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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2023

- spannungsvolle Mystery-Horror-Thriller-Dystopie -

Ein Fluss so rot und schwarz
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Anthony Ryan - Ein Fluss so rot und schwarz
(Tropen Verlag)

- spannungsvolle Mystery-Horror-Thriller-Dystopie -

Eine seltsame Geschichte tischt uns der schottisch-stämmige Schriftsteller Anthony Ryan ...

Anthony Ryan - Ein Fluss so rot und schwarz
(Tropen Verlag)

- spannungsvolle Mystery-Horror-Thriller-Dystopie -

Eine seltsame Geschichte tischt uns der schottisch-stämmige Schriftsteller Anthony Ryan mit seinem ersten Horror-Thriller auf. Normalerweise eher im Fantasy- und Science-Fiction-Reich beheimatet, hat sich der, heute in London lebende Ryan, mit "Ein Fluss so rot und schwarz" auf neues Terrain gewagt.

Ein Mann erwacht auf einem Boot. Jenseits der Reling erstreckt sich eine Nebelwand. Vor ihm liegt ein uniformierter Toter. Auch er selbst ist uniformiert. Der Mann kann sich weder an seinen Namen noch an etwas Persönliches aus seinem Leben erinnern. Details, wie die US-amerikanische Dienstpistole des Toten, kann er hingegen eindeutig benennen. Auf dem Unterarm des Toten ist "CONRAD" tätowiert. Auf seinem eigenen Unterarm steht: "HUXLEY". Das Tauziehen seiner Gedanken, bezüglich seines offensichtlich eigenen Namens, bringt keinerlei Erinnerungen an seine Vergangenheit zurück. Neben ihm befinden sich noch weitere Überlebende an Bord. Drei Frauen und drei Männer. Sie alle sind komplett kahlgeschoren. Ihre Köpfe ziert eine nahezu identische Narbe. Sie verfügen über keinerlei Erinnerung, was geschehen ist und warum sie sich an Bord eines Patrouillenbootes befinden. Lediglich ihrer individuellen Fähigkeiten, die sich nach und nach immer deutlicher herauskristallisieren, sind sie sich gewahr. Warum erinnern sie sich nicht daran, wer sie sind und was geschehen ist? Wo sind sie genau? Warum ist das Boot, auf dem sie sich befinden auf Autopilot eingestellt und warum lässt es sich nicht manuell steuern? Während sie Antworten auf all diese Fragen suchen, erleuchtet ein Licht den Ruderraum und die sechs Ahnungslosen erlangen erste Erkenntnisse.

Der neue Horror-Thriller, des 1970 in Schottland geboren New York Times-Bestsellerautoren Anthony Ryan, klingt spannend, visionär und entrückt. "Ein Fluss so rot und schwarz" scheint sich jedenfalls nicht in den gewöhnlichen Fahrwassern zu bewegen. Gedanken an das Philadelphia-Experiment drängen sich zu Beginn des spannungsgeladenen und dystopischen Crossover aus Mystery-, SciFi-, Thriller- und Horror-Elementen auf. Die Spitzfindigkeiten und der fragwürdige Humor des Wahl-Londoners, wirken sich jedoch eher kontraproduktiv auf den, ansonsten straffen, rasanten und mitreißend arrangierten Plot aus. Das legt sich aber zum Glück im weiteren Verlauf der Story komplett. Anthony Ryan spielt mit dem erschreckenden Gedanken an Mindcontrol und der nagenden Ungewissheit seiner Probanden. Er erzeugt dabei eine beeindruckend mysteriöse, düstere, verstörende und bedrückende Atmosphäre, welche den Spannungsbogen permanent im oberen Bereich der Skala zu halten vermag. Das verwendete Gewaltpotenzial ist dabei allerdings nicht allzu drastisch dargestellt.

Als die Crew erkennt, dass sie sich kurz vor der Themse-Mündung befindet, erhält sie Instruktionen bezüglich ihrer Mission. Instruktionen, die erschreckend unmissverständlich sind. An Bord droht Gefahr. Eine Gefahr, die von ihnen selbst ausgeht. Als sich die ersten Veränderungen in Gang setzen und das zweite Crewmitglied dran glauben muss, fragen sich die übrigen Fünf zu Recht, was hier gespielt wird. Während um sie herum dichter Nebel herrscht, hören sie jenseits des Wassers Gefechte. Menschen schreien, stürzen sich von Brücken. Greift hier der Wahnsinn zum sich? Je näher die Crew der Wahrheit kommt, desto frustrierender wird ihr Auftrag. Diese Emotion überträgt sich zu gewissen Teilen auf den Leser. Warum sollen die Übriggebliebenen in all dem Nebel die Themse hoch nach London fahren? Wer gibt Ihnen eigentlich die Anweisungen und was ist das anvisierte Ziel? Aber was hilft all das Spekulieren, wenn man sich auf einer ferngesteuerten Irrfahrt Richtung Tod befindet?

