Profilbild von bookloving

bookloving

Lesejury Star
offline

bookloving ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit bookloving über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2023

Gelungene Fortsetzung der faszinierenden Wintergarten-Trilogie

Die Wintergarten-Frauen. Die Sehnsucht brennt
0

MEINE MEINUNG
„Die Wintergarten-Frauen – Die Sehnsucht brennt“ von der deutschen Erfolgsautorin Charlotte Roth ist bereits der zweite Teil ihrer neuen historischen Roman-Trilogie um das berühmte Berliner ...

MEINE MEINUNG
„Die Wintergarten-Frauen – Die Sehnsucht brennt“ von der deutschen Erfolgsautorin Charlotte Roth ist bereits der zweite Teil ihrer neuen historischen Roman-Trilogie um das berühmte Berliner Varietétheater Wintergarten. Die in der pulsierenden Metropole Berlin angesiedelte Saga nimmt uns erneut mit auf eine fesselnde Zeitreise in die 1920er Jahre. Nachdem mich der Auftakt mit seiner ausführlichen Vorgeschichte nicht völlig überzeugt hatte, bin ich froh, der Fortsetzung dieser vielschichtigen Reihe eine Chance gegeben zu haben, denn diese konnte mich bestens unterhalten und richtig packen.
Gekonnt setzt die Autorin ihre abwechslungsreiche Geschichte um die drei faszinierenden Wintergarten-Frauen Nina Veltheim als Intendantin und Dramaturgin ihrer Wunderweiber, die mysteriöse Schlangenfrau Jenny Alomis und das scheue Multitalent Sonia fort. Als Hauptattraktion des Varietétheaters Wintergarten scheint Nina mit ihren Wunderweibern und der unwiderstehlichen Jenny als Zuschauermagnet ihre hochfliegenden Träume verwirklicht zu haben und ganz oben angekommen zu sein. Doch auch für sie scheinen die erfolgsverwöhnten Zeiten schwieriger zu werden.
Dank Roths sehr lebendigen Erzählstils werden wir rasch in die mitreißende, aus unterschiedlichen Perspektiven geschilderte Geschichte hineingezogen, die so manche Überraschung, aber auch einige ziemlich dramatische Entwicklungen für uns bereit hält. Neben hoffnungsvollen Erwartungen und grandiosen durchfeierten Nächten mit reichlich Champagner durchleben wir an der Seite der Wintergartenfrauen auch eine krisenreiche Zeit mit großen Enttäuschungen, herben Niederlagen, herzzerreißenden Tragödien und Abstürzen ins Bodenlose und dies nicht nur im beruflichen sondern auch privaten Umfeld. Ohne es zu ahnen, muss Nina gegen einen mächtigen Widersacher im Hintergrund ankämpfen, der von blankem Hass und beispielloser Skrupellosigkeit getrieben ist.
Gekonnt zeichnet die Autorin ein facettenreiches Portrait jener bewegten Zeit voller politischer, wirtschaftlicher und sozialer Umbrüche und versteht es, das pulsierende Lebensgefühl im Berlin der faszinierenden 1920er Jahre ausdrucksvoll einzufangen. Neben all dem glamourösen Glanz der Goldenen Zwanziger mit seinen Vergnügungen und seiner blühenden Unterhaltungsindustrie erhalten wir auch interessante Einblicke in die Schattenseiten dieser genuss- und vergnügungssüchtigen Stadt. Anschaulich zeigt Roth auf, wie das nationalsozialistische Gedankengut allmählich in alle Lebensbereich einsickert und die sich wandelnde politische Stimmungslage die Charaktere in ihrem Alltag zunehmend beeinträchtigt.
