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Veröffentlicht am 07.10.2023

Seltsam

Gift zum Frühstück
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Ich kannte Lemony Snicket bisher noch nicht, doch da ich kürzlich eine begeisterte Kritik zu Lemony Snickets Jugendbüchern las, war ich neugierig auf "Gift zum Frühstück".

Der Schreibstil verwunderte ...

Ich kannte Lemony Snicket bisher noch nicht, doch da ich kürzlich eine begeisterte Kritik zu Lemony Snickets Jugendbüchern las, war ich neugierig auf "Gift zum Frühstück".

Der Schreibstil verwunderte mich bereits auf den ersten Seiten, da er anders ist, als alles, was ich bisher kannte. Der Roman ist aus der Ich-Perspektive des Autorenpseudonyms Lemony Snicket geschrieben, der eines Morgens nach dem Frühstück einen Papierschnipsel mit "Sie hatten Gift zum Frühstück" im Türspalt findet und nun versucht, der Sache auf den Grund zu gehen.

Snicket lässt seine Gedanken scheinbar schweifen, Erinnerungen an kleine Begebenheiten aus der Kindheit, Filme, die er vor Jahren gesehen und Bücher  die er gelesen hatte, werden eingeflochten. Als Leserin fand ich das gelegentlich interessant, meist jedoch nervte es mich, da es mir zu sehr abschweifte, ich die Gedanken eher langweilig fand und in seiner Situation - möglicherweise tödlich vergiftet worden zu sein - auch eher seltsam. Ich würde zielgerichtet, logisch und schnell handeln, und nichts davon erkenne bei der Figur. Generell wurde ich mit dem Protagonisten und seinem Verhalten nicht warm. Je weiter die Geschichte fortschritt, desto merkwürdiger und kauziger fand ich ihn. Stellenweise fiel es mir schwer, überhaupt weiterzulesen, auch, da mir der Erzählstil zunehmend missfiel. Snickets ständige triviale Worterklärungen, etwa "aber jetzt stand ich einfach nur vor der verschlossenen Tür und kam mir deplatziert vor, ein Ausdruck, der hier bedeutet »als wäre ich am falschen Ort« (Kapitel 5)". Da es sich um ein recht dünnes Büchlein handelt, habe ich durchgehalten, doch leider hat mich auch das Ende enttäuscht, da ich es absolut unglaubwürdig fand.

Fazit: Leider konnte ich weder erzählerisch noch inhaltlich etwas mit dem Buch anfangen. Vielleicht liegt mir aber auch einfach der Autor nicht.

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Veröffentlicht am 22.09.2023

Hatte mir mehr erwartet

Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?
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​In meiner Jugend war "Sofies Welt" eines der beliebtesten Jugendbücher, und so war ich nun sehr gespannt auf Jostrin Gaarders "Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?", das eine Art Lebensphilisophie ...

​In meiner Jugend war "Sofies Welt" eines der beliebtesten Jugendbücher, und so war ich nun sehr gespannt auf Jostrin Gaarders "Ist es nicht ein Wunder, dass es uns gibt?", das eine Art Lebensphilisophie in Form eines offenen Briefes an seine Enkelkinder verspricht.


Gaarder mischt Anekdoten aus seinem eigenen Leben mit grundsätzlichen Gedanken zur Parapsychologie, Astronomie und Klimawandel. Das wirkt mitunter etwas unstrukturiert, insbesondere der Sinn der Kapitel zur Parapsychologie und Übernatürlichem ist mir nicht ganz klar, abgesehen davon, dass ich persönlich damit nichts anfangen kann.

Insgesamt fehlt mir in diesem Buch ein wenig die intellektuelle Tiefe und gedankliche Stringenz, auch für ein Jugendbuch. Die meisten Gedanken darin sind vielen von uns vermutlich auch schon in ähnlicher Weise durch den Kopf gegangen, was die Verantwortung gegenüber nachfolgenden Generationen betrifft, unsere Beziehung zur Natur und dem Universum oder die Wahrscheinlichkeit intelligenten Lebens im Weltraum. Wirklich Neues habe ich durch das Buch nicht erfahren und auch keine gedanklichen Impulse erhalten, und ich bin mir auch nicht sicher, wie viel Jugendliche mit Gaarders Ausführungen anfangen können. Hier habe ich mir etwas mehr erwartet.

