Cover-Bild Jenny | Der große Frauen- und Emanzipationsroman von Fanny Lewald | Reclams Klassikerinnen
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  • Verlag: Reclam, Philipp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Klassisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 08.09.2023
  • ISBN: 9783150114551
Fanny Lewald

Jenny | Der große Frauen- und Emanzipationsroman von Fanny Lewald | Reclams Klassikerinnen

Die jüdischen Buddenbrooks

Die lebhafte Jenny entstammt einer reichen jüdischen Kaufmannsfamilie. Durch ihre Liebe zu dem Pfarrer Gustav wird ihr erstmals klar, wie sehr die preußische Gesellschaft Angehörige des jüdischen Glaubens ausgrenzt. Mutig und selbstbewusst kämpft sie um ihre Liebe und tritt für die Emanzipation von Frauen und gegen Antisemitismus ein. Wird Jenny ihr Lebensglück finden?

Der Roman von Fanny Lewald gilt als einer der bedeutendsten feministischen Frauenromane des 19. Jahrhunderts.

- Gesellschaftlich relevant: Das Thema Emanzipation von Frauen und Jüdinnen hat an Aktualität nichts verloren
- Spannend und autobiographisch: Die Geschichte von Fanny Lewald, einer der bekanntesten feministischen Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts
- Tolles Geschenk – nicht nur für Frauen: Hochwertig ausgestattetes Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen

Eine literarische Wiederentdeckung!

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2023

Aus Versehen war ganz viel Liebe dabei, verdammt schön

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Erwartet hatte ich einen Roman über jüdische Identität in einer christlichen Welt sowie über feministische Bestrebungen in einer patriarchischen Welt. Da es sich um eine Klassikerin handelt, hatte ich ...

Erwartet hatte ich einen Roman über jüdische Identität in einer christlichen Welt sowie über feministische Bestrebungen in einer patriarchischen Welt. Da es sich um eine Klassikerin handelt, hatte ich einen gehörigen Respekt vor Fanny Lewald stilistischer Umsetzung. Über meine Erwartungshaltung hinaus wurde ich positiv überrascht von der mich geradezu überschwemmenden Liebe, die dieser klassische Roman ebenfalls mitbringt. Dabei mag ich eigentlich gar keine Liebesromane.

Doch Sätze aus männlichen Gedanken wie, „Heute, nachdem er sie zwei Tage nicht gesehen, in denen er unaufhörlich an sie gedacht und die heiße Sehnsucht empfunden hatte, heute schien sie ihm schöner und begehrenswerter als je! […] Mit diesem Gedanken hingen seine Augen an ihr, als ihr Blick ihn traf, und das selige Entzücken in ihren Zügen, die glühende Röte, die ihr Gesicht urplötzlich überflogen, gaben ihm eine Antwort, die ihm das Herz aufwallen machte.“, katapultieren auch mich in die erste unaussprechliche Liebe zurück, mit Herzklopfen bis zum Hals, schmachtenden Blicken und geröteten Wangen.

Obwohl ich von der Liebesgeschichte zwischen Jenny und Gustav regelrecht mitgerissen wurde, so lag mein Fokus dennoch eher auf dem Alltagsleben der Juden im 19. Jahrhundert und darüberhinaus natürlich, und wahrscheinlich auch noch stärker, auf den ersten Zügen der Emanzipation der Frau. Speziell durch meinen angestrebten Blickwinkel auf die Geschichte war die Protagonistin Jenny besonders interessant. Aufgrund der Bildung, die ihr der Vater zugestanden hatte, hat Jenny eine Sprachgewandtheit, die ihr eine ebenbürtige Kommunikation bzw. Diskussion mit ihrem Bruder Eduard und dessen Freunden gestattet. Mit ihrem Wissen und ihrer Schlagfertigkeit verdutzt Jenny mehr als einmal ihre Gesprächspartner. Leider geht deren Wertschätzung mit einer reduzierten Wahrnehmung ihrer Weiblichkeit einher. Trotzdem begeistert mich ihr klarer Verstand, ihr Abwägen in Glaubensfragen, ihre mit der Familie abgestimmte Entscheidung, selbst wenn sie diese später zumindest teilweise bereut. Es ist ein Versuch, den eigenen Lebenszielen näher zu kommen und der Diskriminierung zu entgehen.

Aus der Riege der männlichen Figuren mochte ich ich Eduard am meisten. Die mentale Stärke, mit der er sein in Liebesdingen entbehrungsreiches Leben erträgt, ist schon erstaunlich. Er macht sein Schicksal mit sich selbst aus, ohne je so etwas wie Wut oder Enttäuschung an anderen auszulassen. Statt in Selbstmitleid zu versinken, widmet er sich der Gleichstellung seines Volkes und seiner Berufung zum Arzt.

Um das Geschwisterpaar entwirft Fanny Lewald eine vielschichtige Story mit einer zunächst schwer zu überblickenden Anzahl an Charakteren. Gemeinsame Theaterbesuche sowie Tee- und Abendgesellschaften spiegeln für mich den Zeitgeist wider. Der Roman erscheint mir als Abbild der Gesellschaft. Ihre gesellschaftskritische Auseinandersetzung kombiniert die Autorin geschickt mit einer leidenschaftlichen Liebes-und Familiengeschichte, so dass ihr Werk für unterschiedliche Interessengruppen gleichermaßen attraktiv ist. Fanny Lewald bedient sich einer himmlischen Sprache, die mich oft meine Augen schließen ließ, um ihrer wunderbaren Wortwahl nachzuspüren. Jetzt habe ich doch tatsächlich aus Versehen einen Liebesroman gelesen und bereue nichts, sondern bin einfach begeistert.

Abgerundet wird das Werk mit einem Nachwort von Mirna Funk, die im hier und heute die Damenwelt aufruft, die inzwischen vollständig gewährten Rechte auch unabhängig von Safe Spaces zu nutzen.

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Veröffentlicht am 29.09.2023

Ein Roman über Emanzipation und Diskriminierung

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Fanny Lewald beschreibt hier authentisch das Leben von Jenny, als jüdische Frau im frühen 19. Jahrhundert. Der damals bereits herrschende Antisemitismus ist hier von Anfang an spürbar. Als Jude war man ...

Fanny Lewald beschreibt hier authentisch das Leben von Jenny, als jüdische Frau im frühen 19. Jahrhundert. Der damals bereits herrschende Antisemitismus ist hier von Anfang an spürbar. Als Jude war man schon als Mensch zweiter Klasse abgestempelt, doch als Frau hat man es nochmal zusätzlich schwer, da die Emanzipation der Frauen noch weit entfernt war. Jenny kommt aus einer wohlhabenden jüdischen Familie und hat das Privileg von ihren Eltern nicht in eine Rolle oder Ehe gezwungen zu werden. Sie darf sich frei entwickeln und soll aus Liebe heiraten. So entwickelt sie sich zu einem Freigeist, der nicht dem damaligen Bild einer Frau entspricht. Doch leider muss sie schnell herausfinden, dass die Gesellschaft, vor allem die Christen, nicht so fortschrittlich denken wie ihre Eltern, dass ein Jude nicht die gleichen Rechte hat wie ein Christ. Eine Heirat zwischen Juden und Christen ist gar verboten. Auf der Suche nach der Liebe und ihrem eigenen Weg hat sie so einige Hindernisse zu überwinden.

Der Roman ist berührend und erschreckend zugleich. Er gibt einen tiefen Einblick in die damaligen Verhältnisse.

Die Sprache ist natürlich etwas altertümlich, schließlich handelt es sich um einen Klassiker von 1843, aber ich fand es gut lesbar und habe auch Gefallen an der Sprache gefunden. Ich bewundere es, dass Fanny als Jüdin den Mut hatte diesen Roman zu schreiben in einer Zeit in der Frauen generell noch nicht als Autorinnen anerkannt und Juden stark diskriminiert wurden. Ich bin sehr froh über die Wiederentdeckung dieses Klassikers der Frauenliteratur!

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Veröffentlicht am 27.09.2023

Die jüdischen Buddenbrooks?

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Jenny ist die Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie und steht kurz vor ihrem siebzehnten Geburtstag. Eigentlich soll sie mit ihrem Cousin Joseph verheiratet werden, doch ihr Herz gehört Gustav, ihrem ...

Jenny ist die Tochter einer jüdischen Kaufmannsfamilie und steht kurz vor ihrem siebzehnten Geburtstag. Eigentlich soll sie mit ihrem Cousin Joseph verheiratet werden, doch ihr Herz gehört Gustav, ihrem Hauslehrer und - noch dazu - einem katholischen Pfarrer. Nur eine Konvertierung kann diese Verbindung also möglich machen. Auch Jennys älterer Bruder Eduard hat mit Vorurteilen und offen ausgelebtem Antisemitismus zu kämpfen, der seine Karriere ausbremst und ihn ebenfalls nicht als Ehemann einer Christin in Frage kommen lässt.

„Jenny“ erschien bereits im Jahr 1843 und wurde nun in der Reihe „Reclams Klassikerinnen“ mit einem Nachwort von Mirna Funk neu aufgelegt. Die Autorin, Fanny Lewald, war selbst eine jüdische Kaufmannstochter und setze sich aktiv für Frauenrechte ein. „Jenny“ ist ihr zweiter Roman und liest sich sehr modern und keinesfalls altbacken. Vermittelt werden die Ereignisse von einem allwissenden Erzähler, der den Überblick behält und schildert, was sich an unterschiedlichen Orten zwischen und in den Figuren selbst abspielt.

Von Beginn an wird der in der Bevölkerung weit verbreitete Antisemitismus von Fanny Lewald klar benannt und gezeigt. Vor allem Jennys Bruder Eduard, der Arzt ist, bekommt zu spüren, dass er zwar durchaus Dienst an der Gesellschaft leisten darf, wenn es aber um die Leitung einer Klinik oder die Ehe mit einer Christin geht, wird ihm beides verwehrt. Seine Identität als Jude kann und will er dafür aber nicht aufgeben. Jenny hingegen ist für ihre Verlobten Reinhard zwar zur Konvertierung bereit, tut sich aber mit dem neuen Glauben und der Abkehr von allem, womit sie aufgewachsen ist, schwer. Nach und nach spitzen sich die Ereignisse rund um die Familie zu und drohen zu eskalieren.

„Jenny“ wird als „die jüdischen Buddenbrooks“ vermarktet und das ist durchaus zutreffend. Meiner Meinung nach ist der Roman aber noch so viel mehr, denn er zeigt schonungslos eine Gesellschaft, in der Antisemitismus tief verwurzelt ist und in der gerade junge Frauen die Verliererinnen sind. Ein wunderbarer Roman, der nachdenklich macht und leider wieder nur allzu aktuell ist.

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Ein sehr beeindruckender, zu Unrecht vergessener Klassiker

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Jenny ist die einzige Tochter einer wohlhabenden, jüdischen Kaufmannsfamilie. Außergewöhnlich hübsch, gebildet und sehr selbstbewusst ist sie gesellschaftlicher Mittelpunkt und geschätzte Freundin. Ihr ...

Jenny ist die einzige Tochter einer wohlhabenden, jüdischen Kaufmannsfamilie. Außergewöhnlich hübsch, gebildet und sehr selbstbewusst ist sie gesellschaftlicher Mittelpunkt und geschätzte Freundin. Ihr Herz gehört allerdings dem armen Pfarrer Gustav Reinhard. Für ihn ist sie bereit alles aufzugeben, doch der Übertritt zum Christentum und zu einer christlich geprägten Lebenswelt, in der Frauen einen ganz bestimmten Platz einnehmen, wird zu einer großen Prüfung für Jenny.

Ein zu Unrecht vergessener Emanzipationsroman aus dem Jahre 1843, in dem der Leser einen tiefen Einblick in die Welt des 19. Jahrhunderts bekommt. Hauptthema ist natürlich die Rolle der Frau, die an unterschiedlichsten Frauenfiguren durchgespielt wird, von der selbstbewussten Jenny bis zur demütigen Therese, ihre Möglichkeiten und ihre kulturellen Verankerungen sind dabei genauso Thema wie ihre Träume und Hoffnungen. Das zweite große Motiv, das eng mit der Frauenfrage verwebt wurde, ist der gesellschaftliche Antisemitismus. In seiner Absurdität, aber auch in der, trotz aller Aufgeklärtheit, davon bestimmten Realität für alle Menschen, ist ein wesentliches Element, das die Geschichte bestimmt. Da die Autorin selbst als jüdische Frau in dieser Zeit gelebt hat, spürt man in jeder Szene, dass hier aus dem Leben geschrieben wurde und nicht aus antisemitischer Überzeugung. Geschickt führt die Autorin Vorurteile ad absurdum, nicht immer offensichtlich, gerne in Handlungen und Entwicklungen versteckt. Es gibt viele Denkanstöße, auch für heutige Leser. So ist der Autorin nicht nur ein Roman gelungen, der für eine emanzipierte Frauenrolle steht, sondern auch für eine Emanzipation der Juden bzw. des Menschen selbst, der sich von tradierten Vorurteilen ohne Substanz lösen soll, um sich als Mensch im Leben entfalten und Glück finden zu können.

Der Roman überzeugt mit einer wunderbaren gehobenen Sprache, einer starken Bildsprache, die der Geschichte eine weitere Dimension gibt, und einer Handlung, die den Leser mitnimmt, in eine Welt, die uns fremd und vertraut zugleich erscheint.
Ein beeindruckender Klassiker, der dem Vergessen entrissen wurde!

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Veröffentlicht am 24.10.2023

Anstrengend, aber lesenswert

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Die 16jährige Jenny entstammt einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie. Mit ihrem fröhlichen, offenen Wesen, ihrer Bildung und vor allem ihrer Schönheit, zieht sie bei gesellschaftlichen Anlässen ...

Die 16jährige Jenny entstammt einer wohlhabenden jüdischen Kaufmannsfamilie. Mit ihrem fröhlichen, offenen Wesen, ihrer Bildung und vor allem ihrer Schönheit, zieht sie bei gesellschaftlichen Anlässen viel Aufmerksamkeit auf sich. Sie verliebt sich in den bescheiden lebenden Pfarrer Gustav Reinhard und muss zur Ermöglichung einer Hochzeit den christlichen Glauben annehmen. Dies und die starren christlichen Rollenvorstellungen stellen Jenny vor eine große Herausforderung. Und auch Jennys Bruder Eduard ist unglücklich verliebt in die Christin Clara und muss erkennen, wie tief die gesellschaftlichen Gräben zwischen Juden und Christen sind.

Fanny Lewald schöpft aus ihren eigenen Erfahrungen und zeigt sehr deutlich wie tief der Antisemitismus in der Gesellschaft verankert ist und wie starr die gesellschaftlichen Rollen festgelegt waren. Das fand ich aus heutiger Perspektive sehr interessant zu lesen und Lewalds Ansichten erstaunlich modern.

Mir persönlich war es zwischendurch der dramatischen Gefühlsausbrüche etwas zu viel. Glücklicherweise legt sich das in der zweiten Hälfte des Buches bis zu einem dramatischen Ende. Die Aufmachung des Textes finde ich etwas unglücklich gewählt. Es ist recht klein geschrieben und eng gedruckt und die wörtliche Rede ist nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet. Somit wird der Zugang zu diesem fast 200 Jahre alten Text noch weiter erschwert. Sehr interessante fand ich wiederum das durchaus provokativ geschriebene Nachwort, das noch einmal auf die Stellung der Frau in Christentum und Judentum eingeht.

Insgesamt eine anstrengende, aber lesenswerte Lektüre.

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