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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.09.2023

Tod auf dem Campingplatz - stimmig konstruierter, packender Psychothriller

Der Trip – Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
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Psychologin Evelyn Jancke hat immer noch nicht verwunden, dass ihr Bruder mit seiner Frau vor zwei Jahren auf dem Weg in den Campingurlaub spurlos verschwand. Nun soll sie an einem besonderen Fall der ...

Psychologin Evelyn Jancke hat immer noch nicht verwunden, dass ihr Bruder mit seiner Frau vor zwei Jahren auf dem Weg in den Campingurlaub spurlos verschwand. Nun soll sie an einem besonderen Fall der Polizei mitarbeiten: Auf norddeutschen Campingplätzen geht ein Mörder um, der nachts scheinbar zufällig Menschen umbringt. Das Phantombild des Täters kommt Evelyn nur zu bekannt vor. Dann erhält sie plötzlich auch noch mysteriöse Nachrichten, die von ihrem verschollenen Bruder zu stammen scheinen...

Arno Strobel schreibt gewohnt unkompliziert, verständlich und flüssig und meist in der dritten Person Vergangenheit. Am Anfang bestimmter Kapitel nimmt er die Sicht des Mörders ein und schildert in der Ich-Form, was diesen bewegt, ohne dass dabei klar wird, um wen es sich genau handelt.

Mit dem Verlust ihres Bruders hat Protagonistin Evelyn schwer zu kämpfen. Die aktuelle Mordserie auf Campingplätzen hat mit ihren Bruder zu tun, davon ist Evelyn überzeugt. Wie besessen versucht sie die Wahrheit herauszufinden. Ihr Exfreund, der Polizist Gerhard Tillmann, ist dabei immer für sie da. Doch je tiefer Evelyn sich in den Fall hineinarbeitet und festbeißt, desto weniger weiß sie, ob sie sich, ihren Erinnerungen, ihren Wahrnehmungen und ihren Mitmenschen trauen kann.

Wird Evelyn ihren Bruder finden? Und wer steckt hinter den grausamen Morden? Sehr packend beschreibt Arno Strobel, wie Evelyn der Lösung des Falls immer näher kommt und dabei die Kontrolle zu verlieren droht. Der Spannungsbogen steigt durchgehend bis zum Finale. Am Ende konnte ich den Showdown kaum erwarten. Die Auflösung war für mich zwar insgesamt stimmig, allerdings nicht besonders komplex oder raffiniert. Zudem empfand ich die Handlung nach der Aufklärung des Verbrechens dann als ein wenig flach, die letzten Seiten wirkten wie lieblos dahingeschrieben. Dennoch hat mich der kurzweilige Thriller gut unterhalten. Wer gerne spannende, solide konstruierte Thriller mit Nervenkitzel für die schnelle, leichte Unterhaltung mag, liegt mit Arno Strobel und „Der Trip“ auf jeden Fall richtig.

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Veröffentlicht am 26.08.2023

Eine Liebe mit Hindernissen - melancholischer Liebesroman mit Schwächen

Vom Ende der Nacht
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Will und die Zwillinge Josh und Rosie besuchen das Abschlussjahr der Schule, als sie einander näher kennenlernen. Zunächst freunden sich Josh und Will an. Dann tritt Rosie auf den Plan, die Will vom ersten ...

Will und die Zwillinge Josh und Rosie besuchen das Abschlussjahr der Schule, als sie einander näher kennenlernen. Zunächst freunden sich Josh und Will an. Dann tritt Rosie auf den Plan, die Will vom ersten Moment an fasziniert. Auch Rosie fühlt sich sofort zu Will hingezogen. Dabei könnten Will und Rosie unterschiedlicher nicht sein: Rosie ist pflichtbewusst, hält sich an alle Regeln und möchte alle Erwartungen an sie erfüllen. Will hingegen kümmert sich nicht darum, was andere denken, gibt sich nach außen hin als draufgängerischer „Bad Boy“. Nach einem schicksalhaften Erlebnis bleiben Will und Rosie für immer verbunden. Doch sie können einfach nicht miteinander, aber auch nicht ohne den anderen. Ob sie dennoch einen gemeinsamen Weg finden?

Claire Daverley erzählt in klarer, schlichter und anschaulicher Sprache in der Gegenwart, nimmt abwechselnd Wills und Rosies Perspektive ein und schildert deren Geschichte chronologisch.

