Berührende Geschichte, die sehr greifbar ist
„Wir bauten Fassaden auf, damit sie jemand einriss. Wir wünschten uns, dass jemand zu genau hinsah – und immer noch hinsehen wollten.“ (S. 303)
Von Gabriella Santos de Lima habe ich beinahe alle Geschichten ...
„Wir bauten Fassaden auf, damit sie jemand einriss. Wir wünschten uns, dass jemand zu genau hinsah – und immer noch hinsehen wollten.“ (S. 303)
Von Gabriella Santos de Lima habe ich beinahe alle Geschichten gelesen, doch noch kein Buch von ihr konnte mich so sehr berühren, wie dieses hier. Gabriella wählt ihre Worte so, dass direkt das Gefühl vermittelt wird, man sei vor Ort anwesend. Während des Lesens spürt man förmlich den Wind in Norwegen, den Regen auf der Haut und die rohen Gefühle in der Brust.
Das Cover: Das Cover bricht ein wenig mit der Anordnung der Schrift auf und stellt den Titel sowohl vertikal, sowie horizontal dar. Die floralen Elemente, die Farbkleckse und die angenehme Farbpalette machen es zu einem schlichten Hingucker, der mir direkt zugesagt hat.
Die Handlung: Tillies Stipendium wurde von einem Tag auf den anderen gekündigt. Da dadurch ihr gesamtes Studium auf der Kippe steht und sie dieses unmöglich aufgeben will, sucht sie nach einem Ausweg. Für ein ähnliches Stipendium benötigt sie jedoch professionelle Hilfe. Die Lösung sieht sie beim talentierten Fotogafiestudenten Jonathan. Dieser ist jedoch nicht gut auf sie zusprechen, nachdem sein Bruder von Tillie verletzt wurde. Doch nach einiger Überredung stimmt er doch zu und die beiden finden sich per Interrail in Skandinavien wieder. Dass der Trip jedoch schneller als gedacht aus Akzeptanz und ehrlicher Geständnisse besteht, konnte sich im Vorfeld keiner der beiden vorstellen…
Meine Meinung: Dieses Buch hat mich überrascht. Band 1 hat mir bereits gefallen, aber diese Geschichte hat mich emotional noch mehr erreichen können. Jede noch so kleine Szene wird so nahbar und echt beschrieben, dass man automatisch eine Nähe zur Geschichte aufbaut und die gesamte Gefühlspalette von Tillie und Jonathan miterlebt. Auch die ernsten Themen, die hier angesprochen wurden, überzeugten durch Fingerspitzengefühl. Bereits im ersten Kapitel hatte ich das Gefühl, dass mir diese Geschichte ans Herz wachsen würde – und ich hatte Recht behalten. Einzig gegen Ende verlor mich die Geschichte ein wenig, bei welcher einiges durch Kommunikation eher verhindert werden könnte. Gleichzeitig wird auch im Leben nicht immer direkt kommuniziert und über den Schatten gesprungen. Dennoch fehlten mir dadurch noch mehr Szenen zwischen den beiden.
Die Charaktere: Vielschichtig und durchgehend interessant. Tillie äußerst stets ihre Meinung, steht für sich und ihre Werte ein und fühl dabei jede Emotion. Während der Geschichte bekommt man so viele Seiten von Tillie gezeigt, die sie nur greifbarer machten. Doch auch Jonathan konnte mich sehr von sich überzeugen aufgrund seiner respektvollen und aufmerksamen Art. Die Dynamik der beiden brauchte zwar sehr lang, bis sie sich einspielte, aber danach konnte nur noch mitgefiebert werden. Rückblickend hätte ich mir sogar noch mehr Szenen zwischen den beiden gewünscht, da sich die Geschichte zwischen den beiden etwas länger aufbaute und es gegen Ende schon recht schnell zum Knall kam. Gleichzeitig zeigt mir das auch auf, wie sehr sie mir bereits in kurzer Zeit ans Herz gewachsen sind.
Fazit: Eine berührende und eindrückliche Liebesgeschichte. Ich freue mich schon sehr auf Band 3 und kann hiermit sagen, dass ich ein neues Lieblingsbuch der Autorin habe. Ich vergebe 4/5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!