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Veröffentlicht am 30.12.2017

Die Malerin im Schatten Kandinskys

Die Malerin
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„Die Kunst war ihr Leben – Kandinsky ihr Schicksal“

INHALT
München, zu Beginn des 20. Jahrhunderts:
Die junge Gabriele Münter, genannt Ella, möchte trotz aller Widerstände unbedingt Malerin werden. Bei ...

„Die Kunst war ihr Leben – Kandinsky ihr Schicksal“

INHALT
München, zu Beginn des 20. Jahrhunderts:
Die junge Gabriele Münter, genannt Ella, möchte trotz aller Widerstände unbedingt Malerin werden. Bei ihrem Malunterricht in München verliebt sie sich in ihren verheirateten Lehrer, Wassily Kandinsky. Das Künstlerpaar unternimmt viele Reisen, und Gabriele wird seine Muse, Gefährtin und Geliebte – ein Skandal zu jener Zeit. Während Kandinsky schon bald als Meister der Abstraktion gefeiert und als Begründer des „Blauen Reiters“ berühmt wird, kämpft Ella um ihre Anerkennung als Frau in der Kunst. Gegen den Willen ihrer Familie lebt sie mit dem Künstler fast 15 Jahre lang zusammen, bis schließlich der Erste Weltkrieg ausbricht und Kandinsky nach Russland zurückkehrt - um dort heimlich eine andere Frau zu heiraten. Es ist das tragische Ende einer großen Liebe, das die Malerin in eine schwere Krise stürzt.

MEINE MEINUNG
Die amerikanische Autorin Mary Basson hat mit ihrem Debüt „Die Malerin“ eine sehr eindrückliche und insgesamt recht gut recherchierte Romanbiographie über das Leben der bedeutenden Malerin des Expressionismus Gabriele Münter vorgelegt. Als Dozentin im Milwaukee Art Museum, das die umfangreichste Gemälde-Sammlung der Malerin in Nordamerika besitzt, war die Autorin von Münters Malerei derart fasziniert, dass sie beschloss, einen Roman über diese faszinierende Frau zu schreiben, die weniger als Künstlerin der Moderne, sondern lediglich als langjährige Muse und Geliebte des berühmten Malers Wassily Kandinsky von sich reden machte. Bei ihrer ausführlichen Recherchearbeit zum Leben und Werk Münters begab sich Basson auf ihrer Spurensuche auch an die Originalschauplätze in München und zum „Gelben Haus“ nach Murnau im bayerischen Voralpenland.
In verschiedenen Episoden aus dem Leben der Künstlerin erfährt der Leser sehr viel über Münters Gedanken, Empfindungen, Familie und ihre Leidenschaft für die Kunst, aber auch politische und gesellschaftliche Hintergründe jener Zeit. So lernt man die junge, schüchterne Ella kennen, die sich in während ihres Malunterrichts unsterblich in ihren verheirateten Lehrer „Professor K“ verliebt, erfährt wie sie sich später an der Seite ihrer großen Liebe Kandinsky künstlerisch weiterentwickelt, aber auch die Licht- und Schattenseiten ihres Lebens mit einem schwierigen Menschen durchlebt. Ihr Gelbes Haus in Murnau wird mit der Gründung des „Blauen Reiters“ zum Zentrum der künstlerischen Avantgarde, doch mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs kommt es zum tragischen Ende ihrer Liebe. Erst nach Jahren bangen Wartens erfährt sie, dass Kandinsky in Russland eine andere Frau geheiratet hat. Dieser unverzeihliche Verrat stürzt sie in eine tiefe Krise, an der sie beinahe zerbricht. Ein echtes Highlight zum Ende des Romans hin ist die fesselnde Schilderung, wie Münter mit ihrem neuen Lebensgefährten Johannes Eichner mit beispiellosem Mut die „Entartete Kunst“ Kandinskys vor der Beschlagnahmung und Zerstörung der Nazis bewahrte und dadurch die Sammlung des Blauen Reiters für die Nachwelt rettete.
Der Roman lässt sich sehr angenehm lesen, und ist unterhaltsam und verständlich geschrieben. Insgesamt gelingt es der Autorin sehr gut, Münter mit ihrer vielschichtigen Persönlichkeit auf den verschiedenen Stationen ihres ereignisreichen Lebens für den Leser lebendig werden zu lassen. Die Autorin zeichnet ein einfühlsames, weitgehend authentisch wirkendes Bild einer talentierten Frau, die trotz ihrer Begabung stets im Schatten des weltberühmten Malers und Kunsthistorikers Kandinskys stand und der die künstlerische Anerkennung für ihre Werke verwehrt blieb. Entsprechend differenziert und feinfühlig wird die sich wandelnde Beziehung der beiden Künstler von er verliebten Anfangsphase, den späteren Reibereien bis hin zum qualvollen Auflösungsprozess beschrieben. Auch die übrigen Charaktere sind gut herausgearbeitet, und wirken lebendig und glaubwürdig.
In die Handlung eingestreut sind immer wieder mit „Galerie“ betitelte Kapitel, in denen verschiedene Gemälde von Gabriele Münter herausgegriffen und kenntnisreich beschrieben werden. So erhält der Leser einen aufschlussreichen Einblick in das künstlerische Schaffen und einige kunsttheoretische Hintergründe.
Etwas oberflächlich geraten sind die Schilderungen zur Entstehung der Künstlervereinigung »Blauer Reiter« und Hintergründe zu Ellas Stellung als talentierte, eigenständige Malerin im Umfeld der Münchner Künstler fehlen fast völlig. Leider hat die Autorin Münters neu erwachte Schaffenskraft nach dem 1. Weltkrieg weitgehend ausgespart, so dass der Eindruck erweckt wird, dass Münters breitgefächertes Werk mit ihrer Beziehung zu Kandinsky endete.
Wie so häufig bei Romanbiografien ist es schwierig, tatsächlich Geschehenes bzw. historisch Verbürgtes von der fiktionalen Fantasie der Autorin zu unterscheiden. Daher ist es schade, dass in ihrem Nachwort keine weitere Erläuterungen zu ihrer Recherchearbeit zu finden sind und auch ein Literaturverzeichnis zu ihren herangezogenen Quellen fehlt.

FAZIT
Eine unterhaltsame Romanbiographie über Gabriele Münter und zugleich ein faszinierendes Porträt einer großen Malerin und eigenwilligen Frau gefangen zwischen ihrer großen Liebe, Selbstverwirklichung und gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit!
Ein lesenswerter Roman, der dazu anregt sich weiter mit Gabriele Münter und ihrem facettenreichen Werk zu beschäftigen.

Veröffentlicht am 30.12.2017

Spannendes, unterhaltsames Abenteuer aus der Zeit der Hanse

Im Labyrinth von London
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INHALT
Träume scheinen für den 14jährigen Jakob wahr zu werden. Im Jahre 1403 begleitet er seinen Vater, den Hamburger Kaufmann Henning Thidemann, nach London zum dortigen Kontor der Hanse, um von dort ...

INHALT
Träume scheinen für den 14jährigen Jakob wahr zu werden. Im Jahre 1403 begleitet er seinen Vater, den Hamburger Kaufmann Henning Thidemann, nach London zum dortigen Kontor der Hanse, um von dort für einige Monate bei einem Tuchhändler in die Lehre zu gehen. Bereits die Überfahrt nach England auf der Kogge Georg von Hamburg ist für den Jungen ein großes Abenteuer, das für ihn so manche Gefahren und Überraschungen bereit hält. Doch in London angekommen geschieht etwas Unfassbares – sein Vater wird festgenommen. Auf einen Schlag ist Jakob völlig auf sich gestellt und muss sich im Labyrinth der fremden Stadt alleine durchschlagen. Wird es ihm gelingen, die Unschuld seines Vaters rechtzeitig zu beweisen?

MEINE MEINUNG
Manfred Lafrentz hat mit „Im Labyrinth von London - Ein Abenteuer aus der Zeit der Hanse“ einen historischen Roman für Jugendliche ab 12 Jahren vorgelegt, der mich mit einer spannungsreichen, unterhaltsamen Abenteuergeschichte und liebevoll ausgearbeiteten Charakteren überzeugen konnte.
Das Buchcover, das einen Jungen in der damals typischen Kleidung der Hanse-Kaufleute zeigt, ist sehr ansprechend gestaltet und stimmt uns sehr schön auf Jakobs Abenteuerreise nach London ein.
Lebendig und facettenreich beschreibt er Alltagsleben und Schauplätze im mittelalterlich geprägten London, so dass auch jüngere Lesern mühelos in die Welt jener Zeit eintauchen können. Viele gut recherchierte Details wie beispielsweise die Hintergründe rund um die Hanse wurden sehr anschaulich in die Handlung eingearbeitet und vermitteln auf unterhaltsame Weise historisches Wissen über eine längst vergangene Zeit. Zudem ist am Ende des Buchs eine Karte von London um 1400 abgedruckt.
Die Geschichte ist abwechslungsreich und fesselnd geschrieben und entwickelt sich allmählich zu einem richtigen Krimi. Die Spannung wird durch verschiedene Verwicklungen und unerwartete Wendungen bis zur Auflösung zunehmend gesteigert.
Der 14-jährige Jakob hat mir als Hauptfigur gut gefallen, auch wenn ich ihn anfangs nicht sehr sympathisch fand. Seine oft naive, ungestüme und teilweise überhebliche Art wirkt sehr glaubwürdig. Sehr überzeugend schildert der Autor, wie Jakob durch seine Erlebnisse vom unerfahrenen Kaufmannsohn schließlich zu einem verantwortungsvollen, mutigen und durchsetzungsfähigen jungen Mann heranreift. Interessante und teilweise sehr liebenswerte Nebencharaktere sind auch der blinde Passagier Jan, der mit seinem undurchsichtigen Verhalten schwer einzuschätzen ist, und die neuen Freunde Jakobs, die er im Labyrinth der Stadt kennen lernt. Nach anfänglichem Misstrauen und Vorbehalten entwickelt sich schließlich zwischen ihnen trotz aller charakterlichen und kulturellen Unterschiede eine wundervolle Freundschaft und es macht großen Spaß, sie durch die abenteuerliche Handlung auf den Gassen und in den Hinterhöfen der Stadt zu begleiten.
Sehr angenehm liest sich auch der flüssige und ansprechende Schreibstil des Autors.

FAZIT
Eine spannende, unterhaltsame Abenteuergeschichte im mittelalterlichen London mit interessanten Charakteren und gut recherchiertem, historischen Hintergrund.
Ein gelungener historischer Jugendroman ab 12 Jahren!

Veröffentlicht am 19.12.2024

Kultkommissar Kluftinger zwischen Kriminalfall und Lokalpolitik

Lückenbüßer (Ein Kluftinger-Krimi 13)
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MEINE MEINUNG
Die beliebte Krimireihe um Kommissar Kluftinger von dem deutschen Autorenduo Volker Klüpfel und Michael Kobr geht mit " Lückenbüßer" bereits in die dreizehnte Runde.
Da Vorkenntnisse aus ...

MEINE MEINUNG
Die beliebte Krimireihe um Kommissar Kluftinger von dem deutschen Autorenduo Volker Klüpfel und Michael Kobr geht mit " Lückenbüßer" bereits in die dreizehnte Runde.
Da Vorkenntnisse aus den vorherigen Bänden der Reihe und aus früheren Fällen nicht erforderlich sind, können die Krimis problemlos auch unabhängig voneinander gelesen werden.
Die Regionalkrimi-Reihe zeichnet sich durch eine unterhaltsame Mischung aus interessantem Krimifall, viel Allgäuer Lokalkolorit und charakteristischem Humor aus, gewürzt mit urigen, lebendigen Charakteren und gelungener Situationskomik.
Interims-Polizeipräsident Kluftinger leitet die Anti-Terror-Übung „Alpenglühen“ in den Allgäuer Bergen. Doch der routinemäßige Einsatz muss abgebrochen werden, als ein Polizist tot aufgefunden wird. Nun stehen schwierige Ermittlungen zum fatalen Ausgang des aus dem Ruder gelaufenen Einsatzes an und zur möglichen Verantwortung für den mysteriösen Todesfall. Auch privat hat der sympathische Kommissar Kluftinger einiges um die Ohren. So hat er sich breitschlagen lassen, sich auf eine Liste für die Gemeinderatswahl setzen zu lassen und als Lückenbüßer einzuspringen. Als er jedoch erfährt, dass sein Erzrivale Dr. Langhammer ebenfalls kandidiert, wird sein Ehrgeiz geweckt und sein Ausflug in die Lokalpolitik entwickelt sich zunehmend zu einem erbitterten Wahlkampf.
Nun sieht sich Kluftinger mit gleich zwei Herausforderungen konfrontiert, denn neben seiner unerwartet zeitaufwändigen Kandidatur für den Gemeinderat gilt es auch die wahren Hintergründe des vermeintlichen Unglücks mit Todesfolge aufzuklären.
Der eigentliche Kriminalfall entwickelt sich leider sehr gemächlich und tritt hinter der Rahmenhandlung um Kluftingers Privatleben und den Wahlkampf derart stark zurück, dass kaum Spannung aufkommt. Die Ermittlungen verlaufen lange ohne klare Spur, gewinnen erst zum Ende hin an Dynamik.
Der Regionalkrimi lebt vor allem von seinen skurrilen Charakteren und dem humorvollen Schreibstil. Trotz seiner vielen Schrullen ist Kluftinger ein sympathischer Protagonist, der zum Ende hin sogar mit einer reiferen Seite seiner Persönlichkeit überraschen kann.
Im Gegensatz zu seinem naiven, etwas tollpatschigen Auftreten im Alltag agiert er als Ermittler durchaus kompetent. Insbesondere die Einblicke in sein Privatleben und sein unbeholfener Umgang mit moderner Technik und sozialen Medien, sorgen für zahlreiche amüsante Momente. Besonders unterhaltsam sind auch seine schlagfertigen Wortgefechte mit seinem Rivalen Dr. Langhammer. Allerdings wirken die wiederkehrenden Elemente seines vorhersehbaren Verhaltens und seine charakteristischen Sprüche inzwischen etwas ermüdend. Eine deutlichere Weiterentwicklung des Charakters wäre wünschenswert.
Die Auflösung des Falls schließlich ist schlüssig, aber sehr vorhersehbar und bedient für meinen Geschmack aber zu sehr aktuelle gesellschaftspolitische Klischees.
ZUM HÖRBUCH
Ein besonderes Highlight ist das Einlesen des Hörbuchs durch die Autoren Klüpfel und Kobr zusammen mit Martin Umbach. Durch den Einsatz des Allgäuer Dialekts erhält die unterhaltsame Geschichte das gewisse Etwas und durch die regionale Färbung eine besondere Authentizität. Ihre Stimmen passen sehr gut zu den urigen Charakteren und der Atmosphäre des humorvollen Krimis.
So fällt es nicht schwer, sich in das lebendig dargestellte Setting und Allgäuer Lokalkolorit hineinzuversetzen.
Die Sprecher sorgen mit ihrer stimmigen stimmlichen Interpretation für eine lebendige und authentische Lesung. Es gelingt ihnen hervorragend, Dynamik und Tempo an die jeweilige Stimmung anzupassen und an den richtigen Stellen auch Humor, Emotionen und feine Nuancen einzubringen.
Insgesamt ist die Synchronisation des ungekürzten Hörbuchs durch den dynamischen Vortrag und das nette regionale Flair sehr gelungen und sorgt für einen vergnüglichen Hörgenuss!
FAZIT
Eine solide Fortsetzung der unterhaltsamen Kluftinger-Kult-Reihe – mit tollem Allgäuer Lokalkolorit, humorvollen Episoden, liebenswerten Charakteren und einem leider nur schwachen Kriminalfall.
Für langjährige Klufti-Fans und Liebhaber des Allgäus wieder ein kurzweiliges Hörvergnügen!

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  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.09.2023

Faszinierender Genre-Mix

Prophet
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MEINE MEINUNG
Mit ihrem gemeinsam verfassten Roman „Prophet“ hat das Autorinnen-Duo Sin Blaché und Helen MacDonald einen fesselnden genreübergreifenden Thriller vorgelegt, der mit seiner ungewöhnlichen, ...

MEINE MEINUNG
Mit ihrem gemeinsam verfassten Roman „Prophet“ hat das Autorinnen-Duo Sin Blaché und Helen MacDonald einen fesselnden genreübergreifenden Thriller vorgelegt, der mit seiner ungewöhnlichen, aber faszinierenden Mischung aus Spannungsroman, Mystery, Science Fiktion-Elementen, Agententhriller und queerer Romance das Potential zu einem richtigen Page Turner hat. Zudem haben sich die beiden Autorinnen eine originelle Ausgangsidee einfallen lassen, die eine spannende und brisante Auseinandersetzung mit tiefgründigen Themen verspricht und mich auf Anhieb angesprochen hatte.
Angesiedelt ist die Handlung in einer nicht allzu fernen Zukunft und spielt zunächst im ländlichen England, bis der Handlungsort schließlich in die USA wechselt. Im Rahmen von militärischen Geheimforschungen wurde mit PROPHET eine Substanz entwickelt, die nostalgische Erinnerungen der Menschen real werden lässt und als eine gefährliche Waffe eingesetzt werden kann. Als das Projekt durch sich verändernde Eigenschaften von PROPHET außer Kontrolle zu geraten scheint, werden die beiden ungleichen Geheimagenten Adam Rubenstein und Sunil Rao eilig hinzugezogen, um eine Katastrophe mit unabsehbaren Folgen zu verhindern. Gefesselt von der düsteren, unheilvollen Atmosphäre und den mysteriösen Geschehnissen fiel mir der Einstieg in die Geschichte anfänglich nicht schwer. Doch schon bald hatte ich trotz des anschaulichen, lebendigen Erzählstils der Autorinnen Probleme richtig in die Geschehnisse einzutauchen und mir die von PROPHET hervorgerufenen Phänomene bildlich vorzustellen. Durch stark dialogbetonte und langatmige Passagen kommt die eigentliche Handlung nur sehr mühsam in Schwung, so dass die Spannung immer wieder abflaut und die zuvor so gelungen eingefangene bedrohliche Stimmung schließlich verloren geht. Die stark im Fokus stehende Liebesgeschichte und das ständige Geplänkel zwischen den beiden Protagonisten drängen die tiefergehenden Themen des Romans leider immer wieder in den Hintergrund. Zum Ende hin nimmt die Geschichte dann aber doch deutlich an Fahrt auf und gipfelt schließlich in einem sehr fesselnden Finale mit einem unerwarteten, aber sehr schlüssigen Ende.
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die beiden exzentrischen Protogonisten, die charakterlich kaum gegensätzlicher sein könnten und von den Autorinnen äußerst lebendig und vielschichtig ausgearbeitet wurden. In eingeschobenen Rückblenden erfahren wir allmählich mehr über ihre familiären Hintergründe und ihre gemeinsame, problembehaftete Vorgeschichte, so dass man sich gut in ihre Persönlichkeit hineinversetzen und ihr Verhalten nachvollziehen kann. Das ungleiche Ermittler-Duo mit dem stoischen, mysteriösen Geheimagenten Colonel Adam Rubenstein und dem chaotischen, übersensiblen Genie Sunil Rao als wandelndem Lügendetektor, die den Hintergründen von PROPHET auf die Spur kommen sollen und letztlich Teil des Forschungsprojekts werden, hat mir gut gefallen und die Dynamik ihrer komplizierten Beziehung sorgt für Abwechslung und viele humorvolle Momente. Obwohl sich das überschaubare Figurenensemble gut in die Gesamthandlung einfügt und vielseitig ausgearbeitet wurde, bleiben allerdings einige Charaktere insbesondere die Gegenspieler recht blass und ihre Intentionen ziemlich vage.
Nicht nur einen aufschlussreichen futuristischen Blick auf zukünftige, beängstigende Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft hatte ich mir von diesem Roman versprochen, sondern auch eine eingehende Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftsrelevanten Themen wie der Macht von nostalgischen Verklärungen, dem hohen Stellenwert von Identität, Emotionen, Erinnerungen und potentiellen Gefahren durch deren Manipulation in einer rein profitorientierten Welt versprochen. Die Ausarbeitung dieser viel versprechenden Themen konnte mich allerdings nicht völlig überzeugen, da mir die Umsetzung zu einem packenden, temporeichen und vielschichtigen Plot weitgehend fehlte und eine tiefgründige thematische Auseinandersetzung leider viel zu kurz kam.
FAZIT
Ein ungewöhnlicher, nachdenklich stimmender Roman mit einem faszinierenden Genre-Mix und thematisch sehr viel versprechendem Ausgangskonzept - der mich in der Umsetzung allerdings nicht ganz überzeugen konnte.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.12.2022

Kurzweiliger Wohlfühlroman mit einer Prise Cosy Crime

Der Mordclub von Shaftesbury – Eine Tote bleibt selten allein
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MEINE MEINUNG
Mit „Der Mordclub von Shaftesbury - Eine Tote bleibt selten allein” ist der deutschen, unter dem Psyeudonym Emily Winston scheibenden Autorin Angela Lautenschläger ein kurzweiliger und amüsanter ...

MEINE MEINUNG
Mit „Der Mordclub von Shaftesbury - Eine Tote bleibt selten allein” ist der deutschen, unter dem Psyeudonym Emily Winston scheibenden Autorin Angela Lautenschläger ein kurzweiliger und amüsanter Wohlfühlroman gelungen.
Doch Vorsicht: Aufgrund der Bezeichnung MORDCLUB im Titel sollte man sich nicht in die Irre führen lassen! Dieses Werk ist keine Fortsetzung der Mrs Potts' Mordclub-Reihe von Robert Thorogood oder „Der Donnerstagsmordclub“-Reihe von Richard Osman.
Dieser erste Band ist vielmehr der Auftakt der neuen vielversprechenden „Penelope St. James ermittelt“-Reihe, die zwar laut Cover als Kriminalroman ausgewiesen wird, meiner Meinung nach aber gerade noch so als Cosy Crime durchgehen kann. Denn neben dem immer wieder in den Hintergrund tretenden Kriminalfall haben wir es oft vorrangig mit der sich anbahnenden Liebesgeschichte und dem recht unterhaltsamen Selbstfindungstrip der jungen, attraktiven Protagonistin Penelope St. James zu tun. Diese soll eigentlich eine Zweigstelle einer Londoner Partnervermittlungsagentur in dem verschlafenen Örtchen Shaftesbury aufmachen, hält schon bald mit ihrer quirligen, liebenswerten Art die teilweise sehr verschrobene Dorfgemeinschaft auf Trab und stellt nebenher als selbsternannte Hobby-Ermittlerin ihre Nachforschungen an. Schließlich gelingt es ihr sogar den verzwickten Fall zu lösen - allerdings mithilfe zahlreicher recht skurriler Nebenakteure und jeder Menge Glück statt Sachverstand und Kombinationsgabe. Aber immerhin versteht es die Autorin mit turbulenten Verwicklungen, netter britischer Wohlfühlatmosphäre und gelungener Situationskomik von Beginn an für gute Unterhaltung zu sorgen. Der nette, lebendige Schreibstil der Autorin ließ mein Kopfkino rasch anspringen, so dass ich in die abwechslungsreiche, amüsante Geschichte mühelos eintauchen konnte. Die stimmungsvollen Beschreibungen der verschiedenen Schauplätze sind zwar nicht sehr detailliert, helfen aber insgesamt dabei, dass man sich das idyllische Örtchen Shaftesbury und die Umgebung recht gut vorstellen kann.
Besonderes Highlight sind die vielen lebendig gezeichneten Bewohner von Shaftesbury, die die Handlung mit ihren liebenswerten bis verschrobenen Eigenheiten bereichern und mit ihrem rätselhaften Verhalten spannend machen. Mit ihren entsprechend ihrer Rolle interessant ausgearbeiteten Charakteren hat die Autorin eine abwechslungsreiche Mischung gefunden. Schade nur, dass wegen der großen Vielzahl der Nebenfiguren deren Zeichnung insgesamt recht oberflächig bleibt.
Kein Wunder, dass die unbedarfte Penelope mit ihrem Aktionismus und unorthodoxen Methoden in etliche Fettnäpfchen tappt, bei ihren Ermittlungen so einige Geheimnisse aufdeckt und schließlich selbst in Gefahr gerät. Etliche Verdächtige, unerwartete Wendungen und einige falsche Fährten sorgen dafür, dass man gut miträtseln kann.
Mir es hat trotz vorhersehbarer Auflösung und etlicher Klischees dennoch insgesamt viel Spaß bereitet, der kurzweiligen Handlung zu folgen, die sich zum Ende hin regelrecht überschlägt und in einem mitreißenden Finale gipfelt!
FAZIT
Ein netter, unterhaltsamer Auftakt einer neuen gemütlichen Cosy Crime-Reihe rund um eine quirlige Hobbyermittlerin und eine verschrobene Dorfgemeinschaft, bei der der Krimianteil ruhig etwas ausgeprägter hätte ausfallen können!

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