Ein uninspiriertes und nicht überzeugendes Finale!
Bronwick Hall – DornenkroneHexen, Unterwelt, Dark Academia und Forbidden Romance zwischen einem Professor und einer Studentin - in meinen Romantasy-begeisterten Ohren konnte "Bronwick Hall" gar nicht vielversprechender klingen, ...
Hexen, Unterwelt, Dark Academia und Forbidden Romance zwischen einem Professor und einer Studentin - in meinen Romantasy-begeisterten Ohren konnte "Bronwick Hall" gar nicht vielversprechender klingen, also habe Band 1 der Dilogie gleich im August 2023 gelesen. Nachdem Band 1 mich neugierig gemacht hat, war ich sehr gespannt, wohin Laura Labas ihre Dilogie in ihrer Fortsetzung, "Bronwick Hall - Dornenkrone" führen würde. Leider schien das die Autorin selbst nicht so ganz zu wissen und so haben wir es hier mit einem aus meiner Sicht leider uninspirierten und nicht überzeugenden Finale zu tun.
Die Gestaltung ist wie bei allen Laura-Labas-Büchern wirklich toll. Winterlich, magisch, düster und edel wirken die roségoldenen Motive wie eine Schlange, ein Parfümflakon, Kerzen und Blumenelemente auf silberweißem Grund. Damit greift Band 2 die wichtigsten Motive von Band 1 auf, kehrt das Farbschema allerdings um, sodass die beiden Cover nebeneinander wie zwei Gegensätze aussehen. Auch der Titel passt sehr gut zur Geschichte. Abgerundet wird die tolle Gestaltung durch den detailreichen Farbschnitt, der das Covermotiv und den Titel auf der langen Buchkante fortsetzt. Das Buch bekommt also definitiv trotz seines nicht ganz überzeugenden Inhalts einen Sonderplatz im Regal!!!
Erster Satz: "Ich blickte auf den leblosen Körper meiner Schwester."
Nach einem kurzen Rückblick über 200 Jahre in Blaines erstes Leben, setzt die Handlung direkt am Ende von Band 1 an. Blaines jüngerer Bruder Alston wurde von ihrem Vater und ihrem Onkel entführt und sie selbst steht nach dem Angriff auf dem Friedhof in Verdacht, ebenfalls den Kalten anzugehören. Da sie den Autoritäten nicht vertrauen kann, beschließt sie, sich selbst bei den Rebellen einzuschleusen, um ihren Bruder zu retten. Unterstützung erhält sie von ihrem Schein-Verlobten Karan und ihrer ehemaligen Mitbewohnerin Linden, während Professor Henry Saints auf Abstand zu ihr geht, als sie sich an immer mehr Details aus ihrem vorherigen Leben zu erinnern beginnt. Wie passen die Puzzleteile zusammen? Wer war Blaine in ihrem ersten Leben? Was wollen die Rebellen von ihr? Und wie können sie den Fluch lösen, der auf den Titanen liegt und auch Henrys Leben bedroht...?
Die Handlung startet von einer grundsätzlich sehr interessanten Ausgangslage aus und hätte das Potenzial gehabt, nach und nach viele der aufgestellten Fragen zu klären, das Worldbuilding auszubauen, Hintergründe zum Magiesystem und dem Fluch der Titanen zu liefern sowie die Liebesgeschichte der Hauptfiguren voranzutreiben und ein spannendes Finale zu erzählen. Leider passiert allerdings über ca 70% der Handlung hinweg erstmal: gar nichts. Während die Figuren ihrem normalen Alltag nachgehen, werden immer wieder neue Fragen aufgeworfen und als kurze Appetizer Mini-Action-Szenen eingestreut, diesen gelingt es allerdings nicht, einen Spannungsbogen zu bilden und sich zu einem schlüssigen Gesamtplot zusammenzusetzen. Selbst das sogenannte "Einschleusen bei den Rebellen", was im Klapptext angepriesen wird, ist ein kurzer Ausflug, der dann allerdings nicht wirklich weiterverfolgt wird. Generell macht die Autorin hier fünfzig spannende Handlungsansätze auf, ohne allerdings nur einen von ihnen konsequent zu verfolgen.
Zusätzlich blitzen durch das recht fadenscheinige Plotkonstrukt immer mehr NA-Fantasy-Klischees wie Rebellen, eine geheimnisvollen Vergangenheit der Hauptfigur, sich plötzlich offenbarende Special-Snowflake-Fähigkeiten und Erinnerungen an frühere Leben durch. In Kombination mit einigen Plotholes sorgte dies dafür, dass ich nur schleppend durch die ersten zwei Drittel des Buchs kam. In den letzten Kapiteln wird es dann temporeicher und spannender. Allerdings fehlte für den recht schnell erzählten Showdown jegliche Grundlage in Form von Worldbuilding und Hintergrundinformationen, sodass ich schlichtweg nicht wusste, was nun passiert und aus welchem Grund dies geschieht. So blieben für mich am Ende viele Fragen unbeantwortet und Chancen ungenutzt.
"Sein Gesicht wurde durch das grüne Licht mit unheimlichen Schatten gezeichnet. Wieder traf es mich unerwartet, wie schön er aussah. Wie vollkommen er war. Trotz seiner Fehler. Oder womöglich gerade deshalb. Für ein paar kurze Augenblicke vergaß ich zu atmen. Die Worte lagen mir auf der Zunge, aber ich konnte sie nicht aussprechen. Ich habe dich vermisst. Ich brauche dich. Bitte bleib bei mir."
Die Grundidee, die ich in Band 1 so charmant gefunden hatte, wird hier leider nur minimal weiterentwickelt. In "Bronwick Hall - Dornengrift" wurde ich davon überrascht, dass wir es hier nicht mit einem klassischen Urban Fantasy Setting zu tun haben. Stattdessen lebt das Hexenvolk, das von den Titanen aus ihrer Heimat, der Unterwelt, vertrieben wurde, in magischen Dimensionstaschen unerkannt in der Menschenwelt. Eine von diesen Dimensionsfalten ist die Hexenakademie Bronwick Hall, in der junge Hexen lernen, die verschiedenen Magiearten zu beherrschen, um später verschiedene Jobs - von Mutmundi, über Grablichter bis zu Giftmischern ist einiges im Angebot - im Dienst der Kaizerin anzutreten.
Ich hatte mir von Band 2 erhofft, offengebliebene Fragen zu beantworten, zum Beispiel: Was ist mit den Titanen passiert? Weshalb sind sie böse? Was hat zur Vertreibung der Unterweltler geführt und welche Rolle hat Blaine dabei gespielt? Wodurch hat Henry den Fluch auf sich gezogen? Wer ist die "siebte Schwester"? Leider erfahren wir allerdings praktisch nichts Neues über die Unterwelt, die Titanen und die vorherigen Leben der Hauptfiguren, was mich am meisten enttäuscht hat. Stattdessen wirft die Autorin noch neue Fragen auf, die nie beantwortet werden: Was ist die Dornenkrone? Wie funktionieren die Wiedergeburten? Was beinhaltet Henrys Fluch? Was wusste die Kaizerin? Und vor allem: was sollte mir dieses Ende sagen...? Dieses Buch war für mich also eine Mischung aus Verwirrung und Enttäuschung....
"Mein Blick klebte an Professor Saints. An dem Mann, den ich in mein Herz gelassen hatte. An dem Hexer, der mir gezeigt hatte, dass ich stärker war, als ich glaubte. An dem Unterweltler, der mich in seiner dunklen Stunde gebraucht hatte."
Dazu passen leider auch die Figuren. Auch wenn Hauptfigur Blaine schon in Band 1 zunächst etwas hölzern und widersprüchlich wirkte, sich dann aber im Verlauf der Handlung eingroovte und mir noch ans Herz gewachsen ist, konnte sie mich hier nicht vollständig überzeugen. Das lag vor allem daran, dass sie in meinen Augen nicht genügend Zeit bekam, ihre alten Erinnerungen und neuen Erkenntnisse in ihr Selbstbild zu integrieren und für mich als Figur deshalb zeitweise schwer greifbar war. Auch die Nebenfiguren inklusive des Love Interests Henry Saints bekommen leider nicht die Tiefe und Hintergründe, die ich mir gewünscht hätte, sodass mich die weitere Entwicklung der Liebesgeschichte nicht wirklich berührt hat. Auch andere Beziehungen wie Blaines Verhältnis zu ihrem Vater, zu ihrem Onkel Mr. White, ihrem kleinen Bruder Alston, ihrer Freundin Linden oder ihrer Großmutter wurden beinahe vollkommen vergessen, sodass vor allem ihre Aussöhnung mit ihrer Familie für mich nicht richtig glaubwürdig war und die meisten Figuren mir mit der Zeit egal wurden.
Laura Labas´ magische, bildhafte und düstere Art zu schreiben, hat mir auch hier wieder gut gefallen, aber selbst der witchy-Dark-Academia-Vibe konnte die Geschichte für mich leider nicht mehr retten. So bleibt für mich festzuhalten, dass sich die Schwächen, die ich schon in Band 1 gesehen habe, hier leider manifestiert haben und Band 2 meine Erwartungen und Hoffnungen für ein Finale nicht gerecht werden konnte.
"Ich will dich. Alles von dir. Und ich lasse mich nicht unter irgendeinem Vorwand von dir wegstoßen. Allerdings lasse ich mich auch nicht endlos verletzen. Du musst dir also klar darüber werden, ob es das wer ist. Ob du mich wirklich gehen lassen kannst." "Wir werden unser gegenseitiger Untergang sein."
Fazit:
"Bronwick Hall - Dornenkrone" konnte mich leider nicht überzeugen. Laura Labas kann das enorme Potenzial ihrer Geschichte über Hexen, Titanen, eine dunkle Akademie und verbotene Liebe leider nicht nutzen und ließ mich enttäuscht und verwirrt zurück.