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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.11.2017

Ein ungewöhnliches Ermittler-Duoa

Dunkel Land
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Aus finanziellen Gründen übernimmt die Literaturwissenschafterin Verena Hofer einen höchst ungewöhnlichen Job: Sie soll sich drei Monate lang um den Neffen der Gutbesitzerin von Wuthenow kümmern. Die Überraschund ...

Aus finanziellen Gründen übernimmt die Literaturwissenschafterin Verena Hofer einen höchst ungewöhnlichen Job: Sie soll sich drei Monate lang um den Neffen der Gutbesitzerin von Wuthenow kümmern. Die Überraschund ist groß als sie bei ihrem Eintreffen auf dem Gut entdeckt, dass es sich bei ihrem Schützling nicht um ein Kind oder einen Halbwüchsigen handelt, sondern um Dr. Carl von Wuthenow. Carl ist Profiler und nach einem Kopfschuss leidet er unter Störungen des Kurzzeitsgedächtnisses.

Obwohl sich Verena getäuscht fühlt und am liebsten abreisen möchte, nimmt sie die Herausforderung an. Es bleibt ihr auch gar nicht viel übrig, muss sie ja den Lebensunterhalt für sich und ihre kleine Nichte Amelie, die nach dem Tod ihrer Mutter, bei Verena lebt, bestreiten.

Verena lässt sich überreden, Carl bei seiner Arbeit als Kriminalist zu unterstützen. Anfänglich fungiert sie als Chauffeur, doch bald macht sie sich mit ihrem inkonventionellen Blick auf Kriminalfälle beinahe unentbehrlich.

Der grausame Mord an einem jugendlichen Stricher erinnert die Polizei an ähnliche Verbrechen, für die ein Täter bereits einsitzt. Gehen die neuerlichen Morde auf das Konto eines Mit- oder Nachahmungstäters?

Meine Meinung:

"Dunkel Land" ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe rund um das ungewöhnliche Ermittlerteam Dr. Carl von Wuthenow und Verena Hofer.

Die Charaktere sind recht gut gezeichnet. Ich hätte mir nur ein wenig mehr Konflikte zwischen Carl und Verena gewünscht. Die beiden gewöhnen sich zu schnell aneinander und wirken auf weite Strecken zu harmonisch.

Aufgefallen ist mir, dass Amelie, das Kindergartenkind eine viel zu erwachsene Sprache spricht. Seite 51:

„“Da bist du ja Verena“ sagte sie, ohne sich umzublicken, „Schade, dass du schon da bist. Du hättest ruhig länger wegbleiben können. Wir habe hier alles im Griff“

Oder ein paar Zeilen später

„Klar. Das machen wir. Nachher. Aber zunächst habe ich hier zu tun.“

Als versierte Krimileserin hatte ich gleich den richtigen Riecher, was den Täter angeht. Trotzdem habe ich mich auf die diversen falschen Fährten begeben, die zwar nicht ganz falsch aber dennoch nur über Umwege zum wirklichen Täter führen.
Ich habe das Buch in einer Nacht gelesen.

Fazit:

Mir hat der Krimi gefallen und würde mich über einen weiteren Band mit dem ungewöhnlichen Duo freuen. Gerne gebe ich 4 Sterne.

Veröffentlicht am 29.09.2017

ein fesselnder historischer Krimi

Das Mädchen im schwarzen Nebel
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In seinem zweiten Kriminalfall hat es Dr. Cornelius Waldeck gleich mit mehreren Verdächtigen zu tun. Er weiß noch nicht, welch komplexer Fall auf ihn zukommt als er die verkohlte Leiche aus dem Kohlenmeiler ...

In seinem zweiten Kriminalfall hat es Dr. Cornelius Waldeck gleich mit mehreren Verdächtigen zu tun. Er weiß noch nicht, welch komplexer Fall auf ihn zukommt als er die verkohlte Leiche aus dem Kohlenmeiler von Lorenz begutachten muss.

Was haben die Zigeuner mit der Sache zu tun? Immerhin sind die nun zum zweiten Mal in der Gegend und jedes Mal gibt es Zores.

