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Veröffentlicht am 18.09.2018

Ein absolut schräger, außergewöhnlicher und durchaus gewöhnungsbedürftiger Roman

Der lächelnde Gott
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Meine Meinung:
Stellen Sie sich eine Stadt vor, in der alles anders ist. Und wenn ich „alles“ sage, meine ich wirklich ALLES. Nun stellen Sie sich vor, dass die Einwohner dieser Stadt allesamt total schräg, ...

Meine Meinung:
Stellen Sie sich eine Stadt vor, in der alles anders ist. Und wenn ich „alles“ sage, meine ich wirklich ALLES. Nun stellen Sie sich vor, dass die Einwohner dieser Stadt allesamt total schräg, verquer und auf verschrobene Weise einzigartig sind. Stellen Sie sich weiterhin vor, dass die uns bekannten Naturgesetzte dort z.T. außer Kraft sind, zugunsten von neuen Naturgesetzten, die uns noch total unbekannt sind. Wenn Sie sich das alles vorgestellt haben, haben sie schon eine ganz gute erste Idee davon, wie es in Night Vale ist. In Wahrheit ist es aber noch ganz anders…

Klingt verquer? Ist es auch - Welcome to Night Vale! („Hier gab es keine natürliche Ordnung der Dinge, nur die unberechenbaren Launen konkurrierender Weltverschwörungen.“ - S. 44). Sie treffen hier u.a. auf renitente Bakterien und enttäuschende Kartoffeln, gewalttätige Fehden zwischen Ornithologen und Astronomen, Häuser die nicht existieren, eine kindliche Stadtbotin mit leeren Augen, andersweltliche Invasoren, einen sich ständig verändernden Zeitfluss, sprechende Hunde und last but not least eine Glühwolke, die sich als Vorsitzende des Schulausschusses engagiert und die es tote Tiere regnen lassen kann… echt schräg, genau!

Sich in diese Geschichte überhaupt erstmal hineinzufinden, ist mir anfangs entsprechend nicht leicht gefallen, denn zunächst wusste ich gar nicht, in welche Handlungs-Richtung die beiden Autoren hier überhaupt marschieren wollten. Als ich den roten Faden für mich entdeckt hatte, wurde es dann aber einfacher, der Geschichte zu folgen. Aber eigentlich hatte ich beim Lesen stets den Eindruck, dass die Geschichte in diesem Buch überhaupt gar nicht im Vordergrund steht. Vielmehr scheint es darum zu gehen, ein Portrait dieser zutiefst anomalen Stadt und seiner teils kruden, teils verschroben-liebenswürdigen Einwohner zu zeichnen. So kommt es auch schon mal vor, dass die Autoren von ihrer Storyline abschweifen und sich ein paar Einwohnern Night Vales widmen, die für die Handlung überhaupt gar keine Bedeutung haben.

Dennoch hatte ich das Gefühl, dass die Autoren durchaus immer mal wieder Gesellschaftskritik anklingen lassen („Das blieb den Großkonzernen überlassen, die den Zugang zu Informationen fürsorglich kontrollierten und durch heimliche Preisabsprachen dafür sorgten, dass Informationen nur für diejenigen frei verfügbar waren, die sie sich leisten konnten.“ – S. 44), wobei das alles überlagernde Motiv der Konflikt zwischen Wissenschaft und Religion ist. Aber ich möchte da jetzt auch nicht Gefahr laufen, zu viel in dieses Buch hineinzuinterpretieren…

Am Ende muss ich sagen, dass dieses Buch so außergewöhnlich ist, dass ich mir noch nicht mal 100%ig sicher bin, ob es mir nun wirklich gefallen hat oder nicht. Von daher vergebe ich gut gemeinte 3 Sterne.

FAZIT:
Schräg, schräger, Night Vale - ein Buch über die wohl ungewöhnlichste Stadt, sicherlich nicht jedermanns Geschmack…

Veröffentlicht am 31.07.2018

Ein durchaus spannender Krimi - aber bei weitem nicht das , was ich mir erwartet hatte

Ed ist tot
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„Wann habe ich angefangen, so zu denken? Wann bin ich zu dieser Frau geworden?“ (S. 246)

Meine Meinung:
Von der Kurzbeschreibung, dem Cover und auch dem Titel her hatte ich mir eine ganz andere Art der ...

