Profilbild von niniste

niniste

Lesejury Star
offline

niniste ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit niniste über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2023

Berührend und eindrucksvoll , das Leben der Verdingkinder

Bis wir unsere Stimme finden
0

In ihrem Roman ,, Bis wir unsere Stimme finden "  von Astrid Töpfner wird die Geschichte von Fanny und Jacob erzählt.  

Nach ihrer Flucht 1942 aus Österreich über die grüne Grenze,  sind die 5jährige ...

In ihrem Roman ,, Bis wir unsere Stimme finden "  von Astrid Töpfner wird die Geschichte von Fanny und Jacob erzählt.  

Nach ihrer Flucht 1942 aus Österreich über die grüne Grenze,  sind die 5jährige Fanny und der fast 10 jährige Jakob ohne Angehörige in der Schweiz vor den Nazis sicher. Sie kommen bei einem armen , aber  freundlichen Ehepaar unter. Um  nicht getrennt zu werden, geben sie sich als Geschwister aus.  Als dem Pflegevater ein Unglück zustößt, werden sie von der Fürsorge einem Bauern zugeteilt. Dort auf dem kargen Bauernhof müssen sie als Verdingkinder schwerste Arbeit verrichten,  werden bei kleinsten Fehlern grausam bestraft,  ihr kärgliches Essen , von dem sie nicht satt werden , hart erarbeiten.  Auch in der nächsten  Familie wird es nicht besser,  Unterdrückung,  Misshandlung und ein menschenunwürdiges Leben müssen sie ertragen.  Durch einen Zwischfall werden sie für viele Jahre getrennt. Bis sie sich durch Zufall  1968 wiedersehen. Doch es ist nicht einfach , wieder an die gemeinsamen Jahre anzuknüpfen.  Zu schwer ist das Erlebte,  das diese beiden zu sehr geprägt hat. 

Astrid Töpfer erzählt diese fiktive Geschichte exemplarisch für die vielen Verdingkinder in der Schweiz,  die ledigen  ,, unanständigen" Müttern oder als   Waisen der Fürsorge unterstellt waren . Sie mussten ihren Lebensunterhalt verdienen,  wie die ,, Pflegefamilien " mit ihnen umgingen, war den Verantwortlichen zum großen Teil egal. Den Kindern dagegen wurde alles genommen: ihre Würde,  ihre Lebensfreude,  ihren Stolz und der Weg in eine glückliche Zukunft.  Schweigen, gehorchen , schuften bis zum Umfallen  war bei vielen an der Tagesordnung.  Sicherlich gab es auch andere Familien,  in denen es besser zuging.  

Sehr eindrucksvoll und bildgewaltig  hat die Autorin diese unrühmliche Vergangenheit der Schweiz dargestellt.  Die Beschreibungen haben mich so sehr berührt, immer wieder hatte ich Gänsehaut und Tränen in den Augen.  Trotz der Schilderungen der grausamen Kindheit von Fanny und Jakob gab es auch schöne Momente,  die mich gefreut haben. 

Fanny ist mir genauso wie Jakob sehe schnell ans Herz gewachsen.  Die kleine liebevolle Plappertasche und der  ,,große "   schlaue Jakob,  der sich liebevoll als Beschützer verhält.  

Die zwei Zeitstränge , die beide aus Fannys und Jakobs Sicht erzählt werden, sind perfekt miteinander verknüpft  Drr Wechsel zwischen den verschiedenen Zeiten findet durchgehend in genau dem richtigen Moment statt. Der Text  ist flüssig und mitreißend , sehr spannend geschrieben . Trotz aller grausam und häufig schwer zu ertragenden Schilderungen , konnte ich mich kaum los lösen und das Buch zur Seite legen. Ich musste unbedingt wissen, wie es weitergeht.   Das Ende hat gefreut  und zuversichtlich gemacht.  

Ein Stück Schweizer Geschichte wurde mir emotional aufwühlend näher gebracht.  Obwohl man dieses neutrale Land als liberal ansieht, war es doch rückständig im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Die Frauenbewegung der 68er   und ihr Kampf für das  Wahlrecht  für alle , wird genauso bildgewaltig geschildert.  