Einmal gepantschtes Bier, das die halbe Ortschaft auf den Lokus zwingt und in dessen Folge der Capo der fahrenden Truppe verhaftet wird und im Gemeindekotter stirbt.

Und nun drei Jahre später die Leiche im Kohlenmeiler. Wie hängt das zusammen? Und wieder gerät auch Lorenz in den Fokus der Ermittlungen. Damals vor drei Jahren musste er sich als Deserteur verstecken.

Cornelius Waldeck ist mit der Recherche vollauf beschäftigt und hat trotzdem ein Techtelmechtel mit der schönen Wahrsagerin Esmeralda.

Meine Meinung:

Ein interessanter historischer Krimi, der sich mit Vorurteilen Fremden gegenüber beschäftigt.

Fazit:
Gerne gelesen und mit 4 Sternen bewertet.

Veröffentlicht am 18.09.2017

Eine ungewohnte Rolle für Anne Kirsch

Erzähl mir vom Tod (Ein Fall für Anne Kirsch 3)
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Anne Kirsch, Kriminalpolizistin mit starkem Hang zu Eigenmächtigkeiten während der Ermittlungen, wird von ihrem Vorgesetzten zu einem Seminar „Teambuilding“ verdonnert. Allenfalls müsste sie in die Polizeischule ...

Anne Kirsch, Kriminalpolizistin mit starkem Hang zu Eigenmächtigkeiten während der Ermittlungen, wird von ihrem Vorgesetzten zu einem Seminar „Teambuilding“ verdonnert. Allenfalls müsste sie in die Polizeischule zurück oder gar ihren Dienst quittieren.

Doch Anne macht das Seminar überhaupt keinen Spaß, vor allem, weil Micha, der Seminarleiter, einige sehr fragwürdige Methoden anwendet. So nimmt er z.B. den Teilnehmern die Mobiltelefone weg, hetzt sie ohne Verpflegung von einem Geo-Cache zum anderen und hat es vor allem auf die Teilnehmerinnen abgesehen. Anne, fest davon überzeugt, sich nicht klein kriegen zu lassen, ficht einen Strauß nach dem anderen mit ihm aus.
Da passt es thematisch ganz gut, dass in Obermarsberg gerade ein Mittelalterfest abgehalten wird.
Doch auch hier ist nicht alles eitel Wonne. Nicht alle Einwohner sind von diesem Spektakel begeistert, weil es doch auch Kollateralschäden wie Betrunkene, Raufereien, erhöhtes Müllaufkommen sowie Sachbeschädigungen und Parkplatznot mit sich bringt.
Dann wird ein Bäckergeselle wie einst im Mittelalter an den Pranger gefesselt. Als man wenig später einen weiteren Bewohner mit einem historischen Brandeisen geblendet findet, kommt Anne gerade recht und gibt unerkannt Anweisungen.

Dann verschwinden ein Mann und seine Geliebte. Dafür gibt es die erste Leiche. Während die chronisch unterbesetzte Polizei allerlei Spuren nachgeht, muss sich Anne weiter mit Micha herumschlagen.

Endlich, endlich schmeißt Anne das Seminar, obwohl sie damit ihre weitere Berufslaufbahn aufs Spiel setzt. Doch in der Not frisst der Teufel Fliegen und Thorsten Seidl, ihr Chef, lässt Anne ermitteln.

Auffallend an den Verbrechen ist, dass hier alte Sagen aus dem Umfeld nachgestellt werden. Hellmann, der ermittelnde Polizist vor Ort, kann sich für Annes Theorien erwärmen. Wird es den beiden gelingen, die Darstellung der nächsten Sagen zu verhindern?


Meine Meinung:

Gekonnt führt uns Mareike Albracht an der Nase herum. Was jetzt nicht ganz so schwer ist, weil es ja ein paar unsympathische Charaktere in der Geschichte gibt.
In diesem, ihrem dritten Fall, tritt Anne Kirsch anfangs eher nur im Hintergrund auf. Figuren aus den beiden Vorgängern wie die nervige Mutter fehlen ganz oder spielen nur eine untergeordnete Rolle (wie Chef Thorsten Seidl oder Freund Heiko). Das ist für mich ein wenig ungewohnt, doch hat der Spannung keinen Abbruch getan.
Dass Anne diesem Micha mehrfach gerne eine gescheuert hätte oder ihn recht handlich mit dem Polizeigriff gefaltet hätte, ist ausgezeichnet herübergekommen. Ich glaube, an Annes Stelle hätte ich das Seminar schon viel früher verlassen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen.

Mit Hellmann wird ein neuer Charakter eingeführt, der möglicherweise gut zu Annes Arbeitsweise passt. Es ist den beiden (und uns Lesern) zu wünschen, dass sie in einem vierten Band wieder gemeinsam ermitteln dürfen.

Fazit:

Ein Krimi mit viel Lokalkolorit, der auch tief in die verwundete Seele eines Außenseiters blicken lässt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 12.09.2017

EIne detailreiche Darstellung einer Epoche

Aufklärung
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Wir haben es hier mit einem detailliert beschriebenen Abbild einer Epoche zu tun, ohne die unsere Welt heutzutage anders aussehen würde.

Der Autor Steffen Martus bringt seinen Lesern auf knapp 900 Seiten ...

Wir haben es hier mit einem detailliert beschriebenen Abbild einer Epoche zu tun, ohne die unsere Welt heutzutage anders aussehen würde.

Der Autor Steffen Martus bringt seinen Lesern auf knapp 900 Seiten reinen Textes (der Rest auf die 1.040 Seiten sind ausführliche Anmerkungen, Literaturverzeichnis und Quellenangaben) ein rund 100 Jahre währendes Zeitalter näher.

Das Buch ist in vier große Kapitel mit vielen Unterkapiteln gegliedert. Aussagekräftige Überschriften helfen den Inhalt zu sortieren.

Das Zeitalter der Aufklärung erstreckt sich von ca. 1680 bis 1784. Sein Beginn liegt ungefähr in der Zeit als die Türken keine Bedrohung mehr darstellen und endet wenige Jahre vor der Französischen Revolution. Die Übergänge sind fließend, wie so häufig in der Geschichte. Bevor sich Martus den wirklich umfangreichen Details in Deutschland widmet, gibt es noch einen Blick über den Tellerrand hinaus.
So erfahren wir, dass diese Epoche Janusgesichtig ist. Einerseits strebt man nach Frieden (siehe Türkenkriege, Religionskriege etc.) andererseits bricht man wegen vermeintlicher und echter Erbschaftsansprüche jede Menge Kriege vom Zaun (Spanischer Erbfolgekrieg, Siebenjähriger Krieg etc.).
Auch Aberglaube und Fortschrittsgedanke rittern um die Vorherrschaft. Selbst angesehene Denker gehen zum „Tischerl rücken“ und ähnlichen spiritistischen Sitzungen.

Nur kurz zu den vier großen Kapiteln:

Teil I 1680-1726: Die Anfänge der Aufklärung: „Im Fürstenstaat: die höfische Gesellschaft und ihre Projekte“, „In der Gelehrtenrepublik: die Universität als Staatsprogramm“, „Zwischen Stadt und Reich: Hamburger Patriotismus“.

Hier hat mir besonders die aufmüpfige Haltung der Hansestadt Hamburg gefallen, die sich weder von den Dänen noch von den Habsburgern (als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation) viel dreinreden lassen.

Teil II 1721-1740: Aufklärung ohne Grenzen, darunter: „Der Fall Wolff“, „Die Art der heutigen Welt“, „Die Natur der Aufklärung“, „Weibliche Aufklärung“, „Die radikale Aufklärung des Buchmarkts“

Hier erfahren wir einiges über den langsamen Wandel des Büchermarktes. Das Urheberrecht wird erst im Zuge der Französischen Revolution in Frankreich geschaffen, in England gibt es bereits einen Vorläufer, aber im Rest Europas sind die Schriftsteller von ihren Verlegern abhängig und es wird kopiert, was da Zeug hält, ohne auf das geistige Eigentum anderer zu achten.

Ein wichtiger neuer Aspekt: „Frauen sind auch Menschen“ – Heureka! Ja, welch geniale Erkenntnis! Frauen wird literarisches Verständnis zugestanden, publizieren geht nur unter einem männlichen Pseudonym. Von höheren Schulen oder gar Universitäten sind sie nach wie ausgeschlossen.

