Wahnsinnig berührend
Normalerweise schreibe ich immer direkt eine Rezension, sobald ich ein Buch beendet habe. Bei diesem Buch allerdings war das anders. Ich saß vor einem leeren Dokument und konnte nichts schreiben. Denn ...
Normalerweise schreibe ich immer direkt eine Rezension, sobald ich ein Buch beendet habe. Bei diesem Buch allerdings war das anders. Ich saß vor einem leeren Dokument und konnte nichts schreiben. Denn die Geschichte ging mir sehr nah. All die verdammt perfekten Tage hat mich schlichtweg auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle geschickt.
All die verdammt perfekten Tage beinhaltet so viele unterschiedliche Themen.
Zum einen geht es um eine Liebesgeschichte. Aber anders als bei vielen anderen Geschichten wird diese nicht übertrieben dargestellt. Passend zum Alter verhalten sich auch die Charaktere, sie sind zum Teil unsicher und wissen dennoch, dass ihnen viel an dem anderen liegt. Auch versuchen sie, sich gegenseitig aufzubauen, was bei Violet auch funktioniert. Während es ihr immer besser geht, versinkt Finch immer weiter in den Depressionen.
Denn es geht auch um psychische Störungen. Wie fühlen sich Personen mit bipolaren Störungen und wie kann man Außenstehenden erklären, wie man sich fühlt?
Am allerwichtigsten finde ich jedoch die Botschaft, wie auch heutzutage noch viele mit psychischen Erkrankungen umgehen. Hat sich jemand das Bein gebrochen oder hat Krebs, ist dies für viele greifbar und dadurch nachvollziehbar. Auch der Tod eines Angehörigen ist nachvollziehbar und so erhält Violet jegliche Nachsicht. Doch Finch ist psychisch krank. Körperlich geht es ihm gut, also ist mit ihm alles in Ordnung. Aufgrund seines merkwürdigen Verhaltens macht sich kaum jemand die Mühe, die Gründe dafür zu hinterfragen, stattdessen ist er der Störenfried, der "Freak".
All dies finde ich sehr bedenklich, denn es führt vor Augen, mit welchen Vorurteilen psychisch Erkrankte noch heute täglich konfrontiert werden. Es regt zum Nachdenken an und lässt einen das eigene Handeln überdenken. Dabei ist die Geschichte einfach wahnsinnig berührend. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven lernt man Finch kennen und erfährt, dass er eine unglaublich liebenswürdige Person ist. Er sorgt sich um andere, baut Violet auf, obwohl es ihm selbst schlecht geht und möchte einfach nur als der Junge gesehen werden, der er hinter all seinen Eskapaden eigentlich ist.
Fazit:
All die verdammt perfekten Tage erhält eine definitive Leseempfehlung von mir! Und das nicht nur, weil die Charaktere unglaublich realistisch und nachvollziehbar dargestellt werden, sondern vor allem deshalb, weil ich finde, dass jeder über sich selbst nachdenken sollte. Denn häufig hört man allgemeines Verständnis in Bezug auf psychische Störungen, werden diese Personen jedoch selbst einmal direkt damit konfrontiert, handeln sie doch anders als zuvor gedacht.