Astrid Töpfner hat mit diesem äußerst genau recherchierten und absolut authentischen , eindrucksvollen mein Herz berührt  und den Verdingkindern ihre Stimme verliehen.  Ein ganz grausames Stück Schweizer Geschichte, das Schicksal unzähliger Kinder,  die nicht vergessen werden darf. 

Von ganzem Herzen danke ich Astrid Töpfner für diese sehr berührende Geschichte,  die ich zu 100% weiterempfehlen kann. 

Die Triggerwarnung sollte ernst genommen werden. 


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.10.2023

Eintauchen in die wunderbare Welt des Theaters

Das Theater am Park - Stimmen der Hoffnung
0

Der Roman ,, Das Theater am Park- Stimmen der Hoffnung "  von Valentina May ist der Auftakt einer Reihe von 4 Bänden. 

Familie von Uhlenberg führt das von dem   Vorfahren Frederik von  Uhlenberg gegründete ...

Der Roman ,, Das Theater am Park- Stimmen der Hoffnung "  von Valentina May ist der Auftakt einer Reihe von 4 Bänden. 

Familie von Uhlenberg führt das von dem   Vorfahren Frederik von  Uhlenberg gegründete Thaeter am Park mitten in Hannover.  Leonora träumt davon , es eines Tages mit ihrem Bruder Albert zusammen leiten zu können. Am liebsten würde sie auch auf der Bühne stehen, dafür nimmt sie ( heimlich ) Gesangsunterricht . Doch ihr Vater hat andere Pläne.  Das Theater wird Albert leiten, wenn er sich zur Ruhe setzt, da Frauen 1914 als Leitung undenkbar sind. Die finanzielle Situation des Theaters ist schwierig,  nur mit Unterstützung eines Mäzens kann das nötige Geld für weitere Aufführungen aufgebracht werden. Um sich diese Unterstützung weiterhin zu sichern , soll Leonora diesen heiraten.  Selbstbewusst stellt sie sich gegen diese arrangierte Ehe mit viele Jahre älteren Bruno von Edel, der ihr äußerst unsympathisch ist. Kurz darauf bricht der 1. Weltkrieg aus, ihr Bruder , dem das Theater weniger am Herzen liegt,  meldet sich zum Kriegsdienst. Leider fällt er wie so viele andere junge Männer bereits nach wenigen Monaten.  Ein herber Schicksalsschlag für die Familie.  Dieser Verlust bricht Leonoras Vater das Herz . Der nächste Verlust lässt nicht lang auf sich warten.  Nun liegt es an Leonora das Theater zu leiten und aus der prekären finanziellen Lage zu bringen. Sie muß gegen Vorurteile und unfassbare Intrigen ankämpfen.  Wird sie es schaffen,  das Theater im Familienbesitz zu behalten?  Kann sie sich gegen die gesellschaftlichen Vorurteile durchsetzen?  Außerdem  gibt es ein Familiengeheimnis, um den Gründer des Theaters und sein verschwundenes Werk.  

Valentina May hat mich mit ihrem wunderbar bildhaften und flüssigen Schreibstil gleich in die Geschichte gezogen. Die Beschreibungen der Handlungsorte,  insbesondere das Theater,  die Villa der von Uhlenbergs und des Hauses der Symphonie ließen wunderbare Bilder in meinem Kopf entstehen.  Die Protagonisten sind liebevoll und  lebendig ausgearbeitet.  Leonora habe ich gleich ins Herz geschlossen.  Sie ist selbbewusst, kämpft sich durch die Schwierigkeiten und findet dabei Unterstützung  und Kraft in der Liebe. Innerhalb kurzer Zeit macht sie eine starke Entwicklung durch, muß Rückschläge hinnehmen. Ich konnte mich sehr gut in ihre Gefühle und Gedanken hineinversetzen.  

Die Stellung der Frauen und die Erwartungen der Gesellschaft sind äußerst spannend und anschaulich dargestellt  dargestellt und mit der Geschichte verknüpft.  Auch die erste Begeisterung für den Krieg und die unmittelbaren Folgen für die Bevölkerung , Familie und Freunde wird authentisch und emotional mit der Geschichte verwoben.  

Es hat mir sehr gut gefallen,  in die Welt des Theaters,  des Schauspiels und der Oper einzutauchen.  Es hat sofort richtig Lust auf einen Theaterbesuch geweckt.  Am besten in einem so schönen Haus wie das ,, Theater am Park " . 

Diese Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefesselt,  ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Ich freue mich schon sehr auf die nächsten Teile.  Der zweite Band ,, Melodie der Träume "  ist bereits als Ebook erschienen,  Print folgt am 27.10.23. Im November folgt,, Ruf der Heimat " und  im Mai 2024 ,, Zeilen voller Liebe" .

Liebhabern von historischen Romanen empfehle ich von ganzem Herzen diesen äußerst gelungenen Auftakt und auch die folgenden Teile,  die ich lesen werde, sobald sie erscheinen.  

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.10.2023

Grandioser Abschluss der Bodensee-Saga

Töchter eines neuen Morgens
0

,, Töchter eines neuen Morgens " von Maria Nikolai ist der dritte Band der Bodensee-Saga um die Schwestern Helene, Lilly und Katharina.  

In diesem Teil steht die jüngste der Schwestern im Mittelpunkt. ...

,, Töchter eines neuen Morgens " von Maria Nikolai ist der dritte Band der Bodensee-Saga um die Schwestern Helene, Lilly und Katharina.  

In diesem Teil steht die jüngste der Schwestern im Mittelpunkt.  Während Helene und Lilly mit ihren Männern und Kindern auf dem Lindenhof am Bodensee leben , lebt Katharina in München und studiert Medizin, wie sie es sich schon als Kind gewünscht hat. Auch wenn  1927  das Studium den Frauen erlaubt ist, sind es noch nicht viele und vielen Männern ein Dorn im Auge.  Sie denken zum großen Teil noch immer , daß Frauen dort nichts zu suchen haben. 

Katharina nimmt ihr Studium sehr ernst, ist pflichtbewusst und zielstrebig.  Mit ihren Freundinnen Eva, Lola und Zara genießt sie ihre Freizeit und gemeinsam haben  sie Spaß am Ausgehen.  Sie bilden ein tolles Quartett und sind füreinander da. Besonders als Eva in eine schwierige Situation gerät,  halten sie zusammen. Katharina findet noch Zeit, um dem sympathischen Doktor Thomas von Bogen in seiner Armenpraxis, wo den Bedürftigen kostenlos  dringend benötigte medizinische Hilfe angeboten wird. 

Katharina hat in der Universität mit Neid und Missgunst zu kämpfen und gerät dadurch in brenzlige Situationen, sie wird sogar angeklagt,  eine Straftat begangen zu haben.  Dies führt zum sofortigen Ausschluß vom Studium . Wird sie sich erfolgreich wehren können und von dieser Anklage frei gesprochen werden?  Kann sie ihren Traum weiterverfolgen und ihr persönliches Glück finden? 

Maria Nikolai hat wieder hervorragend recherchiert und die historischen Fakten mit dieser wunderbaren Geschichte um Katharina verwoben.  Die gesellschaftliche Stellung der Frau und die Frauenbewegung sind genauso authentisch dargestellt wie Frauen in Not , durch ungewollte Schwangerschaft und Abtreibung.  

Der Schreibstil ist großartig leicht und flüssig zu lesen. Die Beschreibungen der Personen und Handlungsorte sind äußerst bildhaft und lebendig.  Ich  konnte mir sofort  das Gebäude und den Hörsaal der Universitätsfrauenklinik , die schöne Villa von Rosina Gruber,  das Wohnviertel an der Au und den wunderbaren Lindenhof  vorstellen.  Durch die verschiedenen Erzählperspektiven ist es durchgehend perfekt möglich,  sich in die Gedanken und Gefühle jeder Person hineinzuversetzen.  Katharina,  ihre Freundinnen, ihre Familie und Thomas von Bogen sind mir durch die lebendigen Darstellungen sofort  sympathisch . Ich fühlte mich schnell mittendrin im  Geschehen,  habe mich mit ihnen gefreut,  habe gelacht,  aber auch gebangt , geweint und vor Angst gezittert.  

Von der ersten Seite an, hat mich diese Geschichte so sehr gefesselt,  daß ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Die einzelnen Kapitel haben eine perfekte Länge sind jeweils mit dem Ort und der Zeit übertitelt. Dadurch behält man immer den Überblick . Der Spannungsbogen ist hervorragend ausgearbeitet,  bis zum Schluß bleibt die Geschichte spannend.  Es gibt eingewobene Rückblicke,  so daß man sich an die vorherigen Teile erinnert, bzw auch ohne deren Kenntnis die Zusammenhänge versteht.  Es war wie ein Nachhausekommen zur Familie , zu guten Freunden.  Auch Pater Fidelis hat mich mit seiner wunderbaren Art wieder zum Schmunzeln gebracht.  

Maria Nikolai versteht es äußerst perfekt,  den Leser in den Bann zu ziehen,  ihn in andere Zeiten und Orte zu entführen.  Sie hat mich auch mit diesem grandiosen dritten Teil der Bodensee-Saga absolut begeistert.   Die Lesestunden vergingen wie im Flug, hsben mich bestens unterhalten.  Ich bin ein wenig traurig,  daß das Buch beendet ist, freue mich aber schon jetzt auf das nächste Werk dieser hervorragenden Autorin.  

Das  wunderschöne Cover passt hervorragend zu den vorherigen Bänden.  In der Innenseite befindet sich das Rezept für Katharinas Lieblingskuchen. Mmh, lecker.  Schade,  daß jetzt keine Erdbeerzeit ist.  Außerdem gibt es im Anhang ein  Personenverzeichnisse,  mit interessanten Informationen zu den realen Personen. Auch die Historischen Romanhintergründe gefallen mir besonders gut, sehr spannend und informativ.  

Von ganzem Herzen empfehle ich diesen grandiosen Abschluss der Saga begeistert weiter.  Wer sie noch nicht kennt, sollte am besten alle drei Teile hintereinander weg lesen. Einmal angefangen,  kann man nicht mehr aufhören.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.10.2023

Wundervoller Abschluss der Jahreszeiten-Saga

Der Weg ins Apfelreich
0

Der Roman ,,Der Weg ins Apfelreich " ist der der dritte Teil, der Abschluss, der Jahreszeiten-Saga von Anna Fredriksson. Nachdem Frühling und Sommer in Kivik vorbei sind , geht es nun im Herbst mit den ...

Der Roman ,,Der Weg ins Apfelreich " ist der der dritte Teil, der Abschluss, der Jahreszeiten-Saga von Anna Fredriksson. Nachdem Frühling und Sommer in Kivik vorbei sind , geht es nun im Herbst mit den 3 Frauen der Familie weiter.
Josefin lebt mit ihrem Harald auf ihrem Selbstversorgerhof und träumt von einem eigenen Vintageladen. Die Pension ,, Pomona" von Sally hat den ganzen Sommer über viele Gäste wunderbare Tage in Kivik beschert und Vanja traut sich nach vielen Jahren , noch einmal eine Ausstellung mit ihren Bildern zu machen.

Der sehr flüssige und bildhafte Schreibstil hat mich sofort wieder eingefangen und nach Kivik entführt, mitten in das Leben von Vanja, Sally und Josefin.
Ich freute mich sehr auf das Wiedersehen , da sie mir durch die ersten Teile sehr ans Herz gewachsen sind. Alle drei sind mir sympathisch. Jede von ihnen hat mit Widrigkeiten im Leben zu kämpfen, kommt ins Straucheln und fängt sich wieder.
Die Geschichte wird abwechslungsreich aus den Perspektiven der drei Generationen erzählt, so daß man sich jederzeit hervorragend in alle Gedanken und Gefühle hineinversetzen kann.
Auf ihrem Weg läuft nicht alles rund, einige Hürden sind zu überwinden und Unerwartetes zu verarbeiten. Dabei entwickeln sie sich weiter. Können die Erlebnisse der Vergangenheit angesprochen und verarbeitet werden, so daß sie sich weiter aneinander annähern ? Und gemeinsam zuversichtlich in die Zukunft schauen?
Anna Fredriksson hat die Herbststimmung in Kivik so wunderbar eingefangen. Es war wie ein Nachhausekommen, zu guten Freunden.
Ein hervorragender Abschluss der Jahreszeiten-Saga, der mir wie die vorherigen Teile äußerst gut gefallen und wunderbare Lesestunden beschert hat.
Von ganzem Herzen empfehle ich diese gefühlvolle und wunderbare Saga weiter. Lest am besten gleich alle Teile hintereinander weg und lasst Euch nach Schweden entführen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.10.2023

Fesselnde Lebensgeschichte

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
3

,, Die Glücksfrauen- Der Geschmack von Freiheit " ist der Auftaktroman einer Triologie von Anna Claire,  die auch als Anna Saskia Beyer als erfolgreiche Autorin  bekannt ist. 

In diesem fesselnden Auftaktband ...

,, Die Glücksfrauen- Der Geschmack von Freiheit " ist der Auftaktroman einer Triologie von Anna Claire,  die auch als Anna Saskia Beyer als erfolgreiche Autorin  bekannt ist. 

In diesem fesselnden Auftaktband wird die Geschichte von Luise  und ihrer Enkelin June erzählt.  

June ist nach dem frühen Tod ihrer Eltern bei ihrer Großmutter in New York aufgewachsen.  Inzwischen lebt die junge Journalistin in Berlin . 5 Jahre nach dem Ableben ihrer Großmutter Luise wird sie von deren Nachlassverwalter gebeten,  nach New York zu kommen, da Inzwischen Luises letzter Ehemann verstorben ist und nun ihr  Testament  verkündet werden soll. 

Als der sympathische Anwalt Walter das Schriftstück verliest, fällt June aus allen Wolken.  Sie hört zum ersten Mal , daß ihre Großmutter ursprünglich aus Berlin stammt und in New York ein Restaurant betrieben hat. Dieses Restaurant sowie das Wohnhaus in Washington Heights  wird June erben. Jedoch nur zu einem Drittel und das auch nur  , wenn sie  Anni und Maria,  zwei Freundinnen aus Luises Berliner Zeiten oder deren Nachkommen ausfindig machen kann.  1936 wird die Lage für Luise in Berlin gefährlich,  sie ist mit ihrem Freund Richard  im Widerstand tätig, die Nazis ihnen auf der Spur.  Richard flieht zügig nach New York,  Luise soll schnellstmöglich folgen. Da die Situation in Deutschland offensichtlich immer brisanter wird, möchte sie ihre Freundinnen Anni und  Maria  überzeugen , ebenfalls diesen Schritt zu wagen.  Gerade für die jüdische Maria , die mit ihrem Mann eine Buchhandlung betreibt, und ihre zwei Kinder wäre es ein Weg  , den Repressalien des Regimes  zu entgehen.  Doch sie zögern, geben Luise aber jeweils 300 Mark . Mit diesem Geld soll Luise ein Restaurant  eröffnen, dass  sie dann eines Tages  zusammen führen werden. .  Von diesem gemeinsamen Restaurant träumen die Freundinnen schon lange.  Doch zu einem gemeinsamen Leben in New York kommt es nie. Der Kontakt zueinander bricht 1939 ab. Was ist den zurück gebliebenen Freundinnen widerfahren Haben sie diesen schrecklichen Krieg überlebt? 

June macht sich auf die Suche. Anhand von Briefen und Aufzeichnungen ihrer Großmutter erfährt sie vieles aus ihrem Leben,  über das  Luise nie  ein  Wort verloren hat. Unterstützung bekommt June von dem Anwalt Walter und Hendrik, der als Chefkoch in Luises Restaurant,, Taste of Freedom " tätig ist. 

Der Roman wird in zwei Zeitsträngen erzählt,  Luises Geschichte beginnt 1936 und schildert die Ereignisse der folgenden 10 Jahre. Zunächst in Berlin, dann die Ausreise und das Ankommen in Amerika. Eindrucksvoll wird die Überfahrt und das Auswahlverfahren der Immigranten auf Ellis Island beschrieben. Die Angst, abgewiesen und wieder zurück nach Deutschland geschickt zu werden , war so deutlich zu spüren, daß ich Gänsehaut bekam. Als Luise endlich bei ihrem Verlobten Richard ankommt,  ist er von einer großen Schwermütigkeit befallen. Er kommt mit der Fremde nicht zurecht,  versteht die Sprache nicht  und kann Luise außer einem schäbigen Dach über dem Kopf nichts vorweisen.  Sein Freund George,  der Anwalt ist, unterstützt ihn und besonders Luise ein wenig. Dabei kommen sie sich näher.  Kann Luise sich zwischen den beiden Männern entscheiden?  Luise hat 7n ihrem Leben Höhen und Tiefen erlebt. Einige Schicksalsschläge  musste sie ertragen , dennoch durfte sie nicht aufgeben, um ihr eigenes Leben glücklich erleben zu dürfen.  