Teil III 1740-1763: Aufklärung im Widerstreit: „Politik für Newtonianer?“, „Jeder gegen Jeden“, „Scherzende und empfindsame Aufklärung“, „Strukturen der Empfindung“, darin „Demographie und Heiratsfurcht“, „Regieren mit Herz: Friedrich II. und Maria Theresia“, „Das ‚Spiel des Zufalls‘: der Siebenjährige Krieg“.

Hier liegt der Fokus auf den unterschiedlichen Herrschertypen Friedrich II. und Maria Theresia. Beide regieren absolutistisch und nehmen den einen oder anderen Gedanken der Aufklärer in ihre Regierungsarbeit auf, aber nur so weit sie ihnen nützt.

Teil IV 1763-1784: Das Ende eines „Zeitalters“?: „Zeitverwandte“, „Individualität der Aufklärung“, „Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?“

Hier lässt Steffan Martus wieder Kant zu Wort kommen.

Meine Meinung:

Das Zeitalter der Aufklärung ist noch sehr weit weg von „Gleiches recht für Alle“. Nach wie vor haben nur der Niedere und Höhere Adel, der Klerus sowie in manchen Teilen des deutschen Reichs die Bürger Rechte. Die große Mehrheit der Bevölkerung wird als „Seele“ bezeichnet und nach Belieben von einem Herrschaftsgebiet in ein anderes verschoben. Das Individuum zählt nichts. Bauern, Handwerker und andere haben keine Rechte sondern nur Pflichten.

Der Sohn Maria Theresias, Kaiser Joseph II. ist DER Herrscher des aufgeklärten Absolutismus. Er hebt alle Klöster auf, die sich nicht der Krankenpflege und/oder dem Unterricht widmen. Er zieht das Vermögen des Klerus ein und verordnet den „Klappsarg“. Viele seiner mit großer Ungeduld eingeführten Maßnahmen werden von seinem Bruder und Nachfolger Leopold II. wieder rückgängig gemacht.

„Gleiches Recht für Alle“ wird es auch nach der blutigen Französischen Revolution nicht geben. Das berühmte „Liberté, Egalité, Fraternité“ gilt nur für Männer. Als Olympe de Gouges, eine Schriftstellerin und Frauenrechtlerin der Aufklärung, dieselben Rechte auch für die Frauen einfordert, wird sie wegen Hochverrats verhaftet und 1793 auf der Guillotine hingerichtet.

Steffan Martus’ Werk ist sehr gut recherchiert und detailreich. Die philosophischen Ansichten der unterschiedlichen Vertreter sind gut herausgearbeitet. Allerdings muss man schon ein guter Kenner dieser Zeit sein, um dieses Buch mit wirklichem Genuss lesen zu können. Trotz der großen Detailgenauigkeit fehlen ein paar Seitenblicke wie auf Musik und Malerei, Wirtschaft (abseits des Büchermarktes) und die Gesellschaft außerhalb der gebildeten Schichten. Den hungernden Kleinbauern und den Tagelöhnern sind die philosophischen Ansichten und Geplänkel sicher egal, viel wichtiger ist es, die hungrigen Mäuler satt zu bekommen.

Fazit:

Ein tolles Sachbuch, dem ich gerne 4 Sterne gebe.

Veröffentlicht am 06.08.2017

Dunkle Schatten der Vergangenheit

In tiefen Schluchten
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Mit diesem Krimi startet Autorin Anne Chaplet eine neue Krimi-Reihe.

Schauplatz ist Belleville, am Fuße der wildzerklüfteten Cevennen. Der malerische Ort hat eine bewegte Vergangenheit. Im 17. Jahrhundert ...

Mit diesem Krimi startet Autorin Anne Chaplet eine neue Krimi-Reihe.

Schauplatz ist Belleville, am Fuße der wildzerklüfteten Cevennen. Der malerische Ort hat eine bewegte Vergangenheit. Im 17. Jahrhundert Zuflucht zahlreicher Hugenotten, die sich vor der Verfolgung der Staatsgewalt in den vulkanischen Höhlen und Schluchten sicher wähnten. Doch die Sicherheit erwies sich als trügerisch: Verrat, Verfolgung, Tod oder Zwangskonvertierung prägten die Menschen.
Die Geschichte wiederholte sich während des Zweiten Weltkrieges. Wieder bot die Landschaft Flüchtlingen und Untergrundkämpfern Quartier, wieder endete so manches Menschenleben durch Verrat.

Die Menschen, die heute hier leben, zehren von ihrer Vergangenheit. Sie leben mit ihren tradierten Ansichten und so kommt es, dass Fremde und besonders Deutsche, nach wie vor scheel angesehen werden.

In diesem Umfeld lebt Viktoria „Tori“ Godon, Witwe eines Anwalts mit hugenottischen Wurzeln. Und eben diese Vorfahren sind es, die Tori in Belleville akzeptiert sein lassen. Trotz der Aversion der Dorfbewohner gegen alles Deutsche, leben nicht nur Tori sondern auch Eva, ein etwas in die Jahre gekommene Hippie, und Nico, ein deutscher Ex-Polizist, in der bizarren Landschaft.

Während Tori, im Gedenken an ihren Mann Carl, seiner hugenottischen Herkunft nachgeht, verschwindet ein Pensionsgast, der holländische Höhlenforscher Adriaan, aus Evas Haus. Niemand misst dem Verschwinden des Mannes große Bedeutung bei. Die Polizei, in Gestalt von Serge Masson, fühlt sich nicht zuständig. Als der alte Didier Thibon, mit dem Adriaan gesprochen hat, tot aufgefunden wird, kommt Unruhe in den beschaulichen Ort. Tori findet den Tod des alten Mannes eigentümlich, zumal sie ebenfalls mit Didier über alte Schätze und große Schande gesprochen hat.

Hängen das Verschwinden Holländers und der Tod von Thibon zusammen? Wenn ja, wie?

Tori macht sich auf die Suche nach den Zusammenhängen und gerät in dabei in höchste Lebensgefahr.

Meine Meinung:

Dieses Buch ist kein üblicher Krimi nach dem üblichen Schema: „Mord – Täter – Motiv – Verhaftung“, sondern eine Kriminalgeschichte, über Schuld, Mitschuld durch Unterlassung und Sühne.

Die Story fängt eher ruhig an. Zuerst führt uns die Autorin in die Charaktere ein. Da ist z.B. Karim, Toris Nachbar, der einen Pitbull, mehr schlecht als recht, hält, und ihm den Namen „Hitler“ gegeben hat. Ein Synonym für die Denkweise mancher Dorfbewohner.

Tori selbst wirkt auf mich zu Beginn ein wenig verloren, tief gefangen in der Melancholie nach dem Tod ihres Mannes. Doch sie entwickelt sich. Zu allererst „entführt“ sie den Pitbull, tauft die Hündin July und entdeckt interessante Fähigkeiten des Hundes.

Nico, der Ex-Polizist, den so manches Geheimnis aus der Vergangenheit umgibt, wird ein treuer Freund und Begleiter Toris.

Oder Jan Fessmann, der Restaurator und Historiker, der an der Pfarrkirche arbeitet. Wird aus ihm und Tori in späterer Zukunft ein Paar?

Mir hat dieses subtile und komplexe Gewirr an Ressentiments und Beziehungen aus mehreren Jahrhunderten sehr gut gefallen. Dass dabei die eigentliche Krimihandlung ein wenig zu kurz gekommen ist, stört mich persönlich nicht weiter.

Den Schreibstil finde ich gut und das Buch hat mich gleich gefangen genommen und in die Welt der verschroben anmutenden Dorfbewohner mitgenommen.

Eine kleine historische Ungenauigkeit auf S. 54 ist mir aufgefallen: Es muss hier „..nach dem Putsch von Charles Louis Napoleon Bonaparte…“ (er regiert dann als Kaiser Napoleon III.) heißen und nicht Napoleon Bonaparte, weil der bereits 1821 auf St. Helena gestorben ist und daher nicht am Putsch 1851 beteiligt gewesen sein kann.

Fazit:

Ein interessanter Krimi, der mich veranlasst, mehr als die „Bartholomäus Nacht“ über die Hugenotten erfahren zu wollen.
Gerne gebe ich vier Sterne und warte auf eine Fortsetzung.