Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
online

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.10.2023

Gespensterhaus!

Hope's End
1

Kit McDerre arbeitet als Pflegerin bei einem ambulanten Pflegedienst in Maine. Leider hat sie keine Wahl, als ihr Chef sie nach Hope's End schickt. Sie soll dort die Besitzerin des Anwesens, die 71 Jahre ...

Kit McDerre arbeitet als Pflegerin bei einem ambulanten Pflegedienst in Maine. Leider hat sie keine Wahl, als ihr Chef sie nach Hope's End schickt. Sie soll dort die Besitzerin des Anwesens, die 71 Jahre alte Lenora Hope, pflegen. Schon als Kind hat Kit in der Schule gehört, was für eine Rolle Lenora bei der Ermordung ihrer Familie gespielt hat.

Ihre Eltern und ihre Schwester wurden 1929 umgebracht. Nur Lenora hat damals als Einzige die Bluttat überlebt. Die alte Frau ist fast ganz gelähmt und kann nur noch eine Hand bewegen. Als Kit herausfindet, dass ihre Klientin mithilfe einer alten Schreibmaschine kommunizieren kann, will sie unbedingt herausfinden, was in Lenoras Jugendzeit geschah.



Zusammen mit Kit begibt man sich lesend nach Hope's End, in ein wahrhaftes Gespensterhaus. Das Setting ist atmosphärisch beschrieben und sehr gruselig sind die dunklen Ecken und Nischen in dem alten Haus. Hope's End ist am Rande einer Klippe erbaut und senkt sich immer mehr Richtung Meer. Die Bewohner haben Angst, dass die Villa eines Tages einfach über die Klippe ins Meer rutscht. Immer wieder wird erwähnt, dass sich die Zimmer und Gänge regelrecht in Schräglage befinden. Morgens erwacht Kit zum Beispiel im Bett ganz unten, nachts ist sie dorthin geruscht. Diese Besonderheit des Hauses hätte man meiner Meinung nach weglassen können, das Setting ist auch so gruselig. Ein Haus, das in Schieflage gerät, kann geologische Gründe haben. In der Geschichte bleiben alle Bewohner weiterhin im Haus. Etwas, was wohl nicht der Realität entspricht!

Die Passagen in der Gegenwart werden abgelöst von Berichten in Ich Perspektive von Kits Klientin, die in einer Art gestützter Kommunikation mit ihrer Pflegerin kommuniziert. Damit enthüllt sie nach und nach, was in ihrer Jugendzeit und in der sagenumwobenen Mordnacht wirklich geschehen ist. Irgendwann wusste ich nicht mehr, was ich glauben soll. Hat wirklich Lenora vor über 50 Jahren ihre Eltern und ihre Schwester brutal ermordet? Wer treibt sich nachts im Zimmer der gelähmten Frau herum? Was geschah mit Kits Vorgängerin, die Hals über Kopf Hope's End verlassen hat?

Etliche Twists und überraschende Wendungen machen das Buch bis zum Schluss spannend, auch wenn diese etwas arg konstruiert sind. So bin ich dann auch nicht ganz zufrieden mit der Auflösung und der Identität einer Figur. Die Identität zwei anderer Figuren finde ich hingegen sehr gut gemacht und der WoW Effekt hallt hier nach!

Sehr gut wird veranschaulich, wie hart der Job der Pflegenden in ambulanten Pflegediensten ist. Auch in der Realität wird ja 24-Stunden-Pflege angeboten und genutzt. Der Autor hat den harten Job und die alleinige Verantwortung für einen Patienten, sowie die mentale und körperliche Erschöpfung der Pflegenden gut skizziert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.10.2023

Drei Kurzkrimis!

Ein Fremder klopft an deine Tür
0

Drei Kurzkrimis, die alle in Maardam und Umgebung handeln:

Erster Krimi:

Kommissar Jung hat alle Hände voll zu tun. Menschen verschwinden oder werden tot aufgefunden. Da ist zum Beispiel Schulsekretärin ...

