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Veröffentlicht am 27.10.2017

Mehr erwartet.

Grandhotel Angst
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"Grandhotel Angst" ist mir in den letzten Wochen immer mal wieder über den Weg „gelaufen“: erst im Bloggerportal, dann in der Buchhandlung und letztlich wieder im Bloggernewsletter. Obwohl ich mich eigentlich ...

"Grandhotel Angst" ist mir in den letzten Wochen immer mal wieder über den Weg „gelaufen“: erst im Bloggerportal, dann in der Buchhandlung und letztlich wieder im Bloggernewsletter. Obwohl ich mich eigentlich erstmal auf andere Bücher konzentrieren wollte, haben mich Cover und Klappentext so neugierig gemacht, dass ich einfach nicht widerstehen konnte und das Buch unbedingt haben und lesen wollte.

Im Großen und Ganzen muss ich allerdings sagen, dass mich das Buch doch ernüchtert zurückgelassen hat. Die Vergangenheit, die Beschreibungen von Italien und das wundervoll mysteriöse Hotel sind eine tolle Kulisse, die die Autorin mühelos in Szene setzen konnte. Es ergibt ein schönes Gesamtbild und das Setting hat mich wirklich nahezu umgehauen. Es ist toll beschrieben, verschiedene Szenen hatte ich problemlos vor Augen, obwohl ich sehr selten Romane lese, die in dieser Zeit spielen. Allerdings wirkten die Geschichte und die Charaktere in der Ausarbeitung dagegen relativ schwach und blass und konnten sich beim Vergleich mit der "Plotwelt" nicht wirklich behaupten.

Ich hatte mir nämlich unheimlich viel von dem Plot versprochen. Der Klappentext war toll: ein unheimliches Hotel, ein mysteriöser Ehemann und eine spannende Mordgeschichte. Vor allem, als dann noch von Fluch und Heimsuchung die Rede war, war ich direkt hin und weg. Ich habe mich sehr auf einen Krimi mit leichten Mystery-Momenten, paranormalen Passagen oder Schauerszenen gefreut – was aber leider nicht allzu lange anhielt. Man muss dazu sagen: Der Plot war solide aufgebaut, recht logisch und hat auch einige kleine Spannungsmomente zu bieten. Doch mir persönlich war das viel zu unterschwellig. Gerade diese kleine Geistergeschichte hätte so gut und gruselig werden können. Die Story hatte so viel Potenzial, aber leider geht sie im Gefühls-Wirrwarr der Hauptprotagonistin Nell ganz schön unter. Sie hätte so viel Bewegung und Dynamik in die Geschichte bringen können, durch das einfache Hinterfragen von Olivers Vergangenheit oder seinen Tätigkeiten im Hotel. Zusätzlich muss ich sagen, dass ich das Ende so, wie es in "Grandhotel Angst" geschildert wurde, einfach nicht gebraucht hätte. Gerade den Epilog "Ein Jahr später" fand ich wirklich unnötig. Vor allem diese "locker" und plötzlich hinzugeschriebene Liebesgeschichte wirkte da meiner Meinung nach wirklich fehl am Platz. Dann hätte ich mir lieber einen ausführlicheren Schluss gewünscht, der nicht so abrupt geendet hat und mit ein bisschen mehr Drumherum und spannendem Aufbauschen sicher fesselnder gewirkt hätte.

Mit Nell hatte ich sehr große Probleme warm zu werden, denn ich empfand sie durchweg eher als schwierigen, statt als liebenswürdigen Charakter – was im Übrigen auch für ihren Mann Oliver gilt. Was mich an Nell vordergründig gestört hat, war ihr Wankelmut. Die naive, zerbrechliche, junge Dame habe ich ihr im Bezug auf das Jahr 1899 anfangs sehr gut abgenommen. Auch dass sie sich vor dem Hotel fürchtet und verschiedene Personen in der Geschichte ihre Hysterie gekonnt füttern. Aber so wirklich geradlinig wirkte Nell im Laufe des Plots so überhaupt nicht. Sie entscheidet sich dauernd um, legt verschiedene Charakterzüge an den Tag, die sich meiner Meinung nach, meist widersprechen und benutzt sehr selten ihren Verstand – der ihr in der ein oder anderen Situation sicher Kummer erspart hätte. Mir fiel es sehr schwer, eine Bindung zu ihr aufzubauen, denn wenn ich das Gefühl hatte, sie endlich zu verstehen, hat sich das auch schon wieder in Luft aufgelöst. Gerade, weil ich immer wieder versucht habe, sie zu verstehen und ihre Gedankengänge nachzuvollziehen, hat das von dem eigentlich Plot und den Spannungsmomenten abgelenkt und bei mir auch nicht wirklich eben jene Spannung aufkommen lassen.

Ihren Ehemann Oliver fand ich aufgrund seiner mysteriösen Ausgestaltung und seiner Geheimnisse ja anfangs auch noch sehr interessant. Aber auch seine Figur entwickelt sich im Laufe der Geschichte in eine Richtung, die mich nicht begeistern konnte; eigentlich wirkte er die meiste Zeit recht unsympathisch, unhöflich und verschlossen. Vor allem weil das für den Leser so vollkommen deutlich war, hat es mich noch mehr überrascht und verwundert, wie lange Nell gebraucht hat, um ihn und seine Geheimnisse zu hinterfragen und ihm zu misstrauen.

Emma Garniers Schreibstil hat mir dagegen sehr gut gefallen. Wie oben schon geschrieben erzählt sie die Geschichte des Hotels, den Fluch und die allgemeine Umgebung so schön und spielend für den Leser, dass ich mich trotz den schwächelnden Plots doch sehr wohl in der Geschichte gefühlt habe.

Fazit
Emma Garniers Werk "Grandhotel Angst" hat mich nicht besonders überzeugen können. Pluspunkte konnte die Autorin bei mir definitiv mit ihrem Schreibstil und der Kulisse sammeln, was mich auch hundertprozentig begeistert hat. Allerdings hat sie es nicht geschafft, mich mit ihrem Plot und den Charakteren abzuholen. Beides wirkte auf mich unausgearbeitet und langatmig, weswegen ich dem Buch wackelige 3 Sterne vergebe.

Veröffentlicht am 11.09.2017

Hatte mehr erwartet, aber potenzialreicher Auftakt.

Endgame
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Lange hatte ich "Endgame" im Blick, weil ich mich schlichtweg von dem Hype habe mitreißen lassen und unbedingt wissen wollte, was an diesem Buch so besonders ist. Die ganze Aufmachung finde ich persönlich ...

Lange hatte ich "Endgame" im Blick, weil ich mich schlichtweg von dem Hype habe mitreißen lassen und unbedingt wissen wollte, was an diesem Buch so besonders ist. Die ganze Aufmachung finde ich persönlich aber auch einfach grandios und das Marketing, was dahinter steckt, hat mich als jemand, der im Marketing arbeitet, doch sehr angesprochen: Das Spiel an sich, die Rätsel, die App, der Gewinn bieten für den Leser ein perfektes Rundum-Paket, was ich ziemlich spannend fand. Auch die Bilder im Buch, die verschiedenen Zeichen, die Piktogramme, die doppelten Lesebändchen machen deutlich, dass der Autor und der Verlag sehr viel Zeit, Mühe und Kreativität in sein Werk gesteckt haben. Das alles hebt definitiv von anderen Büchern ab und macht "Endgame" schon im Vorhinein definitiv zu etwas besonderem.

Auch der Klappentext hat mir sehr gut gefallen, weswegen ich mich sehr auf Die Auserwählten und die gesamte Trilogie gefreut habe. Ich mochte die Geschichte und man merkt auch, dass der Autor nicht nur Zeit in die Aufmachung und das Drumherum investiert hat, sondern auch einen logischen, tollen, umfassenden Plot geschrieben hat. Denn die Geschichte wirkte für mich stellenweise schon sehr kompliziert sowie komplex und ich bin gefühlt auch nicht an allen Stellen hundertprozentig mitgekommen. Zumindest am Anfang nicht. Ich habe wirklich versucht, das Rätsel, das anfangs angekündigt wird, zu lösen und mir so viele Hinweise wie möglich zu notieren, allerdings ist mir da einfach der Lesespaß flöten gegangen.

Das ist auch einer der Kritikpunkte, den ich an diesem Buch habe. Natürlich macht das Rätsel und die Integration und Interaktion der Leser, was ich in einem solchen Maße bisher auch noch nicht erlebt habe, "Endgame" zu etwas vollkommen besonderem und einzigartigem. Aber ich hatte manchmal einfach das Gefühl, man muss sich auf die Geschichte konzentrieren oder auf das Rätsel, vor allem, weil ich auch nie so wirklich durchgeblickt habe, was für das Rätsel wichtig ist und was nicht. Irgendwann habe ich es dann einfach aufgegeben, weil mir der Verlauf der Ereignisse eigentlich viel wichtiger war. Ich wollte das Buch ja lesen, um "Endgame" zu folgen und zu erleben, wie die Spieler damit umgehen, anstatt selbst das Rätsel zu lösen. Zusätzlich kann ich mir gut vorstellen, dass das Rätsel-Raten mit dem Printbuch überhaupt keinen Spaß gemacht hat. Ich hatte sowohl das eBook, als auch das Hardcover vorliegen und ich hatte beim Printbuch auch überhaupt keine Lust, die Links zu im Browser manuell einzugeben. Das Rätsel ist also auch eher was für die digitalen Leser. Problem dabei war allerdings, dass das ganze ja auch nur möglich war mit einer Internetverbindung – und da ich oft auch unterwegs lese, war es für mich selbst beim eBook oft nicht möglich, den Hinweisen zu folgen (mein iPad hat nur WiFi).

Außerdem war mir die Handlung bzw. die Schilderung der Ereignisse auch einfach zu zäh. Die Einschläge der Meteoriten haben mich anfangs vollkommen gepackt. Das fand ich großartig geschildert. Gerade deswegen hatten sich meine Erwartungen an das Buch auch auf den ersten 50 Seiten sehr gesteigert, doch der Plot weist allgemein eher weniger Spannungs-, Überraschung- und Wow-Momente auf und mir kamen dadurch die restlichen 500 Seiten eher langatmig und ermüdend vor, was ich wirklich absolut schade fand.

Schuld daran war meiner Meinung nach der ständige Perspektivenwechsel. Bei zwölf Spielern war mir das zwar klar, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass deren Sichtweisen immer nur ein paar Seiten und daher auch nur Bruchteile der Geschichte umfassen. Wenn man es gerade geschafft hat, in der Geschichte anzukommen oder einen Bezug zu einem der Protagonisten aufzubauen, wird man schon wieder in ein neues Kapitel, eine neue Sichtweise katapultiert. Das machte es natürlich ungeheuer schwer, erstens der eigentlichen Geschichte zu folgen und zweitens sich wirklich auf die Charaktere – oder wenigstens einen von ihnen – einzulassen. Mir persönlich haben immer noch Sarah und Jago am besten gefallen, aber auch das wirkte auf mich eher wie vom Autor gewünscht, denn deren Kapitel waren am längsten und über die beiden Figuren hat man daher auch am meisten erfahren. Dazu kam noch die leichte, sehr gemächliche Liebesgeschichte, die für mich zumindest einen kleinen Reiz am Plot ausgemacht hat und der ich daher auch ganz gerne gefolgt bin. Über die anderen Charaktere hat man dagegen kaum etwas erfahren, weil sie viel zu sehr im Hintergrund standen. Des Weiteren haben mich andere Figuren wiederum auch einfach nur genervt, weil es ihnen viel mehr darum ging, die anderen Spieler abzuschlachten, statt Endgame zu spielen.

