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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2020

Die letzte Fahrt

Der letzte Satz
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Der alte Gustav Mahler befindet sich auf seiner letzten Überfahrt nach Amerika. Auf dem Deck stehend und das Meer beobachtend, sinniert er über sein Leben nach, zieht eine letzte Bilanz. Enttäuscht vom ...

Der alte Gustav Mahler befindet sich auf seiner letzten Überfahrt nach Amerika. Auf dem Deck stehend und das Meer beobachtend, sinniert er über sein Leben nach, zieht eine letzte Bilanz. Enttäuscht vom eigenen Körper und dem kurzen, flüchtigen Leben, verliert er sich in Erinnerungen. Die großen Persönlichkeiten der Zeit, neben Mahler und Alma auch Freud, Gropius und Rodin, drängen sich alle auf die wenigen Seiten dieser Erzählung.
Ruhig, unaufgeregt, erzählt Seethaler diese Geschichte des berühmten Komponisten. Die Rückblicke auf das Leben sind gut mit der Rahmenhandlung auf dem Schiff verbunden. Gerade auch die Beschreibung der Natur, des Waldes oder des Meeres, haben mir sehr gut gefallen.
Das Buch lässt sich leicht und schnell lesen, auch ohne jegliche Vorkenntnisse über Mahler und seine Musik. Das liegt vor allem daran, dass die Musik und in geringerem Ausmaß auch die Biografie Mahlers fast gar nicht zur Sprache kommen. Sehr schade, denn sein Leben hätte mit Sicherheit genug Stoff für eine tiefere Auseinandersetzung geboten.
Auf der Handlungsebene passiert leider nicht viel mehr als schon der Klappentext hergibt und das ist mir für einen Roman dann doch einfach zu wenig. Vor allem da die Erinnerungen an sein Leben zwar gut zu lesen sind, aber auch keine wirklichen Erkenntnisse oder Einsichten bieten. Wirklich lesenswert war das Buch daher für mich leider nicht.

Veröffentlicht am 01.08.2023

Eine riesige Enttäuschung

Babel
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Wenn das Buch direkt schon mit Harry Potter verglichen wird, hat man hohe Erwartungen. Leider wurden sie nicht erfüllt.
Die Geschichte von dem Übersetzungsinstitut in Oxford im 19. Jahrhundert funktioniert ...

Wenn das Buch direkt schon mit Harry Potter verglichen wird, hat man hohe Erwartungen. Leider wurden sie nicht erfüllt.
Die Geschichte von dem Übersetzungsinstitut in Oxford im 19. Jahrhundert funktioniert für mich nicht richtig. Zu wenig Magie, zu viele (dröge) Fußnoten, die den Lesefluss stören und nicht weiterhelfen. Ich bin mit den Charakteren auch nicht warm geworden. Es gibt kaum Szenen, in denen man merkt, dass da echte Menschen agieren sollen, sie wirken mehr wie Abziehbilder, wie Stereotypen. Sehr schade, gerade bei einem Roman, in dem es um Rassismus geht.
Nach den ersten 100 Seiten zieht sich das Buch wie Kaugummi und ich war froh, als ich damit fertig war. Es wäre vielleicht einen ganz kleinen Ticken weniger langweilig gewesen, wenn nicht schon der englische Originaltitel alles verraten würde.

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Veröffentlicht am 16.11.2020

Nimmt sich selbst zu wichtig

Der Schwarm
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Puh, ein dickes Buch. Pro: Die Dialoge kann man gut lesen. Contra: zu lang, zu zäh, seitenlange wissenschaftliche Erklärungen, die man so detailliert nicht gebraucht hätte, flache, unsympathische Charaktere ...

Puh, ein dickes Buch. Pro: Die Dialoge kann man gut lesen. Contra: zu lang, zu zäh, seitenlange wissenschaftliche Erklärungen, die man so detailliert nicht gebraucht hätte, flache, unsympathische Charaktere ohne Tiefgang, die einen nur nerven, ständige Anspielungen auf SF-Filme und Bücher (und das dass, was in diesem Buch vorkommt, ja so viel glaubwürdiger ist), die Amis wollen die Weltherrschaft (zumindest die meisten), die Deutschen sind die einzig vernünftigen in der Europäischen Union. Viel zu lang, viel zu sinnlos, da überhaupt nicht zur Story gehörend.
Natürlich ist die Sache überdenkenswert: ist der Mensch die Krone der Schöpfung, gibt es noch andere intelligente Wesen, was wäre, wenn es in der uns unbekannten Tiefsee noch eine zweite hochkultivierte, intelligente Rasse gäbe? Alles interessant, ohne Frage. Aber alles nicht neu und vor allem: nicht unterhaltsam. Es gibt keinen Grund diese flache Story auf 1000 Seiten auszuwälzen und erst recht keinen Grund, so viele selbstgefällige, arrogante Charaktere zu erfinden.

Veröffentlicht am 01.10.2023

Sehr anstrengend

Tasmanien
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Also mit diesem Buch habe ich mir unendlich schwer getan.
Die Kurzfassung: Es ist einfach unglaublich langweilig und langwierig. Alleine schon diese ganzen Nacherzählungen von Fakten (Atombomber, Oppenheimer, ...

Also mit diesem Buch habe ich mir unendlich schwer getan.
Die Kurzfassung: Es ist einfach unglaublich langweilig und langwierig. Alleine schon diese ganzen Nacherzählungen von Fakten (Atombomber, Oppenheimer, Gas lightning, Paris-Attentate…). Ich meine, wer halbwegs gebildet ist, kennt diese Fakten alle. Wenn es wenigstens spannend geschrieben wäre, aber nein. Der Ich- Erzähler ist Journalist, aber dieser Bericht oder was auch immer es sein soll, ist trocken, teilweise gestelzt und in keiner einzigen Sekunde unterhaltsam.
Selbst die Interaktionen der Protagonisten untereinander werden so blutleer erzählt, dass nicht ein Hauch von Spannung aufkommt. Ein guter Roman schafft es, Ideen und Erklärungen in einem natürlichen Rhythmus unterzubringen. Hier wird einfach erklärt, trockner als ein Wikipedia-Artikel. Dazu kam bei mir auch keine Sympathie für den Erzähler oder die anderen Figuren auf. Vor allem der Erzähler hat schrecklich viele Vorurteile. Immer wieder werden schräge Vergleiche gezogen, die den Lesefluss stören und weder bereichernd für irgendwen sind, noch irgendetwas mit der Handlung zu tun haben.
Auch das Ende konnte mich nicht überzeugen. Alles in allem, definitiv nicht mein Buch.

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Veröffentlicht am 28.11.2022

Für Menschen mit starken Nerven

Blutmond (Ein Harry-Hole-Krimi 13)
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Ich bin bei einem Buch, das ich beurteilen soll, selten so hin und her gerissen, wie bei Jo Nesbøs neuem Harry Hole-Roman „Blutmond“. Ich habe von Nesbø schon „Ihr Königreich“ gelesen und war davon ziemlich ...

Ich bin bei einem Buch, das ich beurteilen soll, selten so hin und her gerissen, wie bei Jo Nesbøs neuem Harry Hole-Roman „Blutmond“. Ich habe von Nesbø schon „Ihr Königreich“ gelesen und war davon ziemlich begeistert, habe aber auch schon „Macbeth“ gelesen, das ich ziemlich schlecht fand. Die Harry Hole-Reihe war mir komplett neu und ich habe mich auf einen schönen und spannenden skandinavischen Krimi gefreut.
Auf der einen Seite hat mir der Roman auch gefallen: Sprachlich ließ er sich gut lesen, das skandinavische Feeling, welches ich erwartet hatte, kam beim lesen auch auf, ich fand es auch interessant, dass hier wie in der Reihe von Stieg Larsson die Presse einen wichtigen Teil der Handlung ausmacht und gesellschaftspolitische Themen angesprochen werden.
Was mir gar nicht gefallen hat: Die Handlung hat mich stellenweise einfach abgeschreckt. Vielleicht bin ich zu zart besaitet, aber bei mir kam da beim lesen schon immer wieder ein Ekelgefühl hoch (immer dann, wenn es um die genauen Details der Morde geht. Dazu kommt, dass ich die Handlung auch gar nicht überzeugend fand. Vieles war mir zu weit hergeholt, zu konstruiert und unglaubwürdig. Auch der Spannungsaufbau ist bei mir, insbesondere bei dieser durchschaubaren Show-down-Dramatik durchgefallen.
Die Charaktere sind okay, weder besonders ausgearbeitet, noch Stereotypen. Vielleicht hat man hier in den Vorgängerbänden auch schon genug Hintergrundinfos bekommen, das kann ich nicht beurteilen. Bei den neu eingeführten Charakteren waren jetzt aber auch keine besonders gut konstruierten Figuren dabei.
Ganz davon abgesehen ist es mir auch auf den Keks gegangen, dass ständig betont wurde, was für ein Einzelgänger dieser Harry Hole ist und wie alleine er im Leben steht, während er so enorm stark in die sozialen Strukturen seiner Umgebung eingebunden war, wie ich das selten von einem Mordermittler lese.
Wäre diese ekligen Szenen nicht gewesen, wäre das Buch einfach nur mittelmäßig für mich, aber so fand ich das dermaßen abschreckend, dass ich keinen weiteren Hole-Roman lesen möchte. Ich kann das Buch guten Gewissens niemandem empfehlen.