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Veröffentlicht am 23.12.2023

Wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe...

Die Insel der Tausend Leuchttürme
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Zum Inhalt:
Hildegunst begibt sich, der Gesundheit wegen, auf die Insel Eydernorn. Durch eine wetterbedingte Unmöglichkeit, den Kontakt zur Außenwelt zu halten, schreibt er Briefe an seinen Freund auf ...

Zum Inhalt:
Hildegunst begibt sich, der Gesundheit wegen, auf die Insel Eydernorn. Durch eine wetterbedingte Unmöglichkeit, den Kontakt zur Außenwelt zu halten, schreibt er Briefe an seinen Freund auf Vorrat, um diesen über Hildegunsts Erfahrungen auf Eydernorn ins Bild zu setzen.

Mein Eindruck:
Ein gutes Stück ist diese Geschichte eine einzige Freude. Andreas Fröhlich liest genial und man meint, einen älteren Herrn - sorry, Lindwurm - mit seinen Wehwehchen und einer gehörigen Portion Selbstkritik zu sehen. Der Humor, der sich ebenfalls in den Schilderungen über die Schrullen der Insulaner zeigt, ist ganz wunderbar und die Stunden fliegen praktisch nur so dahin. Aber dann kommt langsam aber sicher der Höhepunkt (über den natürlich nicht zu viel verraten werden soll) und darüber kann man getrennter Meinung sein. Denn es ist schon sehr viel, was man dabei schlucken muss; für manchen dann auch zu viel.

Mein Fazit:
Obwohl ich den Stil liebe und viel Spaß hatte, hat mir das Ende einen guten Teil des Genusses verdorben.

Veröffentlicht am 03.12.2023

Ein dynamisches Trio

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam
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Zum Inhalt:
Judith wundert sich zwar über die Einladung zum Polterabend bei einem einflussreichen Bewohner ihres Dorfes, aber dass dieser sein Leben bedroht sieht, gibt den Ausschlag. So findet sie sich ...

Zum Inhalt:
Judith wundert sich zwar über die Einladung zum Polterabend bei einem einflussreichen Bewohner ihres Dorfes, aber dass dieser sein Leben bedroht sieht, gibt den Ausschlag. So findet sie sich gemeinsam mit ihren Freundinnen Suzie und Becks auf der Gartenparty ein. Doch trotz ihrer Anwesenheit kommt der Bräutigam zu Tode. In einem verschlossenen Raum, ohne andere Anwesende. Unfall oder doch Mord, - denn Sir Peter hatte sehr viele Feinde.

Mein Eindruck:
Richard Thorogood agiert in seinen Cosy-Crimes um das aktive Damentrio mittleren Alters wie bei seinen "Death in Paradise"-Krimis: Zwar gibt es Tote (und bei einem bleibt es hier nicht), aber die gute Laune kommt nie zu kurz. Er schafft für einige Figuren Verdachtsmomente, so dass genügend Motive die Knobelei um Tat und Täter für die Leser unterfüttern. Die Hauptpersonen agieren glaubwürdig und immer ihrem gezeichneten Charakter entsprechend. Die einzelnen Tugenden der drei Damen sind die Basis für die Aufklärung und diese erfolgt nachvollziehbar.

Mein Fazit:
Wie gut, dass die Rente noch kein Thema ist

Veröffentlicht am 29.10.2023

Spurensuche im Paradies

Die dunkle Spur
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Zum Inhalt:
Holly hat eine seltsame SMS verschickt und ist seitdem nicht mehr erreichbar. Deshalb macht sich ihre ältere Schwester Claire auf nach Martha's Vineyard, wo Holly sich nach dem Tod der gemeinsamen ...

Zum Inhalt:
Holly hat eine seltsame SMS verschickt und ist seitdem nicht mehr erreichbar. Deshalb macht sich ihre ältere Schwester Claire auf nach Martha's Vineyard, wo Holly sich nach dem Tod der gemeinsamen Mutter erholen wollte. Dort angekommen stellt Claire fest, dass Holly nach einer Veranstaltung am Strand verschwunden ist, die auch von einigen reichen Urlaubsgästen besucht wurde. Reiche Gäste, die meinen, über dem Gesetz zu stehen.

