Klappentext
„Planet Erde, irgendwann in der Zukunft. Fast die gesamte Menschheit ist von sogenannten Seelen besetzt. Diese nisten sich in die menschlichen Körper ein und übernehmen sie vollständig - nur wenige Menschen leisten noch Widerstand und überleben in den Bergen, Wüsten und Wäldern.
Eine von ihnen ist Melanie. Als sie schließlich doch gefasst wird, wehrt sie sich mit aller Kraft dagegen, aus ihrem Körper verdrängt zu werden und teilt ihn fortan notgedrungen mit der Seele Wanda. Verzweifelt kämpft sie darum, ihren Geliebten Jared wiederzufinden, der sich mit anderen Rebellen in der Wüste versteckt hält - und im Bann von Melanies leidenschaftlichen Gefühlen und Erinnerungen sehnt sich auch Wanda mehr und mehr nach Jared, den sie nie getroffen hat ...
Der ungewöhnliche Kampf zweier Frauen, die sich einen Körper teilen müssen, eine hinreißende Liebesgeschichte und die wohl erste Dreiecksgeschichte mit nur zwei Körpern.“
Gestaltung
An diesem Cover gefällt mir besonders gut die Beziehung zum Inhalt. Man sieht das Auge eines Mädchens und auf der gebundenen Ausgabe schimmert/glitzert es leicht. Wenn ein Mensch von einer Seele besetzt ist, verändert sich ja auch die Augenfarbe. Dass dieser Aspekt auf dem Cover aufgegriffen wurde, gefällt mir sehr gut.
Meine Meinung
„Seelen“ ist eins dieser Bücher, von denen man erst nicht viel erwartet und dann vollkommen überrascht wird. Von Stephenie Meyer kannte ich nur den ersten Band der „Biss“-Reihe, welchen ich jedoch nur halb gelesen hatte, da es mir etwas zu langweilig war, weil es fast ausschließlich um die Liebesgeschichte ging. Dennoch wollte ich „Seelen“ lesen, weil der Klappentext nach etwas Neuem klang und der anstehende Film meine Neugier geweckt hat. Ich habe dann über die Hälfte des Buches gelesen, bevor ich den Film gesehen habe und dann leider den Fehler gemacht, den Film zu schauen. So habe ich das Buch nie zu Ende gelesen (obwohl mir das Buch gut gefiel). Aus dem Grund habe ich kürzlich nochmals zum Buch gegriffen und es dann auch komplett durchgelesen. Und ich bin froh, dass ich das Buch bis zum Ende gelesen habe, denn es hat mir genauso gut gefallen, wie auch der Film!
Dieser Roman ist mit gut 900 Seiten wirklich dick und sicherlich kann man auch die ein oder andere Stelle erheblich kürzen, aber die Figuren sind einfach atemberaubend gestaltet und wachsen einem als Leser sofort ans Herz. Mir haben die etwas langatmigen Momente daher, entgegen meiner sonstigen Skepsis gegenüber Langatmigkeit, dieses Mal nichts so viel aus. Mir gefiel besonders die Atmosphäre der heißen Wüste, da ich die Hitze geradezu auf meiner Haut gespürt habe und dass ich beim Lesen die Bilder des Films vor Augen hatte. Aber ganz besonders ans Herz gewachsen sind mir die Figuren.
Allen voran ist da die Protagonistin Melanie bzw. die Seele Wanda. Der anfängliche Konflikt zwischen den beiden wird so anschaulich und greifbar dargestellt, dass man ein wirklich beklemmendes Gefühl bekommt und sich wünscht, niemals selber von einer Seele besetzt zu werden. Doch die Entwicklung, die sich dann zwischen diesen beiden Figuren vollzieht hat mich wirklich tief berührt. Aus den Feindinnen werden soetwas wie Freundinnen. Wanda beginnt Mel zu verstehen und sie beginnt zu fühlen sowie wirklich zu lieben. So bedeuten ihr Mels Geliebter Jared und Mels kleiner Bruder wirklich etwas. Und als sie dann Ian treffen, scheint Wanda das erste Mal selbstständig Gefühle zu entwickeln.
Wandas Entwicklung von einer Außerirdischen, die keinerlei Gefühle kennt, aber schon viele Leben hinter sich hat, zu so etwas wie einem menschlichen Wesen, das sich verliebt und Freunde findet, war wirklich spannend zu verfolgen und von Frau Meyer wunderbar gestaltet. Aber auch Melanies Gegenwehr, ihr Mut und der Wille, ihre Lieben zu beschützen waren sehr ergreifend. Jedoch ist sie für mich im Vergleich zu Wanda immer nicht ganz so hervorgestochen. Erst am Ende des Buches lernte man noch mehr über Mel und ihr großes Herz.
Genauso interessant war es auch Jareds Reaktionen auf Wanda/Mel zu verfolgen, da er zunächst immer nur Wanda sieht und erst durch Mels kleinen Bruder zu zweifeln beginnt. Auch Ian, der in Wanda mehr sieht als nur eine Außerirdische und sie versucht kennen zu lernen, ist eine wirklich spannende Figur. Ich konnte mich gar nicht zwischen diesen beiden jungen Männern entscheiden, weil ich beide sehr gerne mochte.
Zudem gibt es in „Seelen“ aber auch wirklich spannende Momente. So bleibt die ein oder andere Verfolgungsjagd nicht aus. Ebenso gibt es auch kleinere Kämpfe und vieles mehr. Auch wenn es manchmal eine Zeitlang recht langatmige Passagen gab, so wurden diese für mich dann irgendwann auch wieder durch unterschiedliche Überraschungen wieder wettgemacht.
Gut gefallen hat mir auch, dass man bei Mel/Wanda immer wusste, wer von beiden gerade die Erzählerin war, denn der Roman wird vorrangig aus der Perspektive der Protagonistin erzählt. Da diese sich den Körper mit Wanda teilt, ist es nicht verwunderlich, dass immer wieder mal Wanda und dann wieder Mel in das Erzählgeschehen eingreifen. Durch ihren Schreibstil konnte die Autorin dabei für mich stets deutlich hervorstellen, welches der beiden Mädchen gerade die Erzählerin war. Die kleinen Einblicke in Mels Vergangenheit, durch die Wanda eigentlich erst beginnt, sich zu verändern, waren auch gut als solche erkennbar (sie waren vom sonstigen Text durch extra Absätze abgehoben) und haben sich von der eigentlichen Handlung abgehoben.
Fazit
Ein wirklich spannender und vor allem berührender Roman, trotz einiger langatmiger Passagen, die man hätte kürzen können. Vor allem die vielschichtig gestalteten Charaktere, die mir sofort ans Herz wuchsen und die (jeder für sich) unterschiedliche Entwicklungen durchmachen, haben „Seelen“ für mich zu einem spannenden Buch gemacht. Zudem war diese „Alieninvasion“ sogar recht realistisch gestaltet, vor allem hinsichtlich des Zusammenlebens der Menschen untereinander und deren Handlungen nach einer solchen Invasion.
4 von 5 Sternen