Gerade im Bezug darauf sollte man sich bewusst sein, dass "Endgame" neben einer komplizierten Geschichte, auch recht brutale Passagen aufweist. Ich persönlich liebe ja blutige und brutale Thriller, weswegen ich mit den verschiedensten Stellen spielend umgehen konnte, allerdings hatte ich das in diesem Maße auch nicht erwartet und kann mir vorstellen, dass der ein oder andere Tod eines Spielers für viele einfach ein bisschen too much war. Szenen, in denen Abschlachtung, Gewalt und Tod eine große Rolle spielen gibt es nämlich einige, auch wenn nicht immer Spieler dabei ihr Leben lassen müssen, sondern auch "Unschuldige" nicht unbeschadet herauskommen.

Mein persönliches Highlight an diesem Buch – und deswegen auch die recht humane Bewertung – war das Ende, das sehr viel Potenzial aufweist und die Geschichte spannender hat ausklingen lassen, als der Rest der Geschichte zusammengefasst. Ich bin jetzt doch recht gespannt, wie es weitergeht, so dass ich mir Band zwei und drei auch direkt zugelegt habe. Mal sehen, ob mich die Fortsetzung mehr begeistern können wird.

Fazit
Von "Endgame – Die Auserwählten" hatte ich mir eigentlich viel mehr versprochen, als ich letztlich bekommen hatte. Die Geschichte war doch recht zäh und die Charaktere leider eher flach und farblos, jedoch fand ich die Ausarbeitung des Plots, die Gedanken, die der Autor in seine Geschichte gesteckt hat und das Ende ansprechend genug. James Frey hat es damit geschafft, dass ich die Fortsetzung auf jeden Fall doch noch lesen möchte.

Veröffentlicht am 21.05.2017

Rezension | "Wer weiß schon wie man Liebe schreibt" von Kristina Günak

Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt
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Das Problem bei Liebesgeschichten ist ja oft, dass dort nichts außergewöhnlich Neues oder Innovatives geschieht. Es gibt zwei Menschen, die sich anfangs gar nicht so sehr leiden können (oder sich direkt ...

Das Problem bei Liebesgeschichten ist ja oft, dass dort nichts außergewöhnlich Neues oder Innovatives geschieht. Es gibt zwei Menschen, die sich anfangs gar nicht so sehr leiden können (oder sich direkt auf den ersten Blick ineinander verlieben), dann schleichen sie eine Weile umeinander herum, man entwickelt ernsthafte Gefühle und schließlich kommen die beiden Hauptprotagonisten zusammen; entweder durch einen wirklichen dummen Zufall oder weil es sie es schließlich nicht mehr aushalten können. Deswegen ist es mir persönlich auch immer wichtig, wie sich die Zeitspanne zwischen Kennenlernen und Zusammenkommen gestaltet, was dort geschieht, wie diese Spanne gefüllt wird und wie interessant sie aufbereitet ist.

Bei "Wer weiß schon wie man Liebe schreibt" hatte ich gerade mit dieser Spanne ziemlich zu kämpfen. Im Grunde hat mir die Liebesgeschichte zwischen einem unnahbaren, mürrischen Autor und seiner sehr engagierten, engstirnigen Marketing-Referentin sehr gut gefallen. Es gibt einiges an Geheimnissen, die Tim Bergmann nicht immer freiwillig von sich preisgibt, es gibt auch einige private Dilemma, mit denen Bea zu kämpfen und insgesamt passiert auch wahnsinnig viel während der Kennenlern-Phase der beiden.

Da ich selbst im Marketing arbeite und mich ja auch durch meinen Blog sehr für die Buchbranche interessiere, waren die Einblicke in Beas Arbeit für mich sehr toll geschildert. Ich würde genau so eine Arbeit irgendwann auch mal gerne machen, weswegen ich mich natürlich sofort mit Bea identifizieren konnte. Ich habe auch weitere Gemeinsamkeiten entdeckt, zum Beispiel bin ich ebenso zielstrebig und engstirnig, ich kann sehr schwer Nein sagen, mache viel Arbeit für andere mit und bin teilweise (vielleicht deswegen) auch ein wirklicher Kontrollfreak. Und auch Tim Bergmann hat mir gut gefallen, weil er als Autor so authentisch wirkte. Er ist einfach ein Mann, der aus den verschiedensten, ganz persönlichen Gründen schreibt und dem es auf den Keks geht, wenn andere alles über ihn wissen wollen und ihn wegen seines Talents anhimmeln. Es waren also schließlich nicht die Charaktere, die mich nicht so hundertprozentig überzeugen konnten – es war die Chemie zwischen den beiden sich Liebenden.

Man merkt zwar im Laufe der Geschichte, dass die beiden Hauptprotagonisten einiges gemeinsam haben, vor allem im Bezug darauf, wie sie aufgewachsen sind und dass sie sich in ihren Leben hochkämpfen mussten, aber mir das für ein Zusammenkommen einfach nicht genug. Ebenso die Tatsache, wie sie zusammengekommen sind. Der unnahbare, kalte, abweisende Tim. Und Bea, die immer wieder aufs neue auf ihn zugeht und ihn zur Vernunft bringen will, er aber meist mit noch mehr Genervt- und Gereiztheit reagiert. Diese Geschichte dreht sich andauernd im Kreis, wiederholt sich ständig und hinterließ bei mir immer mehr und mehr das Gefühl: "Kommt doch endlich zusammen, damit endlich Ruhe ist und nicht nochmal alles von vorne beginnt!". Letztlich ist die Geschichte doch ganz schön zu lesen und auch am Ende konnte ich mich mit ihnen als Paar anfreunden, aber trotzdem hat mir das gewisse Extra gefehlt, das Etwas, das Besondere, dieser "Oh, wie schön"-Moment.

Vom Schreibstil der Autorin Kristina Günak her, könnte ich mir definitiv vorstellen, noch weitere Bücher von ihr zu lesen. Ich mochte ihre flapsige Art zu schreiben, teilweise mit Humor, teilweise mit Emotionen, aber durchweg doch unterhaltend. Ich hoffe, dass ich doch nochmal in den Genuss komme, ein Buch von ihr zu lesen – diesmal vielleicht mit einem, für mich persönlich, ansprechenderem Paar.

Auch das Cover gefällt mir gut, da ich absolut auf verspielte Gestaltung stehe. Es passt vielleicht nicht so hundertprozentig zum Buch, weil weder Bea, noch Tim sehr verspielt sind (auch nicht als Paar), aber es ist definitiv ein Eyecatcher, der den ein oder anderen sicher auch zum Kaufen gebracht hat.

Fazit
"Wer weiß schon wie man Liebe schreibt" ist eine gute Liebesgeschichte, von der ich mir allerdings mehr versprochen hatte. Das ganz "nette" Paar, Tim und Bea, konnte mich leider nicht richtig mitnehmen, dafür mochte ich allerdings die Hintergründe der Geschichte und den Schreibstil der Autorin sehr gerne.
[3,5 Sterne]

Veröffentlicht am 30.04.2017

Rezension | "MeeresWeltenSaga (1)" von Valentina Fast

MeeresWeltenSaga 1: Unter dem ewigen Eis der Arktis
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Kennengelernt habe ich Valentina Fasts Bücher beim Lesen vom ersten Teil der "Royal"-Reihe. Und auch wenn der Aufschrei groß war, dass es zu sehr der "Selection"-Reihe ähnele, hat mir ihre Ausführung eines ...

Kennengelernt habe ich Valentina Fasts Bücher beim Lesen vom ersten Teil der "Royal"-Reihe. Und auch wenn der Aufschrei groß war, dass es zu sehr der "Selection"-Reihe ähnele, hat mir ihre Ausführung eines Königreichs mit einem Auswahlsystem für die Ernennung einer Prinzessin doch fast gleich gut gefallen, wie die Bestseller von Kiera Cass – auch wenn ich bisher aus Zeitgründen über den ersten Teil der "Royal"-Reihe noch nicht hinausgekommen bin.

Entsprechend gespannt war ich natürlich auf die "MeeresWeltenSaga". Punkten konnte die Autorin bei mir auf jeden Fall schon mal mit Meerjungfrauen – im Buch Media genannt – weil sie zu meinen liebsten Fantasie-/Sagen-Wesen gehören. Vielleicht war es letztlich dann doch meine sehr große Hoffnung auf eine schöne Meerjungfrauen-Geschichte, die mich dazu gebracht hat, am Ende eher enttäuscht auf die Geschichte zurückzublicken.

Meinen größer Kritikpunkt möchte ich auch direkt am Anfang nennen, denn es war das, worauf ich wohl auch am meisten hingefiebert habe: das Setting bzw. das World-Building. Bei einer Geschichte unter Wasser erwartet man natürlich etwas außergewöhnliches, das von den verschiedensten Fantasy-Geschichte in Wäldern, Schlössern, fremden Galaxien und was es nicht alles gibt, Abstand nimmt und die Autorin was vollkommen eigenes, besonderes und individuelles kreiert. Leider blieb Valentina Fast da weit hinter meinen Erwartungen zurück. Am Anfang habe ich über verschiedene Unstimmigkeiten hinweggesehen, auch über die Unlogik bezüglich der Schwerkaft, schließlich ist eine Unterwasserwelt einfach auch sehr schwer umzusetzen. Aber als dann unter Wasser Ohrfeigen ausgetauscht wurden, über die Fortpflanzung von Media und Medius gesprochen wird (was angedeutet, aber nicht ausgeführt wird), Tische, Stühle, Betten, Wände und Türen zum allgemeinen Mobiliar gehörten, war ich irgendwie einfach komplett ernüchtert. Stellenweise habe ich mich fragen müssen, ob diese Welt wirklich eine Unterwasser-Welt ist – oder doch viel eher eine seltsame und verzerrte Menschenwelt. An diesem Punkt bin ich mir auch nicht mal sicher, ob die Autorin sich da zu wenig Gedanken gemacht hat oder ob sie die Welt dem Leser schlichtweg nicht vermitteln konnte. Mich konnte sie leider nicht überzeugen.

Mein zweiter Kritikpunkt ist der Schreibstil. Normalerweise ist es bei mir nicht schwer, mich vom Schreibstil zu überzeugen. Ich mag schlichte und einfach beschriebene Geschichten, zum Entspannen, wenn ich nicht viel nachdenken will, aber ich mag auch vielfältige, anspruchsvolle Worte und Beschreibungen. Letztlich habe ich bei diesem Buch wohl einfach nicht erwartet, dass die Sprache so teenie- und jugendhaft sein würde. Dass ich den ersten Teil der "Royal"-Reihe gelesen habe, ist schon ein paar Monate her, allerdings konnte ich diesen Schreibstil damit nicht in Einklang bringen. Die Dialoge empfand ich als nicht besonders tiefgründig, die Sprache nicht mal annähernd anspruchsvoll und die naive, leicht nervige Hauptprotagonistin konnte ich stellenweise, vor allem wegen ihrer Ausdrucksweise, einfach überhaupt nicht ernst nehmen.

Retten konnte sich die Geschichte meiner Meinung nach nur aufgrund zwei, drei interessanter Charaktere, wobei ich die Hauptprotagonistin Adella nicht unbedingt dazu zählen würde. Ich habe mich anfangs sehr schwer mit ihr getan. Ihr vertrauensselige und naive Art haben bei mir desöfteren Augenrollen ausgelöst, später habe ich dann aber doch irgendwie noch einen Draht zu ihr gefunden. Die interessanten Chaktere in der Geschichte (Jack, Nobilis, Leonardus) sind Männer, zu denen sie sich hingezogen fühlt. Alle drei sind sehr unterschiedlich, haben unterschiedliche Ziele und bringen Adella dabei ganz schön durcheinander.

Ein weiterer Punkt, der mich überzeugen konnte, war die Suche nach einem Weg, wieder ein Mensch zu werden. Die Handlung an sich hat Potenzial. Und auch wenn ich nicht immer mit Adella einer Meinung war, war ich doch sehr gespannt darauf, zu erfahren, was es mit ihren Eltern auf sich hat, ob ihr jemand helfen kann, warum sie so besonders als Media ist, wozu sie solche starken Kräfte braucht und welche Erklärung es am Ende für alles gibt. Einen roten Faden hat die Geschichte auf jeden Fall, was mir gut gefallen hat. Letztlich gibt der Schluss des ersten Bandes auch einen überzeugenden Ausblick auf den nächsten Teil, was mich wirklich überrascht hat. Nachdem ich mir ja mehr oder weniger zusammengereimt hatte, wie es wohl weiter gehen würde, haben mich die letzen Zeilen im Buch doch schon sehr gespannt zurückgelassen – ob es dafür reicht, mir den zweiten Teil zu kaufen, das weiß ich noch nicht.

Das Highlight bei diesem Buch ist für mich natürlich das Cover. Wie immer hat sich da der "Impress"- bzw. "Carlsen"-Verlag mal wieder selbst übertroffen und sicher alleine dadurch einige neuer Leser an Land gezogen. Insgesamt sind alle drei Bände sehr schön gestaltet und werden mich am Ende wohl eher dazu bringen, die Reihe auch zu Ende zu lesen.

Fazit
Der erste Teil der "MeeresWeltenSaga" konnte mich mit einer guten Idee locken und auch wenn ich einige Umsetzungspunkte überzeugend fand, haben mich andere doch eher enttäuscht und den Reihenaufakt für mich leider nicht so besonders gemacht, wie ich ihn mir erhofft habe. Vermutlich werde ich die Geschichte aber weiterlesen, weil ich doch wissen möchte, wie es weitergeht und welche geheimen Pläne noch verfolgt werden.

Veröffentlicht am 22.03.2017

Nicht den Abschluss, den ich erwartet hätte, aber doch ein solides Buch

Rache und Rosenblüte
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Meinung
Zu allererst möchte ich sagen, wie froh ich bin, den ersten Teil unmittelbar vor der Fortsetzung gelesen zu haben. Allen, die diese Reihe noch nicht begonnen haben, aber es vorhaben, kann ich nur ...

Meinung
Zu allererst möchte ich sagen, wie froh ich bin, den ersten Teil unmittelbar vor der Fortsetzung gelesen zu haben. Allen, die diese Reihe noch nicht begonnen haben, aber es vorhaben, kann ich nur raten, beide Bände direkt hintereinander zu lesen. Das macht es um einiges leichter, die Charaktere an ihren Namen zu erkennen, sich an Familienverhältnisse und Freundschaften zu erinnern und die Handlung in ihrer Gesamtheit zu verstehen – denn es kann manchmal schon ein wenig kompliziert werden.

Ansonsten war ich natürlich sehr gespannt, wie "Rache und Rosenblüte" den absolut empfehlenswerten ersten Teil zu Ende und die Reihe abschließen würde. Im Großen und Ganzen war ich mir bei der Bewertung des Buches auch lange sehr unsicher. "Rache und Rosenblüte" ist für sich alleine genommen sicher ein großartiges Buch. Die Autorin vereint viele spannende Elemente mit hoch emotionalen Reaktionen. Damit meine ich nicht zwangsläufig traurige Momente – aber ja, die gab es auch. An einer Stelle habe ich fast Rotz und Wasser geheult, weil mich die Situation so berührt und mitgenommen hat und für mich auch unerwartet kam. Aber es gibt auch viele Szenen, die wütend machen, die an verschiedenen Charakteren zweifeln lassen (bei mir war es Tarik), aber auch Stellen, die mich ungläubig zurückgelassen haben.

Enttäuschend war für mich der zweite Band aber im Hinblick auf den ersten Teil. Mir persönlich hat etwas gefehlt; etwas, was die beiden Bücher eindeutig miteinander verbindet. Hat in "Zorn und Morgenröte" doch die Hinrichtung der Frauen und der widerliche König den Hauptinhalt ausgemacht, hat die Autorin dies in "Rache und Rosenblüte" komplett aus dem Fokus verloren. Viele Aspekte, die im ersten Teil eine große Rolle gespielt haben, wurde nicht mal aufgegriffen, also auch nicht erklärt oder weitergeführt. Zum Beispiel Chalids Handeln, was in "Zorn und Morgenröte" groß hinterfragt und erklärt wurde, die Gründe für seine Taten und auch deren Auswirkungen kamen kaum noch zur Sprache. Meine Erwarungen diesbezüglich wurden leider nicht wirklich erfüllt – viel zu viele Fragen haben sich während des Lesens bei mir aufgetan, die in einem Abschlussband meiner Meinung nach hätten thematisiert und beantwortet werden müssen.

Ebenso wenig überzeugend fand ich dieses Mal die Chemie zwischen Shazi und Chalid. Was zum einen natürlich daran lag, dass es weniger Szenen mit den beiden zusammen gab, zum anderen, dass die Liebesgeschichte diesmal nicht im Vordergrund steht. Trotzdem war es mir zu wenig, auch im Hinblick auf die Endszene, die zwar schön und befriedigend war, mich jedoch nicht wirklich vom Hocker reißen konnte.

Um das Buch nicht vollkommen schlecht zu reden, denn das war es ja auch nicht, kommen wir zu einem sehr positiven Punkt: die Charaktere. Während viele Figuren im ersten Teil die Geschichte durch ihre Anwesenheit schlicht nur ergänzt haben, nehmen einige von ihnen einen besonderen Teil ein, entwickeln sich und haben sehr viele schöne und eigene Szenen. Während Shazi und Chalid immer noch meine Lieblingscharaktere der Dilogie sind, haben mich dieses Mal auch Shazis Schwester Irsa und Tariks bester Freund Rahim überrascht; auch Shazis Magd Despina sollte an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Sie allen haben ihre eigenen Verstrickungen in der Geschichte und geben ihr somit unerwartete Wendungen, einen emotianalen Touch und viel persönlichere Einblicke.

Angesprochen hat mich dieses Mal auch wieder der Schreibstil von Renée Ahdieh (vom Cover mal abgesehen: es ist wieder traumhaft!). Die Autorin hat es wieder einmal geschafft, mir eine vollkommen fremde Welt vorzustellen und mich in ein atemberaubendes 1001-Nacht-Setting zu entführen. Deswegen hoffe ich, in der Zukunft noch mehr von ihr lesen zu können.

Hier noch ein Tipp: Für alle, die es noch nicht wissen – neben den zwei Hauptbänden sind noch drei eShorts erschienen (zwei davon sind kostenlos). Vielleicht trösten die euch über das Ende der Dilogie hinweg.

Fazit
Trotz eines relativen guten, durchdachten und logischen Plots hat es die Autorin nicht geschafft, eine überzeugende Brücke zwischen den beiden Bänden zu bauen. Auch wenn es nicht ganz der Abschluss ist, den ich mir gewünscht hätte, kann ich euch das Buch trotzdem empfehlen. Denn es ist nicht nur gut und spannend erzählt, sondern glänzt vor allem durch die tollen und ausgearbeiteten Charaktere, unerwartete Wendungen und teilweise sehr dynamische Entwicklungen.
[3,5 Sterne]

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