Cover-Bild Tasmanien
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 335
  • Ersterscheinung: 20.08.2023
  • ISBN: 9783518431320
Paolo Giordano

Tasmanien

Roman | Das Buch, das uns die Gegenwart erklärt
Barbara Kleiner (Übersetzer)

»Ich befehle Ihnen, dieses Buch zu kaufen!« Ulrich Matthes

Tasmanien ist ein lebenspraller Roman über unsere Gegenwart. Mit seinem einfühlsamen, präzisen Blick auf die Welt, die uns umgibt – Glaube, Wissenschaft, Klima, Elternschaft, Liebe – erzählt der italienische Bestsellerautor Paolo Giordano davon, wie wir alle nach einem Ort suchen, wo eine Zukunft möglich scheint. Damit gelingt ihm etwas Besonderes: Er gibt uns das Gefühl, weniger allein zu sein.

Tasmanien erzählt die Geschichte eines Mannes, der die Kontrolle über die Welt verloren hat und nun auf der Suche nach seiner, nach unserer Zukunft ist. Paolo ist Anfang vierzig und italienischer Journalist und Romancier. Seine Ehe hat einen kritischen Punkt erreicht, als seine Frau beschließt, die Versuche der künstlichen Befruchtung einzustellen, und die beiden sich vom Lebenstraum eines gemeinsamen Kindes verabschieden müssen. Um seiner eigenen Krise zu entkommen, bricht Paolo zur Klimakonferenz nach Paris auf, tauscht sich mit einem Wolkenforscher über klimatische Phänomene aus, mit einer Kriegsreporterin über internationalen Terrorismus – er reist in zahlreiche Städte und Länder, nur um nicht zu Hause zu sein. Doch wie soll er herausfinden, wie es mit ihm, mit allem weitergehen soll, wenn er sich der Welt immer wieder entzieht?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2023

Poetischer Erzählstil

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Der Journalist Paolo ist Anfang vierzig und seine Ehe mit Lorenza steht vor einer Krise. Sie hat beschlossen die Versuche der künstlichen Befruchtung einzustellen und somit müssen sich beide von dem Traum ...

Der Journalist Paolo ist Anfang vierzig und seine Ehe mit Lorenza steht vor einer Krise. Sie hat beschlossen die Versuche der künstlichen Befruchtung einzustellen und somit müssen sich beide von dem Traum eines gemeinsamen Kindes verabschieden. Um sich davon abzulenken, bricht er zu einer Klimakonferenz nach Paris auf und trifft viele interessante Leute und sieht sich mit schlimmen Themen konfrontiert um sich seiner eigenen Welt nicht stellen zu müssen…

Mir hat der Anfang der Geschichte sehr gut gefallen. Paolo und Lorenza und ihre Probleme wirkten auf mich authentisch und ich war gespannt darauf wie es mit ihnen weiter geht. Doch Paolo reist sehr viel in der Welt rum und trifft dort Leute und jede Begegnung konfrontiert ihn mit einem anderen schlimmen Thema wie Terror, Krieg und Klimawandel.

Über seine Rastlosigkeit und ständigen Reisens habe ich zwischen drin den Faden verloren bzw. das Gefühl gehabt diese Geschichte besitzt keinen. Ich fand Paolo in seinem Tun oft recht passiv. Was man aber auch irgendwie verstehen kann, wenn er sich dauerhaft mit Atombomben beschäftigt und Menschen trifft, die Anschläge überlebt haben und mit diesen schrecklichen Folgen leben müssen.

Auch wenn für mich die Geschichte streckenweise in die Länge gezogen wirkte, hat mich Paolos Geschichte doch interessiert. Die Sogwirkung, die ich bei den anderen Romanen des Autors beim lesen verspürt habe, fiel hier komplett weg. Dennoch tröstet die gewaltige Sprache und der poetische Erzählstil des Autors über diese Mängel hinweg. Man kann sich trotz der Schwere mancher Themen gut treiben lassen. Wem Sprache und Erzählstil wichtiger ist als Spannung, lege ich dieses Buch dennoch sehr ans Herz.

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Veröffentlicht am 31.08.2023

Frustriert und frustrierend

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Während man den Roman „Tasmanien“ von Paolo Giordano liest, erlebt man unweigerlich eine schonungslose Konfrontation mit der Realität, indem man diverse reale Ereignisse, darunter Katastrophen und terroristische ...

Während man den Roman „Tasmanien“ von Paolo Giordano liest, erlebt man unweigerlich eine schonungslose Konfrontation mit der Realität, indem man diverse reale Ereignisse, darunter Katastrophen und terroristische Anschläge, aus den Jahren 2016-2020 noch einmal durchlebt und dabei ähnlich wie der Protagonist die schiere Macht- und Ratlosigkeit empfindet. Gleichzeitig verfolgt man ganz profane, alltägliche Dramen aus dem fiktiven Leben des frustrierten Protagonisten Paolo. Von Abstumpfung über Aussichtslosigkeit bis hin zu Empfindungen von Panik reichen die Emotionen in der Auseinandersetzung mit der Gegenwart und der Alltagsrealität darin.
Grundsätzlich erweckt der Roman beim Lesen ein mulmiges und pessimistisches Gefühl, gespickt von Momenten und Textstellen, die einen (mich zumindest) wirklich sprachlos und entsetzt zurücklassen. Mit einem großen Kloß im Hals las ich beispielsweise den historischen Exkurs über den Abwurf der Atomraketen über Hiroshima und Nagasaki mitsamt sehr expliziten und dementsprechend grausamen Beschreibungen von Augenzeugen über die unmittelbaren und langfristigen Opfer und Schäden. Das ist aber keinesfalls ein negativer Kritikpunkt, sondern ein Lob an die schonungslose Darstellungsweise und Beweis für die Notwendigkeit, Geschehnisse und Entwicklungen solcher Art immer wieder in Erinnerung zu rufen und nicht in Vergessenheit oder Ignoranz geraten zu lassen.
Der Protagonist ist dabei ein Beispiel für einen gebildeten und informierten Menschen, der ganz seiner Natur versucht, allen grausamen globalen und persönlichen Realitäten soweit zu entkommen oder eher zu entfliehen, um sein Leben zu leben und seine Karriere voranzutreiben. In diesem Zwiespalt entwickelt sich das Leben von Paolo mehr oder weniger erfolgreich.
Insgesamt gab mir das Buch unheimlich viel Stoff um nachzudenken – über die Geschichte, die Welt, das Leben, mein Leben und den Umgang mit alledem bzw. der Verarbeitung von alledem. So viel Stoff, dass es mich wohl erstmal nicht wirklich loslassen wird. Ich habe noch nicht alle Gedanken und Empfindungen sortiert bekommen, aber trotzdem möchte ich das Buch weiterempfehlen, während meine Auseinandersetzung damit noch in vollem Gange ist.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Haben wir Menschen eine Zukunft?

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Der Protagonist des neuen Romans von Paolo Giordano heißt Paolo und ist ebenfalls studierter Physiker. Inzwischen arbeitet er allerdings als Journalist und Romanautor. Er ist mit der etwa zehn Jahre älteren ...


Der Protagonist des neuen Romans von Paolo Giordano heißt Paolo und ist ebenfalls studierter Physiker. Inzwischen arbeitet er allerdings als Journalist und Romanautor. Er ist mit der etwa zehn Jahre älteren Lorenza verheiratet, die einen Sohn aus einer anderen Beziehung hat. Paolos Ehe ist kinderlos und gerät in eine Krise, als seine Frau beschließt, keine weiteren Versuche mit künstlicher Befruchtung mehr zu unternehmen. Der 40jährige Paolo ist unglücklich und muss sich neu orientieren. Er will so wenig wie möglich zu Hause sein. Deshalb reist er zu Veranstaltungen überall in der Welt und berichtet darüber. So ist er zum Beispiel 2015 bei der Klimakonferenz in Paris, wo er seinen Freund Guilio und den Wolkenforscher Jacopo Novelli trifft. Auch Guilio hat nach seiner Scheidung große Probleme, weil er vor Gericht um das Sorge- und Umgangsrecht für seinen Sohn kämpfen muss. Hier soll Paolo aufgrund seiner Beobachtungen eine für ihn günstige Aussage machen.
Vor dem Hintergrund seines privaten Unglücks beschäftigt sich Paolo mit all den Themen, die die Menschen bedrohen: Klimawandel, Terrorakte überall in der Welt, Kriege und nicht zuletzt die atomare Bedrohung. Er arbeitet an einem Buch über die Bombe, d.h. über die im August 1943 von den Amerikanern über Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen Atombomben. Er nimmt deshalb in Japan an den jährlichen Gedenkfeiern zu diesem Anlass teil und wird mit dem Leid der Überlebenden und ihrer Angehörigen konfrontiert. Das trägt nicht gerade zur Aufhellung seiner Stimmung bei. Mit seinem Buch kommt er ohnehin nicht voran. Er leidet unter einer regelrechten Schreibblockade.
Giordano setzt sich in seinem Roman mit gesellschaftlich relevanten Themen wie z.B. mit den Chancen von Männern und Frauen in der Wissenschaft, aber vor allem mit all den aktuellen Bedrohungen auseinander, die die Menschen ängstigen und unsicher machen. Das wirkt sich auch auf den Leser aus, der zwar Kenntnisse hinzugewinnt, sich aber nach der Lektüre fragt, ob die Menschheit eine Überlebenschance hat. Ich halte “Tasmanien“ für ein interessantes und wichtiges Buch, das zu dem neu entstandenen Genre CliFi gehört, wie so viele andere, die gerade erscheinen, z.B. T.C. Boyle, “Blue Skies“.

Veröffentlicht am 12.08.2023

Kollaps

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Mit der Lektüre von „ Tasmanien“ von Paolo Giordano, den ich bisher nicht kannte, dringen wir in die Welt der intellektuellen Physiker ein, die eine andere, da besser informierte Weltsicht haben als die ...

Mit der Lektüre von „ Tasmanien“ von Paolo Giordano, den ich bisher nicht kannte, dringen wir in die Welt der intellektuellen Physiker ein, die eine andere, da besser informierte Weltsicht haben als die Durchschnittsbürger.
Der Protagonist, studierter Physiker, Journalist und Autor ist, Mitte dreißig und völlig überwältigt von den zunehmenden Treibhausgasen, dem Schmelzen der Gletscher und dem Anstieg der Meeresspiegel. Seine Existenz sieht er bedroht von bewaffneten Konflikten, humanitären Katastrophen wie Erdbeben und Überschwemmungen sowie Terrorismus.
Ist sein Übersteigertes Interesse an den Problemen unserer Zeit Teil seines Evasionsstrebens, da die Kinderlosigkeit seiner Ehe möglicherweise von ihm ausgeht, denn seine etwa 10 Jahre ältere Frau hat bereits einen Sohn im Teenageralter ? Seine Ehe könnte deswegen zerbrechen. Diese persönliche Krise führt zu einer inneren Blockade und Tatenlosigkeit, denn die Wärme einer Familie mit Kindern fehlt ihm. Zur „Ablenkung“ unterrichtet er Post Docs aus den Mint - Fächern in Kommunikationswissenschaften. Studenten, die sich mit kaum fassbaren Phänomenen befasst haben, und teilweise abdriften. Ein Student begeht Selbstmord! Seine Freunde Novelli und Giulio sind, wie der Protagonist, Physiker, haben auch viele Probleme, jedoch genügend Einkommen um ein interessantes, unabhängiges Leben zu führen. Mit einem Freund teilt er das Hobby, sich stundenlang Henkersszenen anzugucken. Sind die drei also auch am Abdriften?
Paolo beginnt ein Buch über die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki zu schreiben. Warum? Es wird ihm mitgeteilt, es sei doch schon alles zu diesem Thema berichtet worden.
Er und seine Freunde sind mit ihren Ecken / Kanten und Problemen differenziert dargestellt, aber ich kann mich mit ihnen nicht identifizieren. Paolos emotionale Reise zu sich selbst ist bisher auch nicht geglückt.
Der Leser erfährt viel über das Kassandra-Syndrom, das Kessler-Sydrom und diverse, sehr spezielle, physikalische Fragestellungen, die mich nur recht wenig interessieren.
Paolo ist auf der Suche nach einer Zukunft, die ihn glücklich macht. Tasmanien wird ihm als Zufluchtsort genannt. Dieser Ort ist aber synonymisch und symbolhaft anzusehen, denn er kommt in dem Buch fast gar nicht vor. Deshalb bin ich von dem Werk enttäuscht und fühle mich von dem Buchtitel an der Nase herumgeführt.
Zwar stimmen das Cover mit dem einsamen Mann am aufgewühlten Meer und der abwechslungsreiche, teilweise poetische Schreibstil, der von Andeutungen lebt. Die Vielfalt der Themen und das ständige Springen des Autors in seinem Erzählfaden machen die Lektüre aber zeitweise mühsam. Generell ist die Stimmung düster und deprimierend.
Die Themen anderseits sind herausfordernd und höchst aktuell. Das Werk ist geeignet für eine eher intellektuelle, problembewusste Leserschaft. Mein Tasmanien ist mein Garten!

Veröffentlicht am 11.08.2023

Ein Ort der Sicherheit - sanft und präzise erzählte Desillusion

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Was geschah in Hiroshima und Nagasaki? Darüber und über die Atombombe will der Erzähler des Buches, Paolo, ein Journalist, ein Buch schreiben. Währenddessen gerät sein Leben selbst aus den Fugen. In seiner ...

Was geschah in Hiroshima und Nagasaki? Darüber und über die Atombombe will der Erzähler des Buches, Paolo, ein Journalist, ein Buch schreiben. Währenddessen gerät sein Leben selbst aus den Fugen. In seiner Ehe kriselt es, nachdem er und seine Frau Lorenza den gemeinsamen Kinderwunsch aufgeben müssen. Auch seine Freunde kämpfen mit ihren eigenen Problemen, in die Paolo mit hineingezogen bzw. mit konfrontiert wird. Da ist Curzia, eine Journalistin, die nur über Terrorismus schreibt, Karol, der verliebte Priester, und Novelli, ein Physiker und Wolkenforscher, der seinen eigenen Me-Too-Fall hat. Doch nicht nur im kleinen und persönlichen Bereich gibt es Krisen, sondern auch im Großen. Terroranschläge, von Bataclan bis zum Konzert in Manchester 2017, und der allgegenwärtige Klimawandel führen zu Desillusionierung und Bestürzung bei Paolo.

Von 2015 bis in die Gegenwart, wird der Leser zum einen in eine Welt, die von vielen Krisen bedroht zu sein scheint, hineingezogen und wird zum anderen Zeuge, wie Paolo versucht sich selbst darin zurechtzufinden. Rettung stellt für einen Romancharakter die Insel Tasmanien. Tasmanien ist im Roman ein Sinnbild für einen rettenden Ort, an dem man sich zurückziehen kann, wenn die Bedrohung für einen persönlich zu groß zu werden scheint. Dabei kann Tasmanien, ein physischer Ort, aber auch eine Person, ein Gefühl oder eine Erinnerung sein.

Was "Tasmanien" auszeichnet ist ein sanfter und zugleich präziser Schreibstil, der einem in die Romanhandlung hineinzieht. Den Roman durchzieht eine bedrückende Stimmung und gewisse Hoffnungslosigkeit, die perfekt zur Desillusionierung von Paolo passt. Der Autor schafft es gut, die Balance zwischen den Krisen der Welt und den persönlichen Krisen zu halten und dabei ein vielschichtiges Charakterbild der einzelnen Akteure zu zeichnen, ohne dass diese dabei in Stereotype verfallen. In Bezug auf Paolo kratzt er manchmal jedoch nur an der Oberfläche, deswegen hätte ich mir stellenweise etwas mehr emotionale Tiefe gewünscht, um ihn als Person greifbarer zu machen. Seine Motive blieben so dadurch etwas im Dunklen. Trotz dessen wird ein umfassendes Panorama der Welt im Großen und den Einzeln im Kleinen geschaffen, dass mich in seinen Bann zu ziehen wusste.

"Tasmanien" ist ein Roman, auf den man sich einlassen muss, aber wenn man dazu bereit ist, wird man mit einer vielschichtigen und atmosphärisch gut erzählten Geschichte belohnt.

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