Mutige Ehrlichkeit
Du darfst nicht alles glauben, was du denkstKurt Krömer hat vielleicht nicht jeder gesehen, aber bestimmt schon einmal von ihm gehört. Hier schreibt er über seine Depressionen, sein Leben und will damit ein Tabu brechen. Nicht unbedingt, um des ...
Kurt Krömer hat vielleicht nicht jeder gesehen, aber bestimmt schon einmal von ihm gehört. Hier schreibt er über seine Depressionen, sein Leben und will damit ein Tabu brechen. Nicht unbedingt, um des Tabubrechens willen, sondern, um den Menschen, die ebenfalls darunter leiden oder leiden könnten, zu helfen. Er erzählt, wie es seinen Alltag, seine Arbeit als Komiker und Moderator und sein Familienleben beeinflusst hat. Er wirbt um einen offenen Umgang mit psychischen Krankheiten und macht dem Leben zugleich eine Liebeserklärung.
Vorwort:
Ich bin Sabrina, 30 Jahre und seit meinem 12. Lebensjahr depressiv. Ich habe ADHS, Panickattacken und Angstzustände. Und ich weiß nur zu gut, über was Alexander Bojcan, der unter seinem Künstlernamen Kurt Krömer auftritt, hier schreibt. In dieser Rezension werde ich rein auf meine Eindrücke während es Lesens eingehen und ein klein wenig auf den Stil, aber mehr auch nicht. Ich habe einen riesen Respekt davor, dass Bojcan hier sich so offen entblößt und mitunter sehr detailreich von seinem Leben erzählt. Daher finde ich es auch etwas schwierig, die Erfahrungen eines Menschen zu bewerten und zu rezensieren, da sie eben keine Fiktion sind.
Meine Meinung:
Als ich in einer Challange ein Buch lesen sollte, dass sich mit Mental Health beschäftigt, ist mir sofort dieses Buch in den Sinn gekommen. Ich wollte es schon länger lesen, da ich selber seit vielen Jahren depressiv bin und es immer spannend finde, wie andere Erkrankte dies empfinden. Und in dieser Hinsicht fühlte ich mich von Bojcan besser verstanden als von jedem Therapeuten, bei dem ich je war. Seine Schilderungen trafen bei mir echt einen Nerv und ich nickte oft, wenn ich wieder einmal etwas las, wo ich mich wiederfinden konnte. Gedanken wie "Genau das meine ich", "Das verstehe ich total" oder auch "Endlich mal jemand, der weiß, was ich fühle" gingen mir häufig durch den Kopf. Hier habe ich mich absolut wiedergefunden. Zwar bin ich nie in einer Klinik gewesen und konnte da keine Erfahrungen vergleichen, weil ich nie einen Platz bekam und man mir auch mit Kündigung drohte, aber ich fand diese Passagen sehr spannend und informativ. Zwar gab es hier bereits Informationen, die ich nicht gebraucht hätte, fand es aber nicht schlimm.
Weshalb hat es dann von mir "nur" drei Sterne bekommen und nicht mehr ? Weil dem Buch einfach der rote Faden fehlt. Ich fand seine Schilderungen über seine Depression spannend und informativ, aber alles abseits davon konnte es mich irgendwie nicht packen. Zwar gefiel es mir, wie er beschrieb, wie sich alles auf seine Familie, Freunde und seine Kreativität auswirkte, aber das war irgendwie zu durcheinander und oft kamen Informationen vor, die ich nun wirklich nicht gebraucht hätte. Ja, es ist schwierig, das zu bewerten, weil es seine Erfahrungen sind und er dies für wichtig erhielt, aber es wirkte mitunter sprunghaft und mir wäre eine chronologische und gestraffte Erzählung lieber gewesen. Oft verlor er sich ein wenig in den Ausholungen und auch Wiederholungen, die er machte und es passte für mich auch nicht alles rein. Vor allem zum Ende hin fand ich es etwas anstrengend zu lesen. Allerdings las sich sein Stil aber sehr flüssig.
Fazit:
Ich habe mich als Betroffene wieder oft wiedergefunden, auch, was das Schlimmste angeht. Seine Schilderungen wirkten authentisch und sehr offen und ich bewundere ihn wirklich für seinen Mut, sich so "nackt" der Welt zu präsentieren, zumal Depressionen und andere psychische Krankheiten immer noch ein Tabuthema sind. Allerdings fehlte mir ein gewisser "roter Faden", da es oft etwas durcheinander wirkte und mir persönlich wurde es an einigen Stellen zu detailreich und ausschweifend. Ich weiß auch nicht, ob es etwas für eine psychisch gesunde Person wäre, weil es einen runter ziehen kann, weshalb ich mich mit einer allgemeinen Empfehlung zurückhalte.