Profilbild von MissDaisy

MissDaisy

Lesejury Star
offline

MissDaisy ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit MissDaisy über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.10.2023

Kunterbunt, super lecker und noch dazu gelingsicher einfach!

Jetzt wird's bunt
0

Kein Kind kann diesen farbenfrohen und leckeren Gerichten widerstehen! Da schmeckt selbst Gemüse, schon allein deshalb, weil es so schön auf dem Teller aussieht! Und auch Erwachsene kommen nicht zu kurz. ...

Kein Kind kann diesen farbenfrohen und leckeren Gerichten widerstehen! Da schmeckt selbst Gemüse, schon allein deshalb, weil es so schön auf dem Teller aussieht! Und auch Erwachsene kommen nicht zu kurz. Ganz viel Farbe, ganz viel Geschmack, aber ganz wenig Kompliziertheit, so macht Kochen und Essen Spaß, und zwar der ganzen Familie!

Die beiden Papas starten mit einem Sachteil. Neben Grundlagen in der Küche erzählen sie auch von sich selbst. Ich mag die beiden und ich frage mich, ob tatsächlich irgendjemand glaubt, dass homosexuelle Küche anders funktioniert, als heterosexuelle. Wir kochen und essen doch alle gleich, denke ich! Insofern finde ich den Trend LGBTQ-Kochen ein wenig seltsam. Für mich macht es keinen Unterschied, welche Orientierung jemand, der kocht, lebt. Aber ich liebe dieses Kochbuch, die Farbenfreude, die Gerichte, die Lebensfreude, die darin stecken. Ob man es glauben mag, oder nicht – für mich waren Krautnudeln ein völlig neues Gericht. Es ist so einfach und so unbeschreiblich lecker, dass es das jetzt immer mal wieder bei uns gibt. Das hätte mir aber auch jede andere Familienkonstellation zeigen können.

Aber auch die anderen Rezepte sind schon von der Beschreibung und den Fotos her unwiderstehlich. Da ich nicht alle Lebensmittel mag, werde ich nicht jedes Gericht nachkochen, aber viele. Bisher hat mir tatsächlich jedes, das ich gekocht habe, extrem gut geschmeckt. Die beiden Autoren halten zudem ihr Versprechen, dass die Gerichte schnell und einfach zu machen sind und alle mithelfen können, also nicht nur gemeinsam gegessen, sondern auch gemeinsam gekocht werden kann. Unkompliziert ist hier tatsächlich auch ein Synonym für großen Geschmack!

Dabei kommen die Rezepte mit erstaunlich wenig Worten aus. Die Zutatenliste links, die Zubereitungsschritte knapp, verständlich und klar formuliert auf der rechten Seite, schon fertig! Als zusätzliche Angaben finden sich noch die Anzahl der Portionen, den Schwierigkeitsgrad, die Zubereitungszeit und ggf. den Hinweis auf vegetarisch/vegan/glutenfrei/laktosefrei/proteinreich. Bisher kommen die Angaben zum Zeitaufwand sehr gut hin und das finde ich sehr lobenswert! Die Fotos der Gerichte gefallen mir sehr. Sie zeigen das tatsächliche Ergebnis, denn meine Gerichte hneln ihnen am Ende sehr. Das ist nicht immer so, hier aber schon!

Die meisten Gerichte sind mit Schwierigkeitsgrad einfach, nur sehr wenige anspruchsvoll und selbst diese finde ich noch gut zu bewerkstelligen. Die Auswahl der Rezepte ist abwechslungsreich und gelungen. Für jede Tageszeit und Mahlzeit gibt es reichlich Auswahl. Mein absolutes Lieblingsgericht sind die cremigen Lachsnudeln. Da werde ich selbst wieder zum Kind! Und selbst Gäste kann man damit beeindrucken, denn der Geschmack ist umwerfend – da merkt keiner, wie leicht das geht!

Ich denke, man hat es bereits längst gemerkt. Ich finde dieses Kochbuch super gut gelungen und absolut empfehlenswert, auch für Hetero-Familien und Paare ohne Kinder. Fünf Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 12.10.2023

Das Elternhaus und seine Bedeutung – fast ein „Teekesselchen“

Elternhaus
0

Sanne lebt als einzige von drei Schwestern in direkter Nähe zu ihren Eltern. Die sind mit ihrem Häuschen und ihrem Alltag überfordert und Sanne beschließt, dass die beiden in eine altersgerechte Wohnung ...

Sanne lebt als einzige von drei Schwestern in direkter Nähe zu ihren Eltern. Die sind mit ihrem Häuschen und ihrem Alltag überfordert und Sanne beschließt, dass die beiden in eine altersgerechte Wohnung umziehen müssen. Sanne muss sich an allen Fronten rechtfertigen – bei den Eltern, den Schwestern, sogar der Makler, der das Elternhaus verkaufen soll, macht ihr Vorhaltungen. Doch auch die beiden anderen Schwestern Petra und Gitti müssen sich mit der jetzigen Situation, wie es dazu kam und wie es weitergehen soll, auseinandersetzen. Wie wichtig ist ein Gebäude?

Vielleicht berührt mich dieses Buch deshalb so, weil ich in einer ganz ähnlichen Situation steckte und stecke. Zwar habe ich meine Eltern nicht aus ihrem Haus holen müssen, aber Krankheit und Tod ertragen müssen. Nie hätte ich das Haus zu Lebzeiten meiner Eltern verkauft, aber danach ist die Frage ebenfalls akut: was mit dem Haus tun? Was bedeutet es mir? Oder sehen es immer nur die anderen als so wichtig an? Welches Leben muss man leben? Welches Leben darf man leben?

Die drei Schwestern könnten unterschiedlicher nicht sein. Obwohl sie als Kinder in einem Zimmer lebten, sind sie sich jetzt komplett fremd. Oder gerade deshalb? Suchten sie aufgrund der Enge in der Kindheit im Erwachsenenleben Abstand? Hier bin ich überfragt, da ich Einzelkind bin. Doch die Momente, in denen Eltern für etwas gelobt werden, das die Tochter getan hat und das auch noch annehmen, nicht der Tochter die Ehre lassen, die kenne ich. Das tut einerseits weh, andererseits ist es eine noch größere Form der Anerkennung. Die Eltern erst dann zu verstehen, wenn es längst zu spät ist, tut weh. Doch nach diesem Buch habe ich das Gefühl, das geht nicht nur mir so, das machen alle durch.

Obwohl es sicher nicht so gedacht war, ist das Buch Trost für all jene, die für ihre Eltern entscheiden müssen oder mussten, die ein Elternhaus verkaufen mussten und die sich damit quälten, nicht all die Dinge behalten zu können, die den Eltern wichtig waren. Es zeigt auch, dass enge Bindungen auch locker werden können, dass man auch Abstand halten darf und dass es nie zu spät ist, neue Wege zu gehen.

Ute Manks Schreibstil schafft Distanz und dennoch Nähe. Der Leser bekommt mehrere Sichtweisen dargelegt. Sie verwebt ganz viele Themen mit ins Hauptthema und webt so einen dichten Teppich, der den Leser durch die Geschichte trägt und ihm dennoch Raum lässt, seine eigenen Gedanken und Gefühle arbeiten zu lassen. Das Gedankenkarussell der Schwestern und des Lesers ähneln sich dabei doch sehr. Loslassen, was auch immer und wie auch immer, darum geht es hier. Und um das Sehen, das Augen öffnen. Das neu Finden. Anfänge aus Enden. Es bewegt!

Auch wenn das Thema relativ düster und drückend ist, gibt es doch immer das berühmte Lichtlein. Das gefällt mir sehr gut und setzt dem Buch noch ein Krönchen zu den wohlverdienten fünf Sternen auf.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.10.2023

Ging mir sehr unter die Haut

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
0

Katha hat schon als Kleinkind darauf geachtet, sich anzupassen, sich zu kümmern, keinen Ärger zu machen, zu gefallen. Ihre eigenen Bedürfnisse hat sie immer zurückgestellt. So war sie immer bequem und ...