Auch June hat es mit den Männern nicht leicht.  Die Gefühle für ihren Partner Anton in Berlin schwinden, während sie in New York gleich zwei attraktive und sympathische Männer zur Unterstützung bei ihrer Suche nach Maria und Luise hat. Wie sieht ihre Entscheidung aus? Doch die wichtigste Frage ist, ob sie bei ihrer Recherche nach den Erben erfolgreich sein wird. Was erfährt sie über ihre Großmutter  und ihr Leben? 

Anna Claire hat äußerst fesselnd und eindrucksvoll beschrieben,  wie schwer es war , in einem neuen Land Fuß zu fassen und sich eine neue Existenz aufzubauen. Auch in Amerika  gab es große Vorbehalte und Ablehnung den Zuwanderern gegenüber,  besonders den jüdischen.  Während es Menschen wie Luise gelingt, sich zurechtzufinden,  sich mit  anderen Geflüchteten auszutauschen und gemeinsam sich etwas aufzubauen,  um damit den Lebensunterhalt zu bestreiten  ist es für andere einfach nur eine Qual.  Diese Gefühle und Gedanken hat die Autorin so bildhaft und  lebensecht beschrieben,  daß ich mich durchgehend in Luise, Richard und ihre neuen Freunde hineinversetzen konnte. Das Ausnutzen der Einwanderer bei  ihrer Suche nach Arbeit hat mich erschreckt.  Sehr gut gefallen hat mir, wie Luise mit anderen Frauen den ,, Windows Shop " eröffnet, wo Backwaren wie Berliner Streuselkuchen und Handarbeiten verkauft werden und sie  sich so ein erstes Standbein erschaffen. Luise wirft sich Zeit ihres Lebens vor, nicht ausreichend nach ihren alten Freundinnen gesucht zu haben.  Diesen Fehler soll June nun durch das Testament wieder gutmachen.  Bei Junes Recherche erfährt der Leser viele Wege und Quellen,  um nach verlorenen Angehörigen zu  forschen.  Da ich mich damit noch nie beschäftigt habe, war ich davon sehr beeindruckt.   Auch  die Camps der ,, Displaced Persons " im zerstörten Berlin  und die Schicksale von Überlebenden der KZs,  insbesondere von Tali einer Waise, haben mich sehr berührt.  

Durch die zwei Zeitebebenen , die perfekt miteinander verwoben sind und die hervorragend flüssige und  fesselnde Erzählweise,  ist die Spannung durchgehend hoch. Von der ersten Seite an, hat mich diese Geschichte so sehr in den Bann gezogen,  daß ich mich nur sehr schwer von dem Buch lösen konnte. Luise,  eine so starke und beeindruckende, sympathische Frau , hat mich mit ihrem Leben sehr berührt. Alle Protagonisten sind äußerst realistisch und liebevoll ausgearbeitet.  Die Beschreibungen der Handlungsorte sind bildhaft und lebendig , es tauchten augenblicklich Bilder vor meinen Augen auf. Den Geruch und Geschmack der beschriebenen Gerichte und Backwaren ließen mir das Wasser im Mund zusammen laufen.  

Im Anhang befindet sich das Rezept vom Berliner Streuselkuchen, der immer wieder während der Geschichte erwähnt wird. 

Das Cover gefällt mir außerordentlich gut, die junge Frau mit dem Koffer schaut erwartungsvoll auf die Brookklyn Bridge  . Die goldenen,  erhabene Schrift und die Zweige passen schön zu dem rosenroten Hintergrund.  Die Zweige sind in den  Innenklappen weiter geführt. 

Ich war ein wenig traurig,  als dieser Teil endete.  In den zwei weiteren Teilen wird es um  das Leben von Maria und Anni gehen. Schon jetzt bin ich ganz gespannt,  was ich dann erfahren werde. Im Sommer 2024 und Winter 2024  wird es soweit sein. 

Von ganzem Herzen empfehle ich diesen beeindruckenden  und  berührende Auftaktband der Triologie weiter. Eine Geschichte über die Stärke der Frauen,  die sich in einem fremden Land zurechtfinden und ein neues Leben aufbauen müssen. 

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre