Platzhalter für Profilbild

Venatrix

Lesejury Star
offline

Venatrix ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Venatrix über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2023

Gute Unterhaltung

Geschichten aus der Geschichte
0

Richard Hemmer und Daniel Meßner betreiben einen gleichnamigen Podcast. Nach über 400 „Sendungen“ haben sie beschlossen, eine Art „Best of Geschichte“ zu schreiben.

Anhand von zwanzig Geschichten reisen ...

Richard Hemmer und Daniel Meßner betreiben einen gleichnamigen Podcast. Nach über 400 „Sendungen“ haben sie beschlossen, eine Art „Best of Geschichte“ zu schreiben.

Anhand von zwanzig Geschichten reisen wir durch die Geschichte. Diese Kurzgeschichten sind unterhaltsam, informativ und für manche Leser häufig auch verblüffend.

Da ich selbst sehr geschichtsaffin bin, habe ich nichts wirklich Neues erfahren. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen. Alle Kapitel sind unabhängig voneinander lesbar.

Gut gefällt mir, dass es nach jedem Kapitel Hinweise auf die Podcastfolgen gibt.

Fazit:

Für Leser, die Geschichte in der Schule nicht leiden konnten, ist das Buch bzw. der Podcast eine Möglichkeit, sich vergangenem Weltgeschehen spielerisch anzunähern. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 27.09.2023

Regt zum Nachdenken an

Gott ist Feministin
0

Mira Ungewitter ist Pastorin und Feministin. Sie kennt die Bibel, in der wenig Platz für selbstbewusste Frauen ist, ziemlich genau. Doch stimmt das wirklich? Oder liegt es „nur“ an der patriarchalischen ...

Mira Ungewitter ist Pastorin und Feministin. Sie kennt die Bibel, in der wenig Platz für selbstbewusste Frauen ist, ziemlich genau. Doch stimmt das wirklich? Oder liegt es „nur“ an der patriarchalischen Übersetzung und Interpretation?

In acht Kapiteln hinterfragt Mira Ungewitter alte Dogmen, Tabus und Rollenbilder:

Die erste Frau der Welt
Schlampen wie wir
Maria, Mutter Gottes und das Abenteuer
Die Pastorin und das Lustprinzip
Pille, Blut und Bibel
Pro Choice und die Jungfrau
Die Heilige Lady Gaga
Gott ist Feministin

Dabei nimmt sich die Autorin kein Blatt vor den Mund. Mit ihrem ironisch-provokanten Schreibstil eckt sie natürlich bei einigen Kirchenvätern (sic!) an, was sie aber nicht davon abhält, eine Lanze für eine neue Interpretation der Bibel zu brechen. Zahlreiche (absichtliche?) Übersetzungsfehler aus dem aramäischen bzw. hebräischen scheinen sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem patriarchalischen Dogma manifestiert zu haben.

Ein kleines Beispiel gefällig, dass schon 700 Jahre vor Christus „Gott“ weiblich interpretiert werden kann?

„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet“. (Jesaja 66,13 LUT/S. 181)

Wenn die Kirche überleben will, muss sie ihre Dogmen sowie ihre Angst vor selbstbestimmten Frauen ablegen.

Fazit:

Ein durchaus ironisches Buch, dass mit seinen provokanten Thesen zum Nachdenken anregt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 22.09.2023

Eine gelungene Fortsetzung

Rache am Neusiedler See
0

In seinem zweiten Fall bekommt es Ex-Polizist Nikolaus Lauda, nicht verwandt oder verschwägert mit dem berühmten Rennfahrer, der sich eigentlich hier am Neusiedlersee nur vor deutschen Mafia verstecken ...

In seinem zweiten Fall bekommt es Ex-Polizist Nikolaus Lauda, nicht verwandt oder verschwägert mit dem berühmten Rennfahrer, der sich eigentlich hier am Neusiedlersee nur vor deutschen Mafia verstecken wollte, mit einem Kriminalfall zu tun, der ihn persönlich trifft.

Doch der Reihenfolge nach:

Aus der Verlegenheitslösung ist nun ein Daueraufenthalt geworden und der Ex-Polizist nimmt die eine oder andere Gelegenheitsarbeit an. Diesmal soll er als Sicherheitsoffizier die Jungfernfahrt eines Kreuzfahrtschiffs auf dem Neusiedlersee begleiten. Immerhin ist Johann Gludovatz, ein gefeierter Schlagerstar, an Bord, den es zu beschützen gilt.