Katha hat schon als Kleinkind darauf geachtet, sich anzupassen, sich zu kümmern, keinen Ärger zu machen, zu gefallen. Ihre eigenen Bedürfnisse hat sie immer zurückgestellt. So war sie immer bequem und hat den Eltern viel abgenommen, sogar die Erziehung der jüngeren Schwester. Doch dann zerbricht die Ehe der Eltern und Katha zieht mit Mutter und Schwester nach Dortmund. Zunächst bleibt sie in ihrer Rolle, doch dann lernt sie Angelica, die Mutter ihrer Klassenkameradin Sofie kennen. Von da an verändert sich alles.

Schon mit dem ersten Satz wird man von Katha in ihre Geschichte gezogen. Das hat die Autorin mit einer erstaunlichen Leichtigkeit geschafft. Man könnte hier fast meinen, in einem Jugendroman gelandet zu sein und das bleibt auch eine ganze Zeit lang so, sodass ich schon fast glaubte, ich hätte mich im Buch geirrt, zum falschen Titel gegriffen, und nachgesehen habe. Ich mag Jugendbücher, das ist nicht das Problem gewesen. Aber die Story passte so gar nicht zum Titel. Die Jugend von Katha war nicht so einfach, wie man sich das Kindern und sich selbst immer wünscht, aber sie ging in ihrer selbst gewählten Rolle bis zu einem gewissen Punkt sehr gut auf. Die Schilderungen der Ereignisse sind klar und schnörkellos, sodass man sie deutlich vor Augen hat.

Nach dem großen Teil der Vergangenheit, eben der Jugend von Katha, folgt relativ kurz die Gegenwart und damit ihr Erwachsenenleben. Um die erwachsene Katha zu verstehen, muss man eben ihre Jugend, ihre Vergangenheit kennen. In diesem Abschnitt lernt Katha mehr über sich selbst, als sie ahnen konnte. Und auch der Leser kann hier viel für sich selbst mitnehmen. Das mag ich sehr an guter Literatur. Hier wurde es besonders gut und auf erfrischende Art umgesetzt.

Sina Scherzant lässt Katha ihre Geschichte selbst erzählen, wodurch sich der Leser direkt angesprochen und damit einbezogen fühlt. Sie schafft es, dass man anfangs wirklich glaubt, dass Katha in genau diesem Moment Teenager ist. Es erinnert sich also nicht eine erwachsene Frau an ihre Jugend, sondern Katha hat sich selbst direkt zurück in ihre Jugend versetzt. Wunderbar! Mich hat das Buch sehr bewegt und beeindruckt. Ganz klar: fünf Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2023

Rezepte fern ab der Tourismus-Küche

Beirut - Das Kochbuch
0

Dieses Kochbuch ist eine liebevoll gestaltete Hommage an ein Land, das es nicht leicht hatte und noch immer nicht leicht hat. Beirut bietet hier den Mittelpunkt für die libanesische Küche und das Leben ...

Dieses Kochbuch ist eine liebevoll gestaltete Hommage an ein Land, das es nicht leicht hatte und noch immer nicht leicht hat. Beirut bietet hier den Mittelpunkt für die libanesische Küche und das Leben im Libanon. Das Herz eben. Und mit ganz viel Herz ist dieses Buch auch gemacht worden, von den Texten über die Rezepte bis zu den Fotos.

Bei einigen wenigen Rezepten gibt es leider keine Bilder. Gut, es sind Salate, kleine Gerichte, Dips usw., da ist das nicht ganz so wichtig. Mir hätte es dennoch gefallen, wenn sie auf einem der Fotos mit dabei gewesen wären. Ich bin sehr optisch fixiert und hab auch gern für Kleinigkeiten ein Bild.

Hisham Assaad versorgt den Leser hier nicht nur mit schnöden Anleitungen, um die Gerichte nachzukochen, sondern auch mit Geschichte und Geschichten aus dem Libanon und zu den Gerichten und auch den Menschen. Daher finden sich auch reichlich Bilder von Land und Leuten. So kommt man mental direkt mit seiner Küche in das Land.

Ganz klar, dass hier Zutaten verwendet werden, die man nicht unbedingt schon hat oder auch nur kennt. Nicht alles ist schnell mal im Supermarkt besorgt. Man sollte hier gut vorplanen und nicht spontan loslegen wollen. Die Arbeitsschritte sind sehr gut und ausführlich erklärt. Da hat man das Gefühl, Hisham Assaad steht neben einem und hilft beim Kochen! Sehr gut!

Die Einteilung in die Kapitel Frühstück & Brunch; Street Food; Salate & Beilagen; Hauptgerichte; Festmahl am Sonntag; Desserts; Getränke; Grundrezepte finde ich praktisch, auch das Register am Ende ist hilfreich.

Das Buch ist hochwertig verarbeitet, die Seiten aus dickem Papier, das nicht beschichtet ist. Das gefällt mir sehr gut! Ein Kochbuch darf bei mir auch ein paar kleine Flecken bekommen, viel wichtiger ist mir nämlich, dass ich meine Anmerkungen in die Rezepte schreiben kann. Dazu nehme ich gern einen Bleistift. Bei beschichtetem Papier geht das nicht. Kleiner Tipp für alle, die Sorge haben, ein Buch bekommt Flecken: Einfach über die Seiten eine Prospekthülle stülpen! Also eine links, eine rechts. Alles bleibt sauber!

Das Buch ist nicht wirklich für Kochanfänger geeignet, aber es gehört einfach in jede Sammlung der Länderküchen. Mir gefällt es ausgesprochen gut, auch wenn ich nicht allzu viele Rezepte davon in mein festes Repertoire übernehmen werde. Dafür werde ich aber immer mal wieder eine kulinarische Reise nach Beirut machen. Fünf Sterne!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 30.09.2023

All die ungesagten Dinge

Henriette lächelt
0

Henriette versteckt sich vor sich selbst, der Welt, ihrer Mutter, einfach allem. Sie ist fünfzig Jahre alt, stark adipös und allein. Allein sein mag sie, da ist die Pandemie fast schon ein Glücksfall, ...

Henriette versteckt sich vor sich selbst, der Welt, ihrer Mutter, einfach allem. Sie ist fünfzig Jahre alt, stark adipös und allein. Allein sein mag sie, da ist die Pandemie fast schon ein Glücksfall, denn sie kann im Homeoffice arbeiten. Und dabei heimlich für ihren Arbeitskollegen, den sie nur vom Bildschirm kennt, schwärmen. Als sie die hochschwangere junge Mutter, die unter ihr wohnt, kennenlernt, beginnt ganz langsam eine Veränderung.

Diese Geschichte ist so schwerwiegend, aber so leicht geschrieben. Alles ist in der indirekten Rede geschrieben, nie gibt es die direkte Rede. Das allein schon ergibt eine besondere Stimmung. Aber was erzählt wird, ist nicht gerade leichte Kost. Noch schwerer wiegt all das, was eben nicht gesagt wird, das aber deutlich zwischen den Zeilen zu lesen ist.

Henriette hatte mich von Anfang an auf ihrer Seite, aber auch alle anderen Protagonisten haben mir gefallen, selbst die Mutter, die sich um ihre längst erwachsene Tochter doch sehr sorgt. Henriette ist eben ihr Kind! Aber Henriette merkt irgendwann, dass es gut tut, sich selbst um andere zu sorgen, aber auch um sich selbst. Und der Leser erfährt nach und nach, warum Henriette ist, wie sie ist. Hier will man Schuldige verurteilen und erkennt, dass ein Elend gern weitere nach sich zieht.

Die Art, wie Andrea Heinisch hier Sprache als Stilmittel nutzt, ist sehr gelungen und außergewöhnlich, aber genau deshalb ergreifend und intensiv. Kleine Schritte ergeben plötzlich einen großen Fortschritt. Wie ein ins Wasser geworfener Stein, der immer mehr Wellen erzeugt und als Ursache gar nicht mehr auszumachen ist.

Ein wunderbares Buch, das gewichtige Themen ganz zart anschneidet, vieles Ungesagt lässt, aber dennoch davon erzählt. Große literarische Kunst! Fünf Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere