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Veröffentlicht am 24.09.2023

Familienbande

Nur eine Lüge – Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
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Die schwedischen Familien Brandt und Nihlzén kennen sich schon sehr lange, weil die etwa gleichaltrigen Söhne Erik und William miteinander aufgewachsen sind, die gleiche Schule besuchten und im selben ...

Die schwedischen Familien Brandt und Nihlzén kennen sich schon sehr lange, weil die etwa gleichaltrigen Söhne Erik und William miteinander aufgewachsen sind, die gleiche Schule besuchten und im selben Fußballteam spielten, was auch die Eltern miteinander verbunden hat. Vor acht Jahren, kurz nach dem Schulabschluss der beiden Jungs ändert ein einschneidendes Ereignis aber alles. Dennoch verlieben Eriks Schwester Emily und William sich ein paar Jahre später ineinander und nun brechen bei der schicken Traumhochzeit acht in einem Schloss alte Wunden auf, als die Familien und die damaligen Freunde alle wieder aufeinandertreffen und es kommt sogar jemand ums Leben.

Die Geschichte wird einerseits auf verschiedenen Zeitebenen, also vor etwa acht Jahren, wenige Monate vor der Hochzeit und am Hochzeitstag selbst, erzählt. Andererseits auch aus verschiedenen Perspektiven, der der Brautmutter, der des Brautvaters, der des Bruders der Braut, der des Vaters des Bräutigams und der von Emily und William selbst. Dadurch erfährt man bruchstückhaft immer mehr kleine Details, die zur Auflösung beitragen, es bleibt aber bis fast zum Schluss spannend und gibt immer wieder neue Wendungen. Diese Art des Aufbaus trägt zudem dazu bei, dass man die einzelnen Charaktere sehr gut kennenlernt und sich in sie hineinversetzen kann. Der Schreibstil der Autorin ließ sich gut und flüssig lesen und auch die Covergestaltung hat mich angesprochen.

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Veröffentlicht am 15.09.2023

Eine Hebamme, die um jedes Leben kämpft

Wie ein Stern in mondloser Nacht
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Im Mittelpunkt dieses Romans steht Henni Bartholdy, die zunächst in ärmlichen Verhältnissen im Nachkriegs-Berlin mit ihrer verwitweten Mutter und ihrem kränklichen Bruder ums nackte Überleben kämpft und ...

Im Mittelpunkt dieses Romans steht Henni Bartholdy, die zunächst in ärmlichen Verhältnissen im Nachkriegs-Berlin mit ihrer verwitweten Mutter und ihrem kränklichen Bruder ums nackte Überleben kämpft und nach einem traumatischen Erlebnis Hebamme wird und im Laufe ihres Berufslebens die Notwendigkeit einer Babyklappe erkennt und auch direkt aktiv wird. Auf einer zweiten Zeitebene begibt sich die Journalistin Liv in der heutigen Zeit auf die Spurensuche nach ihren echten Eltern, da sie als Baby in einer Babyklappe abgelegt wurde.

Das Cover des Buches passt sehr gut zur Thematik und dazu, dass die Handlung zu einem recht großen Teil in der Nachkriegszeit und den 50er Jahren spielt. Henni als Protagonistin war mir mit ihrer zupackenden und empathischen Art und der Leidenschaft, mit der sie ihren Beruf ausübte, auf jeden Fall sehr sympathisch und ich fand es zudem sehr interessant, mehr über die Arbeitsbedingungen einer Hebamme damals, die Lebensumstände vieler Frauen und die rechtlichen Aspekte rund um die Babyklappe zu erfahren. Zudem war der Schreibstil der Autorin einerseits gut verständlich und andererseits auch sehr anschaulich, sodass man sich gut in alles hineinversetzen konnte. Durch die zweite Zeitebene mit Livs Suche nach ihren leiblichen Eltern wurde zusätzlich Spannung aufgebaut und zudem wurde der Roman dadurch vielschichtiger, weil so auch ein negativer Aspekt der anonymen Geburten und der Babyklappen thematisiert wurde, nämlich, dass die Kinder so kaum in der Lage sind, mehr über ihre Herkunft herauszufinden. Für alle, die gerne historische Romane lesen, die in der jüngeren deutschen Vergangenheit spielen, ist das Buch sicher lesenswert!

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Veröffentlicht am 15.09.2023

Reflektierter Coming-of-Age-Roman

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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Protagonistin Katha sehnt sich von frühester Kindheit an nach Harmonie. Sie will, dass ihre Eltern glücklich (miteinander) sind und versucht (zunächst mit kindlichen Methoden) dazu beizutragen und auch ...

Protagonistin Katha sehnt sich von frühester Kindheit an nach Harmonie. Sie will, dass ihre Eltern glücklich (miteinander) sind und versucht (zunächst mit kindlichen Methoden) dazu beizutragen und auch in der Schule will sie keinen Ärger haben, aber zugleich dazu gehören. Als die Eltern sich doch irgendwann trennen und sie mit ihrer nun alleinerziehenden Mutter und ihrer kleinen Schwester nach Dortmund zieht, lernt sie dort Angelica kennen, die Mutter einer Klassenkameradin, die viel zugewandter und offener ist als ihre Mutter und Katha in ihrer Selbstfindung entscheidend prägt und zum Nachdenken darüber anregt, ob es wirklich gut ist, anderen immer gefallen und ihnen Schlechtes ersparen zu wollen.

