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Veröffentlicht am 27.09.2023

Zweites Jahr in Karslbad

Das Kaffeemädchen
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Nach einem kurzen Urlaub über die Weihnachtsfeiertage kehrt Eva vor Silvester wieder zurück nach Karlsbad ins Hotel Adonis, nun nicht mehr als Stuben- sondern als Kaffeemädchen. Voller Tatendrang und guter ...

Nach einem kurzen Urlaub über die Weihnachtsfeiertage kehrt Eva vor Silvester wieder zurück nach Karlsbad ins Hotel Adonis, nun nicht mehr als Stuben- sondern als Kaffeemädchen. Voller Tatendrang und guter Ideen, stets mit einem Lächeln auf den Lippen, geht sie ihrer neuen Aufgabe nach, allerdings kommt sie in arge Bedrängnis, als der junge Neffe der Hotelbesitzerin, Ludwig Karch, ein Auge auf sie geworfen hat. Wieder einmal muss Eva schwierige Situationen meistern.

Ruhig, aber dennoch lebendig und bildreich beschreibt Ada Caine auch im zweiten Band der Karlsbad-Reihe ihre Szenen. Als Leser darf man sich freuen über altbekannte Gesichter, aber auch neue Figuren sorgen für Abwechslung und nicht immer angenehmen frischen Wind, der Eva um die Nase weht. Ein Aufstieg in der strengen Hotelhierarchie kann schon einmal für Neid sorgen, ebenso wie die Tatsache, dass sich das junge Madl, wie man hier so schön sagt, um Lord Beauvais kümmern soll, der in ihr die Enkelin sieht, die er nie hatte.

Vor dem Hintergrund der bekannten Thermalstadt Karlsbad im österreichischen Kaiserreich lässt die Autorin eine liebevoll erdachte Geschichte entstehen, die einem das Herz erwärmt, auch wenn ganz und gar nicht immer eitel Wonne herrscht. Das gestrenge Regiment, dem die Arbeiter im Hotel unterworfen sind, die karge Freizeit, die man ihnen zugesteht und der Konkurrenzkampf um die besten Stellen im Kurort wird vortrefflich geschildert, daneben gibt es aber auch beständige Freundschaft und Menschen, mit denen man Kummer teilen kann. Caines Vorliebe und Interesse für alte Badeorte kann man beim Lesen spüren, die mondänen Hotels tauchen rasch vor unserm geistigen Auge auf; der Ausflug auf dem Rücken von Eseln lässt einen schmunzeln, ebenso wie manche Übersetzung von Dessertspezialitäten, die die englischsprachigen Gäste sich zusammenreimen. Da wird schon einmal aus Schlagobers über den Umweg eines geschlagenen Oberst ein „verprügelter Colonel“ (kindle, Pos. 2615). Voller Charme werden Land und Leute gezeichnet, die Handlung fließt unaufgeregt dahin und bietet dennoch manch dramatische Szene.

Ebenso wie schon zuvor das Zimmermädchen, hat mich nun auch das Kaffeemädchen bestens unterhalten. Der flüssige, sehr angenehme Schreibstil, zusammen mit einer liebevoll komponierten Geschichte sorgt für eine wunderbare Lesezeit – ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter und freue mich schon sehr auf Band 3, Die Hotelerbin.

Veröffentlicht am 25.09.2023

Schwere Zeiten

Zimtträume – Die Frauen der Backmanufaktur
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In Hamburg, Bielefeld und London spielt dieser dritte Teil der Reihe „Backdynastie“ und steht seinen Vorgängern in Punkto Recherche und anschaulichen Schilderungen um nichts nach. Die Meisterwerke erzielen ...

In Hamburg, Bielefeld und London spielt dieser dritte Teil der Reihe „Backdynastie“ und steht seinen Vorgängern in Punkto Recherche und anschaulichen Schilderungen um nichts nach. Die Meisterwerke erzielen während des Krieges hohe Gewinne, da man mit koffeinhaltiger Energieschokolade nicht nur Arbeiterinnen, sondern auch Soldaten versorgt. Zudem geht es um die Vergrößerung des Unternehmens durch den Kauf eines Hotels und neuerliche raffinierte Kompositionen wie Eisauflauf.

Die schrecklichen Kriegsjahre 1941 bis 1945 prägen den Hintergrund dieses Bandes rund um mehrere Generationen „Meister-Frauen“. Bildhaft, wie gewohnt, schildert Eva-Maria Bast grauenvolle Szenen von Nazis, die geifernd die Inhaftierung von Juden vorbereiten und wunderbare Momente, in denen neue süße Erfindungen kreiert werden. Der Duft von Schokolade, Zimt und Früchten steigt einem beim Lesen in die Nase, während man um liebe Mitmenschen bangt, die aufgrund ihrer jüdischen Herkunft fliehen müssen. Bekannte und neu hinzugekommene Figuren spielen ihre Rolle lebendig und glaubwürdig, die geschichtlichen Hintergründe sind gut eingeflochten, ohne zu dominant zu werden und abzulenken von den tatkräftigen Frauen, die immer auch das Wohl der Arbeiter im Blick haben. Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn haben auch hier einen hohen und merkbaren Stellenwert. Dass die Geschichte eines wahren Lebensmittelherstellers die Grundlage bildet für Basts Roman, spürt man hinter den authentischen Zeilen, welche einen immer wieder mitfiebern lassen in diesen aufregenden Zeiten.

Auch der Abschluss der Meister-Serie ist sehr gut gelungen und hat mir wunderbare Lesestunden beschert. Ich kann alle drei Bücher nur wärmstens weiterempfehlen!

Veröffentlicht am 18.09.2023

Aufregender Serienstart

Die Bergwacht: Alpenglühen
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Die junge Bergführerin Lena soll vom gerade sechzig Jahre alt gewordenen Leiter der Bergwacht seine Nachfolge im Verein übernehmen. Dabei werden aber altgediente Mitglieder übergangen, der Vorschlag sorgt ...

Die junge Bergführerin Lena soll vom gerade sechzig Jahre alt gewordenen Leiter der Bergwacht seine Nachfolge im Verein übernehmen. Dabei werden aber altgediente Mitglieder übergangen, der Vorschlag sorgt für Unruhe, was dem Team natürlich nicht gut tut. Bei den folgenden schwierigen Einsätzen wird sich zeigen, wer für Zusammenhalt und Verantwortung steht und wer für welche Aufgabe am besten geeignet ist. Zudem trifft ein ehemaliger Bichlbrunner wieder im Dorf ein und sorgt für Aufregung.

In einzelne Einsatzprotokolle gegliedert wird die Zeit vom 23. Juni bis zum 7. Juli erzählt, wobei die Schilderungen sehr realistisch und gut nachvollziehbar dargestellt sind. Der Alltag der Bergwachtler, wie sie sich selbst nennen, ist anspruchsvoll, dennoch gehen sie ihren Aufgaben stets sorgfältig nach, egal, ob eine Verschulden der Wanderer und Bergsteiger vorliegt oder nicht. Interessant sind die bestens recherchierten Hintergrundinformationen, die fiktive Handlung davor passt sich perfekt ins Geschehen ein, besonders gut gefallen hat mir die Geschichte aus Nils Sagenbuch ziemlich am Ende des Buches. Nicht nur Lena, auch alle anderen Figuren sind wunderbar charakterisiert, die schöne Berglandschaft exzellent in Szene gesetzt, die Gefahren aber ebenfalls sachlich aufgeführt. Besonders der Sonnenaufgang auf der Alm ist so phänomenal, dass man sich selbst in den bayerischen Bergen wähnt und zwischenzeitlich sind die Schilderungen aufregender als in so manchem Thriller. Böse ist dann das Ende, das viele Möglichkeiten offen lässt und jedenfalls dafür sorgt, dass alsbald der Folgeband im Regal steht.

Ein wunderbarer Roman, der mir besonders abwechslungsreiche Lesestunden beschert hat – ich bleibe jedenfalls dran an der Reihe und empfehle diesen Band schon einmal gerne weiter!

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Veröffentlicht am 14.09.2023

Unterm Stephansdom

Der Totengräber und der Mord in der Krypta (Die Totengräber-Serie 3)
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Wien im Jahre 1895: In der Gruft unter dem Stephansdom wird bei einer Touristenführung eine Leiche gefunden. Aus einem Waisenhaus im fünften Wiener Gemeindebezirk verschwinden immer wieder Kinder. Zwei ...

Wien im Jahre 1895: In der Gruft unter dem Stephansdom wird bei einer Touristenführung eine Leiche gefunden. Aus einem Waisenhaus im fünften Wiener Gemeindebezirk verschwinden immer wieder Kinder. Zwei spannende Kriminalfälle, in welche Leopold von Herzfeldt diesmal verwickelt ist.

Wie gewohnt bestens recherchiert, zeigt uns Oliver Pötzsch diesmal, was es mit dem unheimlichen Phänomen der Gespenster und spiritistischen Sitzungen auf sich hat, wie man an einer Schädelform ablesen kann, wer kriminell veranlagt ist – oder doch nicht? oder wie man Geister fotografiert. Fesselnd und voll der Atmosphäre des ausklingenden 19. Jahrhunderts schreibt der Autor auch diesmal wieder einen spannenden Kriminalroman, in dem so unterschiedliche Figuren vorkommen, wie man es kaum glauben mag: Leo, ein deutscher Kriminalist, der in Graz die neuen Lehren von Hans Gross studiert hat, eine Tatortfotografin, Fräulein Julia, die mit ihrer vierjährigen Tochter in einem Bordell wohnt und ein verschrobener, aber kluger Totengräber vom Zentralfriedhof. Die Handlung wird dadurch besonders abwechslungsreich, verschiedenste Milieus können beleuchtet werden. Sehr lebendig wird das Ganze durch die gut vorstellbaren Schauplätze und wahre Begebenheiten, welche Eingang finden in den Roman. Während man lange im Dunklen tappt, hier und da als Leser nur Andeutungen serviert bekommt, weil es gerade im wesentlichen Moment an der Tür klopft und die Szene wechselt, geht es am Ende Schlag auf Schlag, alles wird schlüssig aufgeklärt, den vermeintlichen Geistern das Handwerk gelegt.

Auch der dritte Teil der Krimiserie überzeugt durch gut charakterisierte Figuren, einen Blick ins damalige Wien und eine logische, interessante Handlung. Für sich alleine empfehlenswert, noch besser im Zusammenhang mit den Vorgängerbänden.


Veröffentlicht am 12.09.2023

Der Fluch

Das Mädchen und der Totengräber (Die Totengräber-Serie 2)
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Wien, 1894: Im Kunsthistorischen Museum liegt eine Mumie – grundsätzlich nichts Außergewöhnliches, diese konservierte Leiche ist jedoch nicht mehrere tausend Jahre alt, sondern noch recht frisch, schließlich ...

Wien, 1894: Im Kunsthistorischen Museum liegt eine Mumie – grundsätzlich nichts Außergewöhnliches, diese konservierte Leiche ist jedoch nicht mehrere tausend Jahre alt, sondern noch recht frisch, schließlich hat man den bekannten Ägyptologen Professor Alfons Strössner noch wenige Wochen zuvor gesehen. Schnell geht man von einem Fluch aus, möchte den Fall alsbald schließen, doch Leo von Herzfeldt glaubt nicht an Übernatürliches, sondern an einen gefinkelten Mord.

Mit seiner unvergleichlichen Art, Geschichten zu erzählen, fesselt Oliver Pötzsch seine Leser auch bei diesem zweiten Fall im historischen Wien von Anfang bis zum Ende. Von ägyptischen Ausgrabungen über diverse Bräuche der Leichenbestattung bis zum Tierpark am Prater und in Wiens Unterwelt erstrecken sich die interessanten und bestens recherchierten Themen. Im Kommissariat geht es nicht immer freundlich zu, dennoch bleibt der „Piefke aus Graz“, zudem noch Jude, mit seinen neuen Ermittlungsmethoden seiner Linie treu und lässt sich nicht unterkriegen. Das Flair von Wien Ende des 19. Jahrhunderts ist bestens eingefangen, die flackernden Gaslampen, Pferdetramways, neumodische Automobile, das unterirdische Kanalnetz, elegante Herren mit schwarzen Anzügen und Zylinder, Damen mit modernen Kostümen, daneben einfache Arbeiter in abgewetzter Kleidung oder Totengräber Augustin Rothmayer, von dem immer ein etwas strenger Geruch ausgeht, der aber überaus intelligent und belesen ist. Mit Kameras werden Tatorte abgelichtet, was nicht immer auf Verständnis sorgt, da die Archive ohnehin schon überquellen, aber die moderne Kriminalistik nach Hans Gross muss auch in Wien Einzug halten. Exzellent charakterisierte Figuren und eingestreute Wiener Dialektwörter erschaffen eine außerordentlich gelungene Atmosphäre, der man sich einfach nicht entziehen kann, für Nichtwiener gibt es am Ende ein Wörterbuch „Wienerisch für Piefkes“ und für alle interessierten Leser ein überaus wertvolles Nachwort mit Hinweisen auf Tatsachen und wahre Begebenheiten, welche Eingang in den Roman gefunden haben.

Kurzum, auch diesmal halte ich ein wunderbares Buch aus der Feder Oliver Pötzsch‘ in Händen, das ich sehr gerne weiterempfehle.

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