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Veröffentlicht am 04.10.2023

Humorvoller Cosy Crime

Ein höchst royaler Mord
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MEINE MEINUNG
Der unterhaltsame Wohlfühlkrimi „Ein höchst royaler Mord” von der britischen Autorin S J Bennett ist bereits der dritte Band ihrer humorvollen Cosy-Crime-Reihe, in deren Mittelpunkt eine ...

MEINE MEINUNG
Der unterhaltsame Wohlfühlkrimi „Ein höchst royaler Mord” von der britischen Autorin S J Bennett ist bereits der dritte Band ihrer humorvollen Cosy-Crime-Reihe, in deren Mittelpunkt eine sehr ungewöhnliche Ermittlerin steht. Es ist die hochbetagte Queen Elizabeth II. höchstpersönlich, die ihrer heimlichen Leidenschaft als Hobby-Ermittlerin nachgeht. Dem literarischen Vorbild Miss Marple aus der Feder der legendären Queen of Crime Agatha Christie steht sie bezüglich Cleverness, Kombinationsgabe und untrüglicher Spürnase durchaus in nichts nach.
Der Autorin ist es mit ihrem lebendigen Schreibstil erneut gelungen, eine wundervolle Atmosphäre mit einzigartigem royalen Flair einzufangen, so dass wir als Zaungäste fast mühelos in die faszinierende und bisweilen bizarre Welt der britischen Royals und deren etwas exzentrischen Umgangsformen eintauchen können. Gewürzt ist dieser klassische Whodunnit mit viel feinem britischen Humor und toller Situationskomik, so dass für ein abwechslungsreiches, amüsantes und höchst royales Krimivergnügen gesorgt ist.
Der schockierende Fund einer Hand in einer Plastiktüte am Strand von Sandringham trübt die weihnachtliche Stimmung in Sandringham House, dem Landsitz der Royals in der englischen Grafschaft Norfolk. Anhand des Siegelrings und einer charakteristischen Narbe gelingt es der gesundheitlich angeschlagenen Queen das mutmaßliche Opfer als den ehemaligen Spielgefährten ihrer Kinder Edward St. Cyr zu identifizieren. Der höchst verzwickte Fund gibt schon bald viele Rätsel auf und so sieht sich die englische Queen genötigt mit Unterstützung von Rozie, ihrer cleveren Assistentin aus Nigeria und stellvertretenden Privatsekretärin, auf eigene Faust diskrete Nachforschungen anzustellen. Keine einfache Aufgabe für die beiden bei den zahlreichen Verdächtigen, diversen Hintergrundinformationen und vielen kursierenden Gerüchten noch den Überblick zu bewahren. Ob nun der königliche Pferdepfleger und seine aufmüpfige Schwester, der zwielichtige Landmakler, der aristokratische Nachbar sowie diverse Verwandte des Toten – sie alle haben etwas zu verbergen und machen sich auf die ein oder andere Weise verdächtig.
Mir hat es wieder großen Spaß gemacht, der Queen bei ihren äußerst zurückhaltenden Ermittlungen über die Schulter zu blicken und ihre Bemühungen mitzuerleben, diese dezent in die richtige Richtung zu lenken ohne dabei offiziell in Erscheinung zu treten. Um den immer verwickelter werdenden Fall halbwegs folgen und miträtseln zu können, ist allerdings erhöhte Aufmerksamkeit erforderlich, da die Monarchin ihre vielfältigen Erkenntnisse leider meist für sich behält.
Geschickt hat die Autorin einige aktuelle Themen und reale politische Ereignisse in die Handlung einfließen lassen, so dass die Geschichte sehr authentisch wirkt. Höchst lebendig ist das royale Setting eingefangen, das uns aufschlussreiche Einblicke ins Leben der Monarchin sowie in die weihnachtlichen Festivitäten bei der königlichen Familie, ihre Traditionen und alltäglichen kleinen Animositäten gibt. Sehr unterhaltsam sind auch die Seitenhiebe auf den aristokratischen Snobismus und abgehobenen Lebensstil des Landadels.
Ein besonderes Highlight sind die sehr plastisch und lebensnah gezeichneten Hauptfiguren, die absolut lebendig wirken und zum besonderen Flair dieses Krimis beitragen. Insbesondere die einfühlsame Darstellung der Queen hat mir außerordentlich gut gefallen und wirkt sehr überzeugend. Wir erleben sie als eine Monarchin mit britischer Selbstdisziplin und Entschlossenheit, die äußerst weise und besonnen agiert, stets die Fäden in der Hand behält und sich voller Empathie auch um die Belange ihrer Untergebenen kümmert. Doch auch die vielen Nebenfiguren sind mit ihren aufschlussreichen Hintergrundgeschichten gelungen ausgearbeitet.
Der neue Fall für die Queen hat mich wieder bestens unterhalten können, auch wenn der eigentliche Kriminalfall mich nicht vollkommen überzeugen konnte. Ich freue mich schon auf eine Fortsetzung dieser Cosy-Crime-Reihe und ein Wiedersehen mit vielen liebgewonnenen Charakteren!
ZUM HÖRBUCH
Für diesen kurzweiligen Cosy Crime wurde mit der Moderatorin und Hörbuchsprecherin Sandra Voss eine sehr gute Wahl getroffen. Ihr gelingt es mit ihrer angenehmen Stimmlage und variantenreichen Stimme hervorragend, uns in das geniale Setting hineinzuziehen und den verschiedenen Figuren Leben einzuhauchen. Sehr überzeugend erweckt sie die clevere, distinguierte und humorvolle Monarchin zum Leben, so dass ich sie gleich lebhaft vor Augen hatte. Abwechslungsreich und mitreißend hat sie den eher ruhigen, aber ziemlich verwickelten Fall umgesetzt.
Insgesamt eine gelungene vergnügliche Lesung, der man allerdings mit erhöhter Aufmerksamkeit zuhören sollte, um nicht den roten Faden zu verlieren!
FAZIT
Ein humorvoller Wohlfühlkrimi - mit einem komplexen Kriminalfall, lebendig gezeichneten Charakteren und tollem royalem Flair!

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Veröffentlicht am 18.09.2023

Wisting in Hochform

Wisting und die Tote am Wegesrand
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MEINE MEINUNG
Bei dem Kriminalroman „Wisting und die Tote am Wegesrand" des norwegischen Krimi-Autoren Jørn Lier Horst handelt es sich um den Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um den sympathischen ...

MEINE MEINUNG
Bei dem Kriminalroman „Wisting und die Tote am Wegesrand" des norwegischen Krimi-Autoren Jørn Lier Horst handelt es sich um den Auftakt zu einer neuen Krimi-Reihe rund um den sympathischen norwegischen Kommissar William Wisting, in deren Mittelpunkt nach der lesenswerten Cold-Case-Reihe mit unaufgeklärten, kniffligen Fällen aus der Vergangenheit nun „Wistings schwierigste Fälle“ stehen werden. Als großer „Wisting-Fan“ bin ich natürlich froh, dass es weitere Fälle mit diesem tollen Ermittler geben wird, denn es ist immer wieder äußerst spannend mitzuverfolgen, wie er dank seiner genialen beharrlichen Ermittlungsarbeit akribisch Details zusammenträgt, und es ihm schließlich gelingt, den Fall aufzuklären.
„Wisting und die Tote am Wegesrand“ ist ein klassischer Ermittlungskrimi mit einer eher ruhigen, aber clever angelegten Handlung, der vor allem durch psychologische Dichte und detaillierte, authentische Einblicke in die Ermittlungsarbeit der Polizei zu fesseln weiß. So bekommt man fast das Gefühl, selbst an den Ermittlungen zu dem höchst verwickelten Fall beteiligt und Teil des Ermittlerteams zu sein.
Mit seinem lebendigen, unaufgeregten Schreibstil, geschickten Wechseln der Handlungsstränge und unerwarteten Wendungen sorgt der Autor in seinem vielschichtig angelegten Plot für viel Abwechslung und Spannung. Äußerst faszinierend fand ich den Aspekt des Online-Ermittlerforums - einer sogenannten Crowdsolving-Plattform, die auf internationaler Ebene Experten und Hobbydetektive zusammenbringt und ermöglicht, eigene Hinweise zusammenzutragen, von der nationalen Polizei unabhängige Nachforschungen anzustellen und ungelösten Verbrechen schließlich auf die Spur zu kommen. Als eine Userin aus Norwegen mit dem Pseudonym »Astria« spurlos verschwindet nachdem sie zuvor gepostet hatte, sie verfolge eine ganz heiße Spur zum Mörder an der jungen Australierin Ruby in Spanien, werden nicht nur Wisting, seine Kollegin Maren Dokken und schließlich auch seine neugierige Tochter Line in diese höchst unkonventionellen Ermittlungen zu dem spanischen Cold Case involviert. Der Autor lässt uns an den unterschiedlichen Entwicklungen bei den Nachforschungen aus wechselnden Perspektiven teilhaben, so dass man mit Hilfe der aufgedeckten Details und Erkenntnisse sehr gut selbst miträtseln und eigene Spekulationen zu Täter und Motiven anstellen kann. Dank seiner gewissenhaften, umsichtigen Art und seinem bewährt professionellen Ermittlungsstil löst Wisting schließlich den komplexen Fall trotz etlicher falscher Fährten, einer unergiebigen Kooperation mit der spanischen Polizei vor Ort und einiger Fehlschlüsse souverän und auf die gute alte konventionelle Art. Nach einem fulminanten Finale erhalten wir am Ende eine glaubwürdige und schlüssige Auflösung.
Der Autor konnte mich mit seinen interessanten und lebensnah ausgearbeiteten Charakteren wieder sehr überzeugen. Vor allem die differenzierte, glaubwürdige Charakterisierung seiner liebenswerten Hauptfigur William Wisting und die geschickt eingefügten Einblicke in sein Privatleben sind äußerst gelungen und runden den positiven Gesamteindruck ab.

FAZIT
Ein ruhiger, aber vielschichtig angelegter und sehr fesselnder Krimi mit dem sympathischen norwegischen Kommissar Wisting und einem seiner schwierigsten Fälle, der ihm einiges abverlangt!

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Beeindruckendes Romandebüt

Das Pferd im Brunnen
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MEINE MEINUNG
In ihrem äußerst beeindruckenden Romandebüt „Das Pferd im Brunnen“ erzählt die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin und Debütautorin Valery Tscheplanowa eine außergewöhnliche Familiengeschichte, ...

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In ihrem äußerst beeindruckenden Romandebüt „Das Pferd im Brunnen“ erzählt die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin und Debütautorin Valery Tscheplanowa eine außergewöhnliche Familiengeschichte, in deren Mittelpunkt von vier starke Frauen im Russland des 20. und 21. Jahrhunderts stehen.
Es ist ein autobiografisch inspirierter Roman, denn ähnlich wie ihre Protagonistin Walja wurde Tscheplanowa 1980 im sowjetischen Kasan geboren und kam sie gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder im Alter von acht Jahren nach Deutschland.
Der Roman besteht aus zahlreichen, unchronologisch zusammengetragenen Momentaufnahmen, die aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden und zunächst irgendwo ihren Anfang und ihr Ende nehmen, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
Geschickt hat die Autorin ihre sehr atmosphärischen und ergreifenden Episoden, in denen sie schlaglichtartig die schicksalhaften Lebensgeschichten und das Seelenleben der faszinierenden Frauen beleuchtet, mit einander verwoben, so dass sich am Ende schließlich ein bewegendes und sehr nachdenklich stimmendes Portrait der Familie zusammenfügt.
Mit ihrer wundervoll poetischen Sprache und einem literarisch anspruchsvollen, bildgewaltigen Schreibstil umreißt die Autorin in ihren recht kurzen, tiefgründigen Geschichten die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten vor dem Hintergrund des jeweiligen politischen Systems, die Härten und Entbehrungen sowie die teils bedrückenden und prägenden Erlebnisse der vier Frauengenerationen, die deutliche Spuren in ihrem Leben und in den Beziehungen zueinander hinterlassen haben. Ihre beklemmenden Erfahrungen mit dem sozialistischen Alltag, der bisweilen zu bizarren Auswüchsen und grotesken Handlungen führt und mit einer großen Portion Pragmatismus begegnet wird, bringt die Autorin geradezu schmerzlich scharfsinnig auf den Punkt.
Es sind sehr eindrückliche Geschichten, die tiefe Einblicke in die verschiedenen Facetten des menschlichen Daseins gewähren - mit teils amüsanten Highlights, teils sehr nachdenklich stimmenden Begebenheiten aus ihrem einfachen Leben, den vielfältigen Widersprüchlichkeiten und oft erstaunlichen Entwicklungen.
Gekonnt erzählt die Autorin von Ausgrenzung, Verzicht, Verlust und Entfremdung aber auch von Leid und Verzweiflung, gescheiterten Liebesbeziehungen und Einsamkeit.
In verschiedensten Episoden lernen wir die beeindruckenden Protagonistinnen mit ihren Eigenheiten und beeindruckenden Stärken kennen. Ob nun die Ich-Erzählerin Walja, die sich nach dem Tod ihrer hartherzigen Großmutter Nina auf Spurensuche nach ihrer „ in Stücke geschlagenen“ Familie macht, die bodenständige, vereinsamte Urgroßmutter Tanja oder ihre Mutter Lena, die ihr Glück im Westen an der Seite eines abgehalfterten Alleinunterhalters in Deutschland suchte - sie alle sind wundervoll vielschichtige, verletzliche Charaktere, die man einfach ins Herz schließen muss.
Trotz der Kürze der Episoden versteht es die Autorin hervorragend, verschiedenste Aspekte sehr eindrücklich und authentisch auf den Punkt zu bringen und dennoch auch immer vieles im Vagen zu belassen, so dass man stets zwischen den Zeilen der Bedeutung des Gelesenen nachspüren muss.
Zum Hörbuch
Der verhältnismäßig kurze Roman wird nicht von einer professionellen Sprecherin sondern von der Autorin selber gelesen, was das Hörbuch zu einem besonders eindrücklichen Erlebnis macht. Die talentierte Schauspielerin erweist sich als versierte und sehr überzeigende Sprecherin. Umso mehr, da sie ihre beeindruckende Geschichte uns exakt so vermitteln kann, wie sie in ihrem Kopf entsprungen ist. Nuancenreich, einfühlsam und eindringlich zugleich lässt sie uns an den intensiven Momentaufnahmen und ergreifenden Schicksalen ihrer vier charakterstarken Frauen teilhaben. Eine lebendige, bildgewaltige Lesung, die es mühelos vermag, die farbenprächtigen Bilder direkt in unsere Köpfe zu transportieren.
Eine absolute Hör-Empfehlung!
FAZIT
Ein sehr beeindruckendes und farbenprächtiges Debüt - mit tiefgründigen und berührenden Geschichten über vier starke Frauen im Russland des 20. und 21. Jahrhunderts.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Packende Fortsetzung des Mafia-Epos

