Einige Geschichten bleiben blass
Send NudesEine junge Frau lässt sich mit einem deutlich älteren Mann ein und liebt irgendwann seinen Hund mehr als ihn selbst. Die Pflegekinder Kite und Sage haben endlich einen Platz gefunden, an dem sie sich wohl ...
Eine junge Frau lässt sich mit einem deutlich älteren Mann ein und liebt irgendwann seinen Hund mehr als ihn selbst. Die Pflegekinder Kite und Sage haben endlich einen Platz gefunden, an dem sie sich wohl und sicher fühlen, doch dann will Kites Mutter ihren Sohn zurück. Mutter und Tochter möchten endlich den lang ersehnten Urlaub auf Teneriffa antreten, doch dann kommt die Corona-Pandemie dazwischen und sorgt für Enttäuschung.
Das sind nur drei aus insgesamt zehn Geschichten in „Send Nudes“, der mehrfach ausgezeichneten Kurzgeschichtensammlung der britischen Schriftstellerin Saba Sams. Momentan arbeitet diese an ihrem ersten Roman. Die einzelnen Stories begleiten die unterschiedlichsten Frauen und Mädchen: mal Mütter und Töchter, mal single oder in einer Beziehung, mal Teenager oder schon etwas älter. Dabei verwendet die Autorin auch diverse Perspektiven, Zeit- und Erzählformen.
Die Texte sind von unterschiedlicher Länge. Einige sind kurz und knapp in einer Art Berichtsstil verfasst, andere hingegen sind länger, detaillierter und mit deutlich mehr wörtlicher Rede. Thematisch gesehen spricht Saba Sams dabei viel Wichtiges an: Abtreibung, sexuelle Gewalt, Körperbilder sowie Dynamiken in Freundschaften, Familien oder Beziehungen. Leider plätschern dabei einige der Geschichten nur dahin, präsentieren zwar gute Ideen, setzen sie dann aber – meiner Meinung nach – nicht stark genug um. Es gibt kaum Aha-Momente oder überraschende Wendungen.
Am besten gefiel mir persönlich „Blue 4 Eva“, ein sehr gelungener Text über Stiefschwestern, die durch die Affäre, Beziehung und schließlich Ehe des jeweiligen Elternteils in eine neue Familie gezwungen werden und gemeinsam auf einer Insel Urlaub machen müssen. Stella ist 12 und sehnt sich nach Zusammenhalt, Jasmine ist 18 und rebelliert – verkompliziert wird das Verhältnis noch durch die Anwesenheit von Jasmines Freundin Blue. Die Geschichte erinnert mich stark an die Atmosphäre in „Bonjour Tristesse“ von Françoise Sagan und hier habe ich mir auch zum ersten Mal gewünscht, Saba Sams hätte mich noch länger bei diesen Figuren bleiben lassen. Das macht neugierig auf ihren Roman.