"Ein Fluss so rot und schwarz" ist ganz klar auf Action, Spannung und Effekthascherei ausgelegt, hätte für mein Befinden aber gerne auch einen Tacken tiefgründiger sein dürfen. Dennoch hat der britische Autor Anthony Ryan einen interessanten Gedanken gesponnen, der sich mit dem Grauen auseinandersetzt, nicht die geringste Chance zum Überleben zu haben. Worauf die Crew auf ihrer Mission stößt, ist der aus Albträumen geborene blanke Horror!

(Janko)

https://anthonyryan.net/
https://www.facebook.com/anthonyryanauthor/
https://www.instagram.com/anthonyryan286/

Brutalität/Gewalt: 56/100
Spannung: 82/100
Action: 83/100
Unterhaltung: 82/100
Anspruch: 39/100
Atmosphäre: 71/100
Emotion: 62/100
Humor: 04/100
Sex/Obszönität: 06/100

https://www.lackoflies.com - Wertung: 82/100

Anthony Ryan - Ein Fluss so rot und schwarz
Tropen Verlag
Mystery-SciFi-Thriller
ISBN: 978-3-608-50179-7
272 Seiten
Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag
Originaltitel: Red River Seven
Aus dem Englischen von Sara Riffel
Erscheinungstermin: 14.10.2023
EUR 22,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ISBN eBook (epub): 978-3-608-12196-4
Erscheinungstermin: 14.10.2023
EUR 17,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Ein Fluss so rot und schwarz" beim Tropen Verlag: https://www.klett-cotta.de/buch/Literarischer" target="_blank">https://www.klett-cotta.de/buch/LiterarischerKrimi/EinFlusssorotundschwarz/829420

Leseprobe: https://www.klett-cotta.de/filesmedia/reading_samples/8446.pdf

Buchtrailer: https://youtu.be/gE1tgW9dLO8

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Veröffentlicht am 19.10.2023

- humorvoll überspitzter Kriminalroman mit zeitlichem und lokalem Bezug -

Der sonderbare Fall der Rosi Brucker
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Tina Seel - Der sonderbare Fall der Rosi Brucker
(Emons Verlag)

- humorvoll überspitzter Kriminalroman mit zeitlichem und lokalem Bezug -

Titel, wie "Der sonderbare Fall der Rosi Brucker" machen mich ...

Tina Seel - Der sonderbare Fall der Rosi Brucker
(Emons Verlag)

- humorvoll überspitzter Kriminalroman mit zeitlichem und lokalem Bezug -

Titel, wie "Der sonderbare Fall der Rosi Brucker" machen mich grundsätzlich neugierig, scheint sich dahinter in der Regel doch eine tiefschürfende Lyrik zu verbergen. Nun ja, eine tiefschürfende Lyrik können wir im Falle der deutschen Schriftstellerin Tina Seel und ihrem kürzlich im Emons Verlag erschienenen, zweiten Kriminalroman vielleicht nicht ganz erwarten. Dafür aber einen durchaus intelligent aufgebauten, humorvoll überspitzten Unterhaltungsroman und eine unterschwellige Persiflage auf das Dorfleben in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Mit trockenem, rußgeschwärztem Humor, allerlei moralischen Verwerflichkeiten und gut abgegangenem Pfälzer Lokalkolorit, zeichnet die, 1965 in Landau/Pfalz geborene Autorin, auf 352 Seiten auch ein durchaus authentisches Abbild der damaligen Zeit.