Während Rosie die Schule liebt, gerne einen Plan hat und alles unter Kontrolle hat, lebt Will eher in den Tag hinein, liebt den Rausch und die Geschwindigkeit. Er hat keine konkrete Vorstellung von seiner Zukunft und recht wenig Ehrgeiz. Offensichtlich ist Will der falsche Umgang für Rosie, findet z.B. Rosies Mutter, die hohe Erwartungen an ihre Tochter hat. Rosies eigene Ansichten und Wünsche sind hingegen nicht immer offensichtlich, was vermutlich auch Teil des Problems ist, lebt sie doch das Leben, das andere für sie vorsehen, und verliert sich selbst dabei aus den Augen. Will wächst mit Schwester Amber bei seiner weisen, verständnisvollen Großmutter auf. Die beiden stellen die wenigen Konstanten in seinem Leben dar.

Rosies und Wills Liebe scheint zum Scheitern verurteilt. Immer, wenn es bei den beiden gut läuft, kommt das Leben dazwischen. Zudem stehen sie sich immer wieder auch selbst im Weg. Nicht alle Probleme von Will und Rosie konnte ich nachvollziehen, mir war das ständige Hin und Her der beiden doch etwas zu viel. Überhaupt kamen mir die etwas hölzernen Hauptfiguren nicht wirklich nahe, ich lernte sie nicht intensiv kennen. Vieles, was sie prägt, bleibt im Unklaren. Die Hintergründe, warum sich die Charaktere so entwickeln, wie sie es tun, werden für mich nicht hinreichend geklärt. Zudem werden viele ernste Themen wie Kontrollzwang, Depressionen oder Selbstmordabsichten zwar angedeutet, aber dann nicht tiefer behandelt. Die Grundstimmung, die Atmosphäre des Buchs ist keine positive, immer schwingt etwas Negatives, Trauriges mit.
An sich hat mir die Grundidee des Buches, die Geschichte eines sehr ungleichen und dennoch untrennbar miteinander verbundenen Paares, gut gefallen, doch konnte mich die Umsetzung nicht ganz überzeugen. Ich vermochte einfach keinen rechten Zugang zu den doch recht stereotypen, distanzierten Figuren finden. Für mich kein schlechtes Buch, aber auch kein Highlight.

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Veröffentlicht am 12.08.2023

Tiana in New York - nette, etwas zu glatte Comicfortsetzung des Disneyfilms

Disney Adventure Journals: Tiana und der Zauber von Harlem
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Tiana führt in New Orleans mit großen Erfolg ihr Restaurant Tiana‘s Palace. Da erhält sie einen überraschenden Anruf: Der berühmte New Yorker Chefkoch Leroy bietet ihr eine Ausbildung in seinem renommiertem ...

Tiana führt in New Orleans mit großen Erfolg ihr Restaurant Tiana‘s Palace. Da erhält sie einen überraschenden Anruf: Der berühmte New Yorker Chefkoch Leroy bietet ihr eine Ausbildung in seinem renommiertem Restaurant an. Gemeinsam mit ihrer Freundin Lottie fährt Tiana nach New York. Ganz so wie erhofft verläuft es in der Metropole nicht, Tiana arbeitet hart, aber Leroy zeigt sich ihr gegenüber recht kritisch. Tiana schließt Freundschaft mit Sylvie, die ebenfalls als Lehrling in Leroys Restaurant Rosemont Club arbeitet. Diese zeigt Tiana Harlems aufregendes Nachtleben. Tiana ist von der spannenden Kulturszene fasziniert, amüsiert sich großartig und findet Ablenkung von ihrer anstrengenden Arbeit. Dann erhält sie überraschend den Auftrag, die Verantwortung für ein großes wichtiges Galadinner zu übernehmen. Tiana plant genau, was sie kochen will, doch dann geht alles schief…..

Tianas Erlebnisse in New York werden als Comic erzählt. Bis zu fünf Bilder pro Seite zeigen, was aktuell geschieht. Die Bilder sind bunt und klar gezeichnet, bringen das Wesentliche auf den Punkt. Die Gesichtsausdrücke der Figuren sind dabei deutlich zu erkennen. Zwischendurch sind Seiten des Skizzenbuchs von Tianas Mutter Eudora abgedruckt, das sie gestaltete, als sie selbst als junges Mädchen in New York war. Auch Tiana schildert auf einigen Seiten zwischendurch in Ich-Form in Tagebucheinträgen was sie gerade bewegt.
Die Texte in den Sprechblasen sind gut verständlich und lebendig formuliert, auch die Seiten aus der Sicht von Tiana und ihrer Mutter sind unkompliziert und flüssig zu lesen. Das Buch richtet sich an Kinder ab acht Jahren.

