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Veröffentlicht am 12.10.2023

Autor mit Potenzial

Selbst in dunkelster Nacht
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Auf „Selbst in dunkelster Nacht“ bin ich tatsächlich durch den Fakt aufmerksam geworden, dass es ein Autor geschrieben hat. Zwar gibt es sicherlich vereinzelte männliche Vertreter, die im Genre New Adult ...

Auf „Selbst in dunkelster Nacht“ bin ich tatsächlich durch den Fakt aufmerksam geworden, dass es ein Autor geschrieben hat. Zwar gibt es sicherlich vereinzelte männliche Vertreter, die im Genre New Adult Bücher schreiben, dann ist es in meinem Eindruck aber oft auch so, dass es LGBTQ+ Bücher sind. Ja, aber warum nicht mehr Autoren, die heterosexuelle Liebesgeschichten erzählen, die immer noch den Großteil des Marktes ausmachen? Deswegen war für mich klar, dass ich das unbedingt auch unterstützen möchte und habe daher bei „Selbst in dunkelster Nacht“ von Ali Kassemyar gerne zugegriffen.

Zunächst ist für mich eine löbliche Angelegenheit, dass Kassemyar sich beide Perspektiven, also die von Kieran und die von Liora gleichermaßen vornimmt. Auch bei weiblichen Autorinnen erlebt man es oft, dass sie entweder nur die weibliche Perspektive anbieten oder beides machen, dann aber dennoch eine deutliche Tendenz zur Frau haben. Ich verstehe das durchaus, weil man sich ganz logisch in das eigene Geschlecht besser eindenken kann. Aber mein Standpunkt ist dennoch, dass es in einer Liebesgeschichte für mich vollständiger ist, wenn eben Seiten zu Wort kommen und man sie wirklich verstehen kann. All diese Beobachtungen kann ich für Kassemyar nun nicht festhalten, denn er nimmt beide Perspektiven und wie ich finde sehr gleichberechtigt. Ich habe jetzt nicht nachgezählt, aber es hat sich gleich angefühlt und ich habe zu beiden Figuren einen wirklich ausführlichen Eindruck erhalten und fand auch, dass sie jeweils sehr nachvollziehbar ausgestaltet worden sind. Ich habe „Selbst in dunkelster Nacht“ als Hörbuch gehabt und die beiden Erzählstimmen waren beide auf ihre Art sehr angenehm und sie sind schnell zu Kieran respektive Liora geworden.

Auch wenn an der Geschichte nicht viel ‚neu‘ ist, so habe ich es mich vor allem von kleineren Aspekten gut mitreißen lassen. Die gemeinsame Arbeit im Blumenladen ist sicherlich einer davon. Da ich gerade erst „Die verlorenen Blumen von Alice Hart“ auf Prime Video gesehen habe, wo es viel um die Bedeutung von Blumen ging, fühlte sich das Buch wie die logische Fortsetzung an und ich fand es wirklich schön, wie die beiden Figuren sich durch die gemeinsame Leidenschaft dafür einander öffnen konnten. Ein weiterer Aspekt ist dann Kieran und sein Umgang mit dem kleinen Luke. Auch wenn da eine tragische Geschichte hintersteckt, die sicherlich auch im zweiten Teil noch eine größere Rolle spielen wird, so finde ich doch, dass jede Szene etwas sehr Herzerwärmendes hatte. Schon vor Liora und Kieran waren es daher die Momente, die mir sein Wesen erklärt haben. Wer so mit Kindern umgeht, der hat das Herz am richtigen Fleck. Letztlich haben wir dann auch noch die Vergangenheit von Liora mit dem Mobbing wegen ihres Gewichts und wie sie auch noch in der Gegenwart darunter leidet. Hier kann ich gerne auch nochmal speziell Kassemyar hervorheben, denn übergewichtige Figuren, egal, ob Männlein oder Weiblein, findet man viel zu wenig und dann diese Gefühle auch noch für das andere Geschlecht darzustellen, Hut ab. Ich fand es auch sehr authentisch. Als selbst Betroffene konnte ich mich in Lioras Gefühlen sehr gut wiedererkennen.

Ich fand aber auch generell, dass das Buch voll von tollen Figuren war. Auch die Nebenfiguren haben auf ihre Art etwas, was sich sofort ins Gedächtnis gräbt. Es unterstreicht letztlich auch, dass es nicht nur Liora und Kieran füreinander sind, sondern dass es so viele Menschen sind, die einem tagtäglich begegnen, mal nur kurz und einmal, mal immer wieder, sie alle können einen prägen und ich fand, dass die unterschiedlichsten Beziehungen, Freundschaft, mütterliche Fürsorge, weise Ratgeberin etc. gut rübergebracht wurden. Alles fühlte sich echt an. Auch wenn ich mir tatsächlich aktuell noch nicht vorstellen kann, wovon der gesamte zweite Band handeln wird, weil ich beim ersten schon den Eindruck hatte, er steuert auf ein sauberes Ende zu, so machen mich die anderen Eindrücke doch positiv gestimmt, dass Ali Kassemyar schon weiß, was er da macht. Erzählen kann er auf jeden Fall.

Fazit: Ich habe mich von „Selbst in dunkelster Nacht“ gut einfangen lassen, denn in die safte Erzählung hinein ist sehr viel Echtes eingewoben worden, so dass ich wirklich durch die Hörbuchstimmen dachte, das alles passiert gerade wirklich. Ali Kassemyar hat auf jeden Fall eine Erzählstimme, die ich mit viel Potenzial sehe und ich werde ihn ab jetzt auf dem Schirm haben.

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Veröffentlicht am 11.10.2023

Schwermütig und wichtig

Heartstopper Volume 4 (deutsche Hardcover-Ausgabe)
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Im Deutschen sind bislang vier Volumes der Graphic Novel-Reihe zu „Heartstopper“ erschienen und die vierte Ausgabe ist mit einer größeren Storyline auch schon in der zweiten Staffel der Netflix-Serie enthalten. ...

Im Deutschen sind bislang vier Volumes der Graphic Novel-Reihe zu „Heartstopper“ erschienen und die vierte Ausgabe ist mit einer größeren Storyline auch schon in der zweiten Staffel der Netflix-Serie enthalten. Ansonsten sind die Inhalte wohl für die bereits bestellte dritte Staffel vorgesehen, wozu die Dreharbeiten auch schon begonnen haben. Grund genug, um mal einen Blick auf Volume 4 zu werfen.

Volume 4 nach Alice Oseman sticht in jedem Fall aus der Reihe heraus, denn nach den ganzen Vorbereitungen zuvor war doch klar, nun geht es durch ein dunkles Tal und Charlies mentale Gesundheit wird ins Zentrum gerückt. Ich finde das Thema wichtig und nachdem, was Oseman in den drei Volumes und auch in der Serienadaption schon umgesetzt hat, wäre es wohl wenig passend gewesen, dieses Kapitel einfach auszusparen oder es zu verharmlosen, indem Charlie nur durch die Liebe zu Nick sofort geheilt ist. Das bedeutet umgekehrt aber natürlich auch, Volume 4 ist wirklich anders und das spricht die Autorin im Nachklang auch mit eigenen Worten an. Ich schätze sie für ihre Ähnlichkeit und dass sie ihre Fans da auch mit in ihre Gedankengänge einlädt.

Triggerwarnungen werden in Büchern, aber auch in Formaten mit Bewegtbildern immer wichtiger, und diese Volume 4 hat definitiv eine verdient. Wo man sich zuvor in diese süßen, unbeholfenen und stets leidenschaftliche Momente zwischen Nick und Charlie verliebt hat, so ist die Liebe natürlich auch in Teil 4 da, aber die Liebe hat es auch sehr schwer, weil Charlie völlig von seine Gesundheit übernommen wird. Dem Band fehlt also oft eine Portion Leichtigkeit. Ja, das habe ich doch irgendwie vermisst, aber ich erkenne eben gleichzeitig auch an, dass die Autorin um eine authentische Darstellung bemüht war. Dadurch, dass die vergehende Zeit auch einen größeren Zeitrahmen umfasst, bekommt man auch Monat für Monat Einblicke darin, wie es Charlie geht und wie umgekehrt Nick damit umgeht und was es mit ihm macht. Es ist also nicht nur ein kleiner Blick hinein, sondern ein langwieriger Prozess. Ich würde mir dennoch wünschen, dass Volume 5, was schon angekündigt ist, Charlies Gesundung genauso wie dem sonstigen Flair von Heartstopper gerecht werden kann.

Fazit: Volume 4 von „Heartstopper“ wird innerhalb der Reihe sicherlich der Teil sein, der zwar natürlich dazu gehört, aber eben nicht, den ich immer wieder lesen möchte. Es war nur konsequent, Charlies Zustand so ausführlich darzustellen, aber es ergibt einen wirklich schwermütigen Inhalt, wonach man sich trotz der löblichen authentischen Darstellung wieder etwas mehr Leichtigkeit wünscht.

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Veröffentlicht am 02.10.2023

Liebe in zwei Zeiten mit Ausrufezeichen zum Schluss

The Things we leave unfinished
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Rebecca Yarros ist dank „Flammengeküsst“ in aller Munde, doch das Buch habe ich noch nicht gelesen, aber es hat sicherlich bewirkt, dass „The Things We Leave Unfinished“ nun so schnell auch auf den Buchmarkt ...

Rebecca Yarros ist dank „Flammengeküsst“ in aller Munde, doch das Buch habe ich noch nicht gelesen, aber es hat sicherlich bewirkt, dass „The Things We Leave Unfinished“ nun so schnell auch auf den Buchmarkt gekommen ist. Und der Erfolg bei TikTok hat sicherlich auch nicht geschadet, da es bekanntlich ein neuer Maßstab für das Interesse auf dem deutschen Buchmarkt ist. Ich jedenfalls war wegen des wirklich süßen und romantischen Covers an Bord, aber auch wegen der Aussicht, dass zwei Liebesgeschichten auf zwei Zeitebenen erzählt werden. Das habe ich früher öfters schon mal gelesen, warum also nicht nochmal?

Es war auf jeden Fall einfach in die Geschichte einzutauchen, doch beim Hörbuch hatte ich erst kleinere Irritationen. Nicht wegen den Erzählstimmen selbst, die ich beide als sehr angenehm empfunden habe, sondern weil es in der Gegenwart und in der Vergangenheit zwei verschiedene Erzählstile gibt. Bei Georgia und Noah haben wir klar geklärt, dass beide jeweils Kapitel aus ihrer Sicht haben, damit wird dann auch klar zwischen Mann und Frau als Erzählstimme gewechselt. Die Vergangenheit hat Yarros so deutlich nicht getrennt, weswegen die Perspektiven von Scarlett und Jameson oft ineinandergeflossen sind. Das aber wiederum hat mich dann etwas irritiert, weil die Gedanken der Frau dann schon mal vom Mann gelesen wurden und umgekehrt. Wenn man zwei Stimmen hat, dann passiert im Kopf automatisch eine Zuordnung, die hier aber nicht völlig erfüllt wurde. Dennoch habe ich im späteren Verlauf kaum noch darüber nachgedacht, das war also eine Gewöhnungssache. Spätestens in Buchform ist das sowieso kein Kritikpunkt mehr.

Kommen wir nun aber wirklich zum Buch, wo wir tatsächlich zwei Liebesgeschichten erzählt bekommen. Doch es ist deutlich zu merken, dass Yarros ein größeres Faible für Scarlett und Jameson hatte. Zwar gibt es dort auch Zeitsprünge, aber in einem solchen Maße, dass man als Leser und Leserin dennoch immer das Gefühl hat, mit den beiden Figuren und ihrer gemeinsamen Geschichte zu wachsen. Natürlich sind ihre Erlebnisse durch die Schrecken des Krieges auch automatisch dramatischer und aufwühlender, aber auch abseits davon hatte ich den Eindruck, dass den beiden als Paar etwas mitgegeben wurde, was unweigerlich mitreißt. Georgia und Noah sind als Figuren auch charmant und vor allem die erste gute Begegnung der beiden Figuren sorgt schnell dafür, dass man das unterbewusste Prickeln zwischen ihnen versteht. Aber so im Vergleich sind die Gefühle zwischen diesen beiden einfach da. Zudem tun hier eben die Zeitsprünge nicht gut, wenn sich Noah und Georgia genau auf die Bedingungen ihrer Beziehung geeinigt haben, entwickelt er einen Plan und schwupps sind wir auch schon am Ende des Plans, ohne aber die Zeit dazwischen erlebt zu haben, die mir aber eigentlich wichtig erschien. Zudem muss ich auch sagen, dass Georgias Denken und wie sie Noahs Entscheidungen eingeschätzt hat, leicht übertrieben vorkamen. Natürlich sollte es am Ende passend gemacht werden, dass die beiden Liebesgeschichten Parallelen eröffnen, woraus Georgia dann für sich selbst lernen soll, aber ich fand das Verhältnis aus Noahs ‚Fehler‘ und ihrem Beleidigtsein nicht angemessen. Das sind alles so Kleinigkeiten, die zusammengeführt dafür gesorgt haben, dass mich die Liebesgeschichten nicht gleichermaßen unterhalten haben.