Wir schreiben das Jahr 1975, befinden uns in einem Dorf unweit von Pirmasens und begleiten den fünfzehnjährigen Bäckerlehrling Harald "Hasel" Hasenbach, als er die Leiche der retardierten Winzertochter Rosi Brucker in einem Waldstück bei Allweiler entdeckt. Notdürftig unter einem Haufen Holz verscharrt, bedeckt Hasel "die dappich Rosi" nach vorsichtiger Begutachtung wieder und macht sich vom Acker. Doch anstatt die Polizei über den Tod der Rosi zu informieren, wird dem Sonderling mit dem Sprachfehler und der Hasenscharte, in einem Anflug anarchistischen Hochmuts klar, dass sich hier eine einmalige Chance auftut. So beschließt er kurzerhand, die Winzerfamilie zu erpressen. Hasel gaukelt ihnen eine Entführung vor, fordert ein Lösegeld und leitet damit in erster Linie die Spekulationen der verschrobenen Dorfbewohner, sowie die Ermittlungen der Kripo Pirmasens, in eine völlig falsche Richtung.

"Hasel hatte allerdings schon als Kind herausgefunden, dass der Schlüssel zu Atzes Schrank identisch war mit dem Schlüssel zu seinem eigenen Schrank. Die Möbelfirma hatte sich damals wohl nicht allzu sehr ins Zeug gelegt, halb Deutschland hätte Atzes Schrank öffnen können." (Zitat S. 54)

Als Otto Brucker seine 32 Jahre alte Tochter Rosemarie, nach einem anonymen Hinweis, mausetot unter einem Holzhaufen auffindet, denkt der patriarchalische, bärbeißige und störrische Weinbauer einmal mehr nur an sich und die Blamage, die der Umstand von Rosis Tod samt Erpressung mit sich bringen wird. Also bedeckt der Weinbauer "die dappich Rosi" nach vorsichtiger Begutachtung wieder und macht sich vom Acker. Doch anstatt die Polizei über den Tod seiner Tochter zu informieren, macht sich der bornierte, jähzornige und halsstarrige Weinbauer Otto Brucker, der sein Eheweib Alwine behandelt wie den letzten Dreck, letztlich Sorgen ganz anderer Art. Während die Polizei ihren Ermittlungen in und um das fiktive Örtchen Allweiler nachgeht, sind die Einwohner stets bemüht, scheinheilig den Anschein zu wahren. Vor lauter Eifersucht gönnt jeder seinem Nächsten die Wurst auf dem Brot nicht. Die Moral ist also schnell beim Teufel und so kommen alsbald auch Sodom und Gomorrha ans Allweiler Tageslicht.

Tina Seel hat mit 1975 einen guten Jahrgang gewählt. In diesem konnte sich die, heute in Berlin lebende Autorin "frei Schnauze" bewegen, da man sich zu diesem Zeitpunkt um Political Correctness nicht sonderlich scherte. Seel skizziert das typische, konservative Dorfleben der Pfalz nahe am damaligen Zeitgeschehen und hat die um sich greifende Tristesse des Alltags mit durchaus ernst gemeinten, dennoch heiteren und leicht ins Metaphorische abdriftenden Aspekten angereichert. Dabei führt sie in ihren kriminalistischen Unterhaltungsroman, gefühlt auf jeder zweiten Seite neue Charaktere ein. Man könnte fast meinen, sie wolle ganz Allweiler in ihrem Roman unterbringen. Die hierbei beschriebenen Eigenheiten der Pfälzer Dorfbewohner, mit ihren Vorurteilen und kurz angebundenen Gehässigkeiten, werden seitens der Verfasserin überzogen klischeebehaftet dargestellt. Tina Seels überladener Humor ist ab und an auch mal ein wenig drüber. Auf der anderen Seite ist "Der sonderbare Fall der Rosi Brucker" über weite Strecken richtig lustig. Wenn die Autorin beispielsweise die Macken und Wesenszüge der Dorfbewohner, den Dialekt oder Hasles Sprachfehler literarisch verarbeitet, erinnert das durchaus schon mal an Rita Falks Eberhofer-Krimis, die Unterfilzbach-Krimikomödien von Eva Adam oder die Kluftinger-Reihe von Klüpfel & Kobr. Wer auf die angesprochenen Krimi-Reihen steht, könnte sich in Allweiler vielleicht sogar richtig cozy und heimisch fühlen.

