Mein Familienerbe und das Abenteuer der Erinnerung
Brigitte Hilzensauer (Übersetzer)
Ein Memoir voller „Herz, Humor und Intelligenz“ (Joshua Cohen) – Menachem Kaiser begibt sich auf Schatzsuche und findet sein Familienerbe.
Die Geschichte seiner eigenen Familie hatte den in Toronto geborenen Menachem Kaiser nicht sonderlich interessiert, ehe er nach Polen aufbrach, ins ehemalige schlesische Industriegebiet. Dort besaßen seine Vorfahren einst ein Mietshaus, das von den Nazis enteignet wurde; Versuche einer Restitution waren bisher gescheitert.
Und plötzlich befindet man sich inmitten einer abenteuerlichen Ermittlung, begleitet den Erzähler zu skurrilen Schatzsuchern, durchforscht mit ihm Keller und Tunnel, läutet an fremden Türen, beauftragt eine mysteriöse Anwältin …
Vergangenheit und Gegenwart kommen einander in diesem ganz und gar außergewöhnlichen Erinnerungsbuch nahe. Was bedeutet es, ein Erbe anzunehmen, und gibt es überhaupt so etwas wie historische Gerechtigkeit?
Der kanadische Schriftsteller Menachem Kaiser schreibt jüdische Literatur.
Kajzer ist der Titel seines interessanten Sachbuch. Der Autor wollte keinen Roman schreiben, denn er will nichts verändern. ...
Der kanadische Schriftsteller Menachem Kaiser schreibt jüdische Literatur.
Kajzer ist der Titel seines interessanten Sachbuch. Der Autor wollte keinen Roman schreiben, denn er will nichts verändern. Er schreibt ehrlich über seine Recherchen in Polen.
Sein Großvater war der einzige Überlebende seiner Familie. Sie wohnten im heutigen Polen. Er hatte versucht eine Entschädigung für sein Haus zu bekommen.
Der Autor hatte ihn nicht mehr kennengelernt, so erfuhr er erst spät davon.
Da er oft beruflich in Polen war versuchte er es jetzt. Nach den vielen Jahren ist das ein schwieriges unterfangen. Da musser erst die Urgroßeltern für Tot erklären lassen.
Dabei kommt er in Kontakt mit Schatzsuchern, denn in Bergwerken werden immer mal wieder Schätze gefunden.
Er erfährt sogar noch von einem Cousin seines Großvaters, der den Holocaust überlebt hatte. Von dem nicht einmal sein Vater wusste.
Es ist ein interessantes Buch, das mich fasziniert hat.
MEINE MEINUNG
Mit seinem Sachbuch-Debüt „Kajzer“ ist dem in Toronto geborenen und in New York lebenden Journalisten Menachem Kaiser ein bewegendes und zugleich höchst unterhaltsames Memoir gelungen.
Hierin ...
MEINE MEINUNG
Mit seinem Sachbuch-Debüt „Kajzer“ ist dem in Toronto geborenen und in New York lebenden Journalisten Menachem Kaiser ein bewegendes und zugleich höchst unterhaltsames Memoir gelungen.
Hierin erzählt er äußerst scharfsinnig und humorvoll, welche unerwarteten und bisweilen bizarren Verwicklungen ihm widerfuhren, als er sich auf die Spurensuche nach der Geschichte seiner eigenen Familie begab.
Eigentlich hatte sich Menachem Kaiser als Nachkomme von Juden, die den Holocaust überlebten und nach dem Zweiten Weltkrieg nach Amerika auswanderten, nicht sehr für alte Familiengeschichten und seine Herkunft interessiert – sicherlich auch, weil in der Familie wenig über die problematische Vergangenheit gesprochen wurde. Als er jedoch erfährt, dass sein Großvater Maier Menachem Kajzer, der bereits 8 Jahre vor seiner Geburt verstarb und nach dem er benannt wurde, sich vor langer Zeit vergeblich bemühte, im heutigen Polen Ansprüche auf ein von den Nazis enteignetes Mietshaus seiner Familie geltend zu machen, begibt sich der Autor nach Schlesien - der ehemaligen Heimat seines Großvaters, um vor Ort mehr darüber zu erfahren und eventuell doch noch eine Rückübertragung des Gebäudes zu erwirken.
Es wird eine höchst ereignisreiche und fesselnd erzählte Reise zu seinen familiären Wurzeln und seinem Familienerbe mit zahlreichen Um-und Irrwegen sowie sehr abenteuerlichen Entwicklungen, auf der wir den Autor begleiten.
In seinem in vier Teile untergliederten Buch berichtet Kaider über seine Erlebnisse keineswegs rein chronologisch. Des Öfteren schweift er in seinen zu Papier gebrachten Erinnerungen ab, verliert sich bisweilen in Nebenschauplätzen, hinterfragt seine Motive und sinniert über unterschiedliche Themen, um schließlich den Faden wieder aufzunehmen. Durch den lebendigen, sehr mitreißenden Schreibstil wird man rasch in die sich oftmals überraschend entwickelnden Geschehnisse hineingezogen und folgt gebannt dem weiteren Fortgang, so dass man gerne über einige sehr sprunghafte Wechsel und etwas langatmige Passagen hinwegsieht.
Hautnah haben wir zunächst Anteil an seiner Spurensuche nach dem Familienerbe in der kleinen polnischen Stadt Sosnowiec, seinen Begegnungen mit den langjährigen Bewohnern des Gebäudes sowie seinen Interaktionen mit der mysteriösen polnischen Anwältin namens „Killerin“, die ihn und seine Familie bei ihrer Restitutionsforderung in Polen und möglichen bürokratischen Schwierigkeiten unterstützen soll. Doch unversehens befinden wir uns im zweiten Teil auf einer Schatzsuche der ganz anderen Art, erkunden an der Seite skurriler Nazi-Schatzsucher das von jüdischen Zwangsarbeitern tief ins Eulengebirge gegrabene Mysterium namens Projekt Riese, um das sich viele Mythen und aberwitzige Verschwörungstheorien ranken, und tauchen an der Seite von Kaiser in eine höchst merkwürdige Welt ab, die viele interessante historische Hintergrundinformationen aber auch bizarre Verwicklungen für uns bereit hält. So erstaunt er uns insbesondere mit einer ganz neuen, erstaunlichen Facette seiner verwobenen Familiengeschichte, die uns eigentlich von seiner Spurensuche nach der Familie seines verstorbenen Großvaters wegführt und einen ganz anderen, berühmten Volkshelden in Polen in Form von dessen Cousin in den Mittelpunkt rückt.
Und wie es so oft im Leben ist, kommt am Ende alles ganz anders als erhofft und wir müssen uns mit einem unbefriedigenden und bislang offenen Ausgang von Kaisers Unterfangen zufrieden geben.
FAZIT
Ein fesselndes, sehr ausschweifend erzähltes Memoir über eine ereignisreiche Spurensuche nach den familiären Wurzeln, über Familienerbe, Herkunft, Wiedergutmachung und erschütternde jüdische Schicksale.
Eine absolut bizarre, wie faszinierende Geschichte mit interessanten Hintergrundinformationen, die mich noch lange beschäftigt hat! Lesenswert!
„Es ist der Fluch des Schriftstellers, er muss versuchen, seine Geschichte so wahrhaftig und vollständig wie möglich zu erzählen, während er gleichzeitig jene Details minimieren muss, die andere als überflüssig ...
„Es ist der Fluch des Schriftstellers, er muss versuchen, seine Geschichte so wahrhaftig und vollständig wie möglich zu erzählen, während er gleichzeitig jene Details minimieren muss, die andere als überflüssig oder beschämend empfinden könnten. Vielleicht habe ich in diesem Punkt versagt. Falls ja, dann hoffe ich, dass man mir vergibt.“ Dies ist ein Zitat aus dem letzten Abschnitt „Dank“ von Menachem Kaisers Buch, das es mir erspart, dem Autor wie dem Lektorat zu große Vorwürfe ob der Weitschweifigkeit zu machen.
„Kajzer“ ist die minutiöse Berichterstattung einer Ahnenforschung und Spurensuche, der Versuch Erbe und Gerechtigkeit in Polen zu erlangen und gleichzeitig noch die Geschichte des Abraham Kajzer zu erzählen. Alles in allem doch etwas viel und weit ausholend. Der Autor, kanadischer Jude mit jüdisch-polnischen Vorfahren, konzentriert sich auf wortwörtlich alles, findet für sich und seine Suche in Polen immer neue Leute, neue rote Fäden, berichtet vom Nazivorhaben „Riese“ ebenso ausführlich wie von Gerichtsverhandlungen und Anhörungen, den Tod und das Erbe seiner Vorfahren betreffend. Dass er sich mit polnischen Schatzsuchern verbündet, wundert da nicht, das sind die wahren Spurensucher. Das Nazigold haben aber auch sie bis heute nicht gefunden. Schrecklich fand ich den Spitznamen für die polnische Anwältin, die als „Killerin“ durchs Buch geistert.
Mich persönlich, die ich einschließlich meines Großvaters rund 120 Angehörige durch den Holocaust verloren habe, konnte dieses Buch emotional und intellektuell trotzdem kaum berühren. Nur zwei Begebenheiten erscheinen mir würdig, erwähnt zu werden: die Geschichte des Überlebens und Weiterlebens von Abraham und die Suche nach zehn goldenen Eiern, die mit den Kajzers rein gar nichts zu tun haben. Mehr will ich darüber nicht preisgeben.
Im Übrigen hätte ich es passend gefunden, das von Abraham Kajzer verfasste Buch über seine Erlebnisse in deutschen KZs, die es offensichtlich nur auf Polnisch und Hebräisch gibt, als eigenständige, zusammengeführte Übersetzung im Buch zu präsentieren. Die vereinzelt eingefügten Übersetzungen verlieren etwas an Überzeugungskraft, alles im Ganzen zu lesen, stelle ich mir eindringlicher vor.
Ich vermute, dass das Buch Lesern, die sich bisher wenig mit derartigen Texten über den Holocaust und z. B. die erwähnte Aktion „Riese“ beschäftigt haben, eher gefallen wird als mir.
Das Buch ist kein Roman im eigentlichen Sinn, aber auch die Bezeichnung Sachbuch ist trügerisch, ich empfinde das Buch als eine Mischung aus beidem, was ich keinesfalls negativ bewerte. Über so emotionale Ereignisse zu berichten, bewirkt auch, dass Fiktion und Wirklichkeit verschwimmen. Letzteres ist für den Bericht Abraham Kajzers ebenso zutreffend, wie für das vorliegende Buch von Menachem Kaiser.