Dennoch ist das auch Klagen auf hohem Niveau, denn „The Things We Leave Unfinished“ ist eine wirklich volle Erzählung, die viel zu bieten hat. Durch die Sprünge zwischen den beiden Ebenen entsteht auch ein sehr spannender Lesefluss, denn eigentlich will man ja immer auf beiden Zeitebenen unbedingt wissen, wie es jetzt weitergeht. Dadurch werden gewisse Schwächen in der Geschichte auch ausgemerzt bzw. sie fallen auch gar nicht so schlimm auf. Dazu gibt es eben auch so kleine Mysterien, die dieses Buch so antreiben. Es ist wahrlich kein Thriller, das nicht, aber die Geschichte hat sich einige kleine Aspekte bewusst offen gelassen und kommt daher auch zwischendurch immer wieder mit kleineren Überraschungen um die Ecke. Die größte kommt aber ganz zum Schluss und ich fand es wirklich gelungen. Es war sicherlich auch ein Wagnis, weil es einiges nochmal auf den Kopf stellt. Aber wenn ich dann in Ruhe nochmal alles durchgehe, dann muss ich auch sagen, es passt alles und im Endeffekt macht es die Geschichte sogar noch runder, als wenn Yarros es einfach so hätte auslaufen lassen, wie man vielleicht gedacht hat. Manchmal muss man eben wagen, um groß zu gewinnen.

Fazit: Rebecca Yarros hat mit „The Things We Leave Unfinished” einen sehr komplexen Liebesroman erschaffen, der mit gleich zwei Geschichten das Herz berühren will. Zwar war die Gegenwart für mich etwas konstruierter, aber dennoch wurde ich von Anfang bis Ende gut durch die Geschichte getragen und die große Wendung zum Schluss gibt dem Roman noch einen speziellen Faktor.

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Veröffentlicht am 26.09.2023

Nur die Stilistik verhindert ein Highlight

Jedes Herz ist ein Puzzle aus Scherben
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„Jedes Herz ist ein Puzzle aus Scherben“ ist mir mehrfach begegnet, ehe ich dann wirklich auch mal zugeschlagen haben. Das mag daran liegen, dass der Titel jetzt nicht unbedingt eine romantische Geschichte ...

„Jedes Herz ist ein Puzzle aus Scherben“ ist mir mehrfach begegnet, ehe ich dann wirklich auch mal zugeschlagen haben. Das mag daran liegen, dass der Titel jetzt nicht unbedingt eine romantische Geschichte versprochen hat und der Klappentext hat das dann auch noch bestätigt. Aber das Cover war dagegen einfach süß. Jetzt ist es nicht so, dass ich nur süße Liebesgeschichten lesen würde, aber die verschiedenen Signale haben mich schon etwas stutzig gemacht. Aber letztlich habe ich eben doch dem Buch eine Chance gegeben.

Das Buch ist für Fans von Sally Rooney und Colleen Hoover beworben worden. Während ich Erstere nur vom Namen her kenne und das vor allem wohl wegen ihrer Serienadaptionen, ist Hoover für mich tatsächlich eine Art Queen und das eben nicht, weil sie nur klassische Liebesgeschichten schreibt. In diesem Sinne hat das Marketing also recht, denn Genevieve Wheeler hat auch eine Geschichte geschaffen, die sich abseits von klassischen Normen bewegt. Es geht schon irgendwo um Liebe, aber um keine Bildbuchliebe, sondern um eine Liebe mit vielen tiefen Nuancen, wo es Schmerz genauso wie schöne Momente gibt. Tatsächlich liest man genau solche Geschichten viel zu wenig, wofür ich Wheeler sehr gerne lobe. Ihre Dankesworte lassen auch darauf schließen, dass „Jedes Herz ist ein Puzzle aus Scherben“ eine sehr persönliche Geschichte ist und das erfordert eben dann auch noch Mut, zumal eben nichts beschönigt wird, sondern stattdessen eine ganz reale Erzählung geboten wurde.

