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Veröffentlicht am 04.10.2023

Vom Glanz vergangener Jahrzehnte…

Dreimal im Leben
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Der Klappentext von Dreimal im Leben, so wenig er auch verrät, hat mich gleich gefesselt. Er fängt die Stimmung des Romans wunderbar ein, ohne in irgendeiner Weise zu spoilern. Dabei bietet das Buch viel ...

Der Klappentext von Dreimal im Leben, so wenig er auch verrät, hat mich gleich gefesselt. Er fängt die Stimmung des Romans wunderbar ein, ohne in irgendeiner Weise zu spoilern. Dabei bietet das Buch viel mehr als eine Liebesgeschichte, die fast ein ganzes Jahrhundert umspannt. Es ist auch eine Geschichte über den Wandel der Zeit, sich rasch ändernde Gewohnheiten, Verhaltensweisen und Lebenseinstellungen, sehr gut veranschaulicht durch Max selbst.
Ich muss gestehen, anfangs brauchte ich etwas, um mit ihm warm zu werden. Aber die erste Distanz zu seinem Charakter legte sich recht schnell, je besser ich ihn kennen lernte. Als Mann, der das Risiko liebt, aber sich stets auf seine guten Manieren besinnt, wurde er mir von Seite zu Seite sympathischer, auch was seine nicht immer ganz eindeutigen Gefühle Mecha gegenüber angeht. Der Autor präsentiert dem Leser keine überschäumende Verliebtheit, die schnell in der einen großen Liebe mündet, sondern lässt sich erfreulich viel Zeit damit, die beiden sich näherkommen zu lassen. Und das trotz der relativ kurzen Lebensabschnitte, die sie miteinander verbringen. Mecha ist dabei etwas schwerer zu fassen, doch auch ihr Verhalten und ihre Entscheidungen werden nachvollziehbar präsentiert.


Der Schreibstil ist mit seinen oft verschachtelten und im Konjunktiv gehaltenen Sätzen recht anspruchsvoll und gleichzeitig unglaublich ausdrucksstark. Durch ihn wird eine schön dichte Atmosphäre erzeugt, die die politischen und gesellschaftlichen Stimmungen zwischen 1928 und 1966 perfekt einfängt. Die Perspektive Max’ wechselt dabei von Vergangenheit zu Gegenwart, um die einzelnen Zeitebenen zu kennzeichnen, zwischen denen der Roman hin- und herspringt. Zuerst erschwert dieser Kunstgriff das Hineinfinden in die Story und stört manchmal regelrecht den Lesefluss. Aber wenn man sich daran gewöhnt hat, ist es oft sogar eine Erleichterung, gleich zu wissen, welchen Handlungsstrang man vor sich hat.
Zwischendurch begegnet dem Leser die eine oder andere Länge, doch es hält sich erfreulicherweise sehr in Grenzen. Man kann sie leicht überfliegen, ohne dass man völlig aus der Geschichte herausgerissen wird.


Fazit

Dreimal im Leben ist eine wunderbar unkitschige, atmosphärisch dicht geschriebene Erzählung über Liebe, Abenteuer und verpasste Chancen und verlorene Illusionen. Getragen von einer sympathisch-charmanten Hauptfigur umspannt der Inhalt des Buches ein halbes Jahrhundert, in dem sich Gesellschaft und Politik so rasend schnell verändert haben wie kaum jemals zuvor.
Die zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin- und herpendelnden Abschnitte sollten einen nicht abschrecken, genauso wenig wie die kleinen Längen der Geschichte. Sonst verpasst man einen eindrucksvollen Roman über die Tücken des Lebens selbst.

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Veröffentlicht am 04.10.2023

Starke Idee, aus der man mehr hätte herausholen können!

Flammen über Arcadion
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Ich muss gestehen, der Klappentext und das wunderschöne Cover haben mich sofort angesprochen. Mittelalterroman trifft einfallsreiche Utopie, so war zumindest meine Erwartung, die auch größtenteils erfüllt ...

Ich muss gestehen, der Klappentext und das wunderschöne Cover haben mich sofort angesprochen. Mittelalterroman trifft einfallsreiche Utopie, so war zumindest meine Erwartung, die auch größtenteils erfüllt wurde.
Schon auf den ersten Seiten wurde ich dann positiv überrascht: Perplies nimmt sich viel Zeit, seine erdachte Welt zu beschreiben und einem bildlich vor Augen zu führen. Sowohl die Umgebung als auch die gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten dieser fremden Welt erschließen sich dem Leser schnell, ohne dass zu viel oder zu wenig verraten wird. Carya erweist sich dabei als sympathische Fremdenführerin, aus deren Perspektive man das Geschehen zuerst erlebt. Ihre anfängliche Naivität verwandelt sich glaubhaft in berechtigte Zweifel an dem Lux Dei und seinen Methoden und man fühlt mit ihr, während ihre frühere Welt langsam zerbricht. Aber auch Jonans inneren Zwiespalt zwischen Pflichtgefühl und seinem eigenen Unrechtsbewusstsein nimmt man der Figur sofort ab. Die Erzählweise aus zwei Perspektiven heraus finde ich sowieso sehr angenehm, da man dadurch einen viel tieferen Einblick in das Geschehen erhält.


Positiv überrascht hat mich zudem der Schreibstil, der zwar flüssig und leicht zu lesen ist, allerdings auch komplexer, sehr ausdrucksstark und bildhaft sein kann. Dadurch wird eine ganz eigene Atmosphäre erzeugt, die einen von Anfang an in die Story hineinzieht, obwohl diese nicht sofort von Action geprägt ist.
Leider werden der religiöse Fanatismus und die Machtgier des Lux Dei mir etwas zu klischeehaft dargestellt, zu sehr an der Oberfläche gehalten und zu wenig in die Tiefe gehend. Gerade bei einer Dystopie hätte man mehr aus dieser Idee herausholen können. Stattdessen schneidet der Autor das Thema lediglich an und beschränkt sich auf grobe Ausführungen, was das Wirken und die Ziele des Ordens angeht.
Vor dem Hintergrund erscheint auch Caryas Hintergrundgeschichte zu konstruiert, da man außer ihren ominösen Fähigkeiten und einem Artefakt ungeklärten Ursprungs kaum etwas darüber erfährt.
Doch in den Folgebänden bleibt noch reichlich Gelegenheit, das auszuarbeiten und ich bin schon gespannt, wie Perplies die einzelnen Geheimnisse lüftet.


Fazit

Flammen über Arcadion ist der gelungene Auftakt zu einer Dystopientrilogie, die vor allem durch eine originelle Idee besticht. Gut durchdachte und glaubhafte Charaktere wissen zu überzeugen und den Leser an die Handlung zu fesseln, selbst wenn diese erst nach und nach an Fahrt gewinnt. Leider erfährt man dabei sehr wenig über die Vorgeschichte Caryas und vor allem Arcadions, was besonders in Caryas Fall ihren Fähigkeiten und ihrer Herkunft etwas Konstruiertes, weit Hergeholtes verleiht.
Wer Dystopien mit historischem Flair gepaart mit einer guten Portion Science Fiction liebt, der dürfte von dem Roman trotzdem begeistert sein. Bei mir jedenfalls steht der zweite Band Im Schatten des Mondkaisers schon weit oben auf der Wunschliste.

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Veröffentlicht am 27.09.2023

Glaubt ihr an Schicksal beziehungsweise an eine Bestimmung?

Die Schwarze Königin
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Heute gibt's wieder mal eine Rezension von mir zu einem richtig tollen, düsteren Buch, nämlich "Die schwarze Königin" von Markus Heitz. Es war anders als erwartet, aber trotzdem hat es mir sehr gut gefallen.

Der ...

Heute gibt's wieder mal eine Rezension von mir zu einem richtig tollen, düsteren Buch, nämlich "Die schwarze Königin" von Markus Heitz. Es war anders als erwartet, aber trotzdem hat es mir sehr gut gefallen.

Der Mix aus Gegenwart und vergangenen Ereignissen hat es mir besonders angetan. Die Geschichte springt zwischen Lens und Barbara von Cilis Erlebnissen hin und her und verbindet nach und nach beide Zeitebenen miteinander. Dabei geht es häufig ziemlich blutig und brutal zu, was man mögen muss. Ich fand es sehr passend, gerade auch in der Zeit der schwarzen Königin im tiefsten Spätmittelalter. Genauso wechseln sich spannende und ruhige Szenen ab, sodass mich der Roman schnell in seinen Bann gezogen hat.

Die Figuren haben alle etwas Eigenes, was sie glaubhaft macht, selbst wenn ich in vielen Situationen nicht genauso gehandelt hätte, vor allem bei Len nicht. Er wirkt oft kopflos und so, als würde er alles hinnehmen, aber man merkt daran halt auch, wie sehr er sich anscheinend nach einer Bestimmung sehnt. Auch Barbara, die nach und nach alles der Vernichtung der Vampire unterordnet, kann ich nachvollziehen, obwohl sie dadurch oft berechnend rüberkommt. Gerade ihr Hang zur Alchemie, die ich selbst extrem faszinierend finde, macht das Buch für mich so interessant.

Was mir nicht so gefallen hat, war, dass ein paar der eingestreuten Kapitel aus dem Abremalin mehr verwirren als hilfreich oder unterstützend für die Story sind. Ich liebe die geschichtlichen Quellen, aber irgendwie fehlt mir bei manchen der Zusammenhang.

Auch das Ende hat mich ein wenig irritiert. Ja, ich mags, dass es was Anderes ist, aber irgenwas fehlt. Und es ist meiner Meinung nach auch etwas zu schnell abgehandelt, vor allem nach der Action davor.

Deswegen vergebe ich dem Buch 4 von 5 Hafla Patronen.

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Veröffentlicht am 19.09.2023

Würdet ihr euch auf eine spontane Reise begeben, um euch selbst zu finden?

Das Bücherschiff des Monsieur Perdu
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Um dieses Thema dreht sich "Das Bücherschiff des Monsieur Perdu" von Nina George. Vom Vorgänger "Das Lavendelzimmer" war ich ja sehr begeistert, deswegen musste ich unbedingt wissen, wie es mit Jean und ...

Um dieses Thema dreht sich "Das Bücherschiff des Monsieur Perdu" von Nina George. Vom Vorgänger "Das Lavendelzimmer" war ich ja sehr begeistert, deswegen musste ich unbedingt wissen, wie es mit Jean und seinem Bücherschiff weitergeht. Das Buch konnte mich nicht so mitreißen wie das erste, aber der Zauber Frankreichs war immer noch da.

Ich hab mal irgendwo gelesen, dass man den Vorgänger nicht kennen muss, aber es würde einem viel entgehen. Auch vom Verständnis der Charaktere her. Gerade die werden wunderbar weiterentwickelt und mit neuen Situationen konfrontiert, in denen sie sich bewähren müssen. Sowas entdeckt man allerdings nur, wenn man sie länger kennt.

Auch die neuen Figuren habe ich sofort ins Herz geschlossen, allen voran Pauline und Theo. Sie passen perfekt zu Jean und Max, der leider etwas zu kurz kommt, obwohl er Jean auf seiner Reise begleitet. Auch von Salvo, Samy und Catherine sieht man wenig, was den Selbstfindungstrip aber eher realistischer macht. Die lebensfrohe, manchmal etwas melancholische Atmosphäre Frankreichs wird dennoch wunderbar eingefangen, was mir beim Lesen wieder riesigen Spaß gemacht hat.

Leider ähnelt die Handlung in vielen Teilen dem ersten Band. Bestimmte Teile der Reise, wie das Schleusen zum Beispiel, werden zwar abgekürzt, aber im Prinzip ist es die Rückkehr nach Paris und damit die Umkehrung des Vorgängers. Toll sind hierbei die Auszüge aus dem Lexikon der kleinen Gefühle, die etwas Abwechslung reinbringen. Allerdings verzögern die längeren Abschnitte auch die Geschichte und führen hin und wieder zu Längen.

Alles in allem vergebe ich dem Buch deswegen 4 von 5 Bücherreiseausweisen.

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Veröffentlicht am 26.08.2023

Emotionaler Tanz auf Glasscherben

Tanz auf Glas
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Ich muss gestehen, ich hatte kaum Erwartungen an den Roman, vor allem da der Klappentext so erfreulich wenig verrät (Die innere Inhaltsangabe ist dagegen erheblich spoilerbelasteter, also Vorsicht!). ...

Ich muss gestehen, ich hatte kaum Erwartungen an den Roman, vor allem da der Klappentext so erfreulich wenig verrät (Die innere Inhaltsangabe ist dagegen erheblich spoilerbelasteter, also Vorsicht!). Deswegen war ich auch positiv überrascht von der Geschichte, vor allem von den Charakteren. Ka Hancock hat sich sichtlich Mühe gegeben und man merkt den Protagonisten auch an, dass die Autorin sich mit den dargestellten Krankheitsbildern sehr gut auskennt. Besonders Mickey, der leider eine etwas kleinere Rolle spielt als Lucy, hat wunderbare Ecken und Kanten, die ihn wahrscheinlich als Mensch schon recht schwierig machen, aber dafür als Buchfigur wesentlich interessanter! Sein körperlicher und geistiger Zustand wird sehr schön umrissen, man erlebt seine Höhen und Tiefen hervorragend mit und selbst wenn er egoistisch handelt, so kann man seinen Schmerz, seine Wut und seine Verzweiflung auf eindringliche Art und Weise nachvollziehen.
Seine Frau dagegen erscheint besonders zu Anfang als etwas zu glatt und man vermisst, dass sie angesichts ihrer Situation etwas mehr negative Gefühle an den Tag legt. Im Laufe der Geschichte zeigt aber auch sie hin und wieder Reaktionen und Empfindungen, die beweisen, dass sie nicht ganz so perfekt ist, wie sie anderen gegenüber wirken mag.


Der Schreibstil Hancocks lässt sich angenehm lesen: Flüssig, nicht zu überladen und ideal dafür, große Emotionen zu transportieren. Oft gelingt es der Autorin auf diese Weise, den Leser zu berühren und für das Schicksal ihrer Figuren einzunehmen. Besonders gelungen fand ich dabei den Perspektivenwechsel zwischen Lucy und Mickey. Letzterer hat zwar leider nicht soviel Präsenz in dem Roman wie seine Frau, dennoch sind seine Passagen umso eindringlicher und abwechslungsreicher geschrieben. Zudem helfen die sorgfältig eingestreuten Rückblenden, die Beziehung zwischen den beiden Hauptcharakteren besser zu verstehen und nachvollziehen zu können. Gewöhnungsbedürftig sind hier nur die hauchfeinen Übergänge zwischen den einzelnen Zeitebenen, die häufig sehr fließend sind. Das hat mich anfangs manchmal aus dem Lesefluss gerissen, aber wenn man mehr darauf achtet, erkennt man sie recht schnell.
Leider muss ich sagen, dass das Buch hin und wieder in Kitsch und das eine oder andere Klischee abdriftet. In meinen Augen hielt es sich für einen Liebesroman noch in Grenzen, wer jedoch damit gar nichts anfangen kann, den wird es wahrscheinlich weitaus mehr stören.



Fazit

Tanz auf Glas ist für ein Erstlingswerk wirklich gut gelungen. Man merkt dem Roman und seinen Figuren sofort an, dass Ka Hancock weiß, wovon sie schreibt. Besonders ihre Darstellung des Mickey wirkt durch ihre Schilderung unglaublich realistisch und ist ein großer Pluspunkt. Seine Geschichte und diejenige seiner Frau wissen zu berühren, selbst wenn dies nicht immer kitsch- und klischeefrei gelingt.
Wer Geschichten liebt, die den Leser durch Höhen und Tiefen der Emotionen treibt und den es auch nicht stört, wenn das Gefühlschaos manchmal etwas überschwappt, dem kann man das Buch in jedem Fall empfehlen!

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