(Janko)

https://www.tinaseel.de
https://www.facebook.com/TinaSeelBerlin
https://www.instagram.com/tinaseelautorin/

Brutalität/Gewalt: 14/100
Spannung: 69/100
Action: 68/100
Unterhaltung: 82/100
Anspruch: 29/100
Atmosphäre: 65/100
Emotion: 61/100
Humor: 39/100
Sex/Obszönität: 16/100

https://www.lackoflies.com - Wertung: 80/100

Tina Seel - Der sonderbare Fall der Rosi Brucker
Emons Verlag
Kriminalroman
ISBN: 978-3-7408-1896-8
352 Seiten
Broschur
Erscheinungstermin: 19.10.2023
EUR 14,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ISBN eBook: 978-3-98707-080-8
Erscheinungstermin: 19.10.2023
EUR 10,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Der sonderbare Fall der Rosi Brucker" beim Emons Verlag: https://emons-verlag.de/p/der-sonderbare-fall-der-rosi-brucker-6973

Leseprobe: https://emons-verlag.de/media/pdf/b4/ff/02/99203846.pdf

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Veröffentlicht am 08.10.2023

- jugendlich frischer Abenteuerthriller -

Acht Wölfe
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Ulla Scheler - Acht Wölfe
(Heyne Verlag)

- jugendlich frischer Abenteuerthriller -

Der jugendlich frische Abenteuerthriller "Acht Wölfe", der deutschen Schriftstellerin Ulla Scheler, lässt mich nach ...

Ulla Scheler - Acht Wölfe
(Heyne Verlag)

- jugendlich frischer Abenteuerthriller -

Der jugendlich frische Abenteuerthriller "Acht Wölfe", der deutschen Schriftstellerin Ulla Scheler, lässt mich nach der Lektüre durchaus ein wenig zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite hält sich die, 1994 in Coburg geborene Autorin zum Auftakt ihrer literarischen Reise konservativer Weise an ein (gewissermaßen) vorgegebenes Muster im Abenteuerthriller-Bereich, auf der anderen Seite verlässt sie nur allzu gerne die ausgetretenen Pfade dieses Genres, um Neuland zu betreten und selbiges mit interessanten Ideen zu füllen. Das bringt Emotionen und mitreißende Spannung in die gelungene Geschichte, die vielleicht nicht immer an allen Ecken und Enden bis zur Gänze aufgeht. Ulla Scheler beschreitet dabei nicht immer den angenehmen Weg. Es wird also auch mal deutlich ungemütlich.

Wood Buffalo Park in der kanadischen Wildnis, nahe Fort Chipewyan, im Bundesstaat Alberta. Eine Gruppe von acht jungen Menschen tauscht heimischen Luxus und Komfort gegen drei entbehrungsreiche, aber einmalige Wochen zwischen Wäldern, Steppen, Flüssen, Wölfen, Bären, Kojoten, Karstgestein und Sandhügelkranichen. Das kanadische Unternehmen "Alberta Adventure Hiking", mit seinem Reiseführer Nick, bietet geführte Touren durch den größten Nationalpark Kanadas. Die vier Deutschen Ole, Alex, sowie das zänkische Geschwisterpaar Valentina und Kristina, die zwei Amis Tonya und Jacob, sowie die beiden Kanadier Peter und das 16 Jahre alte Küken der Expedition, Alice, wollen die Natur genießen, Nordlichter sehen, Bisons beobachten und unter freiem Himmel zelten. Und so wandern die abenteuerlustigen jungen Leute tagelang durch die Wildnis und pflegen ihre Antipathien, wie auch ihre Animositäten untereinander. Während Nick den jungen Abenteurern das Leben und Überleben in der kanadischen Wildnis nahebringt, wird die Gruppe in ein brandgefährliches verbrecherisches Szenario hineingezogen, das sie sich lieber erspart hätten. Denn plötzlich sind sie alle in höchster Gefahr und von nun an auf der Flucht. Ohne Ortskenntnisse und Lebensmittel, dafür mit mangelnder Ausrüstung und einer Heidenangst im Gepäck, müssen sich die acht Wölfe durch die einsame Wildnis, mit all ihren Widrigkeiten kämpfen. Ohne den ortskundigen Wanderführer Nick, von dem sich die Gruppe absichtlich getrennt hat, ist dieses Unterfangen eine nervenaufreibende Fahrlässigkeit, die in einem todbringenden Katz-und-Maus-Spiel mündet.

Das altbewährte Konzept, auf das sich Ulla Scheler zu Beginn ihres dritten Romans "Acht Wölfe" verlässt, ist sicherlich so alt wie die Belletristik selbst. Scheler baut selbiges jedoch, mit spannenden Zutaten und einer sich permanent steigernden bedrohlichen Atmosphäre, mitreißend und ereignisreich auf. Neben den angesprochenen Ungereimtheiten, über die man getrost hinweglesen kann, hält die Autorin ihren allerersten, am Nabel der Zeit gelegenen All-Age-Abenteuerthriller, durch permanente Konversationen extrovertiert und lebendig. Ein ausgeprägteres Lokalkolorit, gerade in der einzigartigen und markanten Schönheit Kanadas, hätte der Atmosphäre des ansonsten gelungenen Thrillers, aber sicherlich nicht geschadet. Erschöpfung, Kälte, Wasser- und Nahrungsmangel macht die Gruppe, die auf ihrer Flucht und ihrem Überlebenskampf kreuz und quer durch Kanadas Wildnis, in allerlei brenzlige und bedrohliche Situationen gerät, allmählich immer aggressiver. Mit einer gehörigen Portion Unwissen und daraus folgender, kollektiver Naivität geschlagen, treten die acht völlig hilflosen Abenteurer, von einem offensichtlichen Fettnäpfchen ins Nächste. Sie haben nur sich und müssen einander vertrauen, wie auch schätzen lernen, um nicht an den zermürbenden Gefahren, welche die Wildnis Kanadas zwangsläufig mit sich bringt, elendig zugrunde zu gehen. Während die Verfasserin kapitelweise zwischen den einzelnen Charakteren switcht und einem die jungen Akteure im weiteren Verlauf ihres unmenschlichen Martyriums regelrecht ans Herz wachsen, kristallisieren sich deren Eigenschaften und Eigenheiten erst ganz allmählich heraus. Dabei spielt Ulla Scheler leidenschaftlich, gefühlsbetont und auf empathische Weise mit den Emotionen ihrer Leser. Gerade zum Schluss hin dreht ihr gelungener Spannungsroman nochmal richtig auf und entschädigt für die eine oder andere Phase mangelnder Authentizität.

(Janko)

http://www.ullascheler.de/

Brutalität/Gewalt: 21/100
Spannung: 76/100
Action: 63/100
Unterhaltung: 84/100
Anspruch: 37/100
Atmosphäre: 69/100
Emotion: 78/100
Humor: 05/100
Sex/Obszönität: 02/100

https://www.lackoflies.com - Wertung: 80/100

Ulla Scheler - Acht Wölfe
Heyne Verlag
Thriller
ISBN: 978-3-453-27431-0
416 Seiten
Paperback, Klappenbroschur
Erscheinungstermin: 13.09.2023
EUR 17,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ISBN eBook (epub): 978-3-641-31017-2
Erscheinungstermin: 01.09.2023
EUR 4,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Acht Wölfe" beim Heyne Verlag: https://www.penguinrandomhouse.de/Paperback/Acht-Woelfe/Ulla-Scheler/Heyne/e617275.rhd

Leseprobe: https://www.penguin.de/leseprobe/Acht-Woelfe/leseprobe_9783453274310.pdf

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.09.2023

- ausladender, intelligenter und investigativer Thriller -

Holly
0

Stephen King - Holly
(Heyne Verlag)

- ausladender, intelligenter und investigativer Thriller -

Die Privatermittlerin Holly Gibney ist eine wiederkehrende Figur in Stephen Edwin Kings weitreichendem, ...

Stephen King - Holly
(Heyne Verlag)

- ausladender, intelligenter und investigativer Thriller -

Die Privatermittlerin Holly Gibney ist eine wiederkehrende Figur in Stephen Edwin Kings weitreichendem, literarischen Kosmos. So taucht sie erstmals in der "Mr. Mercedes"- Trilogie auf, welche aus den Werken "Mr. Mercedes", "Finderlohn" und "Mind Control" besteht. Auch in "Der Outsider", "Blutige Nachrichten" und in dem noch ausstehenden Roman "We think not" (welcher für 2024 angedacht ist) taucht Holly Gibney auf. Nun hat der King of Horror einer seiner liebsten Figuren mit "Holly" einen authentischen, komplexen und atmosphärisch dichten Roman gewidmet, der unter gleichem Titel nahezu zeitgleich in den USA, wie auch hierzulande erschienen ist. Und wie es bei Erzählungen von Stephen King eigentlich die Regel darstellt, ist man auch in der Geschichte um "Holly" sofort drin. Das Kopfkino einmal eingeschaltet, entkommt man der sogartigen Wirkung des neuen King-Romans nur schwerlich. Gerade seine, teils absichtlich banal gehaltenen Beschreibungen des jeweiligen Milieus sind derart fesselnd, dass man wie im Rausch durch seine Seiten fliegt.

17. Oktober 2012. Der 40 Jahre alte Jorge Castro, Lehrkraft am Bell College of Arts and Science, joggt durch den Deerfield Park. Als er ein älteres Ehepaar dabei beobachtet, wie es sich auf dem Parkplatz abmüht, den Rollstuhl des Mannes in einen bereitstehenden Van zu schieben, zögert Jorge nicht lange und eilt zu Hilfe. Doch seine altruistische Haltung wird ihm zum Verhängnis. Schon bald befindet sich der Lehrer in einer misslichen Lage wieder, die es ihm nicht erlaubt aus selbiger ohne fremde Hilfe herauszukommen. Die Situation in der Jorge steckt, kommt ihm reichlich unwirklich vor. Er weiß nichts mit seiner Lage anzufangen. Was hat er getan? Und warum tut man ihm das an? Doch er ist nicht der einzige, der auf die miese Masche von Emily Harris, Professorin für Englische Literatur und ihren Ehemann Rodney Harris, einen Professor an der Fakultät für Biowissenschaften, hereinfällt.

Knapp neun Jahre später, nämlich am 23. Juli 2021 erhält die private Ermittlerin Holly Gibney, die gemeinsam mit dem ehemaligen Polizisten Pete Huntley die Ermittlungsagentur "Finders Keepers" leitet, einen Auftrag von Penelope "Penny" Dahl. Penny beauftragt Holly, ihre seit drei Wochen vermisste Tochter Bonnie Rae Dahl zu finden. Die 55-jährige Holly Gibney nimmt den Auftrag an, obwohl ihre Mutter nur ein paar Tage zuvor an Corona gestorben ist. Sie recherchiert in der Nähe des Ortes, an dem man Bonnie das letzte Mal gesehen hat, befragt ein paar jugendliche Skater und Bonnies Arbeitskolleginnen, grübelt ausgiebig, ja regelrecht verbissen über die bisherigen Erkenntnisse nach, spannt ihre Mitarbeiter Jerome und Barbara Robinson, sowie den an Corona erkrankten Pete Huntley ein und erkundigt sich bei der örtlichen Polizei. Während ihrer Ermittlungen registriert Holly gewisse Überschneidungen bei den Vermisstenfällen. Dabei stößt sie auf die Spur eines Wahnsinnigen mit dem Spitznamen "Mr. Meat", der seinen Opfern ein grausames Opfer abverlangt.

"Holly" entwickelt im Laufe der Geschichte verschiedene Handlungsstränge, die Stephen King aus den jeweiligen Perspektiven seiner Protagonisten verfasst. Dabei führt der in Portland, Maine geborene und mittlerweile 76-jährige Meister der Boshaftigkeiten, innerhalb seines 640 Seiten umfassenden Storyboards, einen üppigen Personenkreis ein, den er jedoch ausreichend beschreibt und vorstellt. Der US-amerikanische Autor schafft es einmal mehr, eine außergewöhnlich lebendige, anschauliche und über alle Maßen spannende Story zusammenzustellen und seinen Plot durch geschicktes Story-Placement phänomenal auszugestalten. Die beeindruckende Komplexität der einzelnen Charaktere, sowie die mitreißende Vitalität seines ausladenden, intelligenten und investigativen Thrillers, packen den Leser von der ersten Sekunde an und tragen ihn mitten hinein in das Umfeld diverser ungeklärter Vermisstenfälle. Stephen King kreiert ein Lokalkolorit, in dem die erzeugten Bilder lebendig und die Gegebenheiten der Jahreszeiten spürbar werden. Der Autor geht dabei sorgfältig und auf empathische Weise auf die Sorgen, Probleme und Nöte seiner Protagonisten, im Speziellen auf die ausgeprägten Neurosen Hollys ein, in deren Kopf immer wieder Phasen und Personen aus ihrer Vergangenheit herumspuken. Dabei wirft Stephen King seinen Lesern einen spannenden Happen nach dem anderen hin, um sich im Anschluss daran, auf ganz subtile Weise an das eigentliche Thema heranzupirschen. Das wirft natürlich auch in "Holly" gewisse Längen auf, wie seit Jahren schon von vielen Kritiken bemängelt. Ich für meinen Teil meine jedoch, dass der Ausnahmeschriftsteller Stephen King diese zumeist mit seinen genialen Schreibkünsten, seinen treffsicheren Metaphern und seiner ausgeklügelten Wortwahl zu kompensieren weiß. Rein nach dem Motto: "Der Weg ist das Ziel" leitet der Bestsellerautor seine Leserschaft durch sämtliche Höhen und Tiefen seiner Werke und bindet selbige dadurch auf einmalige Weise an die kleinen Schwächen und Unzulänglichkeiten seiner Charaktere.

(Janko)

https://www.stephenking.com

Brutalität/Gewalt: 32/100
Spannung: 79/100
Action: 76/100
Unterhaltung: 83/100
Anspruch: 53/100
Atmosphäre: 78/100
Emotion: 75/100
Humor: 08/100
Sex/Obszönität: 07/100

https://lackoflies.com - Wertung: 82/100

Stephen King - Holly
Heyne Verlag
Horror Thriller
ISBN: 978-3-453-27433-4
640 Seiten
Hardcover
Originaltitel: Holly (2023)
Aus dem amerikanischen Englisch von Bernhard Kleinschmidt
Erscheinungstermin: 20.09.2023
EUR 28,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ISBN eBook (epub): 978-3-641-30705-9
Erscheinungstermin: 20.09.2023
EUR 19,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

ISBN Hörbuch MP3-CD: 978-3-8371-6492-3
Erscheinungstermin: 20.09.2023
EUR 28,00 Euro [DE] inkl. MwSt.

ISBN Hörbuch Download: 978-3-8371-6493-0
Erscheinungstermin: 20.09.2023
EUR 27,95 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Holly" beim Heyne Verlag: https://www.penguinrandomhouse.de/Buch/Holly/Stephen-King/Heyne/e615656.rhd

Leseprobe: https://www.penguin.de/leseprobe/Holly/leseprobe_9783453274334.pdf

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.07.2023

- cinematischer Extrem-Horror-Thriller aus der Vorhölle -

Die Schwarze Farm
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Elias Witherow - Die Schwarze Farm
(Festa Verlag)

- cinematischer Extrem-Horror-Thriller aus der Vorhölle -

Das junge Paar Nick und Jess setzt seinem Schmerz über die Trauer und den Verlust seines ungeborenen ...

Elias Witherow - Die Schwarze Farm
(Festa Verlag)

- cinematischer Extrem-Horror-Thriller aus der Vorhölle -

Das junge Paar Nick und Jess setzt seinem Schmerz über die Trauer und den Verlust seines ungeborenen Sohnes, sowie nachfolgender heftiger Schicksalsschläge, gemeinsam ein Ende. Doch der Tod ist nicht das schwarze, erlösende Ende, das sich die beiden von ihrem Vorhaben erwartet haben, sondern das entrückte und abgrundtief bestürzende Gegenteil. Eine unerklärliche und unsägliche Hölle, durchzogen von Nässe, Ekel, Schmerz, Angst, Flucht und Folter tut sich vor Nick und Jess auf. Diese Hölle hat einen Namen. Es ist "Die Schwarze Farm".

Der US-amerikanische Schriftsteller Elias Witherow erzeugt, in seinem 2017 unter dem Originaltitel "The Black Farm" erschienen Extrem-Horror-Thriller, eine bedrückende, von verstörender Verderbtheit und entsetzlicher Angst durchzogene, tiefschwarze Atmosphäre. Wie im Laufschritt prescht Witherow durch ein Schreckensszenario nach dem anderen und lässt seinen Lesern, wie auch seinen Protagonisten kaum einmal Zeit zum Luft holen. Der cinematisch ausgearbeitete Albtraum spielt sich in einem schwarz beseelten und stinkenden Milieu aus Fäulnis, Dreck, Furcht, Leid und elendiger Pein ab. Man spürt die klamme Feuchtigkeit, den Schlamm, die Kälte, den Hass und den ewig währenden Schmerz in einer Welt voller geistesgestörter Soziopathen.

Nick und Jess finden sich, nach ihrem gemeinsam vollzogenen Suizid, zwar beide auf der Schwarzen Farm wieder, sind jedoch von Anfang an getrennt voneinander. Nick macht sich große Sorgen um Jess und das völlig zurecht. Sie beide sind in großer Gefahr, das durchzumachen, was sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht hätten vorstellen können. Fern ab barer Realität macht sich Nick auf die beschwerliche Suche nach Jess. Dabei entdeckt er seine Hoffnung und seinen Ehrgeiz wieder, wird von monströsen Geschöpfen gejagt und trifft auf allerhand schräge Gestalten, bekommt aber auch unerwartet Hilfestellung. Mal wohlgesonnen, meist das Gegenteil an ihm exerzierend, wird die Schwarze Farm nicht zuletzt für Nick zu einer Art mitleiderregender, reizüberfluteter Tortur de Force aus Demütigung, Folter, Vergewaltigung, Mord und Totschlag. Auf der gottlosen Schwarzen Farm, dem Herrschaftsgebiet des Schweins gefangen, prasseln Chaos und Panik auf ihn ein, denn hier sind sämtliche suizidal Durchexerzierten in einem diabolischen Albtraum gefangen, der sie dazu verdammt, auf 1.000 abartige Weisen zu leiden und zu sterben.

In seinem biblischen Testament "Das erste Buch Elias" ging es dem Autor darum, seinen abartigen Folter-, Mord- und Vergewaltigungs-Fantasien freien Lauf zu lassen und seinem Werk eine triste, bitterböse, gefühlskalte und von Gewalt durchflutete Atmosphäre zu verleihen. Das ist ihm in jedem Falle gelungen. Dennoch hätte ich mir in seiner Beschreibung der Zwischenhölle gerne etwas mehr Tiefgang und Niveau gewünscht. Die Vorkommnisse, die Nick und seine Mitstreiter über sich ergehen lassen müssen, sind nämlich recht irdisch und hätten beinahe auch einem Extrem-Horror von Jon Athan entstammen können. Sieht man es jedoch rein aus der Sicht von Gewalt, Action und Spannung, kommt man mit "Die Schwarze Farm" definitiv auf seine Kosten und erhascht einen entsetzlichen Blick in die Hölle. Dieses literarische Martyrium ist definitiv kein Horror von der Stange und könnte ebenso gut unter dem Banner "Festa Extrem" - ab 18 Jahren - laufen.

Bei seiner beschwerlichen Suche nach Jess trifft Nick auf allerlei Leidensgenossen, die sich gemeinschaftlich der Höllenbrut entgegenzustellen versuchen. Es ist schon ganz schön durchgeknallt und verdammt harter Tobak, was Elias Witherow seinen Protagonisten an widerlichen Folter-Szenen und abartigen physischen, wie psychischen Qualen auferlegt. Das frisch verstorbene Paar Nick und Jess durchleidet im wahrsten Sinne des Wortes Höllenqualen. "Die Schwarze Farm" ist wie ein riesiger Vergnügungspark, nur eben so gänzlich ohne Vergnügen.

Natürlich geht die Fantasie mit Elias Witherow, der heute mit Frau und Sohn in New England lebt, von Zeit zu Zeit ein wenig mit ihm durch. Phasenweise bleibt auch die Logik auf der Strecke, aber wer sich voll und ganz auf die Geschichte einlässt, auf unterschwellig humorvollen Splatter-Hack- und Folter-Horror steht und seine Lektüre gerne eiskalt, abartig und gemein serviert bekommt, wird "Die Schwarze Farm" lieben. Es ist eben eine ganz andere Art von Horror-Thriller, mit einer ganzen Menge fantasievoller Gedankenkonstrukte. Ob sich der Festa Verlag auch der Fortsetzung "Return To The Black Farm" aus dem Jahre 2019 annehmen wird, steht derzeit wohl noch im ersten Kreis der Hölle.

(Janko)

https://www.facebook.com/FeedThePig/
https://www.instagram.com/eliaswitherow

Brutalität/Gewalt: 80/100
Spannung: 76/100
Action: 85/100
Unterhaltung: 80/100
Anspruch: 09/100
Atmosphäre: 77/100
Emotion: 71/100
Humor: 08/100
Sex/Obszönität: 28/100

https://www.lackoflies.com - Wertung: 83/100

Elias Witherow - Die Schwarze Farm
Festa Verlag
Horror-Thriller
Buchreihe: Horror & Thriller – Band 178
ISBN: 978-3-98676-067-0
384 Seiten
Paperback, Umschlag in Festa-Lederoptik
Originaltitel: The Black Farm (2017)
Aus dem amerikanischen Englisch von Katrin Hoppe
Erscheinungstermin: 06.07.2023
EUR 16,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

Weitere Formate:
ISBN eBook: 978-3-98676-068-7
Erscheinungstermin: 14.06.2023
EUR 5,99 Euro [DE] inkl. MwSt.

"Die Schwarze Farm" beim Festa Verlag: https://www.festa-verlag.de/die-schwarze-farm.html

Leseprobe: https://www.festa-verlag.de/mpattachment/file/download/id/662/

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