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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2024

Erwartete unerwartete Entwicklungen

Blue Box 5
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Beim Feuerwerk trifft Taiki zufällig auf Chinatsu, die ein verirrtes Kind gefunden hat. Bei der nachfolgenden Suche nach der Mutter vergeht doch mehr Zeit als er dachte, denn eigentlich wartet Hina auf ...

Beim Feuerwerk trifft Taiki zufällig auf Chinatsu, die ein verirrtes Kind gefunden hat. Bei der nachfolgenden Suche nach der Mutter vergeht doch mehr Zeit als er dachte, denn eigentlich wartet Hina auf ihn. Dann beginnt die Hauptrunde des Inter High und sowohl Haryu, der Spitzenspiele aus Taikis Club, als auch Chinatsu stehen großen Herausforderungen gegenüber.

Ein schön gezeichneter Sportmanga, bei dem sowohl der Sport als auch die Liebe Thema sind und für turbulente Geschichten sorgen. Im 5. Band stehen vor allem Chinatsu, Haryu und Hina im Zentrum, mit allen Rivalitäten und persönlichen Entwicklungen, die dazugehören. Einige Szenen überraschen, andere sind überfällig gewesen, aber von der ersten bis zur letzten Seite wird der Leser gut unterhalten. Der Cliffhanger, mit dem dieser Band endet ist sowohl unerwartet wie ein „also doch“-Moment. Da bin ich neugierig, wohin die Geschichte jetzt geht.

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Veröffentlicht am 13.01.2024

Ein turbulenter Sommer

Gritlis Kinder kommen weiter
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Seit Frau Stanhope Elsli und Fani zu sich genommen hat, hat sich das Leben der Kinder zum Besseren gewendet. Noch nie sah die Zukunft der beiden so rosig aus. Um den beiden das Einleben auf dem Gut am ...

Seit Frau Stanhope Elsli und Fani zu sich genommen hat, hat sich das Leben der Kinder zum Besseren gewendet. Noch nie sah die Zukunft der beiden so rosig aus. Um den beiden das Einleben auf dem Gut am Rhein so leicht wie möglich zu machen, lädt Frau Stanhope die Kinder des Doktors für den Sommer ein. Das löst im Doktorhaus großen Jubel aus. Jedes der drei Kinder hat seine eigenen Vorstellungen, was es in diesem Sommer erleben will: Oskar will einen Schweizer Verein gründen, Fred seltene Insekten sammeln und Emmi will unbedingt Fanis Malkarriere voranbringen. Während alle Kinder ihre eigenen Abenteuer erleben fühlt Elsli sich so ganz ohne nützliche Aufgabe etwas verloren. Da findet auch sie einen Ort, an dem sie nützlich sein kann.

Der zweite und leider letzte Band der Dilogie Gritlis Kinder. Ein aufregendes Sommerabenteuer, das von der ersten bis zur letzten Seite unterhält. Es gibt viel zu lachen und viel zu zittern, denn jeder Streich zieht doch ungeahnte Konsequenzen nach sich. Über der ganzen Geschichte liegt trotz der lustigen Abenteuer auch ein leiser Schatten, denn während sich alle großartig amüsieren, sieht man doch Elsli allein und mit trüben Gedanken zurückbleiben. Fani ist so mit seiner Malerei und seinen Streifzügen mit Emmi beschäftigt, dass es auffällt wie wenig Elsli blieb nachdem ihr die Aufgabe ihre Stiefmutter zu unterstützen genommen ist. Da sie keine besondere Freundschaft geschlossen hat, bleibt ihr nur sich alleine einen neuen Lebenssinn zu suchen, ängstlich darauf bedacht, niemandem zur Last zu fallen. Das trifft den Leser mitten ins Herz.

Johanna Spyri gelingt auf den letzten Seiten noch mal ein unerwarteter Twist und man bleibt wieder einmal mit einem lachenden, einem weinenden Auge und einem wehen Herzen zurück.

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Veröffentlicht am 01.10.2023

Ein sehr beeindruckender, zu Unrecht vergessener Klassiker

Jenny | Der große Frauen- und Emanzipationsroman von Fanny Lewald | Reclams Klassikerinnen
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Jenny ist die einzige Tochter einer wohlhabenden, jüdischen Kaufmannsfamilie. Außergewöhnlich hübsch, gebildet und sehr selbstbewusst ist sie gesellschaftlicher Mittelpunkt und geschätzte Freundin. Ihr ...

Jenny ist die einzige Tochter einer wohlhabenden, jüdischen Kaufmannsfamilie. Außergewöhnlich hübsch, gebildet und sehr selbstbewusst ist sie gesellschaftlicher Mittelpunkt und geschätzte Freundin. Ihr Herz gehört allerdings dem armen Pfarrer Gustav Reinhard. Für ihn ist sie bereit alles aufzugeben, doch der Übertritt zum Christentum und zu einer christlich geprägten Lebenswelt, in der Frauen einen ganz bestimmten Platz einnehmen, wird zu einer großen Prüfung für Jenny.

