Ein feinfühliger Roman mit klugen Reflexionen über das Leben, die Gesellschaft und die Welt
Die BücherjägerinInhalt: Über mehrere Jahre hinweg hat Sarah, gemeinsam mit ihrer Tante Amalia, ein Restaurations- und Antiquitätengeschäft geführt. Doch nun ist Sarah allein: Amalia ist vor Kurzem unerwartet verstorben ...
Inhalt: Über mehrere Jahre hinweg hat Sarah, gemeinsam mit ihrer Tante Amalia, ein Restaurations- und Antiquitätengeschäft geführt. Doch nun ist Sarah allein: Amalia ist vor Kurzem unerwartet verstorben – wodurch Sarahs Leben zu zerbrechen droht. Nicht nur muss Sarah mit der Trauer zurechtkommen, zugleich hat sie einen Schuldenberg geerbt, von dem ihre Tante immer geschwiegen hat. Gerade, als Sarah Ordnung in das Geschäft bringen möchte, klingelt es an der Haustür: Ein Mann steht vor der Tür, der sich als Benjamin Ballantyne vorstellt. Er erklärt, dass Amalia kurz vor ihrem Tod Kontakt zu ihm aufgenommen hatte und ihm erzählte, sie wisse wo sich das erste, bis dato verschollene Segment der Peutingerschen Tafel (eine spätmittelalterliche Karte) befinde. Sarah, die davon zum ersten Mal hört, begibt sich – nach kurzem Zögern – gemeinsam mit Benjamin auf die Suche nach der Karte…
Persönliche Meinung: „Die Bücherjägerin“ ist ein buchiger Roman von Elisabeth Beer. Die Handlung des Romans folgt, vereinfacht gesagt, der Struktur eines Abenteuerromans: Sarah und Benjamin reisen auf der Suche nach einem verschollenen „Schatz“ quer durch Europa, wobei es einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen gilt. In dieser „einfachen“ Abenteuer-Struktur geht der Roman aber nicht komplett auf. Im Gegenteil: Er durchbricht die Grenzen des Genres „Abenteuerliteratur“. Dies fängt bereits bei der Protagonistin Sarah an, aus deren Ich-Perspektive die Handlung erzählt wird. Sarah ist eine vergleichsweise komplexe, unkonventionelle Protagonistin: Ihr fällt der Kontakt zu anderen Menschen schwer, häufig hat sie Probleme, Äußerungen von Anderen zu dekodieren, und sie weiß nicht immer genau, wie sie am besten handeln soll, wodurch sie, trifft sie auf andere Menschen, oft überfordert ist. Diesen Charakterzug Sarahs zeichnet Elisabeth Beer in einfühlsamer wie anschaulicher Weise nach (Generell: Alle in „Die Bücherjägerin“ auftretenden Charaktere sind wirklich klasse. Sie sind durchweg ein bisschen schrullig, aber ungemein liebenswürdig). Weiterhin ist die Handlung durchzogen von einem Hauch Coming of Age, der sich besonders in Rückblicken, die sich mit der Kindheit und Jugend Sarahs beschäftigen, manifestiert: Das Aufwachsen bei Amalia wird hier genauso thematisiert wie das Finden und Erkennen des Selbst, Streitereien mit der Schwester, der erste Kuss und die erste Liebe. Daneben findet sich in „Die Bücherjägerin“ eine feine, ebenfalls unkonventionelle Liebesgeschichte zwischen Benjamin und Sarah, zu der ich aber hier nichts spoilern möchte. Überhaupt werden – neben dem Erwachsenwerden und der Liebe – viele verschiedene, gesellschaftlich relevante Themen in dem Roman angesprochen (wie Diversität, der Umgang mit Trauer, Diskriminierung und Mobbing). Zusätzlich entdeckt man immer mal wieder Referenzen auf Werke der Weltliteratur. Der Schreibstil von Elisabeth Beer ist empathisch, anschaulich und gewürzt mit einem feinen Humor. Insgesamt ist „Die Bücherjägerin“ ein feinfühlig geschriebener Roman mit klugen Reflexionen über das Leben, die Gesellschaft und die Welt.