Hervorragend ist auch das einzigartige Flair des berühmten Berliner Varietés Wintergarten eingefangen. In einigen ausgewählten Episoden dürfen wir die aufregende, farbenprächtige Welt aus Kabarett, Musik, Tanz, Zauberei, Tierdressuren und Akrobatik miterleben und einen kleinen Einblick in das vielfältige Repertoire erhaschen.
Die verschiedenen, sehr vielschichtig angelegten Charaktere wurden von der Autorin mit ihren Eigenheiten, faszinierenden Hintergrundgeschichten und Geheimnissen lebendig und lebensnah ausgearbeitet, so dass ich mich gut in sie hineinversetzen und ihre Handlungen nachvollziehen konnte.
Ob nun Ninas sympathischer Zwillingsbruder Carlo, die geheimnisvolle Sonia, die sich nie unterkriegen lässt, Ninas Freund, der berühmte Schauspieler Anton Wendland, oder weitere Figuren aus dem illustren Freundeskreis des Varietes– sie alle sind faszinierende Charaktere, die gemäß ihrer Rolle vielschichtig und glaubhaft ausgearbeitet sind, und für Abwechslung in der Geschichte sorgen.
Besonders gefallen hat mir, dass die Autorin diesmal die mysteriöse Schlangenfrau und Tänzerin Jenny mit ihrem kleinen Sohn Viktor mit ihrer tragischen Vergangenheit in den Mittelpunkt gerückt hat. Allmählich erfahren wir mehr über ihre traumatischen Erlebnisse während des Kriegs, ihre Flucht aus Riga und die Hintergründe für ihre Ängste und Geheimniskrämerei. Roth versteht es, die schillernde Persönlichkeit dieser wandlungsfähigen, verletzlichen Frau voller Willensstärke, Leidenschaft aber auch ihre Schwächen und Abgründe glaubhaft einzufangen, so dass man mit ihr mitfiebert und hofft, dass auch sie schließlich ihren Frieden und ihr Glück findet.
Sehr viel besser als im ersten Teil hat mir auch Ninas Figur zugesagt, deren recht schwierige Persönlichkeit neue Facetten hinzu erlangt hat und weniger arrogant und deutlich gereifter wirkt. Dank ihres bewundernswerten Ehrgeizes, und ihrer großen Begeisterungsfähigkeit kann die bemerkenswert ehrgeizige und selbstbewusste Protagonistin sich als talentierte Intendantin zwar beachtliche Erfolge feiern und doch muss sie weiterhin verbissen gegen viele Widrigkeiten meistern und für ihre Wunderweiber im Wintergarten kämpfen muss. Selbst als sie in eine tiefe private Krise stürzt, trifft sie einige fragwürdige Entscheidungen, doch ist aufgeben keine Option für sie.
Die Handlung nimmt einige unerwartete und dramatische Wendungen, die den Spannungsbogen immer weiter anziehen lassen, und gipfelt in einem fulminanten Finale.
Ich bin gespannt auf den nächsten Band dieser farbenprächtigen historischen Saga und freue mich schon auf ein Wiedersehen mit den Wintergartenfrauen.