„Wann habe ich angefangen, so zu denken? Wann bin ich zu dieser Frau geworden?“ (S. 246)

Meine Meinung:
Von der Kurzbeschreibung, dem Cover und auch dem Titel her hatte ich mir eine ganz andere Art der Lektüre erwartet: Einen Krimi, der mit rabenschwarzem Humor und extrem schrägen Charakteren punktet, wie z.B. in den frühen Filmen von Guy Ritchie oder Quentin Tarantino. Doch leider ist dieses Buch hinter meinen Erwartungen zurück geblieben. Hier sollten Cover und Kurzbeschreibung für meinen Geschmack dringend geändert werden.

Doch erstmal kurz zum Inhalt: Die Buchhändlerin Jennifer („Jen“) führt ein tristes Leben als unscheinbares Mauerblümchen. Ihr Freund Ed ist nicht nur eine ekelige Nervensäge, sondern eine regelrechte Landplage mit kleinkriminellen Energien. Eines Tages passiert Jen ein schlimmes Missgeschick – und Ed ist tot (was ja schon der Titel verrät). Danach begeht Jen zu allem Unglück noch einen folgenschweren Fehler und tritt damit eine Verkettung extrem unglücklicher Umstände los. Immer tiefer sinkt sie in einen Sumpf aus Missverständnissen und Gewalttaten, stolpert hilf-, macht- und planlos von einer Unmöglichkeit in die Nächste. Diese Geschichte ist durchaus temporeich, streckenweise wirklich spannend und hat mich insgesamt durchaus unterhalten. Dass dabei mitunter auch viel Gewalt und blutrünstige Szenen im Spiel sind (u.a. dank Pitbull Brutus), passte zu meiner Erwartungshaltung und hat mich nicht gestört.

Gestört hat mich aber insbesondere, dass meine Erwartungen an dieses Buch nicht erfüllt werden konnten. Humor blitzt zwar sehr vereinzelt an manchen Stellen auf, aber von einem rabenschwarzen Humor, der auch brutale Szenen auflockert und ihnen die Spitzen nimmt – so gut wie keine Spur! Auch die Charaktere konnten mich nicht überzeugen. Sie bleiben allesamt zu eindimensional und „leblos“. Insbesondere zur Protagonistin Jen konnte ich die keine wirkliche Verbindung aufbauen – erst gegen Ende des Buches, als aus der jammerlappigen, planlosen Jen eine neue, taffe und abgebrühte Frau geworden ist, nahm der Charakter ein bisschen Gestalt an (auch wenn sie mir dadurch nicht sympathischer geworden ist). Mein Lieblingscharakter, wenn ich denn einen benennen muss, war mit DI Crawford ein absoluter Nebencharakter, was ja schon viel aussagt.

Auch auf den Seiten der Antagonisten gab es leider keine gelungenen Charaktere. Wer Filme von Ritchie oder Tarantino kennt, weiß, wie ambivalent, schrullig und doch gelungen „Bösewichte“ sein und für gute Unterhaltung sorgen können. Hier sind die Gangster leider eher Witzfiguren, die irgendwie nichts auf die Reihe bekommen. Selbst Buchan, der gefürchtete Pate von Glasgow, und seine rechte Hand lassen sich ein ums andere mal von der kleinen Bibliothekarin übertölpeln. Wenn dies geschickt gemacht wäre, mit List, Tücke & Raffinesse, hätte mir das echt gefallen – war es nur leider nicht. Es waren immer mehr oder minder Zufall und / oder absolute Unfähigkeit der Gangster, die Jen ein ums andere mal aus der Patsche geholfen haben.

FAZIT:
Stellenweise spannend und unterhaltsam – aber mit schwachen Charakteren und leider so ganz ohne den erhofften schwarzen Humor.

Veröffentlicht am 01.02.2018

Ein überfrachteter Krimi mit Längen

Die Eishexe (Ein Falck-Hedström-Krimi 10)
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„Marie war wieder da und mit ihr der Untergang.“ (S. 11)

Meine Meinung:
Inzwischen habe ich schon mehrere Krimis aus der „Falck-Hedström-Reihe“ von Camilla Läckberg gelesen, die mir immer durchweg sehr ...

„Marie war wieder da und mit ihr der Untergang.“ (S. 11)

Meine Meinung:
Inzwischen habe ich schon mehrere Krimis aus der „Falck-Hedström-Reihe“ von Camilla Läckberg gelesen, die mir immer durchweg sehr gut gefallen haben. Der zehnte Band aus dieser Reihe konnte mich allerdings nicht wirklich überzeugen. Dass Läckberg zu Beginn ihrer Fälle eine Vielzahl von Charakteren einführt und die Handlungsstränge und Schauplätze schnell wechselt, bin ich ja inzwischen von ihr gewohnt. Wie immer heißt es zu Beginn der Story, gut aufzupassen und sich zu konzentrieren, um sich nicht zwischen den Figuren zu „verheddern“.

Diesmal präsentiert die Autorin ihren Fall gleich in drei unterschiedlichen Zeitebenen, darunter einen Strang im Jahr 1671. Diesen habe ich bis zum Schluss als eher langweilig empfunden und war jedes mal enttäuscht, wenn die eigentliche Handlung unterbrochen wurde und dorthin gesprungen ist. Am Ende wird zwar eine sehr lose Verbindung zu den Vorfällen in der Gegenwart hergestellt, die wohl für ein bisschen Gänsehaut sorgen soll, aber letztendlich wirkte es auf mich doch sehr konstruiert und dieser Handlungsstrang war für meinen Geschmack eigentlich vollkommen verzichtbar.

Der Haupthandlungsstrand in der Gegenwart ist wie gewohnt spannend und hat mir insgesamt durchaus unterhaltsame Hörstunden beschert. Wie gewohnt schafft es die Autorin auch diesmal, alle losen Fäden zum Schluss zu einem Ganzen zusammenzuknüpfen. So weit, so gut. Was mir allerdings überhaupt nicht gefallen hat war die Überfrachtung dieses Krimis mit den unterschiedlichsten Themen. Hier werden so viele einzelne Elemente „verwurstet“, dass es auf mich stellenweise einfach nur noch konstruiert und gewollt gewirkt hat. Hier wäre weniger wirklich mehr gewesen! Die Autorin hätte sich auf zwei oder auch maximal drei Themen konzentrieren sollen. Einige „Themen“ haben mich dann im Verlauf der Geschichte dann einfach nur noch angenervt oder wirkten am Ende irgendwie mutwillig „eingebaut“. Dass kann Frau Läckberg eigentlich besser.

Wenn Sie nun etwas mehr wissen wollen, lesen Sie den folgenden Bereich zwischen den Sternchen. Hier verrate ich zwar keine Auflösung, aber die einzelnen Themen, mit denen sich dieser Krimi beschäftigt. Wenn Sie diesen kleinen Spoiler nicht lesen wollen, springen Sie bitte direkt zum FAZIT. **SPOILER ANFANG* Folgende „Themen“ werden Ihnen alle in diesem einzelnen Krimi begegnen: Mord, Unfälle, Bashing / Mobbing, Vergewaltigung, Fremdenfeindlichkeit / Rechtsradikalismus und die gegenüberstehende Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, Familiendramen, Sexuelle Unterdrückung, Brandanschläge und last but not least auch noch eine waschechte Hexenverfolgung – wie gesagt, dies alles geballt in einem Krimi war mir persönlich „too much“*SPOILER ENDE**

FAZIT:
Ein schwächerer „Falck-Hedström“-Krimi mit einigen Längen und einer Überfrachtung an verschiedensten Themen. Weniger wäre hier mehr gewesen!

Veröffentlicht am 12.09.2017

(Nur) 56 abwechslungsreiche, aber oft aufwendige Rezepte

Green Bonanza
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Meine Meinung:

Die Norwegerin Mia Frogner ist bekennende Vegetarierin, Food-Autorin und Bloggerin. Mit „Green Bonanza“ hat sie nun ihr erstes Kochbuch vorgelegt, mit dem sie mehr „Grün“ auf den Tisch ...

