Den ersten Teil dieser Reihe habe ich mir aus der Bücherei ausgeliehen, da ich mir nicht sicher war, ob ich mit der Geschichte etwas anfangen kann. Ich war doch etwas skeptisch, da ich Angst hatte eine kitschige Ärztegeschichte vor mir zu haben. Doch das war völlig unbegründet!
Ich bin absolut positiv überrascht von den Nightingale Schwestern, das mir wie eine Mischung aus Downtown Abbey und Greys Anatomy vorkommt. Warum?
Zum ersten Vergleich, weil es in der Zwischenkriegszeit spielt...also ein bisschen später als zu Beginn von Downtown Abbey. Jedoch haben wir es hier auch mit einem zu tiefst traditionellen Haus, der Nightingaler Krankenschwesterschule, zu tun. Hier werden großteils Mädchen aus besseren Kreisen ausgebildet, aber auch fleißige junge Frauen aus der unteren Schicht gelingt manchmal die Aufnahme. Der Roman erzählt von drei sehr verschiedenen Mädchen aus unterschiedlichem Milieu. Der Leser erhält einen tollen Einblick in das Leben der drei Hauptprotagonistinnen und deren Familien.
Der Vergleich zu Greys Anatomy drängt sich auf, weil es in einem Krankenhaus spielt...ja, ich weiß, etwas einfach, aber der Leser erhält hier auch einen tiefen Einblick in den damaligen Krankenhausalltag und die Pflege allgemein und dies kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges. Dies wird sehr interessant dargestellt und man erkennt, wie viel sich in den letzten achzig Jahren in Sachen Medizin getan hat.
Im ersten Band der Reihe geht es um das erste Lernjahr an der Nightingale. Die drei Hauptprotagonistinnen Dora, Helen und Millie beginnen ihr erstes Lehrjahr bzw. Millie bekommt eine zweite Chance es zu wiederholen.
Dora ist diejenige, die aus ärmlichen Verhältnissen kommt und es geschafft hat an der Nightingale aufgenommen zu werden. Dies hat sie vorallem der neuen Leiterin zu verdanken, die auch Mädchen, die nicht aus der Oberschicht kommen, eine Chance gibt. Und so erhält Dora die Chance, sich zu beweisen. Und Dora ist ehrgeizig, denn sie will vorallem ihrem Stiefvater entfliehen.
Millie, die eigentlich Lady Amelia Charlotte Benedict heißt, muss das erste Jahr wiederholen, da sie meistens ganz andere Dinge im Kopf hat, als zu lernen. Ihr fällt es besonders schwer, die strengen Regeln im Hause einzuhalten. Trotzdem möchte sie unbedignt Krankenschwester und auf keinen Fall verheiratet werden. Sie ist eine moderne junge Frau, die auf eigenen Füßen stehen will, die jedoch die alleinige Erbin eines großen Familiensitzes ist.
Die Dritte im Bunde ist Helen, deren Mutter Mitglied des Kuratoriums ist und die jeden Schritt ihrer Tochter ausspioniert. Außerdem wird Helen von den Mitschülerinnen gemobbt, die denken, sie verrät ihrer Mutter alle Vorkommnisse im Internat. Dabei ist die junge Frau eine sehr unglückliche Seele, die von ihrer Mutter kontrolliert wird und keine Freundinnen hat, bis ihre beiden Zimmerkolleginnen, Dora und Millie, ein bisschen auf sie zugehen und bemerken, wer so hinter der wirklichen Helen steckt.
Neben den interessanten Begebenheiten an der Schule, die sehr lebendig beschrieben werden und auch mit Humor glänzen, spielt auch der familäre Hintergrund der drei jungen Frauen eine große Rolle. Überraschende Wendungen und Schicksalschläge, humorvolle Begebenheiten und die beginnende Freundschaft zwischen den drei so unterschiedlichen Mädchen, ließen mich an den Seiten kleben.
Das Ende des ersten Teiles ist rund und es gibt keinen Cliffhanger. Man könnte es auch als Einzelband stehen lassen, jedoch ist man nach dem zuklappen der letzten Seite begierig darauf weiterzulesen und zu erfahren, wie es mit Dora, Millie und Helen im zweiten Lehrjahr weitergeht.
Eine Reihe, die ich mir als Verfilmung sehr gut vorstellen könnte!
Charaktere:
Dora, Millie und Helen, deren Familien, aber auch die anderen Mädchen aus dem Internat und das Lehrpersonal, werden hier sehr anschaulich beschrieben. Ich hatte alle Personen in meinem Kopf und von jedem ein Bild vor Augen, und dass bis zum letzten Nebenprotagonisten. Gratulation an die Autorin! Besonders bei so vielen Personen und unterschiedlichen Charakteren bleiben oft einige Protagonisten blass, was hier aber definitiv nicht der Fall ist. Die Mädchen entwickeln sich weiter und man klebt an den Seiten, um zu erfahren, was als Nächstes passieren wird..
Schreibstil:
Der wunderbar flüssige Schreibstil der Autorin lässt einem durch den fast 600 Seiten dicken Roman nur so durchfliegen. Die Kapitel haben die passende Länge und trotz der vielen Seiten, gab es weder Längen oder Einbrüche. Durch den Wechsel der Perspektiven aus der jeweiligen Sicht der drei Mädchen, kann der Leser diese aus verschiedenen Blickwinkeln miterleben, was die Geschichte durchgehend spannend und ereignisreich macht.
Fazit:
Ein toller Beginn einer Reihe, die viel Potential hat und bereits einen starken Anfang hinlegt. Tolle Charakterbeschreibungen, lebhafter Schreibstil und absolut keine Längen, ließen mich die fast sechshundert Seiten im Rekordtempo lesen. Was will man mehr von einem Buch? Für mich gibt es keinen einzigen Kritikpunkt, deshalb vergebe ich 5 Sterne und freue mich auf Band 2.