City of Dreams (ungekürzt)
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MEINE MEINUNG
Nach dem großartigen Auftakt „City on Fire“ setzt der gefeierte US-amerikanische Bestseller-Autor Don Winslow nun mit „City of dreams“ seine packende Mafia-Trilogie fort.
Inspiriert von der ...

MEINE MEINUNG
Nach dem großartigen Auftakt „City on Fire“ setzt der gefeierte US-amerikanische Bestseller-Autor Don Winslow nun mit „City of dreams“ seine packende Mafia-Trilogie fort.
Inspiriert von der griechischer Tragödie rund um den Trojanischen Krieg und den Helden Aeneas geht die Saga um zwei amerikanische Gangsterfamilien – dem italienischen Mafiaclan Moretti und den irisch-stämmigen Murphys weiter, in der uns Winslow seine interessante Neuinterpretation des klassischen Stoffs im zeitgenössischen Gewand präsentiert. Nach langjährigen einvernehmlichen Geschäftsvereinbarungen hatte sich im ersten Band ein verhängnisvoller Krieg der beiden Clans um Kontrolle, Macht und Geld entsponnen, der im weiteren Verlauf vollkommen aus dem Ruder lief und eine Spur von Blutvergießen, Gewalt und Tod nach sich zog.
Geschickt lässt Winslow uns in seine brutale, blutrünstige Geschichte eintauchen, die in den 1980er Jahren angesiedelt ist und lückenlos an den ersten Band anknüpft. Mühelos tauchen wir in eine knallharte, unbarmherzige Gangsterwelt ab, in der für Sentimentalitäten, Moral und Gewissen kein Platz ist. Mit seiner klaren, prägnanten Erzählweise versteht er es hervorragend, die Szenen sehr plastisch und eindringlich einzufangen, so dass das eigene Kopfkino problemlos anspringen kann. Die knackigen, bissigen Dialoge vermitteln zudem für ein authentisches Flair.
Im Mittelpunkt der wendungsreichen Handlung steht erneut Danny Ryan als Protagonist, Oberhaupt des irischen Mobster-Clans und unfreiwilliger Held. Nach dem Krebstod seiner Frau Terri ist er nun im Zuge des Bandenkriegs auf der Flucht aus seiner Heimatstadt Providence. Er befindet sich zusammen mit seiner kleinen Gefolgschaft, seinem kleinen Sohn und dementen Vater auf einem Roadtrip Richtung Westen, fest entschlossen zunächst für FBI und die italienische Mafia auf ihrem Rachefeldzug unter dem Radar zu bleiben. Um ganz aussteigen und ein neues Leben in der City of Dreams im sonnigen Kalifornien beginnen zu können, lässt Danny sich auf einen heiklen Deal mit den Behörden ein und wird schließlich aber doch von seiner Vergangenheit eingeholt.
Winslow hat sich für seinen deutlich ruhigeren zweiten Band eine spannende und abwechslungsreiche Story ausgedacht, die mich mit gekonnt platzierten, bitterbösen Seitenhieben auf den Amerikanischen Traum, die Filmindustrie sowie die Inkompetenz und Korruption der US-Strafverfolgungsbehörden bestens unterhalten hat. Äußerst amüsant und originell fand ich insbesondere die Episode im glamourösen Hollywood, in der Danny und seine Entourage an einer Filmproduktion beteiligt sind, in der ausgerechnet ihr legendärer Bandenkrieg in Providence verfilmt wird, und es nicht lange dauert bis Danny sich mit der Mafia im Filmbusiness vor Ort anlegt. Neben vielen temporeichen und actiongeladenen Szenen gibt es sogar einer kleine Liebesgeschichte und ruhigere Episoden, in denen der Autor seinem Protagonisten erstaunlich viel Raum zur Trauerbewältigung, Selbstreflektion und Neuorientierung gibt. Nach einigen überraschenden wie tragischen Wendungen spitzen sich die Ereignisse schließlich im letzten Drittel enorm zu und gipfeln in einem beinahe apokalyptischen Showdown.
Seine recht sperrigen Figuren hat Winslow sehr facettenreich und glaubwürdig angelegt. Er verwendet viel Zeit darauf, uns ihre unterschiedlichen Charaktere und Hintergrundgeschichten nahe zu bringen, so dass man ihre Motive und ihre Entwicklung nachvollziehen kann.
Nach dem erstaunlichen Ausgang des zweiten Teils bin ich sehr gespannt, wie Winslow sein fesselndes Epos zum Abschluss führen wird und freue mich auf das große Finale.
ZUM HÖRBUCH
Der renommierte Hörbuchsprecher Dietmar Wunder ist mit seiner angenehmen, markanten Stimme eine ideale Besetzung für diesen Thriller. Mit viel Ausdruck, gekonnter Betonung und dem richtigen Gespür für die Atmosphäre der jeweiligen Szenen zieht er uns rasch in die Geschichte hinein.
Spannende Szenen unterstreicht er zudem gekonnt durch Anziehen des Sprechtempos. Dank seiner facettenreichen Stimmvielfalt gelingt es ihm hervorragend, den vielen Charakteren, denen wir im Laufe der Geschichte begegnen, Leben einzuhauchen und lebendig erscheinen zu lassen. Wunder fängt die verschiedenen Persönlichkeiten und ihre emotionale Verfassung sehr authentisch und lebendig ein und verleiht ihnen einen individuellen Tonfall, so dass sie stimmlich stets unterscheidbar und auf Anhieb zuzuordnen sind. Ein toller Hörgenuss!

FAZIT
Eine packende, aber deutlich ruhigere Fortsetzung der brillant angelegten Thriller-Trilogie über den brutalen Krieg zweier Gangsterfamilien mit viel Sex, Drugs und Blutvergießen.

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Veröffentlicht am 14.08.2023

Mitreißende Fortsetzung der japanischen Krimiklassiker-Reihe

Mord auf der Insel Gokumon
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MEINE MEINUNG
Nach dem viel versprechenden Auftaktband „Die rätselhaften Honjin-Morde“ liegt nun mit „Mord auf der Insel Gokumon“ ein weiterer fesselnder Krimiklassiker des in Japan bekannten und vielfach ...

MEINE MEINUNG
Nach dem viel versprechenden Auftaktband „Die rätselhaften Honjin-Morde“ liegt nun mit „Mord auf der Insel Gokumon“ ein weiterer fesselnder Krimiklassiker des in Japan bekannten und vielfach ausgezeichneten Kriminalautors Seishi Yokomizo (1902 – 1981) in deutscher Übersetzung vor. Im Mittelpunkt seiner nach Ende des 2. Weltkriegs begonnenen und insgesamt 77 Fälle umfassenden Krimireihe steht der junge Privatdetektiv Kosuke Kindaichi.
Ganz im Stile von Werken aus der Feder von Agatha Christie oder Arthur Conan Doyle bietet dieser japanische Krimiklassiker jede Menge Rätselspaß und einen sehr raffinierten Kriminalfall! Zudem konnten mich das exotische japanische Flair und die faszinierende Zeitreise in die japanische Kultur und Geschichte sehr begeistern.
Angesiedelt ist der im Jahr 1949 spielende Fall auf der kleinen Insel Gokumon, auf der man hauptsächlich von der Fischerei lebt und deren Bewohner von Sträflingen abstammen. Auf der Heimreise nach Kriegsende verspricht Privatdetektiv Kosuke Kindaichi seinem schwer verletzten Kriegskameraden und Erben des Fischereigroßunternehmen - Chimata –im Falle seines Ablebens seine Familie auf Gokumon über seinen Tod zu informieren und zugleich seine drei Schwestern vor ihrem sicheren Tod zu bewahren. Angekommen auf der seltsamen Insel nimmt Kosuke seine ungewöhnliche Mission auf, stellt unauffällig Erkundigungen an, jedoch ist ihm völlig rätselhaft, wie er Chimatas mysteriöse Vorausahnung verhindern soll, bis es zu seinem Entsetzen auch schon zum ersten Todesfall kommt.
Der »Meister teuflischer Wendungen«, wie Seishi Yokomizo auch liebevoll genannt wird, hat einen sehr fesselnden Fall mit einem außergewöhnlichen Setting entworfen, die uns in eine unbekannte Welt mit befremdlichen Bräuchen und Traditionen entführt und uns zudem aufschlussreiche Einblicke in die alten Strukturen des japanischen Feudalismus gibt. Es entwickelt sich eine äußerst komplexe Handlung mit etlichen undurchsichtigen Akteuren und einigen höchst überraschenden Wendungen, die viel Raum zum eigenen Rätseln und Spekulieren lässt.
Der Autor hat mit seinem sympathischen Privatdetektiv Kosuke Kindaichi einen interessanten, authentisch wirkenden Protagonisten geschaffen. Auch wenn er sich bisweilen etwas ungeschickt anstellt und etwas unbedarft wirkt, sollte man seine gute Beobachtungsgabe und kriminalistischen Spürsinn nicht unterschätzen. Sein Ermittlungsstil hat mich oft an den des genialen Meisterdetektivs Hercule Poirot erinnert. Es macht großen Spaß, ihn bei seinen Befragungen und späteren Ermittlungen über die Schulter zu schauen und mitzuerleben, wie er dank beharrlicher Vorgehensweise, seiner akribischen Detailarbeit und cleverer Schlussfolgerungen den erschütternden Fall schließlich aufklären kann. Auch wenn für uns das Motiv und tragischen Hintergründe der Taten zunächst sehr befremdlich wirken, gelingt es dem Autor hervorragend, uns auch eingehende Einblicke in die Gedankenwelt und Sichtweise des Mörders zu geben, wodurch ihr persönliches Handeln und ihre bizarren Beweggründe offen gelegt werden. Dies trägt insgesamt dazu bei, die Tat aus ihrer Perspektive und im Hinblick auf die kulturellen Hintergründe besser nachvollziehen zu können.
ZUM HÖRBUCH:
Mit seiner angenehmen, gefühlvollen Stimme nimmt uns Schauspieler Denis Moschitto mühelos auf eine ungewöhnliche Zeitreise ins Japan der 1940er Jahre mit. Es gelingt ihm sehr gut, die befremdliche Atmosphäre und angespannte Stimmung auf der Insel einzufangen. Trotz der etwas antiquiert anmutenden Sprache und dem nüchternen, distanzierten Erzählstils schafft es Moschitto mit leichten Temposteigerungen und Stimmvariationen uns in die sich langsam entwickelnde Geschichte hinein zu ziehen, und die subtile Spannung schrittweise aufzubauen. Gekonnt versetzt er sich in die einzelnen Figuren hinein und schafft es, diese authentisch darzustellen, so dass sie vor unseren inneren Auge lebendig werden. Große Probleme hatte ich allerdings mit der Vielzahl an doch etwas gewöhnungsbedürftigen japanischen Namen und deren rasche Zuordnung im Handlungsverlauf.
Mit seiner eher zurückhaltenden Lesung unterstreicht Dennis Moschitto hervorragend die exotische Atmosphäre und den besonderen Charakter dieses tollen japanischen Krimiklassikers!

FAZIT
Eine spannende Fortsetzung der interessanten Krimiklassiker-Reihe aus Japan mit Kultstatus, der uns in faszinierende längst vergangene Zeiten entführt! Den sympathischen Privatermittler Kosuke Kindaichi sollte man unbedingt kennen lernen!

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