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Ich muss gestehen, das ich dieses Buch so gar nicht im Fokus hatte und ohne die Überraschungspost des dtv-Verlags hätte ich es wohl auch gar nicht gelesen. Der erste Teil des Klappentextes reizt mich sehr:
"Da war es wieder. Das Mädchen mit der Barbiepuppe. Wieder stand sie in den Ruinen. Stumm, verdreckt, die Hand fest um die Puppe geschlossen. Das Mädchen hatte den Blick einer Neunzigjährigen und suchte Oxen heim, wann immer sein Schlaf besonders unruhig war. Sie war eine von den Sieben. Seine sieben Dämonen."
Jedoch sprach mich der weitere Klappentext (ähnlich wie oben) dann eher nicht an, Bücher mit Elitesoldaten und Geheimagenten fallen nicht wirklich in mein Lese-Beuteschema und doch hat mich dieser Thriller gefesselt.
Bereits zu Beginn ist es mörderisch – innerhalb eines kurzen Zeitraums werden nicht nur drei Männer ermordet, sondern ebenfalls ihre treuen Begleiter.
"Es sah aus als hätte der Hund den Hals gereckt, in einem verzweifelten Versuch, den Duft des Lebens ein letztes Mal einzuatmen." -- (Seite 5)
Parallel taucht ein sogenannter „Mülltaucher“ am letzten Tatort auf, beobachtet Geschehnisse die er nicht sehen sollte. Als dieser sich dann auf der Polizeiwache wiederfindet, stellt sich raus das es sich um den größten Kriegshelden Dänemarks, Niels Oxen, handelt. Ein Elitesoldat welcher seit drei Jahren völlig zurückgezogen lebt. Der PET (dänischer Inlandssicherheitsdienst) will ihn jedoch nicht als Verdächtigen behandeln, sondern sich seine Fähig- und Fertigkeiten zu Nutze machen. Kurzerhand findet sich Oxen als inoffizieller Ermittler in einem Hotel wieder, nebenan die engste Mitarbeiterin des PET-Chefs, Margarethe Franck. Beide sind alles andere erfreut über ihre Zusammenarbeit, misstrauen schwebt über ihnen und Franck beginnt in Oxens Leben zu graben.
Machenschaften, Korruption und Krieg(sfolgen) – der Autor Jens Henrik Jensen verbindet wahre Begebenheiten mit einer fiktionalen Geschichte. Das politische System, der lange Arm des Staates und seine Geheimnisse werden gekonnt in diesem Thriller eingearbeitet. Das Nachwort gibt nochmals einen kleinen Einblick bezüglich der reellen Ereignisse.
Oxen ermittelt im Schatten, an seiner Seite Franck die zu vielen Hintergrundinformationen Zugriff hat. Ein Mord der beim näheren betrachten kaum noch wie einer wirkt. Zwei weitere Morde die zunächst nicht in Verbindung stehen und nur eine Gemeinsamkeit – die Hunde. Beide stehen vor unzähligen Fragen und der Weg zu den Antworten führt sie weit in die Vergangenheit zurück.
Neben den Ermittlungen spielt auch Oxens Trauma eine Rolle. Die „Summe von sieben Ereignissen“ (S. 224) führen zu Flashbacks, immer wieder wird er von den eindringlichsten Erlebnissen heimgesucht. Diese tiefsitzenden Erinnerungen an die Kriegseinsätze werden im kleinen Rahmen geschildert. Nachts oder in bestimmten Situationen wird Oxen in diese Zeit zurück katapultiert. Ich werde mich niemals in solch ein Trauma hineinversetzen können, aber im Rahmen dieser Geschichte empfand ich die Umsetzung dessen gut eingearbeitet. Kurze Sequenzen der Einsätze werden beschrieben, Oxens nächtliche Schreie und seine Orientierungslosigkeit. Der Autor vermittelt nachvollziehbar diese einschneidenden Ereignisse und dessen Folgen.
"Ich bin nicht in der Lage, alles rational zu steuern. Ich bin tatsächlich krank. Das weiß ich. Es ist wahnsinnig, was da manchmal nachts mit mir passiert." -- (Seite 398)
Und daneben stehen die Informationen, welche Franck über Oxen zu Tage trägt. Es macht sich ein regelrechter Zwiespalt beim Lesen breit. Oxen, ein Mann der mir beim Lesen immer sympathischer wurde, mit dem ich mitfühlen konnte. Und dann Franck, eine taffe Frau die ebenso Sympathie-Punkte sammelt und zeitgleich durch ihre eigenhändige Recherche über Oxen wieder verliert. Eine Akte bezüglich Drogendelikte, häuslicher Gewalt und therapeutische Behandlung – doch wer kann sich anmaßen zu urteilen, bei solch traumatisierten Erlebnissen!? Kann man nach einem Kriegseinsatz wieder in den Alltag finden? Behandelt werden diese Fragen und ich hoffe sehr das in den kommenden Bände noch etwas gezielter darauf eingegangen wird.
Wie bereits erwähnt hätte ich von allein nicht zu diesem Buch gegriffen, aber es konnte mich wirklich einnehmen. Mit der Entdeckung des ungleichen Ermittler-Duos, wer sich wirklich hinter dem letzten Opfer verbirgt, bin ich nicht ganz zufrieden und hätte mir einen anderen Verlauf gewünscht. Aber wer weiß welche Fäden sich noch verbinden in den kommenden zwei Bänden. Ich hoffe jedoch das dann auf das „denglisch“ verzichtet wird! Es nimmt keine Überhand und es sind jeweils einzelne Worte, doch beim Lesen stolperte ich öfters darüber – es wirkte einfach deplatziert.
Der Weg dieser Geschichte beginnt mit Leichen und endet mit der Frage nach Freund und Feind. Ein gelungener Auftakt der Trilogie, bei dem ich auf die weitere Umsetzung gespannt bin!