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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2023

Regt zum Nachdenken an

Pericallosa
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Als in Evelyn Rolls Kopf ein Aneurysma platzt und sie die Notoperation knapp überlebt, ist ihr Leben von einem Augenblick zum anderen verändert. Mehr als ein Jahr braucht sie, um wieder ins Leben zurückzukehren. ...

Als in Evelyn Rolls Kopf ein Aneurysma platzt und sie die Notoperation knapp überlebt, ist ihr Leben von einem Augenblick zum anderen verändert. Mehr als ein Jahr braucht sie, um wieder ins Leben zurückzukehren. Dazwischen liegen höchst sonderbare Zwischenebenen. Aus den Tiefen ihres Gedächtnisses steigen Erinnerungsfetzen ihrer Familie sowie Fragmente verschiedener Musikstücke, die passend zur jeweiligen Epoche, Ohrwürmern gleich, ständig präsent sind, empor.

Evelyn Roll beginnt sich mit der Rolle ihrer Familie in der NS-Zeit auseinanderzusetzen. Als Nachfahrin der Kriegsgeneration hat sie, wie Tausende andere auch, ihre Fragen nicht stellen dürfen und wenn sie es trotzdem getan hat, keine Antwort erhalten. Es ist an der Autorin hier Licht ins Dunkel zu bringen.

Dieser Teil der Biografie ist genauso interessant wie der medizinische. Evelyn Roll interessiert sich für das menschliche Gehirn. Manchen Lesern wird das möglicherweise zu komplex sein, denn man steigt tief in die Medizin ein. Ich persönlich finde das Gehirn und seine Strukturen faszinierend.

Was ist nun die Pericallosa? Sie heißt mit vollständigen Namen Arteria pericallosa und versorgt (vereinfacht gesagt) das Corpus callosum, also jene Faserverbindung („Balken“), die den Austausch zwischen den beiden Gehirnhälften koordiniert.

Das Buch erinnert ein wenig an eine Familienaufstellung. Das Aneurysma verändert Evelyn Rolls Leben von Grund auf. Ehemals Wichtiges wird zur Nebensache.

Fazit:

Ein interessantes Buch, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 19.10.2023

Ein interessanter Ratgeber

Das Glück liegt im Darm
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Dieses interessante Buch habe ich gerne gelesen. Autorin ist die Ernährungsberaterin Elisabeth Polster, die sich seit Langem mit Darmbakterien beschäftigt. In vier Kapiteln erfahren wir alles über ein ...

Dieses interessante Buch habe ich gerne gelesen. Autorin ist die Ernährungsberaterin Elisabeth Polster, die sich seit Langem mit Darmbakterien beschäftigt. In vier Kapiteln erfahren wir alles über ein gesundes und ausgeglichenes Darmmikrobiom.

Mikrobiom, Verdauung, Darmbarriere
Bauchhirn an Organe
Lernen Sie ihr Mikrobiom kennen
Tipps und Tricks für einen gesunden Darm

Anschließend gibt es einen 40-seitigen Rezeptteil, der Lust auf das Ausprobieren gesunder Mahlzeit macht. Einige Seiten zu weiterführender Literatur bzw. Namen von Ärzten, die sich der Darmgesundheit verschrieben haben, ergänzen diesen Ratgeber.

Meine Meinung:

Der Schreibstil ist angenehm und leicht zu lesen. Informatives Wissen wird auf den Punkt gebracht, ohne mit dem erhobenen Zeigefinger den Lesern ihre Fehler unter die Nase zu reiben.

Hin und wieder finden sich Tippfehler, die mit ein wenig mehr Sorgfalt vermeidbar wären.

Die Autorin gibt zahlreiche Tipps zu darmfreundlicher Ernährung, erklärt Pro-, Prä- und Synbiotika und veranschaulicht die Zusammenhänge zwischen Darm und Hirn. Wichtig ist der Autorin, dass Antibiotika sorgfältig und dosiert verschrieben und dann eingenommen werden.

Die Rezepte sind übersichtlich in die drei Hauptmahlzeit plus Zwischensnacks gegliedert. Nicht alles ist für Berufstätige gut geeignet. Vor allem die Rezepte für das Frühstück wirken aufwendig - ich werde das eine oder andere einmal am Wochenende oder Urlaub ausprobieren.

Wer sich noch nie mit Darmgesundheit beschäftigt hat, kann mit diesem Ratgeber sehr gut in dieses Thema einsteigen. Auch für Fortgeschrittene ist einiges Neues dabei bzw. Bekanntes wird gefestigt

Fazit:

Insgesamt ein leicht lesbarer Ratgeber, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 16.10.2023

Gute Unterhaltung

Geschichten aus der Geschichte
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Richard Hemmer und Daniel Meßner betreiben einen gleichnamigen Podcast. Nach über 400 „Sendungen“ haben sie beschlossen, eine Art „Best of Geschichte“ zu schreiben.

Anhand von zwanzig Geschichten reisen ...

Richard Hemmer und Daniel Meßner betreiben einen gleichnamigen Podcast. Nach über 400 „Sendungen“ haben sie beschlossen, eine Art „Best of Geschichte“ zu schreiben.

Anhand von zwanzig Geschichten reisen wir durch die Geschichte. Diese Kurzgeschichten sind unterhaltsam, informativ und für manche Leser häufig auch verblüffend.

Da ich selbst sehr geschichtsaffin bin, habe ich nichts wirklich Neues erfahren. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Alle Kapitel sind unabhängig voneinander lesbar.

Gut gefällt mir, dass es nach jedem Kapitel Hinweise auf die Podcastfolgen gibt.

Fazit:

Für Leser, die Geschichte in der Schule nicht leiden konnten, ist das Buch bzw. der Podcast eine Möglichkeit, sich vergangenem Weltgeschehen spielerisch anzunähern. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.09.2023

Regt zum Nachdenken an

Gott ist Feministin
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Mira Ungewitter ist Pastorin und Feministin. Sie kennt die Bibel, in der wenig Platz für selbstbewusste Frauen ist, ziemlich genau. Doch stimmt das wirklich? Oder liegt es „nur“ an der patriarchalischen ...

Mira Ungewitter ist Pastorin und Feministin. Sie kennt die Bibel, in der wenig Platz für selbstbewusste Frauen ist, ziemlich genau. Doch stimmt das wirklich? Oder liegt es „nur“ an der patriarchalischen Übersetzung und Interpretation?

In acht Kapiteln hinterfragt Mira Ungewitter alte Dogmen, Tabus und Rollenbilder:

Die erste Frau der Welt
Schlampen wie wir
Maria, Mutter Gottes und das Abenteuer
Die Pastorin und das Lustprinzip
Pille, Blut und Bibel
Pro Choice und die Jungfrau
Die Heilige Lady Gaga
Gott ist Feministin

Dabei nimmt sich die Autorin kein Blatt vor den Mund. Mit ihrem ironisch-provokanten Schreibstil eckt sie natürlich bei einigen Kirchenvätern (sic!) an, was sie aber nicht davon abhält, eine Lanze für eine neue Interpretation der Bibel zu brechen. Zahlreiche (absichtliche?) Übersetzungsfehler aus dem aramäischen bzw. hebräischen scheinen sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem patriarchalischen Dogma manifestiert zu haben.

Ein kleines Beispiel gefällig, dass schon 700 Jahre vor Christus „Gott“ weiblich interpretiert werden kann?

„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“. (Jesaja 66,13 LUT/S. 181)

Wenn die Kirche überleben will, muss sie ihre Dogmen sowie ihre Angst vor selbstbestimmten Frauen ablegen.

Fazit:

Ein durchaus ironisches Buch, dass mit seinen provokanten Thesen zum Nachdenken anregt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 22.09.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Rache am Neusiedler See
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In seinem zweiten Fall bekommt es Ex-Polizist Nikolaus Lauda, nicht verwandt oder verschwägert mit dem berühmten Rennfahrer, der sich eigentlich hier am Neusiedlersee nur vor deutschen Mafia verstecken ...

In seinem zweiten Fall bekommt es Ex-Polizist Nikolaus Lauda, nicht verwandt oder verschwägert mit dem berühmten Rennfahrer, der sich eigentlich hier am Neusiedlersee nur vor deutschen Mafia verstecken wollte, mit einem Kriminalfall zu tun, der ihn persönlich trifft.

Doch der Reihenfolge nach:

Aus der Verlegenheitslösung ist nun ein Daueraufenthalt geworden und der Ex-Polizist nimmt die eine oder andere Gelegenheitsarbeit an. Diesmal soll er als Sicherheitsoffizier die Jungfernfahrt eines Kreuzfahrtschiffs auf dem Neusiedlersee begleiten. Immerhin ist Johann Gludovatz, ein gefeierter Schlagerstar, an Bord, den es zu beschützen gilt.

Es kommt, wie es kommen muss, der prominente Passagier ist plötzlich unauffindbar. Als Sicherheitschef muss sich Lauda widerwillig der Sache annehmen, vor allem auch deswegen, weil der Schiffseigner Maximilian Pländer ein mächtiger Mann ist, der sprichwörtlich über Leichen geht, wie seinerzeit die Mutter seiner ermordeten Frau leidvoll erleben musste. Und dann liegt Gludovatz‘ Leiche plötzlich in Laudas Kabine und Gludovatz wird nicht der einzige Tote bleiben.

Meine Meinung:

Lukas Pellmann hat hier einen durchaus humorvollen Kriminalroman nach einem bewährten Strickmuster geschrieben: nämlich jenem des „Locked room mystery“. Nachdem ein Schiff eine ziemlich geschlossene Gesellschaft ist, ist der Täter in den Reihen der Anwesenden zu suchen. Doch wer kann es gewesen sein? Jemand von der Crew? Oder doch ein (weiblicher) Passagier? Oder war alles ganz anders?

Fragen über Fragen, denen sich Nikolaus Lauda stellen muss und auf die es zunächst keine schlüssigen Antworten gibt. Erst allmählich fügt sich ein Puzzleteil zum anderen.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich 4 Sterne gebe.