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Veröffentlicht am 17.02.2024

Fantasievolles Abenteuer in der Welt der Bücher

Sepia 1: Sepia und das Erwachen der Tintenmagie
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Sepia ist ein Waisenkind, das in der berühmten Druckerei von Flohall aufgenommen wird. Sie weiß nicht, warum sie diese Chance erhält, spürt aber, dass sie anders ist, als die anderen Kinder. ...

Sepia ist ein Waisenkind, das in der berühmten Druckerei von Flohall aufgenommen wird. Sie weiß nicht, warum sie diese Chance erhält, spürt aber, dass sie anders ist, als die anderen Kinder. Für den Buchdruck scheint sie kein Talent zu haben, dafür sieht sie Bleiläuse und entwickelt eine außergewöhnliche Beziehung zu einem kaputten Bleistäbchen.
Doch dann geraten die Meister der Druckerei und das ganze Dorf in Gefahr, als plötzlich Aschegeister auftauchen und Spekulationen über einen bösen Alchemisten die Runde machen. Sepia und ihre Freunde machen sich auf die Suche, um das Geheimnis um den Alchemisten zu lüften und Flohall zu retten.

Das Setting rund um die Buchdruckerei ist Theresa Bell sehr gelungen. Hier geht es nicht nur am Rande um Bücher, Tinte und Papier. Eine Vielzahl von kreativen Begriffen wie "Seitenkleister" oder "Tintenteufel" erzeugen eine durchgehend "buchige" Atmosphäre. So heißt beispielsweise die Inhaberin des Cafés "Serif Zeile" und der Buchbindermeister "Silbersilbe". Die Schimpfwörter wie "Fischpfütze", die die Kinder ab und zu benutzen, haben mich oft zum Schmunzeln gebracht.

Neben diesen schriftstellerischen Kniffen entfaltet sich aber auch eine spannende Geschichte rund um Sepias Charakter, ihre mysteriösen Fähigkeiten und den Kampf gegen gefährliche Gegner. Es gibt kaum Leerlauf, ich war durchweg gefesselt und neugierig, was als nächstes passiert. Auch die Action kommt nicht zu kurz, z.B. wenn Sepias Freund sein Papiermesser schwingt oder die Freunde durch den "Schleich" schleichen. Das tolle Finale wartet mit einer überraschenden Wendung auf und schließt den Fall ab, lässt aber auch Platz für eine eventuelle Fortsetzung.

Mich konnte die Geschichte von Theresa Bell überzeugen, weil sie Wirklichkeit und Fantasie so schön miteinander verknüpft, dass man es gar nicht merkt und nebenbei lernt man auch noch etwas über den Buchdruck. Sepia und das Erwachen der Tintenmagie ist eine spannende und humorvolle Abenteuergeschichte mit einem Hauch Magie, von der alle Bücherfreunde begeistert sein werden.

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Veröffentlicht am 24.01.2024

Fesselnder Spionagethriller im Ersten Weltkrieg

Bevor die Welt sich weiterdreht
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Luca Brosch entführt die Leser mit seinem Roman "Bevor die Welt sich weiterdreht" in eine Welt voller Geheimnisse und Intrigen. Die Geschichte dreht sich um Johanna Gabathuler, deren einziger ...

Luca Brosch entführt die Leser mit seinem Roman "Bevor die Welt sich weiterdreht" in eine Welt voller Geheimnisse und Intrigen. Die Geschichte dreht sich um Johanna Gabathuler, deren einziger Wunsch es ist, das Kind zu finden, das ihr kurz nach der Geburt weggenommen wurde. Dabei verstrickt sich Johanna unweigerlich in die Machenschaften von Spionage und Geheimdiensten.

Zu Beginn musste ich mich an den abgehackten Schreibstil im Präsens gewöhnen, doch schnell wurde mir klar, dass dieser Stil perfekt zur Intensität und Unmittelbarkeit der Geschichte passt. Johanna Gabathulers Schicksal hat mich von Anfang an ergriffen und betroffen gemacht. Der Autor schafft es, die Leser tief in die Emotionen seiner Hauptfigur einzubinden, und so fiebert man mit Johanna mit, während sie sich durch die Zeit des ersten Weltkrieges schlägt.

Besonders beeindruckend fand ich die Gestaltung der Nebenfiguren, die oft schwer zu durchschauen waren. Jede Figur trug auf ihre Weise dazu bei, der Geschichte eine weitere Ebene an Spannung hinzuzufügen. Das hohe Tempo des Romans ließ mich von der ersten Seite an nicht mehr los, und die überraschenden Wendungen sorgten dafür, dass ich beim Lesen oft den Atem anhielt, während ein Schlag auf den nächsten folgte.

"Bevor die Welt sich weiterdreht" ist nicht nur ein packender Spionagethriller, sondern entführt den Leser auch geschickt in die Zeit des Ersten Weltkriegs. Die historischen Elemente sind unterhaltsam und authentisch eingewoben, was dem Roman eine zusätzliche Tiefe verleiht. Luca Brosch hat einen fesselnden Roman geschaffen, der eine mitreißende Geschichte und starke Charaktere hat und mich absolut begeistern konnte. Ein Muss für alle, die auf der Suche nach einem spannenden und emotionalen Leseerlebnis sind.

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Veröffentlicht am 08.12.2023

Ein Buch zum Wohlfühlen

Der Spurenfinder
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Der Spurenfinder von Marc-Uwe Kling ist ein humorvolles Kinderbuch mit Fantasysetting. Ein bisschen Krimi ist auch mit dabei und gleichzeitig zeigt sich auch wieder das komödiantische Talent ...

Der Spurenfinder von Marc-Uwe Kling ist ein humorvolles Kinderbuch mit Fantasysetting. Ein bisschen Krimi ist auch mit dabei und gleichzeitig zeigt sich auch wieder das komödiantische Talent des Känguruh-Chroniken-Autors.

In dieser Geschichte geht es um Elos von Bergen, einem alleinerziehenden Vater von zwei Kindern. Er ist von Beruf Spurenfinder (denn Spuren suchen kann ja jeder) und sucht nach der letzten brenzligen Situation nach einem ruhigen Fleckchen zum Leben, vor allem, um seine Kinder zu schützen.

Zunächst scheint das Dörfchen Friedhofen perfekt dafür zu sein: Hier ist wirklich gar nichts los. Die Kinder langweilen sich ohne Ende und beknien ihren Vater, wenigstens zum Jahrmarkt im Nachbarstädtchen gehen zu dürfen. Natürlich dauert es nicht lange, bis ein Verbrechen geschieht und Elos mitsamt Kindern in den Fall hineingezogen werden.

Die Geschichte startet zunächst langsam und beschaulich, nimmt aber ab dem Jahrmarkt Fahrt auf. Das dauert zwar um die 70 Seiten, doch auch der erste Teil ist nicht langweilig zu lesen, sondern eine schöne Einführung in Ort und Charaktere. Nicht zuletzt der Humor und der Einfallsreichtum von Kling bereichern den Text ungemein. Ich war begierig, mehr über scharfe Feuerdrops, die Windflüsterin oder das Glotzoskop zu erfahren. Bei Zimtbrötchen und Honigtörtchen lief mir das Wasser im Mund zusammen, spannend wurde es mit Zaubertinte, Nektarnase und Wandelwesen. Das Buch strotzt vor Kreativität und schafft es trotzdem, dass es nicht überladen wirkt. Der Fall, den es aufzuklären gilt, lädt zum Miträtseln ein und hält einige Überraschungen parat.

Ganz toll sind auch die zahlreichen Zeichnungen, die den Text ergänzen und teilweise sogar eine ganze Seite groß sind. Sie sind dem Illustrator Bernd Kissel richtig gut gelungen und sind eine Bereicherung für das Buch. So habe ich mich auch gefreut, dass es eine Karte der "Verlorenen Provinzen" gab, auf der man die Unternehmungen von Elos und seinen Kindern gut nachvollziehen konnte. Ebenfalls findet sich eine Karte von Friedhofen am Ende des Buchs, auf der alle wichtigen Orte und Häuser eingezeichnet sind. Ich mag sowas sehr, wenn man beim Lesen immer mal wieder blättern und auf eine Karte schauen kann.

Die Fantasywelt, die sich der Autor ausgedacht hat, ist nicht kompliziert. Sie orientiert sich an mittelalterlichen Settings und führt nicht so viele Charaktere ein, dass man den Überblick verliert. Die Charaktere sind einfach ein Bäcker, ein Holzfäller oder der Kräuterhändler. Aber sie haben alle tolle Eigenschaften und Spleens, so dass sie interessant genug sind. Das finde ich für ein Kinderbuch perfekt umgesetzt.

Mit dem Spurenfinder ist dem Autor ein abwechslungsreiches Buch gelungen, das zum Eintauchen und Wohlfühlen einlädt. Dank des großen Einfallsreichtums und Humors können auch Erwachsene an der Lektüre Spaß haben.

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Bester Klassiker in gelungener Sammleredition

Biblioteca Obscura: Frankenstein
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Mit "Frankenstein" der Reihe "Biblioteca Obscura" ist ArsEdition eine wunderschöne Schmuckausgabe des Klassikers von Mary Shelly gelungen. Das Buch ist aber nicht nur eine Zierde fürs Bücherregal, ...

Mit "Frankenstein" der Reihe "Biblioteca Obscura" ist ArsEdition eine wunderschöne Schmuckausgabe des Klassikers von Mary Shelly gelungen. Das Buch ist aber nicht nur eine Zierde fürs Bücherregal, sondern macht auch inhaltlich Spaß. Ich kannte die Geschichte tatsächlich noch nicht und habe mit diesem Band die Gelegenheit genutzt, die Lektüre dieses weltberühmten Schauerromans nachzuholen.

Darin geht es um den Wissenschaftler Frankenstein, der nach dem Funken des Lebens forscht, um selbst zum Schöpfer zu werden. Als er Erfolg hat, muss er jedoch feststellen, dass er ein Monster erschaffen hat. Wobei sich die Frage stellt, ob die Ablehnung des Wesens durch die Menschen und seinen Schöpfer selbst es erst zu einem solchen Monster gemacht hat. Denn die Kreatur möchte eigentlich nichts weiter, als angenommen und geliebt zu werden.

Mary Shelly führt ihren Lesern in der Geschichte vor Augen, was passiert, wenn Menschen versuchen, Gott zu spielen. Bis heute ein aktuelles Thema, das immer noch fasziniert. Frankenstein merkt zwar schnell, welch großem Irrtum er unterlegen war, ist aber nicht mehr in der Lage, seinen Fehler wieder gutzumachen. Er hat eine Grenze überschritten und das Geschehen lässt sich nicht mehr aufhalten. "So hätte ich lernen können, dass alles Übel mit selbigem zusammenhing, wohingegen das Glück darin lag, sie sein zu lassen."

Frankenstein hadert mit sich selbst, ist innerlich zerrissen und auch sein Umfeld leidet unter der Katastrophe. Es wird deutlich, wie unterschiedlich doch der "Möchtegern"-Schöpfer Mensch zum wirklich wahren Gott ist, der die Berge und Meere erschaffen hat und sich bis zum Tod am Kreuz für seine Geschöpfe aufopfert.

Frankenstein ist dazu nicht fähig. Er verachtet seine Kreatur, trotz dessen wiederholter Bitten: "Ach Frankenstein, warum bist du gut zu allen anderen, und ausgerechnet mich, der ich deine Gerechtigkeit und ja, auch deine Gnade und deine Liebe am meisten benötige, mich trittst du mit Füßen. Denk doch daran, dass ich dein Geschöpf bin!"
So nimmt das Unvermeidliche seinen Lauf und endet im Chaos.

Die düstere Geschichte setzt Marcin Minor mit seinen Illustrationen atmosphärisch in Szene. Sie unterstreichen mit schaurigen Motiven Frankensteins Abscheu sowie die Beschaffenheit des Monsters. Durch die dezente Farbgestaltung in Rot, Schwarz und Weiß drängen sie sich nicht auf, was ich sehr angenehm finde. Erst wenn man sie bewusst näher betrachtet, entdeckt man die vielen Details und Emotionen, die sich daraus auf den Betrachter übertragen. So wiederholen sich manche Motive zwar auf den Seiten, aber durch andere Intensität und Farbgebung wirken sie dennoch immer wieder neu.

Das Cover ist natürlich auch ein absoluter Hingucker. Rand und Herz sind ebenso wie der glitzerne Titel leicht hervorgehoben und laden zu näherer Betrachtung ein. Der mattschwarze Buchschnitt rundet das ganze Bild noch einmal perfekt ab. Das Buch ist groß und schwer, aber ich halte es dennoch gerne in der Hand, weil der Umschlag sich so schön anfühlt.

Auf den hinteren Seiten des Buches findet man neben den Informationen zum Illustrator auch eine Zusammenfassung zur Autorin Mary Shelly. Sehr berührt hat mich außerdem das Vorwort von Sandra Miehling, die ebenfalls auf die Person Mary Shellys sowie auf die Entstehungszeit des Werks um 1818 eingeht.

Alles das bietet einen perfekten Rahmen um den Roman, der im Übrigen gar nicht so gruselig ist, wie manche befürchten mögen. Aber er regt auch in der heutigen Zeit viel zum Nachdenken an und gehört einfach in jedes Regal. Besonders, wenn er so hübsch aufgemacht ist, wie in der Ausgabe der Biblioteca Obscura.

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Veröffentlicht am 29.09.2023

Spannend, düster und anspruchsvoll

Das Buch der gestohlenen Träume (Das Buch der gestohlenen Träume 1)
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Im Land Krasnia lebt die kleine Rachel glücklich mit ihrer Familie und ihrem Bruder Robert, bis eines Tages der Despot und Kinderfeind Charles Malstain die Macht übernimmt. Von nun an ändert sich alles ...

Im Land Krasnia lebt die kleine Rachel glücklich mit ihrer Familie und ihrem Bruder Robert, bis eines Tages der Despot und Kinderfeind Charles Malstain die Macht übernimmt. Von nun an ändert sich alles für die Menschen in Krasnia, denn Kinder dürfen sich nicht mehr auf der Straße blicken lassen, die meisten Bücher werden verboten und Regierungsgegner werden weggesperrt. Das trostlose Leben wird für Rachel und Robert zum Überlebenskampf, als auch noch ihre Mutter stirbt und der Vater verhaftet wird und verschwindet. Sie haben nur noch eine Chance: Das verbotene Buch der Träume finden und beschützen, bevor Malstain es in die Finger bekommt. Doch wem können die Kinder in Krasnia noch vertrauen? Von ihren Entscheidungen hängt die Zukunft des ganzen Landes ab.

Schon auf den ersten Seiten wird man in die düstere Welt von Krasnia hineingesaugt und nicht wieder losgelassen. David Farrs fantastischer Schreibstil schafft es, die Ereignisse erträglich zu machen. Rachels kindliche, hoffnungsvolle Sicht auf die Dinge nimmt dem Schrecken die Spitzen, und das ist auch bitter nötig. Jungen Lesern wird hier nämlich einiges zugemutet: Eine temporeiche Geschichte um Verfolgung und Verrat, es wird gefoltert und geschossen, bis Blut fließt und nicht wenige Menschen sterben. Der Autor schafft es aber auch hier, nicht zu übertreiben, sondern die Geschehnisse nüchtern zu präsentieren. Es wird nichts unnötig ausgeschmückt, aber auch nichts verharmlost.

Die Charaktere sind bis hin zu den Nebenfiguren interessant, glaubwürdig und bleiben auch nach der Lektüre im Gedächtnis. Sie vermitteln das Dilemma dieser dystopischen Welt sehr gut: Wie verhält man sich unter einem diktatorischen Regime, rettet man sein eigenes Leben oder stellt man sich gegen die Regierung? Schwierige Fragen, die auch emotional für ein Kinder-/Jugendbuch anspruchsvoll und ungewöhnlich sind. Die Spannung, wie die Figuren sich entscheiden und handeln werden, lässt auch Erwachsene mit dieser Geschichte mitfiebern. Die Perspektive wechselt zwischen Rachel und Robert, nachdem sie gezwungen sind, sich zu trennen. Immer wieder geraten sie in gefährliche Situationen, müssen ihren Aufenthaltsort ändern und erleben überraschende Wendungen.

Mir hat das unverbrauchte Thema dieser Geschichte sehr gut gefallen. Trotz fantastischer Elemente wie Luftschiffen und magischen Büchern blieb es realitätsnah genug, um sich mit einem ernsten Hintergrund auseinanderzusetzen. Es gibt nur wenige Momente, die einen zwischendurch Luft holen lassen. Die Spannung hält bis zur allerletzten Seite und das Ende wurde anhand von chronologischen Zeitungsartikeln toll in Szene gesetzt. Es fiel mir schwer, mich zum Schluss von den Protagonisten zu trennen. Umso schöner ist es, dass es noch einen Folgeband geben wird, obwohl der erste Band in sich abgeschlossen ist und es kein offenes Ende gibt.

Wer also Lust auf eine spannende, abenteuerliche und gefährliche Reise hat, sollte unbedingt einen Blick in dieses besondere Buch riskieren.

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