Das Cover des Romans und der Titel erschienen mir zunächst zu abstrakt, um mir mehr darunter vorstellen zu können. Der Schreibstil gefiel mir aber von Beginn an. Die Autorin schreibt sehr reflektiert über die Zeit des Heranwachsens und Ausprobierens, es ist nicht nur eine Aneinanderreihung von Erlebnissen. Die Personen wirken authentisch und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und mich teilweise auch in ihnen und ihrem Verhalten und den gemeinsamen Erlebnissen wiederfinden, obwohl meine eigene Teenager-Zeit etwa zehn Jahre länger zurückliegt, als die hier Beschriebene. Aber, vieles verläuft doch immer wieder ähnlich. Etwas weniger konnte ich aber mit dem, etwa 50 Seiten umfassenden, zweiten Teil anfangen, diese kürzeren Elemente waren mir zu abstrakt, auch wenn sie wohl den Zustand von Katha spiegeln sollten. Der dritte Teil rundete dann wieder alles sehr stimmig ab. Auch sprachlich fand ich den Roman sehr gelungen, modern und schnörkellos einerseits, aber mit den passenden sprachlichen Bildern an den entscheidenden Stellen. Somit empfehle ich dieses Debüt gerne weiter, es ist auf jeden Fall sehr lesenswert.

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Veröffentlicht am 14.09.2023

Spannender Island-Krimi mit überraschenden Wendungen

Verlogen
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Bei diesem Buch handelt es sich um den zweiten Teil einer Serie von Island-Krimis, der aber auch unabhängig vom Vorgänger gelesen werden kann, da einem ohne Kenntnis des ersten Teils lediglich etwas Vorwissen ...

Bei diesem Buch handelt es sich um den zweiten Teil einer Serie von Island-Krimis, der aber auch unabhängig vom Vorgänger gelesen werden kann, da einem ohne Kenntnis des ersten Teils lediglich etwas Vorwissen bezüglich des Ermittlerteams, bestehend aus Elma und Sævar und einigen Nebenpersonen fehlt.

Diesmal geht es um den Fall einer verschwundenen alleinerziehenden Mutter, deren Leiche nach Monaten in einem Lavafeld gefunden wird. Zunächst war man bei ihrem Verschwinden von einem Selbstmord ausgegangen, aber nun deutet alles auf einen Mord hin.

Mich hat dieser Krimi sehr gefesselt. Die Handlung fand auf verschiedenen Zeitebenen der Gegenwart und der Vergangenheit statt und lange blieb unklar, wer die Frau umgebracht haben könnte, bevor es zu einer überraschenden Wendung kam. Auch isländischer Lokalkolorit war immer wieder vorhanden, und man konnte sich gut auf diese recht dünn besiedelte Insel versetzen, in der die Orte sehr klein sind und alle Menschen sich duzen. Auch die beiden Ermittler:innen sind mir sympathisch und ich würde sehr gerne noch mehr von ihnen lesen.

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Veröffentlicht am 03.09.2023

Ausnahmezustand

Heartbreak
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Marie hat schon länger mit Depressionen zu kämpfen, ist aber in Therapie und nimmt Medikamente, dass ihr Freund sie nach einem Jahr plötzlich von einem Tag auf den anderen ghostet, wirft sie aber ganz ...

Marie hat schon länger mit Depressionen zu kämpfen, ist aber in Therapie und nimmt Medikamente, dass ihr Freund sie nach einem Jahr plötzlich von einem Tag auf den anderen ghostet, wirft sie aber ganz schön aus der Bahn. Tom ist ein vielversprechender Musiker, der nach dem Wunsch seines Managers und zugleich Vaters seine Karriere antreiben soll, indem er in einem kitschigen Film mitspielt, was aber schon zu Beginn der Dreharbeiten gewaltig schief geht. Irgendwann landen beide mehr oder weniger zufällig im gleichen Hotel in der Toskana.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Die Geschichte war fernab von jeglichem Kitsch und Marie und Tom wirkten als Protagonist:innen authentisch. Der Schreibstil des Autors ist sehr anschaulich und zugleich wortgewandt und mit der richtigen Dosis Humor an passenden Stellen. Auch Gesellschaftskritik, bzw. Kritik am Zeitgeist kommt nicht zu kurz, wenn Tom seinen ursprünglich afghanischen Namen ablegt, weil er damit, nach Meinung seines afghanischen Vaters, nicht erfolgreich werden kann, die Vermarktung auf Instagram und TikTok viel wichtiger ist als die Musik selbst und erschreckend viele Menschen in Deutschland mehr Mitgefühl für Hunde zeigen als für ertrunkene Flüchtlinge.

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