Profilbild von tigerbea

tigerbea

Lesejury Star
offline

tigerbea ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tigerbea über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2023

Wie Helligkeit die Natur verändert

Das Verschwinden der Nacht
0

Johan Eklöf, promovierter Zoologe und Fledermausexperte, berichtet in seinem Buch "Das Verschwinden der Nacht" darüber, wie künstliches Licht die Umwelt zerstört. Jedes Lebewesen hat eine "innere Uhr", ...

Johan Eklöf, promovierter Zoologe und Fledermausexperte, berichtet in seinem Buch "Das Verschwinden der Nacht" darüber, wie künstliches Licht die Umwelt zerstört. Jedes Lebewesen hat eine "innere Uhr", die von Tageslicht bestimmt wird. Mit künstlichem Licht wird dieser biologische Rhythmus gestört. Wach- und Fresszeiten werden gestört, sogar die Fortpflanzung ist gestört bzw. findet nicht mehr statt, da die Insekten auf Partnersuche eher gefressen werden, als daß sie einen Partner finden. Doch nicht nur Insekten werden in ihrem Lebensrhythmus gestört, auch Bäume merken nicht mehr rechtzeitig, wann Herbst ist und frisch geschlüpfte Meeresschildkröten laufen in die falsche Richtung, nämlich zur hell erleuchteten Stadt. Künstliches Licht ist also für die Menschheit ein Segen, für die Natur ein Fluch, den man begrenzen muß. Dies erläutert Johan Eklöf auf zwar wissenschaftliche, jedoch allgemein verständliche und spannende Art. Man kann seinen Darlegungen gut folgen und erhält Einblick in eine Welt, die dem Leser bisher wohl eher verborgen geblieben ist. Doch mit diesem Buch macht man einen Ausflug in die Dunkelheit, oder eher in die nicht vorhandene Dunkelheit. Was mich überrascht und gefreut hat, ist sein kleiner Ausflug in die Astrophysik, bei dem es um Galaxien, dunkle Materie, kosmische Hintergrundstrahlung, Kometen und Sternschnuppen geht. Denn auch die Sichtbarkeit dieser Phänomene wird durch Lichtverschmutzung beeinträchtigt.

Durch dieses Buch wird wohl jeder aufgerüttelt und zu der Erkenntnis gelangen, daß weniger Licht durchaus nicht schlecht wäre!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 02.10.2023

Tolles Debüt

Ich, Lady Macbeth
0

Schottland im 11. Jahrhundert. Das Land wird von mächtigen Männern regiert, jeder von ihnen stellt Ansprüche auf den Thron. Das Piktenmädchen Grouch erhält von ihrer Großmutter, einer Druidin, die Prophezeiung, ...

Schottland im 11. Jahrhundert. Das Land wird von mächtigen Männern regiert, jeder von ihnen stellt Ansprüche auf den Thron. Das Piktenmädchen Grouch erhält von ihrer Großmutter, einer Druidin, die Prophezeiung, später Königin zu werden und selbst zur Legende zu werden. Einige Jahre später muß sie ihre Heimat und ihren Jugendfreund Macbeth verlassen, um den Thronfolger Duncan zu heiraten. Doch es kommt anders und Grouch muß einige Intrigen spinnen, um an ihr Ziel zu kommen...