Tiana ist ehrgeizig, gewissenhaft und pflichtbewusst. Sie möchte sich durch nichts von ihrem Traum, eine herausragende Köchin zu werden, ablenken lassen. Doch dann kommt das Leben ihren Vorsätzen in die Quere. In Sylvie, die leidenschaftlich gerne singt, findet Tiana eine neue Freundin. Zwischen den beiden Frauen gibt es auch Konflikte, stehen sie doch im Restaurant in Konkurrenz zueinander. Und dann ist da noch der kritische Küchenchef Leroy, dem man es kaum recht machen kann.

Was geschieht nach dem „Und sie lebten glücklich und zufrieden“ der Disney-Filme? Eine interessante Frage, die hier für Tiana, die Hauptperson aus „Küss den Frosch“, beantwortet wird. Tiana reicht es nicht, ein gutgehendes Restaurant zu führen. Sie will mehr, möchte Erfahrungen sammeln und sich weiterentwickeln. Die Idee, die Geschichten von Disney-Figuren in Comics weiterzuerzählen, gefällt mir. Tianas Abenteuer in New York war recht unterhaltsam, schnell und flüssig zu lesen. Das schillernde Harlem in den 20er/30er Jahren mit seiner besonderen Kulturszene, seinem „Zauber“, wird im Buch lebendig. Insgesamt eine nette, leichte, aber etwas zu glatte Geschichte über Träume, die durchaus etwas mehr Spannung, mehr Überraschungen und einige zusätzliche Verwicklungen vertragen hätte. Dennoch werden alle, die Disneyheldinnen, Comics und süße Happy Ends mögen, sicher Spaß an diesem Buch haben.

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Veröffentlicht am 31.07.2023

Von heimlichen unheimlichen Mitbewohnern und dem Zerfall einer Bilderbuchfamilie

Die Verborgenen
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„Wie Blumen streben wir dem Licht entgegen, während sich ein anderer Teil unseres Wesens nach Dunkelheit sehnt.“

Franziska, Sven und Tabea Hoffmann sind für Außenstehende eine perfekte Familie. Doch dann ...

„Wie Blumen streben wir dem Licht entgegen, während sich ein anderer Teil unseres Wesens nach Dunkelheit sehnt.“

Franziska, Sven und Tabea Hoffmann sind für Außenstehende eine perfekte Familie. Doch dann passieren merkwürdige Zwischenfälle, die vor allem Franziska stark verunsichern. Sie fühlt sich beobachtet, irgendjemand scheint sich heimlich im Haus aufzuhalten. Währenddessen ist Sven, der als Journalist arbeitet, mit dem Verschwinden der jungen Rebecca beschäftigt und auch Tochter Tabea treibt die Frage um, was mit Rebecca wirklich geschehen ist. Langsam beginnt die scheinbar makellose Familienfassade zu bröckeln und Abgründe tun sich auf.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven wie der Svens oder Franziskas erzählt, dies hauptsächlich in der ersten Person Präsens. Nach und nach erhält man dabei immer mehr weiterführende Informationen, bekommt unterschiedliche Blickwinkel und Sichtweisen auf das Geschehen. Der Schreibstil liest sich unkompliziert und flüssig.

Dass die Charaktere alle nicht unbescholten sind und Geheimnisse hüten, gestaltet die Figurenkonstellation interessant und reizvoll. Sympathisch werden die Personen allerdings nicht dargestellt. So konnte ich mich nur schwer mit den Charakteren identifizieren und ging emotional nicht besonders intensiv mit der Geschichte mit, auch wenn durch die Erzählweise aus der ersten Person beim Leser der Eindruck erweckt wird, recht nahe an der Handlung dran zu sein.

Was für eine schreckliche Vorstellung, dass im eigenen Haus ganz unbemerkt noch andere Personen leben, die einen permanent überwachen und beobachten! Linus Geschke widmet sich in seinem Roman „Die Verborgenen“ diesen sogenannten Phroggern. Hinzu kommt noch der Fall eines verschwundenen Mädchens. Hat etwa die Familie Hoffmann damit zu tun? Außerdem zeigt sich, dass die nach außen gewahrte Familienidylle oft trügt, dass der Schein einmal mehr wenig mit dem Sein gemein hat. Insgesamt durchaus spannende Entwicklungen, die es zu verfolgen gilt. Dennoch fehlte mir ein wenig der rote Faden. Es ist für mich nicht ganz eindeutig zuzuordnen, worauf der eigentliche Fokus des Romans liegt. Geht es hauptsächlich um Phrogger? Den Fall Rebecca? Um die Abgründe von Svens und Franziskas Ehe? Um Schein und Sein? Dementsprechend verliert sich die Handlung mitunter in Nebensträngen. Im Mittelteil wurde ich von einer unvorhergesehene Entwicklungen ziemlich überrascht, das Ende war für mich weitestgehend berechenbar. Insgesamt kurzweilige, solide Krimi-Unterhaltung, aber kein Triller- Highlight.

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Veröffentlicht am 09.06.2023

Zarte Romanze vor dramatischem historischem Hintergrund

Die Kinder der Luftbrücke
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Nora lebt mit ihren beiden Kindern Veronika und Jörg, ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Hanna 1948 in beengten Wohnverhältnissen in Berlin. Noras Mann Joachim ist nicht aus dem Krieg zurückgekehrt ...

Nora lebt mit ihren beiden Kindern Veronika und Jörg, ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester Hanna 1948 in beengten Wohnverhältnissen in Berlin. Noras Mann Joachim ist nicht aus dem Krieg zurückgekehrt und gilt seit fünf Jahren als vermisst. Täglich muss sich die Familie Sorgen machen, ob das Essen für alle reicht. Als Nora eine Arbeit als Übersetzerin bei der US Air Force annimmt, lernt sie den Piloten Matthew kennen. Die beiden verlieben sich, doch eine Beziehung scheint unmöglich, schließlich ist Nora verheiratet. Außerdem lehnt Veronika Matthew ab. Ob das Paar dennoch eine gemeinsame Zukunft hat?

Juliana Weinberg erzählt in leicht verständlicher, einfacher und flüssiger Sprache. Es war für mich kein Problem, mich in Noras Situation hineinzufinden. Die Geschichte wird chronologisch erzählt.
Das Cover zeigt - passend zum Buchtitel- ein Mädchen und einen Jungen, die ein Versorgungsflugzeug der Luftbrücke beobachten.

Hauptfigur Nora ist bodenständig, fleißig, empfindsam, sehr pflichtbewusst und gewissenhaft. Für ihre Familie, ihre Kinder und ihre Schwester würde sie alles tun. In den smarten Matthew verliebt sie sich auf den ersten Blick. Dass Tochter Veronika immer noch an die Rückkehr des verschollenen Vaters glaubt, bereitet Nora große Sorgen. Sie möchte Veronika nicht verletzen und unglücklich machen.
Noras Schwester Hanna kann Ungerechtigkeiten nicht mitansehen und versucht auf eigene Faust, sie zu ändern, doch nicht immer hält sie sich dabei an die geltenden Regeln. Das macht Nora zu schaffen, zumal Hannas Verlobter Friedrich über keiner sicheres Einkommen verfügt.
Noras intrigante Kollegin Inga legt Nora zusätzlich Steine in den Weg.
Insgesamt werden die Figuren recht schlicht und eindimensional gezeichnet, haben ein paar ausgeprägte Eigenschaften, aber keine ausgeprägte Persönlichkeit. Vor allem Matthew wirkt als Charakter recht blass und glatt.

Werden Matthew und Nora gemeinsam glücklich werden?
Sie müssen vor kompliziertem historischem Hintergrund mit einigen Widrigkeiten kämpfen. Während die russischen Besatzer Land-und Wasserwege durch die Berlin-Blockade sperren, wird die Berliner Bevölkerung von den Alliierten über die Luftbrücke versorgt. Ob das auch langfristig gilt, ist allerdings ungewiss. Auch ist das Verhältnis zwischen Deutschen und Amerikanern natürlich nicht unbelastet.
Die Hauptrolle spielen in diesem leichten, unterhaltsamen Roman allerdings nicht die historischen Verhältnisse, sondern die zarte Romanze zwischen Nora und Matthew. Ich habe ihre Geschichte gerne verfolgt, lange nachwirken wird der kurzweilige, aber nicht besonders tiefgründige Roman vermutlich eher nicht.

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