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Alltag einer ungewöhnlichen WG

The Marmalade Diaries
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In "The Marmalade Diaries" beschreibt Ben Aitkens in Tagebuchform sein einjähriges Zusammenleben mit einer 85-jährigen Frau im Rahmen von "Wohnen gegen Hilfe" zwischen November 2020 und Ende 2021. In diese ...

In "The Marmalade Diaries" beschreibt Ben Aitkens in Tagebuchform sein einjähriges Zusammenleben mit einer 85-jährigen Frau im Rahmen von "Wohnen gegen Hilfe" zwischen November 2020 und Ende 2021. In diese Zeit fielen in London auch immer wieder Lockdowns wegen der Corona-Pandemie, die das ungleiche Gespann zusammen durchstehen mußte.

Die 85-jährige Witwe Winnie ist eine recht eigenwillige Frau, die Ben wenig Interesse entgegenbringt und halsstarrig, extrem sparsam und recht herrschsüchtig wirkt. Sie kommandiert den Mittdreißiger Ben gerne herum, nutzt unbekümmert jahrzehntealte Essensvorräte und ist in Gedanken vor allem bei ihrem verstorbenen Mann und ihrem behinderten Sohn, der in einer Pflegeeinrichtung lebt. Ich habe mich während des Lesens mehrfach gefragt, warum Ben sich für diese Wohnform entschieden hat und nicht etwa mit seiner Freundin Megan zusammengezogen ist. Ben schreibt wenig über seine Beweggründe, er führt lediglich an, dass die Mieten in London zu hoch sind, als dass er sich dort eine eigene Wohnung leisten könnte. Während der Lektüre dachte ich immer wieder, dass ich wesentlich lieber allein in eine günstigere Stadt ziehen würde, als mich als Erwachsener von einer fremden Person vereinnahmen zu lassen.

Die Tagebucheinträge sind teilweise ganz unterhaltsam zu lesen, beschreiben jedoch vor allem Alltägliches und Banalitäten des ungleichen WG-Paares, so dass das nach der Hälfte das Buch doch recht eintönig wirkt. Auch der Schreibstil ist recht gewöhnlich. Literatur ist das für mich nicht, und ich konnte hieraus auch keinen höheren Erkenntnisgewinn ableiten. Insgesamt lässt mich das Buch leider eher enttäuscht zurück.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Hatte mir mehr erwartet

Groll
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Die Kurzbeschreibung von "Groll" und der Werdegang des Autors Gianrico Carofiglio als ehemaliger Staatsanwalt und Richter machten mich sehr neugierig.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von ...

Die Kurzbeschreibung von "Groll" und der Werdegang des Autors Gianrico Carofiglio als ehemaliger Staatsanwalt und Richter machten mich sehr neugierig.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Penelope Spada erzählt, einer früheren Staatsanwältin, die aufgrund eines zunächst im Dunkeln liegenden Vorfalls vor einigen Jahren ihr Amt niederlegen musste und sich nun mehr oder weniger illegal als private Ermittlerin betätigt. Ihre aktuelle Mandantin bittet sie, den bereits zwei Jahre zurückliegenden Tod ihres Vaters, eines einflussreichen Arztes und Politikers, zu untersuchen, da sie die wesentlich jüngere zweite Ehefrau ihres Vaters in Verdacht hat, hierbei nachgeholfen zu haben. Auch wenn das Ansinnen nach dieser langen Zeit aussichtslos erscheint und keine stichhaltigen Verdachtsmomente vorliegen, sagt Spada zu, und muss sich bei ihren Nachforschungen auch ihren eigenen Dämonen aus der Vergangenheit stellen.

Die Geschichte verfolgt mehrere Erzählstränge. Neben den aktuellen Ermittlungen zum Tod des Arztes erfährt der Leser im Laufe der Geschichte mehr über den Vorfall vor fünf Jahren, der dazu führte, dass Spada ihr Amt als Staatsanwältin verlor. Zum Dritten nimmt die sich anbahnende Bekanntschaft mit einem Mann relativ viel Raum im Roman ein, wobei es sich hier um keine Romanze, sondern eine schrittweise Annäherung über zunehmend privatere Gespräche handelt.

Ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, aber mir blieb Penelope Spada bis zum Schluß fremd. Auch die Geschichte konnte mich nicht packen, sie plätscherte recht langatmig vor sich hin, und in keinem der drei Erzählstränge kam für mich Spannung auf, insbesondere der zweite verlief ernüchternd, so dass ich mich insgesamt am Schluß fragte: Und das war jetzt alles? Für einen Krimi war mir die Handlung nicht spannend genug, für einen psychologischen Roman blieben die Ausführungen zu oberflächlich, es erinnerte eher an "Küchenpsychologie". Auch die Übersetzung empfand ich stellenweise als unglücklich. So ist etwa der Ausdruck "jemanden für schuldig verurteilen" im Deutschen nicht korrekt, und die Wendung "Ich musste kichern wie ein Backfisch" klingt bei einer heute 45-jährigen Frau sehr unglaubwürdig, da dieser altertümliche Begriff seit wohl 70 Jahren nicht mehr verwendet wird. Leider blieb hier insgesamt viel Luft nach oben, sodass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden.

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Veröffentlicht am 09.09.2023

Beginnt stark, lässt dann aber deutlich nach

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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​"Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" von Sina Scherzant lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Das aus drei Teilen bestehende Buch beginnt zunächst sehr vielversprechend. Teil ...

​"Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" von Sina Scherzant lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Das aus drei Teilen bestehende Buch beginnt zunächst sehr vielversprechend. Teil 1 spielt im Jahr 2003, die Protagonistin und Ich-Erzählerin Katharina ist 14 Jahre alt und nach der Scheidung ihrer Eltern mit ihrer kleinen Schwester Nadine uns ihrer Mutter nach Dortmund gezogen. Katha ist ein angepasstes Mädchen, das versucht, alle in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen, Fehler anderer zu kompensieren und möglichst nicht aufzufallen. Sie bezeichnet sich selbst als "Lebenshandwerkerin". Ich konnte mich von Anfang an sehr gut in Kathas Gefühlswelt hineinversetzen, und wurde öfter an meine eigene Jugend erinnert. Auch der flüssige, direkte und moderne Schreibstil gefiel mir gut. Als etwas zu offensichtlich empfand ich allerdings den feministischen Tenor des Buches, der es sich zu leicht macht. Ob Zickenkrieg, der Wunsch, als Frau anderen zu gefallen oder die Angewohnheit, die Schuld an allem bei sich selbst zu suchen - die Wurzel allen Übels ist angeblich stets das Patriarchat. Alle Männer im Buch sich schwache egoistische Figuren, verantwortungslos und lächerlich. Das ist mir doch zu einfach und einseitig, und entspricht auch nicht meiner eigenen Wahrnehmung in meiner Generation, die nur wenig älter als Katha ist. Als etwas nervig empfand ich zudem, dass Kathas Prinzip der Lebenshandwerkerin immer und immer wieder betont wurde - da wäre weniger mehr gewesen.


Das Ende des ersten Teils stellt für mich einen Bruch dar, ab dem die Geschichte dann deutlich schwächer wurde. Mit dem zweiten Teil, der eine Mischung aus Tagträumen, Realitätsfluchten und Erlebtem darstellt, konnte ich so gar nichts anfangen, und das Buch zog sich hier für mich sehr in die Länge.  Teil 3, der 14 Jahre später spielt, las sich zwar wieder angenehmer, konnte mich aber inhaltlich nicht mehr greifen.

Insgesamt hatte ich mir nach einem starken Beginn deutlich mehr von diesem Buch erwartet. Es zog sich ab dem zweiten Teil zusehends in die Länge, und ich war letztlich froh, als ich durch war. Die grundsätzlich interessanten Gedanken zur Sozialisation junger Frauen und Rollenmustern wurden mir zudem zu einseitig und plakativ dargestellt. 

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