Sven, Franziska und Tabea Hoffmann wohnen in ihrem idyllischen Landhaus an der Nordseeküste und nach außen hin stellen sie die perfekte Familie dar. Sven ist Journalist, Franziska arbeitet in einem Tourismusbüro und Tabea ist 17 und steht kurz vor dem Abitur.
Wie in wahrscheinlich vielen Familien spiegelt das Bild nach Außen jedoch nicht die tatsächlichen Umstände, denn sowohl Sven als auch Franziska leben ein Leben, das mit dem des Partners nichts (mehr) viel zu tun hat. Was ihre Tochter den ganzen Tag treibt wissen sie nicht wirklich, was sie aber ebenfalls nicht wissen ist, dass auf Ihrem Dachboden eine fremde Person wohnt.
Nach und nach fällt Franziska auf, dass etwas nicht stimmt. Bei 3 Personen kann es schon mal vorkommen, dass das Müsli leer ist oder die Milch oder Dinge an einem anderen Platz stehen als gewohnt. Wenn aber nachts immer mal wieder der Fernseher an- und ausgeschaltet wird obwohl alle schlafen und im Keller Fußspuren zu finden sind, die angeblich von keinem aus der Familie stammen, wird es irgendwie merkwürdig. Das Vertrauensverhältnis zwischen den Hoffmanns ist nicht mehr sonderlich gut und so verdächtigen sich die Familienmitglieder untereinander, diese Dinge zu tun. Keiner der Drei kann sich auch nur im entferntesten vorstellen, dass für diese Vorkommnisse ein Phrogger zuständig ist, der sich immer dann auf dem Dachboden versteckt, wenn jemand zu Hause ist und nur aus seinem Versteck kommt, wenn die Hoffmanns außer Haus sind. Manchmal traut er sich auch nachts heraus und beobachtet sie beim Schlafen. ….
Als sich die merkwürdigen Ereignisse im Haus häufen und eine Mitschülerin von Tabea tot aufgefunden wird, die kurz vor ihrem Tod Kontakt zu Sven hatte, fängt die Fassade der Familie an zu bröckeln und das Lügengebäude stürzt ein. Genau das, was der Phrogger mit seinen Aktionen bezweckt.
Das neueste Buch des Kölner Thriller-Autors Linus Geschke befasst sich mit der Thematik des Phroggings. Phrogger sind Menschen, die auf dem Dachboden oder im Keller fremder Häuser wohnen. Sie kommen nachts aus ihren Verstecken, wenn die Bewohner des Hauses schlafen oder tagsüber, wenn sie nicht zu Hause sind. Sie bedienen sich am Kühlschrank, verlegen Dinge, hinterlassen Nachrichten und ziehen auch schon Mal deren Kleider an. Sie machen das entweder für den Kick oder – wie in „Die Verborgenen“ – um eine Familie in den Wahnsinn zu treiben, weil es dahinter ein Motiv gibt.
Die Geschichte wird überwiegend von Sven und Franziska aus der Ich-Perspektive erzählt, ganz selten auch von Tabea. Zusätzlich gibt es noch die Du-Variante, die die Geschehnisse aus Sicht des Phroggers sieht. Schnell wird klar, dass es in dieser Familie viele Geheimnisse gibt. Auch die Tochter steht ihren Eltern hier in nichts nach.
Was im Leben der Hoffmanns passiert, empfinde ich weniger als beängstigend, eher fasziniert es mich. Wie einfach ist es bitteschön, Menschen, die miteinander verheiratet sind, gegeneinander auszuspielen, weil sie ihren Partner gar nicht wirklich kennen und es scheinbar auch nicht wollen.
Sympathisch ist mir eigentlich keiner der Protagonisten, das ist aber auch nicht notwendig. Spannend wird es dadurch, dass der Phrogger mit einer Aktion eine Reaktion auslöst, die wiederum ein Geheimnis ans Tageslicht bringt. Als LeserIn kann man zuschauen, wie die Ehe der Hoffmanns sich in ihre Einzelteile zerlegt.
Linus Geschke verfügt über einen angenehmen Schreibstil, er baut viele unverhoffte Wendungen in die Geschichte ein und die kurzen Kapitel animieren dazu, immer weiter lesen zu wollen. Ich habe das Buch fast in einem durchgelesen. Der Schluss, also das Motiv, warum der Phrogger das alles macht, stand für mich nicht unbedingt in Relation zu seinem Tun und Handeln, aber Menschen handeln unterschiedlich, obwohl sie die gleiche Situation vorfinden.
Auch wenn es sich für mich nicht um einen klassischer Thriller handelt, so hat mich das Buch wirklich gut unterhalten und eine Thematik angesprochen, die es – meines Wissens – so vorher in einem Buch noch nicht gab.