Drei Kurzkrimis, die alle in Maardam und Umgebung handeln:

Erster Krimi:

Kommissar Jung hat alle Hände voll zu tun. Menschen verschwinden oder werden tot aufgefunden. Da ist zum Beispiel Schulsekretärin Anna Kowalski, die von ihrer Schwägerin Mirjam vermisst gemeldet wird. Anna und ihr Mann Herbert wohnten Tür an Tür mit Wilma Verhoven, einer jungen Frau, die in ihrer Wohnung ermordet wurde.




Unter den Kapiteln "Bewunderung", "Busse" und "Ein Fremder klopft an deine Tür" hat Hakan Nesser drei Kurzkrimis in ein Buch gesteckt.

Nicht jede der drei Geschichten hat mir gleich gut gefallen. Es war jedoch einmal etwas ganz anderes drei kürzere Geschichten zu lesen.

Bewunderung: Dieser Kurzkrimi auf 137 Seiten hat mich gefesselt. Hakan Nesser beschreibt aus der Sicht von Anna, die in einer lieb und kinderlosen Ehe gefangen ist und erstmals Anerkennung erhält, da ein heimlicher Bewunderer ihr Botschaften zusteckt. Erschüttert wird ihr Leben durch den Mord an ihrer jungen Nachbarin, denn ihr wird bewusst, dass es genauso sie hätte treffen können. Hakan Nesser schliesst diesen Krimi mit einer grossartigen Pointe ab. Sehr überraschend nimmt die Handlung immer wieder neue Wendungen und für mich ist dieser Kurzkrimi der Stärkste in diesem Buch.

Busse: Ein Mann, der Pferde hält, sieht eine junge Frau mit einer dünnen Lederjacke in einem Bus und von nun an drehen sich alle seine Gedanken um sie. Man spürt unterschwellig, dass da eine Verbindung besteht. Man weiss jedoch nicht, was da von ihm ausgeht. Mir war das leider zu wenig Krimi und langatmige Stellen, in denen er über Pferdehaltung und sein Leben nachdenkt, verwässern die Handlung. Für mich war diese Kurzgeschichte die Schwächste im Dreierpack. Diese Geschichte ist 100 Seiten lang.

Ein Fremder klopft an deine Tür: Diese letzte Geschichte gibt dem Buch seinen Titel. Eine wahre Räubergeschichte von einem Raubüberfall auf einen Geldtransporter. Die Täter sind gefunden und wurden verurteilt. Doch was danach kommt, hat es in sich, denn eine junge Frau wird in die ganze Räubergeschichte verwickelt. Ihr ganzes Leben lang wird sie die Erinnerung an einen der Täter mit sich tragen und vor Augen haben! Dieser letzte Teil läuft über 130 Seiten.

Schade, hat es der Verlag nicht geschafft auf dem Cover oder Klappentext zu vermerken, dass "Ein Fremder klopft an deine Tür" drei Kurzkrimis enthält. Leser, die nicht in Bücherforen unterwegs sind und nur rasch in einer Buchhandlung den Klappentext und das Buch anlesen, erkennen nicht, dass es eben statt einer ganzen langen Geschichte drei kleine Story enthält.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.09.2023

Durchdachter Plot!

Die Witwe
0

Nach ihrem grossen Lottogewinn erfüllen sich Tom und Nicole Booth den Traum vom luxeriösen Eigenheim. Auf der Halbinsel Lancaut, zwischen England und Wales, bauen sie eine Scheune zu einem Glashaus um. ...

Nach ihrem grossen Lottogewinn erfüllen sich Tom und Nicole Booth den Traum vom luxeriösen Eigenheim. Auf der Halbinsel Lancaut, zwischen England und Wales, bauen sie eine Scheune zu einem Glashaus um.

Die beiden haben sich gerade erst eingelebt und Nicole kommt von einer Landwirtschaftsausstellung, da liegt Tom tot im Pool. Die ermittelnden Beamten gehen sehr schnell davon aus, dass Tom keinen Unfall hatte. Nicole ist verzweifelt und fühlt sich nicht mehr sicher in dem grossen Haus. Zuspruch bekommt sie von ihren Nachbarn. Olly Palmer und seine Partnerin Sasha sind die einzigen Nachbarn weit und breit und nehmen sich Nicoles an. Besonders deren Haushälterin Kitty kümmert sich um die junge Witwe. Doch immer öfter beschleicht Nicole ein komisches Gefühl in deren Gegenwart.


"Die Witwe" ist eines dieser Bücher, auf denen ein Satz auf dem Klappentext zu viel verrät. Ganz gross steht da "Ein malerisches Anwesen im Südwesten Englands und eine Frau allein unter Mördern". Das war mir vor dem Beginn ins Leseabenteuer zu viel an Informationen und eindeutig ein Spoiler! Es wird dann auch in der Handlung relativ schnell klar, dass jemand mit Tom und Nicole Böses will. Was Nicole auch nach Toms Tod zu spüren kriegt. Das Motiv steht auch schon fest, da die beiden, wie auch schon der Klappentext verrät, Lottomillionäre sind.

Obwohl kapitelweise die Figuren, die jeweils im Mittelpunkt stehen, wechseln, empfand ich die Handlung trotzdem übersichtlich. Immer wieder wurden Kapitel mit Tom vor seinem Tod eingeschoben, die nach und nach die ganze Wahrheit, wie und warum er gestorben ist, offenbaren. Die Handlung entwickelt sich in eine Richtung, die für mich sehr überraschend und unvorhersehbar war. Dank unerwarteter Wendungen und kleinen Finten, betreffend Identität der Figuren, ist die Story abwechslungsreich und facettenreich.

Nicole und Tom sind ein Pärchen, die unerwartet zu Reichtum gekommen sind und trotzdem mit beiden Beinen auf dem Boden stehen. Auch wenn sie sich das eine oder andere luxuriöse Catchet leisten können, sind sie "normal" geblieben . Als Tom stirbt, ist Nicole am Boden zerstört und ich habe ihr jede Träne abgenommen.

Mit "Die Witwe" habe ich nun das fünfte Buch der Autorin Gilly Macmillan gelesen und wieder hat sie mich mit einem aussergewöhnlichen und durchdachten Plot überzeugt. Klar strukturiert und schnörkellos hat sie es geschafft, trotz früh erahntem Täterprofil und Motiv, mich bei der Stange zu halten. Sie setzt gegen Schluss noch so einige überraschende Elemente ein und irgendwann hatten etliche Figuren ein paar Leichen im Keller vergraben. Nicht wortwörtlich gemeint, sondern im übertragenden Sinne. Gerade die letzten 50 Seiten sind ein Vergnügen zu lesen und machen das erste Drittel des Buches wett, das ich als zu sehr in die Länge gezogen, empfand.

Wenn sich der Verlag beim nächsten Buch etwas zurückhält mit Spoilern auf dem Klappentext, gibt es von mir auch wieder die volle Punktezahl!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.09.2023

Schnörkellos!

Glutspur
0

Daniel Leon, der für den Mord an seiner Frau Penelope in der Haftanstalt in Nykobing einsass, konnte flüchten und hat daraufhin Selbstmord begangen. Seine Zwillingsschwester Hannah wird Jahre nach seinem ...

Daniel Leon, der für den Mord an seiner Frau Penelope in der Haftanstalt in Nykobing einsass, konnte flüchten und hat daraufhin Selbstmord begangen. Seine Zwillingsschwester Hannah wird Jahre nach seinem Tod angerufen, da ein etwas spezieller Abschiedsbrief gefunden wurde.

Hannah ist die neue Vermieterin von Liv Jensen, die gerade nach Kopenhagen gezogen ist. Liv betreibt eine Detektei und freut sich über ihren ersten Auftrag. Die Polizei in Kopenhagen hat sie beauftragt, den Mord an dem Journalisten Gert Linde zu untersuchen.




Dieses Buch, das den ersten Fall der Detektivin Liv Jensen thematisiert, wird über längere Zeit in verschiedenen Erzählsträngen geführt. Im Mittelpunkt stehen Liv Jensen und Hannah Leon. Beide ermitteln auf eigene Faust. Liv Jensen geht dem Mord an dem Journalisten nach und Hannah Leon stochert in dem Cold Case, dem Mord an ihrer Schwägerin Penelope und dem folgenden Selbstmord ihres Bruders. Daneben läuft noch ein Strang mit dem Automechaniker Nima Ansari, in dessen Umfeld ebenfalls ein Mord geschieht. Weiter gibt es kurze Kapitel aus dem Jahre 1943 und Kapitel mit den letzten Zeilen von Daniel. Dieser Abschiedsbrief, wenn ich ihn dann mal so nennen darf, ist sehr kryptisch. Ich weiss auch nach der Beendigung des Buches nicht, ob ich diese Zeilen alle verstanden habe.

All diese Perspektivwechsel geschehen kapitelweise. Ich hatte Mühe im Buch anzukommen, da sie die Handlung leicht wirr machten. Nach 100 Seiten hatte ich mich eingelesen und sah erste Verbindungen. Genauso gespannt, wer die Morde und weshalb Daniel Selbstmord verübt hat, war ich darauf, wie diese Stränge zusammenhängen. Immer wieder blitzten während der Lektüre Möglichkeiten auf und ich bin positiv überrascht wie ideenreich diese Zusammenführung schlussendlich geschehen ist.

Den Schreibstil der Autorin, von der ich noch nie ein Buch gelesen habe, habe ich als nüchtern und schnörkellos empfunden. Dadurch brechen bei den Protagonisten keine grossen Gefühle durch. Was wiederum bedeutet, dass ich sie mit einiger Distanz erlebt habe. Komplett nüchtern, unblutig und unnahbar sind auch die Morde, der Selbstmord und die Ermittlungen beschrieben.

Mir hat dieser erste Band der neuen Krimireihe gut gefallen und ich warte gespannt auf weitere Fälle für die sympathische Privatdetektivin Liv Jensen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.09.2023

Serientäter!

Sobald ihr mich erkennt
0

Ausgerechnet an Silvester begegnet Lindsay ihrem Mörder. Der Täter hat drei Monate zuvor schon eine Frau auf ähnliche Weise getötet und wird als Serientäter bei der Polizei geführt.

Das Ermittlerteam ...

Ausgerechnet an Silvester begegnet Lindsay ihrem Mörder. Der Täter hat drei Monate zuvor schon eine Frau auf ähnliche Weise getötet und wird als Serientäter bei der Polizei geführt.

Das Ermittlerteam in Southampton, das von DCI Jonah Sheens geleitet wird, befürchtet weitere Opfer. Die alleinerziehende Aisling Cooley, die einen Steinwurf vom letzten Tatort entfernt wohnt, wird persönlich in die Mordserie hineingezogen.






Dies ist schon der fünfte Teil der Reihe rund um DCI Jonah Sheens. Obwohl ich nicht alle Vorgänger gelesen habe, hatte ich keinerlei Probleme der Geschichte zu folgen. Die Hauptfigur Sheens empfinde ich als erfrischend normal. Der neue Fall beeinflusst allerdings auch sein Privatleben. Da seine Frau Michelle in etwa dem Alter der Opfer ist und gerne ausgeht, hat Sheens öfters Angst um sie.

Das Thema Serientäter ist etwas, was ich in Thrillern gerne verfolge. Der unbedingte Willen des Ermittlerteams, einen Täter, der immer wieder und nach einem bestimmten Muster tötet, zu stoppen, hebt die Handlung auf ein besonderes Level. Dieses Thema hat Ghyta Lodge sehr gut umgesetzt. Die Taten werden sehr eindringlich beschrieben und die Opfer grausig auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Obwohl so etliche Morde geschehen, gibt es durch das Familienleben von Aisling Cooley wohltuende Schwenker weg von Mord und Totschlag. Wie oft in den Büchern der Autorin handelt auch diese Geschichte oft innerhalb einer Familie. Zu Beginn bekommt man als Leser einen guten Einblick in die Familienstruktur. Allerdings werden diese Einblicke in die Familie Cooley nach kurzer Zeit auch brisant. Aisling, die alleine ihre Söhne Ethan und Finn erzogen hat, sieht sich plötzlich damit konfrontiert, dass einer der beiden ein Serientäter sein könnte. Was das mit einer Mutter macht, konnte ich mir gut vorstellen.

Gegen Schluss überschlagen sich die Ereignisse und die Handlung wird rasant. Hier hatte ich oft das Gefühl, dass die Autorin den Leser " vergisst". Ich zumindest konnte nicht immer jedes Ermittlungsergebnis nachvollziehen. Etwas mehr Ruhe und Zeit, um alles gut erfassen zu können, hätte ich mir gewünscht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere