Das Geheimnis von Bentley Grove
Das fremde HausSophie Hannah hat für dieses Buch eine interessante Ausgangsposition geschaffen:
Connie sitzt mitten in der Nacht vor ihrem Computer und betrachtet die Seite eines Immobilienmaklers. Sie sieht sich den ...
Sophie Hannah hat für dieses Buch eine interessante Ausgangsposition geschaffen:
Connie sitzt mitten in der Nacht vor ihrem Computer und betrachtet die Seite eines Immobilienmaklers. Sie sieht sich den virtuellen Rundgang durch das Haus Bentley Grove 11 in Cambridge an – und kurz darauf stockt ihr der Atem: Im Wohnzimmer liegt eine blutüberströmte Leiche. Sofort weckt sie ihren Mann Kit, doch als dieser das Video anschaut, ist die Tote verschwunden.
Hat Connie sich das also nur eingebildet? Sie selbst kann nicht daran glauben und schließlich war es kein Zufall, dass sie den Rundgang durch gerade dieses Haus gemacht hat. Sie kennt diese Adresse, weil sie in Kits Navi unter „Heimatort“ eingespeichert war.
Connie möchte sich an den Polizisten Simon Waterhouse, der als Experte für ungewöhnliche Fälle gilt, wenden, doch dieser ist gerade auf Hochzeitsreise, sodass sich zunächst seine Kollegen um den Fall kümmern müssen.
Über weite Strecken wirkt das Buch dann allerdings eher wie ein Familiendrama als wie ein Thriller.
Die Autorin verwendet viel Platz darauf, das Innenleben ihrer Protagonisten auszuloten – beispielsweise die Beziehung zwischen Connie und Kit, die nach außen das glückliche Paar spielen, obwohl im Inneren längst Misstrauen und Entfremdung herrschen, das Verhältnis zwischen Connie und ihren Eltern, von denen sie sich unterdrückt fühlt, es aber nicht schafft, sich zu emanzipieren, oder auch die eigenartige Situation zwischen Simon und seiner Frau Charlie, die ihre Flitterwochen in einer wunderschönen Villa verbringen, sich dabei aber gar nicht so benehmen, wie man es von einem frisch verheirateten Paar erwarten würde.
Derartige Einblicke mögen für an Psychologie interessierte Leser zwar ganz reizvoll sein, die Art, wie sie vermittelt werden, ist aber oftmals beinahe nervtötend: Es gibt immer wieder seitenlange Dialoge mit vielem Hin- und Her – und oftmals Aneinander-Vorbei-Gerede oder ausführliche innere Monologe, die allesamt die Handlung nicht wirklich vorantreiben, sondern eher von der eigentlichen Geschichte ablenken.
So gelingt es vor allem zu Beginn kaum, echte Spannung aufzubauen, was das Weiterlesen oft mühsam macht.
Erst ab etwa der Hälfte des Buches kommt etwas Bewegung in die Sache, Hinweise, die zur Lösung des Falles führen könnten, verdichten sich und man kann als Leser auch ein bisschen miträtseln.
Die Auflösung bietet dann einige Überraschungen, enthält allerdings auch eine Reihe von Ungereimtheiten und wirkt insgesamt nicht wirklich gut durchdacht.
Man kann der Autorin aber immerhin zugute halten, dass das Buch bis zur letzten Seite spannend bleibt.
Fazit: Die Grundidee ist sicherlich ansprechend, es wäre aber besser gewesen, einige Nebenaspekte kürzer zu fassen und sich dafür mehr auf eine stichhaltige Ausarbeitung der Haupthandlung zu konzentrieren.