Es kommt, wie es kommen muss, der prominente Passagier ist plötzlich unauffindbar. Als Sicherheitschef muss sich Lauda widerwillig der Sache annehmen, vor allem auch deswegen, weil der Schiffseigner Maximilian Pländer ein mächtiger Mann ist, der sprichwörtlich über Leichen geht, wie seinerzeit die Mutter seiner ermordeten Frau leidvoll erleben musste. Und dann liegt Gludovatz‘ Leiche plötzlich in Laudas Kabine und Gludovatz wird nicht der einzige Tote bleiben.

Meine Meinung:

Lukas Pellmann hat hier einen durchaus humorvollen Kriminalroman nach einem bewährten Strickmuster geschrieben: nämlich jenem des „Locked room mystery“. Nachdem ein Schiff eine ziemlich geschlossene Gesellschaft ist, ist der Täter in den Reihen der Anwesenden zu suchen. Doch wer kann es gewesen sein? Jemand von der Crew? Oder doch ein (weiblicher) Passagier? Oder war alles ganz anders?

Fragen über Fragen, denen sich Nikolaus Lauda stellen muss und auf die es zunächst keine schlüssigen Antworten gibt. Erst allmählich fügt sich ein Puzzleteil zum anderen.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung, der ich 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 22.09.2023

Eine verbotene LIebe

1941. Liebe in herzlosen Zeiten
0

Der in der Schweiz internierte polnische Soldat Marek verliebt sich in die junge Sofia, obwohl das Fraternisieren streng verboten ist und unter Strafe steht. Die beiden finden immer wieder eine Möglichkeit, ...

Der in der Schweiz internierte polnische Soldat Marek verliebt sich in die junge Sofia, obwohl das Fraternisieren streng verboten ist und unter Strafe steht. Die beiden finden immer wieder eine Möglichkeit, sich zu treffen. Es passiert, was passieren muss, erstens werden die beiden von einem Jungbauern „zufällig“ gesehen und anschließend denunziert und zweitens wird Sofia schwanger. Heiraten ist verboten, Mark muss in den Arrest und Sofias Vater entpuppt sich nach dem anfänglichen Schock als Pragmatiker: Sofia zieht zu ihrer Tante nach Zürich.

Es gilt die Widerstände zu überwinden. Mehr als einmal müssen die Leser bangen. Werden es die beiden schaffen, den behördlichen Vorschriften, die ihrer Liebe im Weg stehen zu trotzen?

Meine Meinung:

Mit Spannung habe ich dieses Buch aus dem für den Verlag Emons unüblichen Genre „Liebesroman“ erwartet und gelesen.

Die Schweizer Autorin Margrit Cantieni bringt uns in ihrem historischen Roman bislang wenig beachtetes Thema näher: Die Schweizer und ihre Haltung den im Land internierten Soldaten des Zweiten Weltkriegs gegenüber. Anhand der Liebesgeschichte zwischen Marek, einem polnischen Soldaten, der in Graubünden interniert ist, und der Bündnerin Sofia, die eine Lehrerinnenausbildung absolviert, wird Kehrtwende der Schweizer Bevölkerung gezeigt. Aus der anfänglichen Solidarität mit den Soldaten, die fast Heldenstatus erlangen, weil sie sich nicht für eine hoffnungslose Sache verheizen lassen wollen und in die Schweiz geflüchtet sind, wird mit Fortdauer des Weltkrieges Ablehnung und Hass. Es ist politisch durchaus verständlich, ist doch die neutrale Schweiz von Hitler-Deutschland und den von der Wehrmacht besetzten Gebieten Frankreichs sowie von Mussolinis Italiens umgeben (um nicht zu sagen umzingelt). Je länger der Krieg dauert, desto spürbarer sind die Einschränkungen und spaltet die eidgenössische Bevölkerung. So wird den Bauern vorgeworfen, sich auf Kosten der Arbeiter zu bereichern. Dabei wird vergessen, dass die Landwirtschaft ohne Männer, Pferde und Maschinen auskommen muss, aber die Anbauflächen vervielfacht worden sind.