Ein zu Unrecht vergessener Emanzipationsroman aus dem Jahre 1843, in dem der Leser einen tiefen Einblick in die Welt des 19. Jahrhunderts bekommt. Hauptthema ist natürlich die Rolle der Frau, die an unterschiedlichsten Frauenfiguren durchgespielt wird, von der selbstbewussten Jenny bis zur demütigen Therese, ihre Möglichkeiten und ihre kulturellen Verankerungen sind dabei genauso Thema wie ihre Träume und Hoffnungen. Das zweite große Motiv, das eng mit der Frauenfrage verwebt wurde, ist der gesellschaftliche Antisemitismus. In seiner Absurdität, aber auch in der, trotz aller Aufgeklärtheit, davon bestimmten Realität für alle Menschen, ist ein wesentliches Element, das die Geschichte bestimmt. Da die Autorin selbst als jüdische Frau in dieser Zeit gelebt hat, spürt man in jeder Szene, dass hier aus dem Leben geschrieben wurde und nicht aus antisemitischer Überzeugung. Geschickt führt die Autorin Vorurteile ad absurdum, nicht immer offensichtlich, gerne in Handlungen und Entwicklungen versteckt. Es gibt viele Denkanstöße, auch für heutige Leser. So ist der Autorin nicht nur ein Roman gelungen, der für eine emanzipierte Frauenrolle steht, sondern auch für eine Emanzipation der Juden bzw. des Menschen selbst, der sich von tradierten Vorurteilen ohne Substanz lösen soll, um sich als Mensch im Leben entfalten und Glück finden zu können.

Der Roman überzeugt mit einer wunderbaren gehobenen Sprache, einer starken Bildsprache, die der Geschichte eine weitere Dimension gibt, und einer Handlung, die den Leser mitnimmt, in eine Welt, die uns fremd und vertraut zugleich erscheint.
Ein beeindruckender Klassiker, der dem Vergessen entrissen wurde!

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Veröffentlicht am 05.08.2023

Ein außergewöhnliches Fantasy-Erlebnis

Das Mädchen, das in den Wellen verschwand
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Shim Cheong wurde ihr Leben lang auf ihre Rolle als Opfer für den Meeresgott vorbereitet – ein Opfer, das das Überleben der Dorfbewohner sichern soll gegen Stürme und Überflutungen. Ihr Herz jedoch gehört ...

Shim Cheong wurde ihr Leben lang auf ihre Rolle als Opfer für den Meeresgott vorbereitet – ein Opfer, das das Überleben der Dorfbewohner sichern soll gegen Stürme und Überflutungen. Ihr Herz jedoch gehört Joon und der Tag der Opferung wird ihrer beider Herz brechen. Mina kann es nicht ertragen ihren Bruder leiden zu sehen und impulsiv stürzt sie sich anstelle Shim Cheongs ins Meer. Was sie im Reich der Götter und Geister erwartet übersteigt alles, was sie sich je vorgestellt hat. Unglaubliche Gefahren, unglaubliche Schönheiten, unglaubliche Freundschaften – und das große Geheimnis, das die Geschicke der Menschen- und Götterwelt lenkt: der Fluch des Meeresgottes, der bisher nicht gebrochen werden konnte.

Die märchenhafte Geschichte mit dem außergewöhnlichen exotischen Setting koreanischer Mythologie hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Bekannte Elemente des Genres werden mit originellen Motiven verwoben und bauen eine faszinierende Welt auf, die man nicht so schnell verlassen möchte. Die Charaktere sind vielseitig und bunt, vom kühlen Kirin, über den quirligen Namgi bis hin zum mysteriösen Shin – gibt es viel Raum für Spekulationen, Sympathien, Überraschungen und unerwarteten Entwicklungen. Die gesamte Welt ist einfach phantastisch aufgebaut und bietet viel Raum für Entdeckungen und Spekulationen.

Mit dieser einzigartigen Geschichte, die als Einzelband die Balance zwischen einer überbordenden, phantasiereichen Fülle und einer in sich geschlossen Erzählung hält, hat mich die Autorin begeistern können. Ich liebe die Charaktere, die Exotik und die Gänsehautmomente. Ein wunderbares Leseerlebnis!

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Interessante Essaysammlung

Warum Klassiker lesen?
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Italo Calvino schrieb zu den unterschiedlichsten Autoren, die ihn begeisterten interessante literarische Essays, die dem heutigen Leser bekannte und unbekannte Klassiker vorstellen. Calvino schreibt über ...

Italo Calvino schrieb zu den unterschiedlichsten Autoren, die ihn begeisterten interessante literarische Essays, die dem heutigen Leser bekannte und unbekannte Klassiker vorstellen. Calvino schreibt über die Bedeutung, die diese Bücher in der Literaturgeschichte und für ihn persönlich als Leser und Autor haben. Seine Aufsätze beschäftigen sich mit bekannten Autoren wie Mark Twain, Daniel Defoe, Ovid und Homer, aber auch mit den fasst vergessenen wie Xenophon oder bisher kaum übersetzten wie Eugenio Montale und Giammaria Ortes.

Die Essaysammlung fasziniert von der ersten Seite an. Gerade das erste Essay „Warum Klassiker lesen?“ hat mich begeistert. Hier geht Calvino detailliert der Frage nach und beweist mit 14 gut erläuterten Definitionen wie vielschichtig die Antwort ausfallen muss. Jede Definition bringt dem Leser den Begriff „Klassiker“ näher und nie geht es Calvino um den dogmatischen Zwang eines diktierten Kanons einer intellektuellen Elite. Seine Definitionen sind dicht am normalen Leser, reichen jedem die Hand und laden ihn ein sich auf das Abenteuer klassische Literatur einzulassen.

Ich habe mit großer Begeisterung die Essays zu den „alten Klassikern“ gelesen wie Ovid, Galileo Galilei und Henry James. Eine besondere Entdeckung waren für mich die Aufsätze zu mir bis dahin unbekannten Büchern wie dem iberischen Ritterroman Tirant lo Blanc und das orientalische Werk Die sieben Prinzessinnen des Nizami. Calvinos Buch verlockt immer wieder zu neuer Lektüre. Wenn ich auch mit den umfassenden Essays zu Pasternak, Hemingway oder italienischer Lyrik aus persönlichem Lesegeschmack heraus nicht viel anfangen konnte so hat mich doch die Vielfalt der Essaysammlung begeistert.

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