Mein Eindruck:
Jenny Blackhurst gliedert ihren Krimi in zwei Erzählstränge. Einerseits lernt man Holly und ihre Erlebnisse im Urlaubsgebiet kennen bis zu ihrem Verschwinden, anderseits darf man sich mit dem Hoffen und Bangen von Claire nach Hollys Verschwinden befassen und - ja - auch ein bisschen gruseln. Denn je weiter das Buch fortschreitet, desto mehr fürchtet man um Holly Leben und irgendwann ebenfalls um Claires Gesundheit. Es gefällt, dass Blackhurst ihre Charaktere nicht eindimensional gestaltet, sondern Wert auf Vielschichtigkeit legt. So sind selbst die "Bösen" nicht nur böse und auch die Guten haben ihre Macken (selbst, wenn es nur das wöchentliche Steak des Möchtegern-Veganers ist).
Einzig das Ende ist nicht für jeden zu empfehlen, beinhaltet es doch auf mehreren Ebenen ein Rechtsempfinden, welches nicht unbedingt mit dem eigenen kompatibel ist.

Mein Fazit:
Über weite Strecken absolut spannend, zum Ende fragwürdig

Veröffentlicht am 01.10.2023

Aus der Zeit gefallen

Dreizehnfurcht
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Zum Inhalt:
Moritz, genannt Momme, hat Angst vor der Zahl 13. So sehr, dass sie ihn an der Führung eines normalen Lebens mit Arbeitsplatz und Unterkunft hindert. Der Ausweg bietet sich mit einem Jobangebot ...

Zum Inhalt:
Moritz, genannt Momme, hat Angst vor der Zahl 13. So sehr, dass sie ihn an der Führung eines normalen Lebens mit Arbeitsplatz und Unterkunft hindert. Der Ausweg bietet sich mit einem Jobangebot in die brandenburgische Provinz. Sein neuer Arbeitgeber entpuppt sich als Mensch aus einer Parallelwelt, in die auch Momme wechselt. Hinein in ein Berlin, welches eine dreizehnte Stunde, jedoch weder Elektrizität noch andere neumodische Errungenschaften besitzt.

Mein Eindruck:
Der Autor Wieland Freund weiß geschickt eine Zeit auferstehen zu lassen, die an den Anfang des letzten Jahrhunderts erinnert - inklusive Verhalten und Sprache der darin befindlichen Charaktere. Interessant wird es immer dann, wenn die Figuren die Welten wechseln und entweder Unbehagen, Furcht oder Freiheit verspüren. Es ist spannend zu sehen, wie auf der einen Seite Personen versuchen, den Status Quo beizubehalten und dabei auch nicht vor Gewalt und Umsturz zurückschrecken und andere das Beste aus beiden Welten suchen, um beispielsweise mit dem Schmuggel von Medikamenten Leben zu retten. So bietet sich eine unorthodoxe Geschichte, die sich der Einordnung in ein Genre entzieht. Wie die Grenzgänger in Berlin.

Mein Fazit:
Seltsam, aber fesselnd

Veröffentlicht am 01.10.2023

Verschollen

The Castaways
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Zum Inhalt:
Erin trauert um ihre bei einem Flugzeugabsturz gestorbene Schwester Lori. Als jedoch der Pilot plötzlich wieder auftaucht - quicklebendig, aber wenig redselig - schöpft sie wieder Hoffnung ...

Zum Inhalt:
Erin trauert um ihre bei einem Flugzeugabsturz gestorbene Schwester Lori. Als jedoch der Pilot plötzlich wieder auftaucht - quicklebendig, aber wenig redselig - schöpft sie wieder Hoffnung und versucht zu rekonstruieren, was nach dem Verschwinden der Maschine vom Radar wirklich geschah. Und ob Lori vielleicht doch noch lebt. Irgendwo.

Mein Eindruck:
Auf zwei Zeitebenen (jetzt für Erin, damals für Lori) treibt die Geschichte von Lucy Clarke auf den Höhepunkt zu und damit die Frage, ob und wie Lori noch lebt. Den Weg auf dieses Ziel gestaltet die Autorin sehr spannend, bildhaft und absolut eindringlich. Dabei zeigt sich, dass für die Wahrheit jetzt und das Überleben damals gerne Prinzipien über Bord geworfen werden und das zivilisierte Leben nur eine hauchdünne Hülle sein kann, unter der es sehr dreckig und archaisch zugehen kann. Diese Entwicklung der Persönlichkeiten gefällt und auch die Motive auf der Insel für die Handlungen dort (inklusive Rückblicke auf die Vergangenheit der Charaktere) waren passend und schlüssig. Einzig das Ende ist etwas unglücklich - obwohl man diesen Punkt unter "Geschmackssache" abhandeln kann. Und Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Mein Fazit:
Ein paar Längen im Mittelteil, der Schluss spaltet, insgesamt jedoch ein lesenswertes Buch