Mit "Ich, Lady Macbeth" hat Isabelle Schuler ein absolut gelungenes Debüt geschrieben. Dies ist noch nicht die Geschichte, die man von Shakespeare kennt, sondern die Vorgeschichte dazu, erzählt von Grouch selbst. Man verfolgt Grouch von ihrer Kindheit an, bis sie endlich an der Seite von Macbeth ihrer Bestimmung nachgehen kann. Dabei verwebt Isabelle Schuler fiktive Charaktere und Begebenheiten mit historisch belegten. Dies ist ihr sehr geschickt gelungen - man merkt gar nicht, was Tatsache und was erfunden ist. Alles zusammen ergibt eine wunderbare, interessante Geschichte um eine Frau, die sich durch Zielstrebigkeit und Ideenreichtum auszeichnet. Um ihr Ziel, Königin zu werden, geht sie wahrlich über Leichen und weiß ihre Schönheit gewinnbringend einzusetzen. Dies macht sie aus heutiger Sicht vielleicht nicht gerade sympathisch, war aber zur damaligen Zeit ihre einzige Chance. Mir persönlich hat ihre mutige Handlungsweise sehr imponiert. Die Autorin schreibt ihren Roman eigentlich der Zeit entsprechend, wenn ich mir auch bei einem Wortlaut ziemlich sicher bin, daß es diesen zu der Zeit noch nicht gab. Die damaligen Sitten und Gebräuche werden hier sehr gut dargestellt und lassen den Leser doch manchmal sehr staunen, denn aus heutiger Sicht erscheinen sie einfach unvorstellbar, z. B die "Hochzeitszeremonie".

Mir hat dieses Buch richtig gut gefallen und ich fände es schön, wenn Isabelle Schuler die Geschichte von Lady Macbeth noch weiterführen würde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.09.2023

So richtig was fürs Herz

Gut Erlensee – Marillas Schicksal
0

Im Jahr 1924 liegt Marillas Welt in Trümmern. Ihr Ehemann Eduard ist bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen. Selbst für ihre kleine Tochter Emilie kann Marilla sich nicht aus ihrer Trauer befreien. ...

Im Jahr 1924 liegt Marillas Welt in Trümmern. Ihr Ehemann Eduard ist bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen. Selbst für ihre kleine Tochter Emilie kann Marilla sich nicht aus ihrer Trauer befreien. Als ihre Mutter einen Weihnachtsball veranstaltet und Marilla zur Teilnahme zwingt, trifft sie dort den Grafen Leonhard. Der hat vor kurzer Zeit seine Frau verloren. Mit ihm kann Marilla über ihre Gefühle von Trauer und Verlust reden. Er fühlt genau wie sie. Der Graf kann sie endlich überreden, wieder am Leben teilzunehmen. Nach einiger Zeit merken beide, daß aus ihrer Freundschaft Liebe geworden ist. Doch die herrschsüchtige Mutter des Grafen hat mit ihrem Sohn andere Pläne. Sie tut alles, um Marilla und ihre kleine Tochter aus dem Weg zu schaffen.

Die "Gut Erlensee"" Saga geht mit "Marillas Schicksal" weiter. Das Buch ergänzt hervorragend die beiden vorherigen Geschichten um die Frauen vom Gut Erlensee. Diesmal erlebt man, wie eine junge Frau versucht, mit dem Verlust ihres Ehemannes fertig zu werden. Ihr Schmerz wird von Juliana Weinberg mit rührenden Worten beschrieben. Auch die hilflosen Versuche ihrer Familie, sie wieder ins Leben zurückzuholen, schildert sie sehr realistisch. Diese ganze Geschichte geht sehr ans Herz. Man leidet förmlich mit und freut sich über jedes Fünkchen Glück, das in Marillas Leben einzieht. Doch auch die anderen Familienmitglieder haben ihre großen und kleinen Probleme, an denen der Leser teilnimmt. Genau aus diesem Grund hat mir das Buch auch so gut gefallen. Man liest nicht nur eine Geschichte, sondern man steckt mittendrin.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.09.2023

Noch besser als Teil 1

Der Mann, der zweimal starb (Die Mordclub-Serie 2)
0

Die rüstigen Senioren des Donnerstagsmordclubs von Coopers Chase bekommen es diesmal mit einem Fall zu tun, der sie persönlich betrifft. Der ehemalig Psychiater Ibrahim wird überfallen und schwer verletzt, ...

Die rüstigen Senioren des Donnerstagsmordclubs von Coopers Chase bekommen es diesmal mit einem Fall zu tun, der sie persönlich betrifft. Der ehemalig Psychiater Ibrahim wird überfallen und schwer verletzt, während Elizabeth von Douglas Middlemiss, einem ehemaligen Geheimdienst-Kollegen, um Hilfe gebeten wird. Es geht um Diamanten im Wert von 20 Millionen Pfund und die New Yorker Mafia. Doch wer sich mit dem Donnerstagsmordclub anlegt, hat schnell das Nachsehen!

"Der Mann, der zweimal starb" ist der zweite Fall für den "Donnerstagsmordclub". Richard Osman schickt seine vier scharfsinnigen Senioren auch hier wieder mit viel Witz auf Mörderjagd. Die Dialoge sind streckenweise einfach zu herrlich und treiben Lachtränen in die Augen. Doch es geht auch um sehr nachdenkliche Themen wie Tod, Demenz und Trauer, hier fühlt man sehr mit den Senioren mit. Obwohl man schon in Teil 1 eine starke Verbindung zu den Charakteren aufgebaut hat, wird dies hier noch intensiviert. Richard Osman schafft es, den Personen noch mehr Charakter zu geben. Der Krimi besticht durch unvorhersehbare Wendungen, ist dadurch sehr spannend und läßt nicht mehr los. Insgesamt bekommt man hier einen typisch britischen Krimi mit Flair, sympathischen Charakteren und Humor.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.09.2023

Eine spannende Zeitreise

Helle Tage, dunkle Schuld
0

Im Jahr 1948 stehen auch in Essen die Zeichen auf Neuanfang. Das gilt auch für Carl Bruns. Er kann wieder seinen Beruf als Kriminalinspektor ausüben, nachdem er in den 1930er Jahren wegen seines jüdischen ...

Im Jahr 1948 stehen auch in Essen die Zeichen auf Neuanfang. Das gilt auch für Carl Bruns. Er kann wieder seinen Beruf als Kriminalinspektor ausüben, nachdem er in den 1930er Jahren wegen seines jüdischen Großvaters aus dem Dienst entlassen wurde. Als er zu einer Frauenleiche gerufen wird, ahnt er noch nicht, wie sehr ihn dieser Fall auch privat treffen wird. Die Tote ist die Mutter eines flüchtigen Kriegsverbrechers und verurteilten Massenmörders. Erst beim Durchsehen der alten Akten bekommt Carl einen Eindruck, welches Massaker der Flüchtige angerichtet hat. Als dann noch mehr Morde geschehen, stellt Carl schnell einen Zusammenhang zwischen den Kriegsverbrechen und den neuen Morden fest. Die Spuren führen bis in die Reihen der Kriminalpolizei. Das macht Carl bei seinen Kollegen nicht gerade beliebt, denn die würden lieber den Mantel des Schweigens über die alten Zeiten decken. Doch nicht nur Carl gerät in große Gefahr, auch seine Freundin Anne muß um ihr Leben fürchten.

Eva Völler hat einen Kriminalroman geschrieben - das war für mich eine große Überraschung. Die Überraschung wurde noch größer, als ich das Buch einmal begonnen hatte. Weglegen ist hier unmöglich! "Helle Tage, dunkle Schuld" ist an Spannung kaum zu überbieten. Da ist nicht nur der Kriminalfall, der den Leser in seinen Bann zieht, auch das gesamte Umfeld ist so packend beschrieben, daß man total gefesselt wird. Man erfährt eine Menge über die Zeit kurz nach dem Krieg und über die Menschen, die irgendwie überlebt haben. Eva Völler spart nicht mit Kritik über den laschen Umgang mit Kriegsverbrechern, die sehr schnell wieder in ihre Posten gehoben wurden.
Das Buch ist eine Reise in eine Zeit, über die oft geschwiegen wird. Wenn die Geschichte dann auch noch so spannend erzählt wird, kann man gar nicht genug davon bekommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere