Frau-Sein und Familie in der heutigen Gesellschaft
Weiße WolkenMich hat die Geschicht sofort in die Welt der drei Protagonist*innen mitgenommen. Es geht um Dieo und Zazie, Töchter einer exzentrischen deutschen Mutter und eines philosophisch-denkenden senegalesischen ...
Mich hat die Geschicht sofort in die Welt der drei Protagonist*innen mitgenommen. Es geht um Dieo und Zazie, Töchter einer exzentrischen deutschen Mutter und eines philosophisch-denkenden senegalesischen Vaters. Die beiden Schwestern verkörpern dabei zwei gegensätzliche Positionen, wie sie sich und ihr Leben innerhalb unserer Gesellschaft sehen.
Dieo, als berufstätige Mutter und Ehefrau, hadert maßgeblich mit den klassischen Rollenerwartungen einer Frau gegenüber.
Ihre jüngere Schwester fokusiert sich auf den Kampf gegen den herrschenden Alltagsrassismus und die damit verbundenen Stereotypen.
Simon, Dieos Ehemann, ist ein sehr sympathischer Charakter und wunderbar emanzipiert. Was nicht heißt, dass es keine Schwierigkeiten innerhalb der Ehe gibt oder Simon den "perfekten Mann" verkörpert. Sondern es ist einfach ein realistisches Beispiel einer modernen Familie.
Die Autorin hat einen anspruchsvollen, aber gut lesbaren Schreibstil und einen treffsicheren Blick auf unsere Gesellschaft, allen voran hier auf das Bildungsbürgertum. Gerade deshalb hat mir der Roman sehr viel Spaß gemacht und mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht.
"Ja, Simon, du bist sozusagen intersektioal von sozialisatorisch bedingter Zerbrechlichkeit betroffen." S. 231
Gleichzeitig mochte ich die liebevolle Art, ihre Figuren zu beschreiben. Sie zeigt sie verletztlich und ungeschminkt, skizziert ein ehrliches Familienbild in den verschiedensten Facetten und auch die Liebe zwischen diesen Menschen bleibt immer spürbar.
Es ist eine Geschichte, die mich am Ende mit einem warmen Gefühl für diese große Familie zurücklässt. Sie zeigt, wie stark einen Menschen machen, die uns lieben, wenn wir sie lassen.
Ein Debüt, das ich sehr gerne weiterempfehle.