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Veröffentlicht am 25.09.2023

Spuk und Geistergeschichten

Der Totengräber und der Mord in der Krypta (Die Totengräber-Serie 3)
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Wien, 1895. In einer Gruft unter dem Stephansdom wird die unversehrte Leiche eines jüdischen Wissenschaftlers gefunden. Auf einem Foto der Tatortfotografin Julia Wolf finden sich unerklärbare, geisterhafte ...

Wien, 1895. In einer Gruft unter dem Stephansdom wird die unversehrte Leiche eines jüdischen Wissenschaftlers gefunden. Auf einem Foto der Tatortfotografin Julia Wolf finden sich unerklärbare, geisterhafte Schatten. Inspektor Leopold von Herzfeldt ermittelt mit einem erhöhten Augenmerk auf die Teilnehmer der beliebten Séancen - stießen hier Wissenschaft und Übersinnliches aufeinander? Der Totengräber Augustin Rothmayer, der gerade sein drittes BUch über "Spuk und Geistergeschichten" schreibt, soll Leopold helfen, doch er gerät durch seine Ziehtochter Anna in einen anderen Fall: Aus einem Waisenhaus verschwinden Kinder spurlos.....

"Der Totengräber und der Mord in der Krypta" ist bereits der dritte Fall um das ungewöhnlcihe Ermittlertrio Leopold, Julia und Augustin, der wieder in sich abgeschlossen ist und auch Quereinsteigern höchsten Lesegenuss bietet. Kenner der Serie dürfen sich auf eine interessante Weiterentwicklung der Figuren und ihrer Beziehungen untereinander freuen. Und wieder verbindet Pötzsch den scheinbaren Widerspruch von Mystik und Rationalität: Nach "Vampirismus" im ersten Bank und "Mumien" im zweiten, dreht sich diesmal alles um das Thema "Geister".

Oliver Pötzsch besticht durch einen locker leichten Schreibstil, atmosphärische Schilderungen und sympathische Figuren, die den Leser tief in das Leben im Wien des endenden 19. Jahrhunderts hineinziehen. Die gute Recherche des Autors führt dazu, dass viel Wissen in das Werk eingearbeitet ist und beim Lesen wie nebenbei einiges an geschichtlichen Details zu lernen ist. Pötzsch gelingt es meisterhaft, die scheinbar unabhängigen Fälle zu einem harmonischen Ganzen zu verschmelzen. Verbunden mit dem daraus folgenden schönen Spannungsbogen wird der Roman zu einem echten Page-Turner, der nach einem fulminanten Showdown ein rundes Ende findet, in dem alle Fragen der Fälle auf überraschende Weise geklärt werden. Lediglich die persönlichen Herausforderungen der Figuren lassen auf eine baldige Fortsetzung hoffen.

Die im Mittelpunkt der Handlung stehenden Figuren, der fortschrittliche Inspektor, der kauzige Totengräber und die emanzipierte Julia bestechen durch ihre Unterschiedlichkeit, in der sie perfekt zusammenarbeiten. Alle sind mehrdimensional gezeichnet, durchaus sympathisch und zeigen ein Sittengemälde der Zeit auf. Ansprechend, wie so auch Details über die Geschichte der Kriminalistik, Antisemitismus, Frauenrechte, Spritismus, der Umgang mit Waisenkindern usw. unterhaltsam in die Handlung eingebettet sind.
Als neue Figur lernt der Leser hier auch erstmal Leopolds Mutter, Wilhelmine von Herzfeldt, kennen, die ein Techtelmechtel mit dem Schriftsteller Arthur Conan Doyle hat, der wunderbar in die Themengebiete hineinpasst.

Ein Stadtplan von Wien, ein Personenverzeichnis, ein Glossar und ein Nachwort des Autors mit ergänzenden Informationen runden das Buch ab.

Mich hat auch dieser dritte Teil der historischen Krimi-Reihe um den titelgebenden Totengräber Augustin Rothmayer wieder rundum begeistert und ich empfehle ihn unbedingt weiter.

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Veröffentlicht am 11.08.2023

Einfach besonders

Eine vollständige Liste aller Dinge, die ich vergessen habe
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Eine Frau steht am Wendepunkt ihres Lebens: DIe Zwillinge, die sie ohne den Vater großgezogen hat, werden nach der Matura die Familienwohnung verlassen und auf eigenen Füßen stehen. Und so muss auch die ...

Eine Frau steht am Wendepunkt ihres Lebens: DIe Zwillinge, die sie ohne den Vater großgezogen hat, werden nach der Matura die Familienwohnung verlassen und auf eigenen Füßen stehen. Und so muss auch die Mutter die nun zu große und zu teure Wohnung verlassen, ein neues Zuhause finden und sich einem neuen Lebensabschnitt stellen. So beginnt sie, ihre Wohnung zu entrümpeln und stellt sich den zahlreichen Erinnerungen an ihre eigene Vergangenheit, ihre Familie und einschneidende und belanglosere Erfahrungen.

Die Wiener Schriftstellerin und Kolumnistin hat mit "Eine vollständige LIste aller Dinge, die ich vergessen habe" einen biografisch anmutenden Roman geschrieben, der mich zutiefst berühren konnte und sicher noch lange nachhallen wird.

Die Kinder ziehen aus; das bedeutet für die Eltern - oder eben hier die alleinerziehende Mutter - dass auch für sie ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Von diesem Punkt aus lässt Doris Knecht ihre Ich-Erzählerin, die tatsächlich namenlos bleibt, mit großer Intensität von ihrem gelebten Leben, ihren Wünschen, Träumen und Hoffnungen, berichten. Einen Großteil nehmen dabei die Gedanken und Überlegungen der Erzahlerin ein; ihre Erlebnisse werden meist im Nachgang berichtet. In kurzen Kapiteln erfahren wir von bedeutenden Ereignissen (wie unter anderem Abtreibungen, Drogenerfahrungen) sowie belanglosen Begebenheiten ihres Lebens (wie dem richtigen Platz für einen Esstisch) in einer Tiefe und Intensität, die die LeserInnen nicht nur teilhaben lässt an dem erzählten Leben, sondern auch zum Nachdenken über ihr eigenes Sein anregt. In manchen der Gedanken habe ich mich (ebenfalls im mittleren Alter mit erwachsenem Nachwuchs und einem Neuanfang) absolut wiedergefunden, einige konnte ich problemlos nachempfinden, andere waren mir unbekannt; dennoch zog mich die authentische Figur völlig in ihren Bann und ich durchlitt mit ihr gemeinsam den entscheidenden Schritt in ein neues Leben. Ängste, sanfte Hoffnungen, Traurigkeit und Melancholie und dabei ein wunderbarer Humor begleiten die Ich-Erzählerin und somit auch die LeserInnen bei dem anstehenden Schritt, der doch so unaufgeregt erfolgt. Besonders gefallen hat mir dabei der großartige Erzählstil und eben der feine Humor im Ernsten sowie die feministische Haltung der Autorin.

Und obwohl ich sonst gar kein Freund von sanft dahinplätschernder Handlung, ständigen Orts- und Zeitebenenwechseln und vor allen offenen Fragen bin, zog mich die Autorin völlig in ihren Bann. Für mich war die Erzählung absolut stimmig - und macht Lust auf weitere Bücher von Doris Knecht.

Ein ganz wunderbares Buch, das sicher zu meinen Jahres-Highlights gehört und das ich unbedingt weiterempfehlen möchte.

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Veröffentlicht am 07.05.2023

Denkmal für eine vergessene Erfinderin

Die einzige Frau im Raum
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Hedwig Eva Maria Kiesler wird 1914 in Wien geboren; ihre Familie ist jüdischer Abstammung, aber nicht sehr eng mit dem Glauben verbunden. Trotz behüteter Kindheit feiert sie schon bald große Erfolge am ...

