die Natur langsam zurückholt. Hier gewährt er mir einen Blick in deren Vergangenheit.

„...Diese Etagengärten dienten dem Leben und dem Glauben. Sie waren das Zentrum des Reiches. […] Sie waren der Schlüssel für alles, das Leben, den Tod, das Wissen und die Glaubenslehre...“

Im letzten Teil nähert sich die Zeitrechnung dem Punkt des großen Sprunges. Doch schon zuvor zeigt sich, dass es im Hintergrund grummelt.

„...Die Fehler sind oft in kleinen Details verborgen...“

Hat der zukünftige Gottkönig wirklich alles bedacht? Welche Rolle spielen die Frauen in der Geschichte? Hier bleibe ich die Antworten schuldig.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Trotzdem hätte ich mir manchmal weniger blutige Details gewünscht. Wer einen spannenden historischen Roman erwartet, ist hier allerdings falsch, Über weite Strecken ähnelt die Geschichte eher einen Sachbuch. Dadurch wird der Spannungsbogen häufig unterbrochen. Mit einem Zitat, das durchaus aktuell ist, auch wenn man es etwas anders formulieren würde, möchte ich meine Rezension beenden:

„...In der göttlichen Vorherbestimmung bauen wir menschliche Reiche immer wieder auf, um sie dem Verfall preiszugeben. Nichts ist von Dauer und doch bleiben Spuren zurück...“

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Veröffentlicht am 21.09.2023

Das Phänomen der Zeit

Adam und die Jagd nach der zerbrochenen Zeit
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„...Etwa zwei Stunden vor Mitternacht erschien auf einem der belebten Gehwege Manhattans wie aus dem Nichts ein Mann im Regenmantel. Sein Auftreten hätte eigentlich für Verwunderung sorgen müssen, doch ...

„...Etwa zwei Stunden vor Mitternacht erschien auf einem der belebten Gehwege Manhattans wie aus dem Nichts ein Mann im Regenmantel. Sein Auftreten hätte eigentlich für Verwunderung sorgen müssen, doch niemand nahm von ihm Notiz...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein spannendes Kinderbuch. Im Mittelpunkt steht Adam, der nach dem Tod seiner Eltern bei seine Onkel Henry lebt und gelegentlich in der Bäckerei hilft.
Der Schriftstil ist kindgerecht und sorgt für den hohen Spannungsbogen. Gleichzeitig bleibt viel Raum für Gespräche über die Zeit.
Der Mann im Regenmantel empfiehlt Henry, auf den Dachboden zu gehen. Dort findet er eine Schneekugel. Als er sie schüttelt, landet er in der Vergangenheit. Da bleibt er aber immer nur wenige Minuten..
Hundert Jahre vor Adam hatte ein berühmter Zauberkünstler gelebt. Als junger Mann arbeitete er für einen Uhrmacher.

„...Das Leben dreht sich wie eine Uhr, mein Junge, aber die Rolle, die jeder einzelne von uns im Kreislauf des Lebens spielt, ist nur von kurzer Dauer. Wozu ist unsere kostbare Zeit gut, wenn wir sie nicht nutzen, uns gegenseitig zu helfen?...“

Der Uhrmacher hat ihm gesagt, dass es drei magische Teile auf der Welt gibt, die mit der Zeit zu tun haben. Sie dürfen nicht in falsche Hände geraten.
Mehrmals schickt die Schneekugel Adam in die Vergangenheit. Dort lernt er andere Kinder kennen und möchte ihnen helfen. Außerdem hofft er, seine Eltern zu treffen und sie vor der Gefahr, die ihnen das Leben gekostet hat, rechtzeitig warnen zu können.
Doch noch einer ist hinter der Schneekugel her. Er erhofft sich von ihr Reichtum und Macht. Noch ahnt Adam nicht, dass es für ihn gefährlich werden könnte.
Spannend finde ich das Gespräch zwischen Adam und Francine in der Vergangenheit. Sie macht ihm klar, dass er durch seine Reisen nichts ungeschehen machen kann. Was war, das war. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Die Zusammenhänge werden kindgerecht und verständlich dargestellt.
Der Wechsel zwischen den Zeiten führt dazu, dass das Geschehen gekonnt miteinander verwoben wird. Einerseits wird so die Vergangenheit lebendig, andererseits gibt es Spuren, die bis in die Gegenwart reichen. Gleichzeitig werden dabei verschiedene Lebensgeschichten erzählt.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie zeigt, dass alle Dinge meist zwei Seiten haben.

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Veröffentlicht am 14.09.2023

Ein rasantes Roadmovie

Nur 300 km
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„...Mein Name ist Carl und ich vermisse meinen Vater. Mehr gibt es über mich nicht zu sagen…“

Mit diesen Zeilen beginnt das Buch. Klar, gäbe es eine Menge mehr über Carl zu sagen, doch er bringt es auf ...

„...Mein Name ist Carl und ich vermisse meinen Vater. Mehr gibt es über mich nicht zu sagen…“

Mit diesen Zeilen beginnt das Buch. Klar, gäbe es eine Menge mehr über Carl zu sagen, doch er bringt es auf den Punkt. Sein Problem ist nicht, dass er im Rollstuhl sitzt, sondern dass der Vater die Familie verlassen hat. Er fühlt sich schuldig an Carls Behinderung, obwohl er es nicht ist. Was genau passiert ist, erfahre ich im Laufe der Geschichte.
Der Autor hat ein abwechslungsreiches Jugendbuch geschrieben. Der Schriftstil passt zur Zielgruppe. Das zeigt sich vor allem in den vielen Gesprächen zwischen Carl und Fee. Carl selbst erzählt sein Erlebnis.
Doch beginnen wir von vorn. Carl war mit seiner Mutter für einige Tage an die Ostsee gefahren. Eigentlich wollte er in ein Camp für Skater. Der Ostseestrand ist nicht gerade behindertengerecht.
Und die Strandrollis dort sind hässlich.

„...Von allen Meeren, die ich bisher gesehen habe, ist die Ostsee mit Abstand der langweiligste Haufen Wasser überhaupt. Da passiert gar nichts. Keine Haie, keine Schiffe, nicht mal Wellen...“

Dann bekommt er einen Schuh an den Kopf und lernt so Fee kennen. Die hat keinerlei Berührungsängste. Beide verbringen nun Zeit miteinander. Fee macht aus allem einen Wettbewerb. Doch sie ist eine schlechte Verliererin.
Als Fee mit Carls Problemen mit seinem Vater hört, überredet sie ihn zu einer Reise nach Berlin. Sie bringt es auf den Punkt:

„...Die Welt wäre viel besser, wenn die Menschen mehr miteinander reden würden. Die Leute sprechen einfach zu wenig miteinander“

Was die beiden auf ihrem Roadmovie so erleben, möge der zukünftige Leser selbst herausfinden. Dass Fee nicht nur wegen Carl nach Berlin will, ist noch eine ganz andere Seite der Geschichte. Übrigens nimmt sie es auch mit der Wahrheit nicht so genau.
Gekonnt wird dabei eingebunden, wie weit wir noch von behindertengerechten Leben entfernt sind. Carl nimmt das mit Humor.

„...Der Stehtisch ist viel zu hoch für mich, aber aus meiner Perspektive kann ich immerhin sehen, wie viele alte Kaugummis unter der Tischplatte kleben...“

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Reise war für beide lehrreich. Außerdem haben beide ihr Ziel erreicht.

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