FAZIT
Eine fesselnde Fortsetzung der historischen Trilogie, die uns auf eine faszinierende Zeitreise in die Goldenen Zwanziger und in die aufregende Welt des Berliner Varietés Wintergarten mitnimmt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.10.2023

Fräulein Alma ermittelt wieder

Fräulein vom Amt – Spiel auf Leben und Tod
0

MEINE MEINUNG
Mit der unterhaltsamen Fortsetzung „Fräulein vom Amt - Ein Spiel auf Leben und Tod“ haben die unter dem Pseudonym Charlotte Blum schreibenden Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme bereits ...

MEINE MEINUNG
Mit der unterhaltsamen Fortsetzung „Fräulein vom Amt - Ein Spiel auf Leben und Tod“ haben die unter dem Pseudonym Charlotte Blum schreibenden Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme bereits den dritten Band ihrer tollen historischen Roman-Serie vorgelegt, die uns in die spannenden, turbulenten 1920er-Jahre eintauchen lässt. Angesiedelt ist die Geschichte aber nicht in Berlin sondern in der mondänen, international populären Kurstadt Baden-Baden. Im Mittelpunkt der abwechslungsreichen Handlung, die diesmal im Jahre 1925 spielt, stehen wieder die sympathische Alma Täuber als auf eigene Faust ermittelndes Fräulein vom Amt und ihre quirlige Freundin Emmi Wolke. Ein internationales Schachturnier lockt neben vielen Touristen auch einige Ganoven nach Baden-Baden und natürlich sind auch die beiden Freundinnen Alma und Emmi vom Schachfieber erfasst.
Der gelungene Mix aus aufschlussreichen Einblicken in das damalige Zeitgeschehen, ausgiebigen Exkursen in das private und berufliche Leben der sympathischen Hauptfiguren sowie spannendem Kriminalfall, bei dem man nach Herzenslust Mitermitteln und Spekulieren kann, hat mir wieder hervorragend gefallen. Toll eingefangenes Lokalkolorit, interessante zeitgeschichtliche Informationen und nette humorvolle Episoden sorgen für ein sehr unterhaltsames und zugleich lehrreiches Lesevergnügen.
Schon der unheilvolle Prolog mit der darin geschilderten ergreifenden Szene von der in einer Wäschetrommel gefangenen, dem qualvollen Erstickungstod geweihten jungen Wäscherin Gertrude in einer Waschdampfanstalt lässt sofort Spannung aufkommen. Da die Polizei von Unfall oder Selbsttötung ausgeht, kann die junge Telefonistin Alma mit ihrem untrüglichen kriminalistischen Spürsinn gar nicht anders, als erneut auf eigene Faust zu ermitteln - sehr zum Verdruss ihres Freundes Kriminalkommissar Ludwig Schiller. So dauert es auch gar nicht lange, bis sie bei den Nachforschungen zu dem verzwickten Fall nicht nur in zwielichtige Kreise in sondern auch in große Gefahr gerät. Dank des lebendigen Erzählstils werden wir rasch in das spannende Geschehen hinein gezogen und folgen gebannt Almas Ermittlungen.
Viele sorgsam recherchierte und geschickt eingewobene Details führen uns das damalige Alltagsleben sowie die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sehr anschaulich vor Augen. Insbesondere das faszinierende zeitgeschichtliche Flair Mitte der 1920er-Jahre ist von den Autorinnen sehr lebendig und authentisch eingefangen. Trotz des rasanten Fortschritts und der opulenten gesellschaftlichen Amüsements werden im Alltag gesellschaftliche Spannungen und die unheilvolle Vorboten des populärer werdenden nationalsozialistischen Gedankenguts immer spürbarer.
Wie im Nachwort erläutert haben die Autorinnen wieder viele spannende historische Details - vom modischen und technologischen Wandel bis hin zu politischen und kulturellen Hintergründen - sehr ansprechend in ihre Geschichte eingearbeitet. Obendrein lassen sich viele Hintergrundinformationen im angehängten Glossar nachlesen.
Der Roman lebt aber vor allem von seinen, äußerst lebensnah gezeichneten Protagonistinnen Alma und Emmi, die sehr lebendig und mit viel Liebe ausgearbeitet sind.
Die Autorinnen haben wundervolle Charaktere geschaffen, in die man sich hervorragend hinein versetzen und an deren Privatleben man gerne Anteil hat. Die überaus clevere, selbstbewusste Hauptfigur Alma, die sich aufgrund der aufkommenden Selbstwählapparate vermehrt um ihre Stelle in der Telefonvermittlung des Postamts Sorgen macht und mit dem Gedanken spielt eine Detektei zu gründen, ist nach wie vor ihre Unabhängigkeit äußerst wichtig. Diese möchte sie auch für ihre Liebe Kriminalkommissar Ludwig Schiller nicht aufgeben. Mit ihrer charmanten, frischen Art sorgt auch ihre quirlige, lebensfrohe Freundin Emmi, die inzwischen Filialleiterin eines Blumenladens geworden ist, wieder für amüsante Szenen und viel Abwechslung.
Mir hat es mit viel Spaß bereitet, mich an Almas Seite in die verzwickten Nachforschungen zu stürzen, die so manche unerwartete Wendung nehmen. Dank ihrer Gewitztheit und Kombinationsgabe gelingt es ihr schließlich die Hintergründe für den tragischen Tod der jungen Wäscherin auf eigene Faust aufzudecken und zugleich noch weitere Vorkommnisse aufzuklären. Die Auflösung kommt zwar höchst überraschend, ist aber dennoch in sich schlüssig und nachvollziehbar dargelegt.
Ich bin schon sehr gespannt, welche neuen Abenteuer und Herausforderungen auf Alma im 4. Band zukommen werden, und freue mich schon auf eine Fortsetzung dieser gelungenen historischen Reihe.

FAZIT
Eine sehr kurzweilige Fortsetzung der historischen Reihe rund um das ermittelnde Fräulein vom Amt Alma Täuber -mit viel Zwanziger Jahre-Zeitkolorit, liebenswerten Charakteren und netten humorvollen Episoden!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.10.2023

Humorvoller britischer Cosy Crime

Mrs Potts’ Mordclub und der tote Bräutigam
0

MEINE MEINUNG

Mit „Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam” ist dem britischen Roman- und Drehbauch-Autor Robert Thorogood eine kurzweilige und amüsante Fortsetzung seiner „Cosy crime“-Reihe „Mord ...

MEINE MEINUNG

Mit „Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam” ist dem britischen Roman- und Drehbauch-Autor Robert Thorogood eine kurzweilige und amüsante Fortsetzung seiner „Cosy crime“-Reihe „Mord ist Potts' Hobby“ gelungen, in deren Mittelpunkt die liebenswerte, etwas schrullige 77-jährige Hobby-Ermittlerin Judith Potts und ihre beiden Mitstreiterinnen Becks und Suzie stehen.

Auch der zweite Band ist ein gelungener Wohlfühlkrimi, der mich neben einem unblutigen und nicht allzu leicht zu durchschauenden Kriminalfall mit witzigen Dialogen, netter Situationskomik und feinem britischen Humor bestens unterhalten konnte.

Die stimmungsvollen Beschreibungen der Schauplätze im idyllischen, an der Themse gelegenen Örtchens Marlow und der lebendige Schreibstil des Autors sorgen dafür, dass das Kopfkino rasch anspringt, und man hervorragend in das tolle Setting mit viel britischem Flair eintauchen kann.

Der reichste Mann vor Ort Sir Peter Bailey wird am Tag vor seiner Hochzeit mit der viel jüngeren Krankenschwester Jenny Page während einer Gartenparty in von einem schweren Schrank im von innen verschlossenen Arbeitszimmer seines großen Herrenhauses erschlagen. Schnell steht für die drei anwesenden Hobby-Ermittlerinnen fest, dass es sich trotz der mysteriösen Umstände um einen gerissenen Mord handelt und keineswegs um einen tragischen Unfall wie die Polizei allen weis machen möchte. Es ist natürlich Ehrensache, dass bei diesem verzwickten Fall Mrs Potts Mordclub der Polizei unter die Arme greifen und die Ermittlungen tatkräftig unterstützen muss - auch wenn dies gar nicht erwünscht ist, da der Unglücksfall schnell zu den Akten gelegt werden soll. Auch wenn ich bezüglich des Täters schon früh eine Ahnung hatte, hat es mir wieder großen Spaß bereitet, mich an der Seite der drei verschrobenen, recht forsch vorgehenden Spürnasen in den verwickelten Fall zu stürzen, etliche Geheimnisse aufzudecken und nach Herzenslust über mögliche Motive und den Tathergang zu spekulieren. Obwohl die Ermittlungen zum Fall in einem gemächlichen Tempo voranschreiten und das Privatleben der Hobbyermittlerinnen oft stark im Vordergrund steht, verstehen es die Autorinnen, die Spannung mit unerwarteten Twists und Turns sowie falschen Fährten immer wieder anzuziehen. Zum Ende hin überschlagen sich die Geschehnisse regelrecht und dem cleveren Ermittler-Trio allen voran der gewitzten Judith mit ihrer genialen Spürnase gelingt es den verzwickten Fall aufzuklären. Trotz einiger Unstimmigkeiten ist die von ihr präsentierte Auflösung zum Tathergang recht schlüssig, wirkt aber schon etwas arg bemüht.

Dieser Cosy Crime lebt vor allem von seinen sehr lebendig gezeichneten und facettenreich angelegten Protagonistinnen, die man mit all ihren liebenswerten Eigenheiten und Marotten einfach ins Herz schließen muss. Ob nun die resolute 77-jährige verwitwete Kreuzworträtsel-Autorin Judith, die gerne nackt in der Themse badet und eine Whisky-Liebhaberin ist, die zurückhaltende Pfarrersgattin Becks Starling, die immer wieder mit bemerkenswerten Qualitäten zu überraschen weiß, oder schließlich die forsche Hundesitterin in Geldnöten Suzie Harris – die drei Hobbyermittlerinnen ergänzen sich perfekt und tragen mit ihrem großen Einsatz, unkonventionellen Ermittlungsmethoden und ihren originellen Ideen schließlich zur Aufklärung bei. Kein Wunder, dass ihre Nachforschungen der Polizei generell ein Dorn im Auge sind und nur Polizistin Tanika ihre Bemühungen zu schätzen weiß.

Entsprechend ihrer Rolle hat Thorogood auch seine Nebenfiguren mit ihren Hintergrundgeschichten interessant ausgearbeitet, so dass sie mit ihren Geheimnissen und rätselhaftem Verhalten für Abwechslung sorgen und viel Stoff zum Spekulieren liefern.

Ich freue mich schon sehr auf eine Fortsetzung mit den liebgewonnenen, agilen und vorwitzigen Ermittlerinnen vom Mordclub!

ZUM HÖRBUCH
Die Schauspielerin und Kabarettistin Christine Prayon liest den Krimi zwar kurzweilig, aber mit einem sehr gedrosselten und für meinen Geschmack etwas zu langsamen Sprechtempo. Nur gut, dass man das Wiedergabetempo entsprechend verändern kann! Ihre Stimmlage ist sehr angenehm, so dass man schnell ins Geschehen hineingezogen wird. Betonung und Sprechtempo passt sie der jeweiligen Handlung und Atmosphäre an. Darüber hinaus fängt sie die Eigenheiten der etwas eigenwilligen Charaktere des Mordclubs sehr glaubhaft und überzeugend ein. Geschickt schlüpft sie in die einzelnen Rollen und versteht es, die Dialoge stimmlich abwechslungsreich und lebendig zu gestalten. Ein rundum vergnügliches Hörbuch!

FAZIT
Eine unterhaltsame Fortsetzung der neuen humorvollen britischen Wohlfühlkrimi-Reihe - mit einem verzwickten Fall, der zum Miträtseln einlädt und dem liebenswerten, herrlich verschrobenen Mordclub-Trio! Gewürzt ist der gemütliche Cosy Crime mit nettem britischen Lokalkolorit und einigen amüsanten Episoden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.10.2023

Humorvoller Cosy Crime

Ein höchst royaler Mord
0

MEINE MEINUNG
Der unterhaltsame Wohlfühlkrimi „Ein höchst royaler Mord” von der britischen Autorin S J Bennett ist bereits der dritte Band ihrer humorvollen Cosy-Crime-Reihe, in deren Mittelpunkt eine ...

MEINE MEINUNG
Der unterhaltsame Wohlfühlkrimi „Ein höchst royaler Mord” von der britischen Autorin S J Bennett ist bereits der dritte Band ihrer humorvollen Cosy-Crime-Reihe, in deren Mittelpunkt eine sehr ungewöhnliche Ermittlerin steht. Es ist die hochbetagte Queen Elizabeth II. höchstpersönlich, die ihrer heimlichen Leidenschaft als Hobby-Ermittlerin nachgeht. Dem literarischen Vorbild Miss Marple aus der Feder der legendären Queen of Crime Agatha Christie steht sie bezüglich Cleverness, Kombinationsgabe und untrüglicher Spürnase durchaus in nichts nach.
Der Autorin ist es mit ihrem lebendigen Schreibstil erneut gelungen, eine wundervolle Atmosphäre mit einzigartigem royalen Flair einzufangen, so dass wir als Zaungäste fast mühelos in die faszinierende und bisweilen bizarre Welt der britischen Royals und deren etwas exzentrischen Umgangsformen eintauchen können. Gewürzt ist dieser klassische Whodunnit mit viel feinem britischen Humor und toller Situationskomik, so dass für ein abwechslungsreiches, amüsantes und höchst royales Krimivergnügen gesorgt ist.
Der schockierende Fund einer Hand in einer Plastiktüte am Strand von Sandringham trübt die weihnachtliche Stimmung in Sandringham House, dem Landsitz der Royals in der englischen Grafschaft Norfolk. Anhand des Siegelrings und einer charakteristischen Narbe gelingt es der gesundheitlich angeschlagenen Queen das mutmaßliche Opfer als den ehemaligen Spielgefährten ihrer Kinder Edward St. Cyr zu identifizieren. Der höchst verzwickte Fund gibt schon bald viele Rätsel auf und so sieht sich die englische Queen genötigt mit Unterstützung von Rozie, ihrer cleveren Assistentin aus Nigeria und stellvertretenden Privatsekretärin, auf eigene Faust diskrete Nachforschungen anzustellen. Keine einfache Aufgabe für die beiden bei den zahlreichen Verdächtigen, diversen Hintergrundinformationen und vielen kursierenden Gerüchten noch den Überblick zu bewahren. Ob nun der königliche Pferdepfleger und seine aufmüpfige Schwester, der zwielichtige Landmakler, der aristokratische Nachbar sowie diverse Verwandte des Toten – sie alle haben etwas zu verbergen und machen sich auf die ein oder andere Weise verdächtig.
Mir hat es wieder großen Spaß gemacht, der Queen bei ihren äußerst zurückhaltenden Ermittlungen über die Schulter zu blicken und ihre Bemühungen mitzuerleben, diese dezent in die richtige Richtung zu lenken ohne dabei offiziell in Erscheinung zu treten. Um den immer verwickelter werdenden Fall halbwegs folgen und miträtseln zu können, ist allerdings erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich, da die Monarchin ihre vielfältigen Erkenntnisse leider meist für sich behält.
Geschickt hat die Autorin einige aktuelle Themen und reale politische Ereignisse in die Handlung einfließen lassen, so dass die Geschichte sehr authentisch wirkt. Höchst lebendig ist das royale Setting eingefangen, das uns aufschlussreiche Einblicke ins Leben der Monarchin sowie in die weihnachtlichen Festivitäten bei der königlichen Familie, ihre Traditionen und alltäglichen kleinen Animositäten gibt. Sehr unterhaltsam sind auch die Seitenhiebe auf den aristokratischen Snobismus und abgehobenen Lebensstil des Landadels.
Ein besonderes Highlight sind die sehr plastisch und lebensnah gezeichneten Hauptfiguren, die absolut lebendig wirken und zum besonderen Flair dieses Krimis beitragen. Insbesondere die einfühlsame Darstellung der Queen hat mir außerordentlich gut gefallen und wirkt sehr überzeugend. Wir erleben sie als eine Monarchin mit britischer Selbstdisziplin und Entschlossenheit, die äußerst weise und besonnen agiert, stets die Fäden in der Hand behält und sich voller Empathie auch um die Belange ihrer Untergebenen kümmert. Doch auch die vielen Nebenfiguren sind mit ihren aufschlussreichen Hintergrundgeschichten gelungen ausgearbeitet.
Der neue Fall für die Queen hat mich wieder bestens unterhalten können, auch wenn der eigentliche Kriminalfall mich nicht vollkommen überzeugen konnte. Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung dieser Cosy-Crime-Reihe und ein Wiedersehen mit vielen liebgewonnenen Charakteren!
ZUM HÖRBUCH
Für diesen kurzweiligen Cosy Crime wurde mit der Moderatorin und Hörbuchsprecherin Sandra Voss eine sehr gute Wahl getroffen. Ihr gelingt es mit ihrer angenehmen Stimmlage und variantenreichen Stimme hervorragend, uns in das geniale Setting hineinzuziehen und den verschiedenen Figuren Leben einzuhauchen. Sehr überzeugend erweckt sie die clevere, distinguierte und humorvolle Monarchin zum Leben, so dass ich sie gleich lebhaft vor Augen hatte. Abwechslungsreich und mitreißend hat sie den eher ruhigen, aber ziemlich verwickelten Fall umgesetzt.
Insgesamt eine gelungene vergnügliche Lesung, der man allerdings mit erhöhter Aufmerksamkeit zuhören sollte, um nicht den roten Faden zu verlieren!
FAZIT
Ein humorvoller Wohlfühlkrimi - mit einem komplexen Kriminalfall, lebendig gezeichneten Charakteren und tollem royalem Flair!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2023

Wisting in Hochform

Wisting und die Tote am Wegesrand
0

MEINE MEINUNG
Bei dem Kriminalroman „Wisting und die Tote am Wegesrand" des norwegischen Krimi-Autoren Jørn Lier Horst handelt es sich um den Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um den sympathischen ...

MEINE MEINUNG
Bei dem Kriminalroman „Wisting und die Tote am Wegesrand" des norwegischen Krimi-Autoren Jørn Lier Horst handelt es sich um den Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um den sympathischen norwegischen Kommissar William Wisting, in deren Mittelpunkt nach der lesenswerten Cold-Case-Reihe mit unaufgeklärten, kniffligen Fällen aus der Vergangenheit nun „Wistings schwierigste Fälle“ stehen werden. Als großer „Wisting-Fan“ bin ich natürlich froh, dass es weitere Fälle mit diesem tollen Ermittler geben wird, denn es ist immer wieder äußerst spannend mitzuverfolgen, wie er dank seiner genialen beharrlichen Ermittlungsarbeit akribisch Details zusammenträgt, und es ihm schließlich gelingt, den Fall aufzuklären.
„Wisting und die Tote am Wegesrand“ ist ein klassischer Ermittlungskrimi mit einer eher ruhigen, aber clever angelegten Handlung, der vor allem durch psychologische Dichte und detaillierte, authentische Einblicke in die Ermittlungsarbeit der Polizei zu fesseln weiß. So bekommt man fast das Gefühl, selbst an den Ermittlungen zu dem höchst verwickelten Fall beteiligt und Teil des Ermittlerteams zu sein.
Mit seinem lebendigen, unaufgeregten Schreibstil, geschickten Wechseln der Handlungsstränge und unerwarteten Wendungen sorgt der Autor in seinem vielschichtig angelegten Plot für viel Abwechslung und Spannung. Äußerst faszinierend fand ich den Aspekt des Online-Ermittlerforums - einer sogenannten Crowdsolving-Plattform, die auf internationaler Ebene Experten und Hobbydetektive zusammenbringt und ermöglicht, eigene Hinweise zusammenzutragen, von der nationalen Polizei unabhängige Nachforschungen anzustellen und ungelösten Verbrechen schließlich auf die Spur zu kommen. Als eine Userin aus Norwegen mit dem Pseudonym »Astria« spurlos verschwindet nachdem sie zuvor gepostet hatte, sie verfolge eine ganz heiße Spur zum Mörder an der jungen Australierin Ruby in Spanien, werden nicht nur Wisting, seine Kollegin Maren Dokken und schließlich auch seine neugierige Tochter Line in diese höchst unkonventionellen Ermittlungen zu dem spanischen Cold Case involviert. Der Autor lässt uns an den unterschiedlichen Entwicklungen bei den Nachforschungen aus wechselnden Perspektiven teilhaben, so dass man mit Hilfe der aufgedeckten Details und Erkenntnisse sehr gut selbst miträtseln und eigene Spekulationen zu Täter und Motiven anstellen kann. Dank seiner gewissenhaften, umsichtigen Art und seinem bewährt professionellen Ermittlungsstil löst Wisting schließlich den komplexen Fall trotz etlicher falscher Fährten, einer unergiebigen Kooperation mit der spanischen Polizei vor Ort und einiger Fehlschlüsse souverän und auf die gute alte konventionelle Art. Nach einem fulminanten Finale erhalten wir am Ende eine glaubwürdige und schlüssige Auflösung.
Der Autor konnte mich mit seinen interessanten und lebensnah ausgearbeiteten Charakteren wieder sehr überzeugen. Vor allem die differenzierte, glaubwürdige Charakterisierung seiner liebenswerten Hauptfigur William Wisting und die geschickt eingefügten Einblicke in sein Privatleben sind äußerst gelungen und runden den positiven Gesamteindruck ab.

FAZIT
Ein ruhiger, aber vielschichtig angelegter und sehr fesselnder Krimi mit dem sympathischen norwegischen Kommissar Wisting und einem seiner schwierigsten Fälle, der ihm einiges abverlangt!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere