Menschlichkeit in dunkler Zeit
Bereits das Cover dieses Buches hat mich tief berührt. Ein einsamer Junge sitzt ganz verloren auf einem Berg Koffer. Ich habe lange überlegt, ob ich mich überhaupt für das Buch bewerbe, oder ob mich dessen ...
Bereits das Cover dieses Buches hat mich tief berührt. Ein einsamer Junge sitzt ganz verloren auf einem Berg Koffer. Ich habe lange überlegt, ob ich mich überhaupt für das Buch bewerbe, oder ob mich dessen Inhalt zu sehr herunter zieht. Nach dem Klappentext war es ja klar, um was es geht. Man dachte sofort an Anna Frank, die ja auch zunächst viel Menschlichkeit erfährt, zum Schluss jedoch trotzdem stirbt.
Schon die Leseprobe fand ich sehr gut. Die Geschichte wird aus der Sicht des jüdischen Jungen Nathan erzählt. Durch seine kindliche Interpretation der Geschehnisse entsteht trotz der Tragik der Ereignisse ein leichter, berührender Humor. Dieser verliert sich jedoch über den Fortlauf der Ereignisse und des Buches immer mehr. Das Kind Nathan muss zu schnell erwachsen werden, so dass im die Leichtigkeit verloren geht.
Ivan Sciapeconi erzählt diese wahre Geschichte der Flucht einer von selbstlosen Helfern zusammengewürfelten Gruppe jüdischer Kinder aus unterschiedlichen Herkunftsländern aus den von den Nazis beherrschten Regionen Europas in das vermeintlich sichere Israel in leisen Tönen. Er setzt damit Menschen wie Joško (dem 25-jährigen Kroaten Josef Indig Ithai), Boris (Georg Bories, 42 Jahre aus Russland) und Schoky (Marek Silberschatz, 35 Jahre, aus Polen) fast 80 Jahre nach Kriegsende ein Denkmal. Er erinnert aber auch an den stillen Mut der unzähligen namenlosen Dorfbewohner des kleinen Dörfchen Nonantola in der Po-Ebene, die für die ungekannten jüdischen Kinder ihr Leben und die Existenz ihrer Familien riskiert haben.