Nun flippe ich bei „Jedes Herz ist ein Puzzle aus Scherben“ aber nicht völlig aus und das liegt am Schreibstil. Schon während des Lesens, aber jetzt auch im Nachhinein habe ich mir viele Gedanken gemacht, was mir das Lese manches Mal erschwert hat. Der Stil ist auf jeden Fall ungewöhnlich. Wenn ich nicht gerade wissenschaftliche Lektüre lesen, so sind mir wahrscheinlich noch nie so viele Sätze in Klammern begegnet. Das war sicherlich schon einmal der erste Punkt, über den ich gestolpert bin. Zumal die Umklammerungen sehr unterschiedliche Funktionen übernommen haben. Mal ging es um direkte Kommentierungen, mal gab es Einblicke in die Zukunft und dann wieder sind andere Perspektiven eingeschoben worden. Ja, es war schon irritierend, zumal diese Technik dann auch noch einen anderen Eindruck verschärft haben. Dass eben die Autorin eine Stilistik gewählt hat, die sie von ihrer Geschichte oft genug entfernt hat. Ich hatte wirklich den Eindruck einer distanzierten Geschichte, was mich dann wiederum sehr überrascht hat, eben weil es für Wheeler ja persönlich zu sein scheint. Aber vielleicht brauchte sie dadurch umgekehrt die Distanz zu Adelaide, um diese Geschichte schreiben zu können. Das ist alles natürlich nur spekulativ, aber für die emotional doch so zugepackte Handlung habe ich nicht immer genug Nähe gespürt, um wirklich alles nachfühlen zu können.

Kommen wir aber nun noch zum Inhalt, denn eigentlich mochte ich sehr, was Wheeler durch Adelaide zu erzählen hatte. Denn es ist im Grunde nur ihre Geschichte. Ich habe gar nicht damit gerechnet, worauf die Handlung am Ende hinauswollte, weil ich eben mehr en Fokus auf toxischen Liebesgeschichten gesehen habe, da Adelaide eben schon als Jugendliche schwer missbraucht wurde und nun mit Rory auch in einem Sog steckt, der ihr sichtlich nicht gut tut. Deswegen habe ich wohl auch die ganzen Zeichen übersehen, was dann aber wiederum sinnbildlich ist, weil wir eben zu oft die Augen vor mentaler Gesundheit verschließen, entweder weil wir ihre Ernsthaftigkeit verleugnen oder weil wir als Teil eigener Unzulänglichkeiten sagen, kann ich nicht gebrauchen, kann ich mich nicht mit aufhalten. Ja, vielleicht ist es auch entlarvend. Aber das macht die Geschichte deswegen auch so gut. Auch wenn es mir die Stilistik oft genug erschwert hat und ich mindestens ein Drittel brauchte, um richtig reinzufinden, aber wenn ich am Ende komplett weiß, was passiere, dann ist eine wirklich gut ausgearbeitete Entwicklung gelungen, mit vielen Themenschwerpunkten, wo es stets um Realität statt um romantische Träumereien ging und wo trotz vielem Negativen immer das Positive doch blieb und andere Perspektiven noch angeboten hat.

Fazit: „Jedes Herz ist ein Puzzle aus Scherben“ könnte wirklich richtig gut sein, wäre die Stilistik nicht. Sie ist etwas, woran man sich erstmal gewöhnen muss. Sie ist aber auch etwas, was unnötig Distanz schafft, was speziell in dieser tiefgründigen und vielschichtigen Handlung einfach schade ist. Dennoch würde ich das Lesen empfehlen, denn Wheeler hat eine sehr persönliche Geschichte verfasst, die mich trotz der Hindernisse berührt hat.

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Veröffentlicht am 13.09.2023

Guter Settingwechsel nach London

Immortality
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„Anatomy“ hat die Buchwelt im vergangenen Jahr definitiv wegen des beeindruckenden Covers verrückt gemacht. Und ja, auch ich bin verführt worden, das Buch von Dana Schwartz deswegen zu lesen. Ich habe ...