Hedwig Eva Maria Kiesler wird 1914 in Wien geboren; ihre Familie ist jüdischer Abstammung, aber nicht sehr eng mit dem Glauben verbunden. Trotz behüteter Kindheit feiert sie schon bald große Erfolge am Theater an der Wien, wo der reiche und überaus einflussreiche Waffenfabrikant Fritz Mandl auf sie aufmerksam wirbt und um sie wirbt. In Anbetracht der sich abzeichnenden politischen Situation rät ihr Vater zur Heirat, in der Annahme, Mandl könnte sie vor den Nazis und den Antisemiten schützen. So konvertiert Hedwig zum Christentum und stimmt 1933 der Heirat mit dem nach außen charmanten Mächtigen zu. Fritz Mandl entpuppt sich schnell als eifersüchtiger und gewalttätiger Ehemann, der sich zwar mit der wunderschönen Frau schmückt, sie ansonsten jedoch in einem goldenen Käfig einsperrt und brutalst misshandelt, ohne ihre zweiffellos vorhandene Intelligenz zu schätzen. 1937 gelingt ihr die Flucht über London nach Los Angelos und sie schafft aufgrund ihrer Schönheit und mit geschickten Verträgen einen kometenhafter Aufstieg im Filmgeschäft. Doch Hedy Lamarr, wie sie sich auf Anraten des MGM-Bosses Mayer nun nennt, wird von Schuldgefühlen geplagt: Hätte sie ihre als "Einzige Frau im Raum" mit Mussolini, Hitler und anderen Faschisten erlangten Informationen nicht nutzen müssen, um Menschenleben zu retten? So macht Lamarr sich daran, eine der großen Sorgen der Deutschen für die Gegner zu lösen und entwickelt eine Funksteuerung für Torpedos ... dch niemand will ihr zuhören.

Seit 2016 verfolgt Benedict ein Projekt, in welchem sie in historischen Biografien die besonderen Leistungen von Frauen thematisiert. Nach "Frau Einstein", "Lady Churchill" und "Mrs Agatha Christie" widmet sie sich in ihrem neuen autobiografischen Roman Hedy Lamarr, die vielen als schönste Frau der Welt und einer der größten Filmstars Hollywoods bekannt ist, deren wissenschaftliche Tätigkeit und ihre Erfindungen, die noch heute Einfluss auf technische Entwicklungen haben und sich in zahlreichen drahtlosen Geräten wiederfinden, jedoch völlig unbekannt sind.

In dem autobiografischen Roman, der durch seinen lebendigen Schreibstil und eine große Spannungskurve besticht, beschränkt Marie Benedict sich auf die Jahre 1933 bis 1942 der erst 2000 in Florida verstorbenen "starken Frau im Schatten der Weltgeschichte", denn diese Jahre waren für Hedy Lamarr prägend und zeigen die Entwicklung ihrer ganze Persönlichkeit und ihres Charakter sowie ihre Fähigkeiten auf. Mich hat sehr beeindruckt, wie sie sich entwickelt hat, wie die Dramen ihres Lebens sie geprägt und stärker gemacht haben. Einfach schrecklich, wie eindimensional die Rolle der Frau vor 100 Jahren gesehen wurde und wie sträflich derzeit mit den Frauen an sich und mit wirklich großen Erfindungen umgegangen wurde, nur, weil einer Frau so etwas nicht zugetraut wurde!!!!

Ganz nebenbei zeichnet Benedict ein lebendiges Bild der Gesellschaft und der Geschehnisse vor und während des Zweiten Weltkrieges und das Geschehen rund um den Faschismus auf. Deutlich wird dabei auch, wie die lange Zeit vorherrschende Annahme, so schlimm könne es doch gar nicht werden und das oppurtunistische Verhalten etlicher Politiker zu dem tatsächlichen GRauen führen konnte. Geschichtsunterricht auf die beste Art!

Marie Benedict hat mit diesem Buch der großartigen und fast vergessenen Hedy Lamarr ein würdiges Denkmal gesetzt und einen spannenden, dramatischen und zugleich lehrreichen Roman geschrieben. Hervorragende fünf Sterne - unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 10.04.2023

Die Frau, die nur mit ihrem Fahrrad die Welt umrundete

Die Radfahrerin
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In einem Bostoner Herrenclub gehen im Jahr 1894 zwei Geschäftsmänner eine waghalsige Wette ein: Niemals würde eine Frau es schaffen, auf einem Fahrrad, mit nichts als Wechselunterwäsche und einem Revolver ...

In einem Bostoner Herrenclub gehen im Jahr 1894 zwei Geschäftsmänner eine waghalsige Wette ein: Niemals würde eine Frau es schaffen, auf einem Fahrrad, mit nichts als Wechselunterwäsche und einem Revolver im Gepäck und ohne Geld, Geschenke und Spenden die Welt zu umrunden. Durch Zufall hört die 24jährige Anna Kopchovsky von dem ausgeschriebenen Preisgeld, und enttäuscht von ihrem gläubigen Ehemann Max, der mehr Zeit in der Synagoge als mit Geldverdienen verbringt um die drei KInder zu ernähren, der beengten Wohnsituation mit der Familie ihres Bruders und ihren Träumen von einem besseren Leben, beschließt sie, die Reise ins Ungewisse anzutreten. Gesponsort von einem Mineralwasserunternehmen, ändert sie ihren Namen in Annie Londonderry und erlebt viele Abenteuer, Lebensgefahren und die Liebe ....

Anhand der wahren Geschichte um die historisch belegte Anna Kopchovsky hat die Autorin Susanna Leonhard einen spannenden Abenteuerroman mit einigen fiktiven Elementen über eine starke Frau geschrieben: Annie, die von ihrem ärmlichen Leben erdrückt und von großen Träumen getrieben wird und trotz aller bestehenden Zweifel ein schier unvorstellbares Wagnis eingeht. Dabei versteht Susanne Leonhard, die Zerrissenheit der Hauptfigur, ihre Motive und ihren bemerkenswerten Mut zum Ausdruck zu bringen. Ihre Hauptfigur besticht durch Komplexität, Mehrdimensionaltität und Authentizität sowie durch ihre große Entwicklung im Laufe der Zeit. Aber auch die Nebenfiguren sind anschaulich und nachvollziehbar geschildert. Gefallen hat mir auch, dass Annies Schwächen schonungslos aufgezeigt werden; insbesondere ihre Neigung, in eigener Sache zu lügen und wilde Geschichten zu erfinden.
Ob man Annies Handeln immer nachvollziehen kann? Ich finde, auch ohne es gutzuheißen: ja - auch, wenn es sicher eine harte Entscheidung war, ihre Kinder vorübergehend zu verlassen, was gerade ihre älteste Tochter Molly ihr niemals verzeihen konnte. Dieser Konflikt nimmt ebenfalls einen wichtigen Raum ein.

Interessanterweise ist die eigentliche Reise Annies nicht der alles überstrahlende Teil dieses Buches; gerade die Hintergründe und die Motive treten stark hervor, was ich zu schätzen wusste um mir ein umfassendes Bild dieser Person zu machen, auch, wenn ich durchaus gerne noch mehr von Annies Heldentaten gelesen hätte, so spannend fand ich die Geschichte von Anfang an - und doch kaum vorstellbar, wie eine junge Frau gerade auch in Asien dieses Experiment überstehen konnte!

Die Autorin schreibt so bildhaft, flüssig und spannend, dass ich das Buch in einem Rutsch gelesen habe.

Susanna Leonhard ist ein großartiger Roman über eine starke Frau gelungen, die trotz aller Widerstände ihren Weg geht und dabei die Rolle der Frau im endenden 19. Jahrhundert völlig neu schreibt. Wie sie - aus praktischen Erwägungen - Hosen trägt, sich einen Liebhaber gestattet, alleine reist, all dies ist zu der Zeit eigentlich undenkbar und dennoch tatsächlich geschehen.
Eher nebenbei zeichnet Leonhard ein Stück Zeitgeschichte und lässt ihre Leser einiges lernen.

Abgerundet wird der Roman durch ein Personenverzeichnis am Anfang und ein NAchwort, in dem die Autorin Fiktion und Wirklichkeit voneinander abgrenzt.

Mich hat dieses Buch in jeder Hinsicht begeistert (fünf Sterne) und ich wünsche mir mehr solcher Bücher über starke Frauen, die leider - oftmals zu Unrecht - in Vergessenheit geraten sind!

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Veröffentlicht am 05.03.2023

Historie, Abenteuer, Liebe, Thrill

GENESIS
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Als im Mai 1291 die Hafenstadt Akkon, letzte Bastion der Kreuzfahrer im Nahen Osten, nach sechswöchiger Belagerung und erbitterten Kämpfen von dem ägyptische Mamluken-Sultan al-Aschraf Chalil eingenommen ...

Als im Mai 1291 die Hafenstadt Akkon, letzte Bastion der Kreuzfahrer im Nahen Osten, nach sechswöchiger Belagerung und erbitterten Kämpfen von dem ägyptische Mamluken-Sultan al-Aschraf Chalil eingenommen wird und ein entsetzliches Gemetzel alle verbleibenden christlichen Einwohner tötet, kann sich der Ritten des Deutschen Ordens, Wilhelm von Bolanden, auf die letze Galeere flüchten. Seine Mission: geheime, als häretisch eingestufte Papyrusrollen nach Konstanz dem Abt Manfred von Gerbrand zu bringen und einen geheimen Bund wieder auferstehen zu lassen. Verfolgt wird er dabei nicht nur von einem muslimischen Meuchelmörder, der seinem Sultan die geheimen Schriften bringen soll, sondern auch von Kadinal de Lucca, der durch die Offenlegung der Schriften das Christentum bedroht sieht. In Venedig nimmt der fanatische Inquisitor de Lucca von Bolanden gefangen und bringt ihn nach Rom, wo ihm der Tod droht, doch der Benediktiner Ordensschwester Ariana gelingt es, ihn aus dem Kerker zu befreien, und gemeinsam bestehen sie viele Abenteuer auf ihrer wilden Flucht durch Italien, über die Alpen nach Basel und weiter nach Koblenz zur Erfüllung der Mission.

"Genesis" ist der Auftakt der historischen Confluentes-Trilogie des niederländischen Autors Frank Eldering, der ausgezeichnet und umfassend recherchiert hat und die bekannten historischen Fakten in eine mitreißende Abenteuer-Geschichte einbindet, in der schließlich auch LIebe entsteht. Die historischen Personen und wichtige dokumentierte Details werden vom Autor im Anhang erklärt und runden die erdachte Geschichte ab.

Der flüssige Schreibstil und die hochspannende Verfolgungsjagd sowie das Rätsel um die geheimen Papiere machen das Buch zu einem wahren Page-Turner, den ich nicht mehr aus der Hand legen mochte. Der Spannungsbogen zieht sich auf hohem Niveau durch das komplette Buch bis zu einem befriedigendem Ende. Ein besonderes I-Tüpfelchen war dabei die dem Roman zugrunde liegende theologische Idee, die erst im Laufe der Geschichte immer deutlicher wird, den Streit der monotheistischen Religionen beizulegen: Das "Confluentes" im Namen der Trilogie bezieht sich nämlich nicht nur auf den historischen Namen der Stadt Koblenz ("Castellum apud Confluentes" oder deutsch „Kastell bei den Zusammenfließenden“ Flüssen Rhein und Mosel), sondern auch auf ein Zusammenfließen von Christentum, Judentum und Islam, das sicherlich kaum im Sinne der katholischen Kirche sein kann.

Treue und Pflichtbewusstsein, auch unter Lebensgefahr, Liebe und Hass, Fanatismus und religiöser Übereifer finden sich in den Figuren wieder.
Diese sind bildhaft und mehrdimensional gezeichnet und Wilhelm von Bolanden und Ariana von Hane wuchsen mir schnell ans Herz, während der fanatische und schlaue Inquisitor schlichtweg die Kritik an der Kirche verkörpert. Spannend ist auch der Assassine Raschid, der interessanterweise zwischen seinem Auftrag und seinem Herz agiert und nicht ausschließlich der eiskalte Meuchelmörder ist. Die aufkommende LIebe zwischen den Flüchtenden Arina und Wilhelm habe ich auch als keineswegs störend in dieser abenteuerlichen Geschichte empfunden, sondern passte harmonisch in den Kontext.
Ergänzt werden könnte durchaus ein Personenverzeichnis mit einer Kennzeichnung der fiktiven und der historischen Personen, um leichter den Überblick zu erhalten.

"Genesis" ist eine gelungene Kombination aus historischem Roman, Abenteuerroman und Thriller (und ein wenig Liebensgeschichte) und hat mir großes Lesevergnügen bereitet. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung in dem zweiten Teil "Vermächtnis" der Confluentes-Trilogie.


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