Meine Meinung:

Die Norwegerin Mia Frogner ist bekennende Vegetarierin, Food-Autorin und Bloggerin. Mit „Green Bonanza“ hat sie nun ihr erstes Kochbuch vorgelegt, mit dem sie mehr „Grün“ auf den Tisch bringen will. Das Buch startet mit einem kurzen Kapitel über die „richtige Ernährung“, das inhaltlich aber nichts wirklich Neues zu bieten hat. Überhaupt bin ich von den vor den einzelnen Kapiteln eingeschobenen redaktionellen Teilen eher enttäuscht. Hier erfährt man nicht besonders viel über die jeweiligen Gemüse, dafür aber mehr aus dem persönlichen Umfeld der Autorin. Das schafft natürlich Nähe und Sympathie, ist für mich persönlich in einem Kochbuch aber verzichtbar. Gleiches gilt für die Übersicht „10 Dinge, die in meiner Küche nicht fehlen dürfen“ (S. 13), auf der sich profane Dinge wie ein Brett, eine Reibe und eine Zitruspresse finden – wer das nicht schon in der Küche hat kauft sich wahrscheinlich auch keine Kochbücher. Lediglich Frogners Übersicht zu „13 Zutaten, die vielleicht erklärungsbedürftig sind“ (S. 15), auf der sich u.a. Sriracha (Chilisauße) oder auch Reispapier finden, fand ich persönlich interessant.

Der Rezeptteil des Buches ist gegliedert nach der Art der Hauptzutaten:
1. Kartoffeln,
2. Kohl,
3. Linsen,
4. Grünes,
5. Tomaten,
6. Tofu,
7. Möhren und Rote Bete,
8. Auberginen – Zucchinis & Kürbis,
9. Nüsse
Alle Rezepte haben eine übersichtlich strukturierte Zutatenliste, die nicht selten (teils) deutlich mehr als 20 verschiedene Zutaten aufweist (z.B. die „Enchiladas mir Süsskartoffeln und Limetten“ - S. 25 oder auch die „Falafeln mit gegrilltem Gemüse und Avocadososse“ - S. 93). Viele Rezepte sind entsprechend eher aufwendiger zuzubereiten und für eine „schnelle und gesunde Familienküche“, wie wir sie benötigen, eher weniger geeignet. Eine Angabe über die zu erwartende Zubereitungszeit hat sie die Autorin gleich gespart, ebenso wie Angaben zu den Nährwerten ihrer Gerichte. Schade eigentlich. Die Zubereitungsanweisungen sind, nach einer kleinen sympathischen redaktionellen Einleitung, dafür sehr ausführlich und leicht verständlich.

Letztendlich enthält das Buch einige sehr schöne Rezepte, die wir in unser Stamm-Repertoire mit aufnehmen werden, wie etwa „Die weltbesten Ofenkartoffeln“ (S. 30 – schnell und lecker!) oder auch den „Rosenkohl aus dem Ofen“ (S. 48 – verringert den bitteren Beigeschmack des Rosenkohls und lässt sich prima zusammen mit den Ofenkartoffeln zubereiten). Auch der „Linseneintopf mit Kokosmilch, Ingwer und Koriander“ (S. 63 - wärmt super von innen) oder das „Chili sin carne“ (S. 115) haben es uns angetan. Insbesondere von der „Cashew-Creme“ (S. 189) als veganem Ersatz für Sauerrahm bin ich echt begeistert.

Abschließend muss ich aber sagen, dass ich von einem Kochbuch mit rund 200 Seiten und einem VK-Preis von 24 Euro deutlich mehr als nur 56 Rezepte erwartet hätte. Mehr Rezepte, dafür weniger „Family & Friends“-Fotos und ich hätte 4 Sterne vergeben.

FAZIT:
56 abwechslungsreiche und gesunde, z.T. aber aufwendige Rezepte. Weniger Fotos und mehr Rezepte und ich hätte 4 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 29.08.2017

Über weite Strecken fesselnd aber mit Schwächen in der Auflösung – gute 3 Sterne

Aquila
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Meine Meinung:
„AQUILA“ ist der neuste Jugend-Thriller der österreichischen Bestsellerautorin Ursula Poznanski. Die Grundidee an sich ist einfach, aber fesselnd zugleich. Die deutsche Austauschstudentin ...

Meine Meinung:
„AQUILA“ ist der neuste Jugend-Thriller der österreichischen Bestsellerautorin Ursula Poznanski. Die Grundidee an sich ist einfach, aber fesselnd zugleich. Die deutsche Austauschstudentin Nika Ruland, 19, erwacht in ihrem Zimmer der 2er-WG im italienischen Siena – ohne jegliche Erinnerung an die vergangenen zwei Tage. Sie ist eingeschlossen, ihr Handy und ihr Ausweis sind verschwunden. Auch von ihrer Mitbewohnerin Jenny fehlt jede Spur. Dazu kommt noch eine furchteinflößende Warnung auf dem Badezimmerspiegel, ein zerrissenes und blutbeflecktes Männer-T-Shirt im Bad und ein Zettel, auf dem in Nikas Handschrift mehrere kryptische Notizen gekritzelt wurden, die anscheinend keinerlei Sinn ergeben.

Von hier aus entspinnt sich eine Story, die den Leser zusammen mit der Protagonistin Nika auf eine Spurensuche durch die historische Altstadt Sienas führt, immer im Bemühen herauszufinden, was in den vergangenen zwei Tagen passiert ist – und was Nikas Mitbewohnerin Jenny passiert ist. Dabei füllt sich das große, schwarze Loch Nikas Erinnerungen nur sehr, sehr langsam und absolut Bruchstückhaft. Die ersten kleinen Puzzlestückchen, die Nika mühsam ermittelt, scheinen die Hintergründe des Ganzen eher noch mehr zu verschleiern und weitere Fragen aufzuwerfen, als zur Klärung beizutragen. Parallel hierzu nimmt die Story eine immer stärker werdende, paranoide und latent bedrohliche Grundstimmung an, die mich während des Lesens dazu veranlasst hat, an (nahezu) jedem Charakter und deren Motivationen und Absichten zu zweifeln. Diese Stimmung hat mir extrem gut gefallen und passt perfekt zu einem Thriller. Die „italienische Siena-Atmosphäre“ ist dafür über weite Strecken eher im Hintergrund geblieben (obgleich ich selbst schon mal dort war). Ich kann gar nicht genau sagen, woran das gelegen hat, denn die Autorin führt Nika durchaus an einige mehr und auch weniger bekannte Orte in Siena, wie etwa die Piazza del Campo. Vielleicht liegt es daran, dass man bei den meisten dieser Plätze aufgrund der oft schnellen Handlung eher „durchhetzt“ als verweilt. Lediglich die Szenen in der unterirdischen Kanalanlage „Bottini“ habe ich als extrem atmosphärisch und sehr gelungen empfunden. Dennoch könnte dieser Thriller auch in vielen anderen Städten spielen.

Aber das eher geringe Siena-Feeling ist nicht die Hauptschwäche dieses Thrillers. Am meisten gestört haben mich die Vorhersehbarkeit einiger wesentlichen Charaktere (hier hätte ich die ein oder andere überraschende Wendung erwartet) und am Ende auch die Auflösung der Story. Rückwirkend betrachtet erscheint mir die Auflösung viel zu konstruiert und in Teilen auch zu wenig nachvollziehbar, was die Handlungsweisen wesentlicher Figuren betrifft. Während des Lesens hat mir das Rätselraten um die kryptischen Hinweise auf Nikas Zettel sehr gut gefallen – im Nachhinein musste ich aber feststellen, dass man als Leser so gut wie keine Chance hat, selbst stichhaltige Ideen zu entwickeln, was mit den Hinweisen gemeint sein könnte. Das hat mich schon enttäuscht.

Letztendlich vergebe ich gute drei Sterne, da mich dieses Buch allen Schwächen zum Trotz über weite Strecken sehr gefesselt und spannend unterhalten hat. Bis zur Auflösung des Plots hätte ich 4-5 Sterne vergeben.

FAZIT:
Eine interessante Grundidee sowie eine fesselnde Spurensuche mit zunehmend paranoider Grundstimmung – bei leider enttäuschender Auflösung.