Daher sieht man in den internierten Soldaten und den Geflüchteten nur unnütze Esser, die die ohnhin knappen Nahrungsmittelvorräte weiter schmälern. So ist es kaum verwundert, dass die faschistischen Ideen auch in zahlreichen Schweizer Köpfen auf fruchtbaren Boden fallen. So faszinierend wie schrecklich das ist, hat man doch immer das Bild der fast klinisch-sauberen Schweiz im Kopf.

Sehr gut ist die Gemütslage der beiden Protagonisten, Marek und Sofia, beschrieben. Er will nach dem Ende des Krieges wieder in seine Heimat Polen zurückkehren, sie Graubünden jedoch nicht verlassen. Dieser Konflikt schwelt die ganze Zeit über den beiden. Wie die Geschichte ausgeht, lest bitte selbst.

Fazit:

Ein sehr gut gelungener historischer Roman, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 20.09.2023

Ein penibel recherchierter hist. Roman

Die Nacht der Dollars
0

Wenige Tage nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die amerikanischen Truppen sind die Herren in Oberbayern, machen die ersten Gerüchte um einen sagenhaften Goldschatz der Nazis die Runde. Neben noch nicht ...

Wenige Tage nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, die amerikanischen Truppen sind die Herren in Oberbayern, machen die ersten Gerüchte um einen sagenhaften Goldschatz der Nazis die Runde. Neben noch nicht verhafteten NS-Angehörigen suchen auch amerikanische Soldaten und andere Glücksritter nach dem Gold.

Drei Personen Erich, Josef und Susan geraten in den Sog des Goldrausches, obwohl sie ursprünglich ganz andere Beweggründe hatten, unabhängig von einander Nachforschungen anzustellen. Doch dann werden sie zu einer Art Schicksalsgemeinschaft.

Erich, ein Kommunist ist auf der Suche nach dem Verräter, der ihn und seine Gruppe denunziert und ins KZ gebracht hat, wo Erichs Verlobte ermordet worden ist. Josef, ein Jugendlicher, der von seinem Großvater vor dem Volkssturm versteckt worden ist und nun erkennen muss, dass sein Großvater doch nicht der Held ist, für den er ihn immer gehalten hat. Dritte im Bunde ist Susan, eine Engländerin, die dem Verbleib der Lebensborn-Kinder nachgehen will.

Meine Meinung:

Peter Meisenberg gelingt es in diesem historischen Krimi sehr gut, das unmittelbare Nachkriegsvakuum darzustellen. Das alte NS-Regime ist zwar formell beseitigt, aber eine neue Ordnung ist noch nicht hergestellt. Das bietet allerlei zwielichtigen Gestalten auf allen Seiten Bühne für ihre Machenschaften. Hier die alten Nazis, mit oder ohne Persilschein, den sie von korrupten US-Militärs ausgestellt bekommen, dort Einheimische, die sich eine Scheibe vom Speck abschneiden wollen sowie Angehörige der US-Army, die sich selbst bereichern wollen, immerhin ist man ja die siegreiche Armee.

Die Jagd nach dem Nazi-Gold ist schon mehrfach literarisch abgehandelt worden, die Rache an ehemaligen Nazi-Schergen ebenfalls. Neu ist der Handlungsstrang um Susan Mitford, die an die britischen Mitford-Schwestern Nancy, Pamela, Diana, Unity, Jessica und Deborah angelehnt ist. Dieser Handlungsstrang ist sehr interessant, aber für mich zu wenig intensiv abgehandelt worden. Inzwischen gibt es einige Sachbücher, die versuchen die Lebensborn-Kinder ausfindig zu machen. Auch jenes himmelschreiende Unrecht, nämlich der Kindesraub in den besetzten Gebieten, wenn die Kinder nur blond und blauäugig waren, wird hier (zu) kurz angesprochen. Wer dazu mehr lesen will, dem sei das Buch „Raubkind“ von Dorothee Schmitz-Köster empfohlen.

Der Schreibstil Peter Meisenbergs ist flüssig. Der Roman lässt sich vor allem durch den häufigen Perspektivenwechsel sehr gut lesen. Ein paar Seiten mehr, um die drei Hauptfiguren ein wenig ausführlicher zu beschreiben, wäre vielleicht nützlich gewesen. Aber, das ist Jammern auf hohem Niveau.

Vielleicht ist dieser historische Krimi Auftakt zu einem Sub-Genre im Emons-Verlag. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich zahlreiche Leser hier finden werden.

Fazit:

Ein interessanter historischer Krimi, der Anfang Mai 1945 in Oberbayern spielt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.