„Anatomy“ hat die Buchwelt im vergangenen Jahr definitiv wegen des beeindruckenden Covers verrückt gemacht. Und ja, auch ich bin verführt worden, das Buch von Dana Schwartz deswegen zu lesen. Ich habe danach viele Stimmen gelesen, die doch enttäuscht waren und ich muss zugeben, ich hätte bei „Anatomy“ aufgrund des Covers und des Untertitels „Eine Liebesgeschichte“ auch nicht diese Geschichte erwartet. Aber enttäuscht war ich nicht, denn ich habe stattdessen etwas bekommen, was mich überrascht hat und das sehr positiv, weswegen mir immer klar war, dass ich gerne wieder in die Welt eintauchen werde und das ist mit „Immortality“ nun der Fall.

Der zweite Band steigt mit einem kleinen Zeitsprung ein, aber tatsächlich hat sich die Ausgangslage nicht drastisch verändert, denn Hazel wartet auf die Rückkehr von Jack, der den Unsterblichkeits-Trank bekommen hat, der aber natürlich dennoch tot sein könnte und in der Wartezeit hat sie ihren Ruf als Ärztin einfach weiter ausgebaut, so dass sie ständig für Behandlungen gefragt ist. Das wiederum löst dann das zweite Abenteuer aus, das geschickterweise ganz anders konstruiert ist als das erste. So wird Hazel aus Edinburgh rausgerissen und es geht raus nach London an den königlichen Hof. Ich musste zwischendurch doch sehr grinsen, weil es inhaltlich ähnliche Parallelen wie zum Prequel von „Bridgerton“ gibt, wo es um Königin Charlotte und ihre Nachfahren geht, und in dem Kontext finden wir uns auch wieder. Da Hazel als Frau schon etwas neues verkörpert, ist es nun wenig verwunderlich, dass wir auch einen recht modernen Eindruck zu London und den dort lebenden Menschen bekommen. Die Geschichte wird dort auf jeden Fall auf den Kopf gestellt, aber das finde ich nicht schlimm, weil es einfach zu Hazel und ihrer ganzen Art passt.

Hazel ist sowieso weiterhin der große Gewinn der Reihe, eben weil sie nicht klein beigibt, weil sie ihre Träume verfolgt und weil sie sich nicht wegen gesellschaftlichen Konventionen in eine Ehe treiben lässt. Sie ist auch keine Figur, die schnell durch Versprechungen verführt ist, sondern immer erst ihren Kopf einschaltet. Sie ist für die damalige Zeit sicherlich ein Unikum, aber selbst für unsere moderne Zeit ist sie noch keine Selbstverständlichkeit. Neben ihren diversen Aufträgen als Ärztin kommt sie dann auch mit einem Geheimbund in Kontakt. Der ist inhaltlich nicht unbedingt mein Fall, weil das eben in eine Richtung geht, die mir schon im ersten Band nicht unbedingt gefallen hat, weil es mehr übernatürlich wird. Aber es fügt sich insgesamt schon passend ins Geschehen ein und ich hatte nicht den Eindruck, dass wild irgendetwas zusammengeschrieben wird, was dann nicht zusammenpasst. Die Geschichte hat auch mehrere Handlungsbögen mit gut verteilten Höhepunkten. Vielleicht ist es etwas am Anfang zäh, aber spätestens in London geht es dann wieder rund und am Ende ist es richtig spannend. Da kamen mir dann auch wieder ganz deutlich die Analogien zu Enola Holmes in den Sinn. Hazel löst zwar keinen Fall, aber sie stolpert immer wieder über Geheimnisse, die der Handlung eine Wendung geben oder wo sie dann noch selbst letzte Puzzleteile zusammensetzt.

Fazit: „Immortality“ setzt die von Dana Schwartz intendierte Geschichte konsequent fort und bereitet mit dem Schauspielort London aber einen neuen Aspekt, den ich sehr gelungen fand. Nach einem etwas zähen Einstieg geht es auch später gut rund und Hazel als eigenständige und clevere junge Frau macht diese Handlung auf jeden Fall wieder sehr interessant.

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