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Veröffentlicht am 28.12.2023

Bewegende Lebensgeschichte

Ich war doch noch ein Junge
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Der Junge Mitka musste sich in den Kriegszeiten ohne Hilfe und Familie durchschlagen. Er kommt bereits als kleines Kind ins Konzentrationslager und wird später als Haussklave bei einer Nazi-Familie gehalten, ...

Der Junge Mitka musste sich in den Kriegszeiten ohne Hilfe und Familie durchschlagen. Er kommt bereits als kleines Kind ins Konzentrationslager und wird später als Haussklave bei einer Nazi-Familie gehalten, die ihn unmenschlich behandelt. Jedes Tier auf dem Hof hatte es besser als er. Obwohl ich über die Grausamkeiten dieser Zeiten schon viel gelesen habe, hat mich die Schilderung dieses Kinderschicksals sehr bewegt. Unglaublich, dass Menschen ein Kind so behandelt haben. Sowohl im KZ, als auch bei dieser Familie hat Mitka grauenhafte Dinge erlebt, aber er gibt sein Leben nie auf, sondern kämpft sich durch.

Nach dem Krieg gibt es viele dieser traumatisierten Kinder, es wird versucht zu helfen. Erstmals kommt Mitka in anderen Verhältnissen unter und schließlich kann er in die USA auswandern. Dort schließt er seine Vergangenheit weg, begräbt sie tief in sich. Es gelingt dem Analphabeten immer wieder mit Jobs über die Runden zu kommen, er findet eine tolle Frau, sie gründen eine Familie. Keiner weiß um seine Vergangenheit, bis es nach vielen Schicksalsschlägen regelrecht aus Mitka herausbricht. Seine Frau reagiert klasse, sie unterstützt ihn. Gemeinsam mit einigen Helfern begeben sie sich auf eine Identitätssuche. Diese gestaltet sich schwierig, aber es gibt auch immer wieder Erfolge.

"Heute führt Mitka ein bescheidenes Leben. Er lebt froh und ohne Bitterkeit. Er ist ein liebevoller Mensch voller Hoffnung." (S. 355)

Die drei Autoren haben sich Mitkas Geschichte von ihm und seiner Frau erzählen lassen, die Begebenheiten mit Recherchen unterlegt und dieses Buch geschrieben. Sie erzählen Mitkas Geschichte, so als wäre er gerade dabei und würde sie unterstützen, oft werden seine Mimik und Gesten, die er bei bestimmten Passagen hatte, erwähnt. Das wirkt ab und an etwas ungewohnt, unterstützt aber die Botschaft.

Es ist grausam zu lesen, wie der kleine Junge sich immer wieder durch die Gräuel der Zeit gekämpft hat. Er war noch zu klein, um etwas über seine Familie zu wissen und warum ihm das alles passierte. Sein Lebenswille war immens und hat ihn getragen. Es ist bewundernswert, das so ein toller Mensch und liebevoller Vater aus ihm geworden ist.

An allen Scheidepunkten hat er immer das Leben gewählt.

Das Buch lässt unsere Geschichte, die Auswirkungen des Nationalsozialismus und des Antisemitismus spürbar werden. Häufig enden Berichte von Opfern mit Ende des Krieges oder in den Jahren danach. Hier geht es viel weiter, man kann lesen, wie es Mitka bis ins hohe Alter ergeht. Als junger Mann versucht er, das Erlebte tief in sich zu begraben und erfährt, wie dies Vorhaben scheitert. Als die Wahrheit aus ihm herausbricht, wendet er sich auf ganz neue Weise dem Leben zu.

Diese Überlebensgeschichte ist ein besonderes Zeitzeugnis, das ich sehr empfehle.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

floraler Adventsbegleiter

Weihnachtliche Blumenpoesie
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Anna Rupp hat hier viele winterliche Ideen gesammelt und in Gestalt eines Adventsbegleiters veröffentlicht.

Das Buch bietet "Türchen" vom 22.November bis zum 6. Januar. Es finden sich Anregungen zur Deko ...

Anna Rupp hat hier viele winterliche Ideen gesammelt und in Gestalt eines Adventsbegleiters veröffentlicht.

Das Buch bietet "Türchen" vom 22.November bis zum 6. Januar. Es finden sich Anregungen zur Deko mit und ohne Pflanzen, Infos zu Pflanzen und ihrer Pflege, Rezepte, Geschichten u.v.m. Die Anleitungen sind sehr verständlich beschrieben und gut umsetzbar, wenn man keine Floristenfinger hat. Auch das Thema Achtsamkeit kommt nicht zu kurz, ab und an gibt es hierzu Inspiration, Nachdenkliches und Ausfüllseiten. Das Buch ist wunderschön gestaltet. Die Farben sind eher zurückhaltend, was gut zum Winter passt. Die Illustrationen halten sich ebenfalls an den dezenten hyggeligen Stil. Ein Buch, dass man gerne in die Hand nimmt, um darin zu schmökern. Es vermittelt vom ersten Augenblick ein schönes vorweihnachtliches Gefühl, ich werde es sicherlich noch einige Jahre nutzen.

Ein tolles Buch für sich selbst, aber auch als Geschenk für alle Blumenliebhaber und Skandinavien Fans.

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Veröffentlicht am 15.11.2023

Wer ist das wahre Monster?

Biblioteca Obscura: Frankenstein
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Mary Shelleys Frankenstein erschien 1818 erstmals und das Buch hat nichts an Aktualität verloren, soweit es die Kernfragen betrifft.

Der junge Wissenschaftler Frankenstein erschafft eine künstlich Kreatur, ...

Mary Shelleys Frankenstein erschien 1818 erstmals und das Buch hat nichts an Aktualität verloren, soweit es die Kernfragen betrifft.

Der junge Wissenschaftler Frankenstein erschafft eine künstlich Kreatur, die später im Gegenzug grausam in sein Leben eingreift.
Als Leser fragt man sich unweigerlich, wer hier das Monster ist. Beide haben die gleichen Bedürfnisse, sie wünschen sich vorrangig einen liebenden Menschen an der Seite. Wie weit darf man gehen, um dies zu erreichen? Was geschieht, wenn jemand nach einer Allmacht über Leben und Tod greift? Diese Fragen haben nichts an Aktualität verloren, ob es nun um die Diskussion um KI geht oder wilde Experimente in verschlossenen Genlabors.

Das Buch habe ich vor Jahren mit Begeisterung gelesen und die neue Schmuckausgabe war eine schöne Gelegenheit zum Reread. Das Cover ist sehr dunkel gehalten, zudem hat das Buch einen schwarzen Farbschnitt. Die zahlreichen Illustrationen sind recht düster im Stil des Covers, überwiegend schwarz weiß, ab und an blutrot. Auf einigen Seiten ist zur Auflockerung die Schrift deutlich größer und in anderer Farbe gewählt.
Mir gefällt das Buch sehr gut, ich kann es uneingeschränkt empfehlen.

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Veröffentlicht am 17.10.2023

Spannend

Tief im Schatten
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Eine toller zweiter Fall für Hanna Ahlander und Daniel Lindskog oben am Polarkreis in Schweden, nahe der norwegischen Grenze. Die Geschichte spielt im Februar und die eisige Kälte dort ist wieder gelungen ...

Eine toller zweiter Fall für Hanna Ahlander und Daniel Lindskog oben am Polarkreis in Schweden, nahe der norwegischen Grenze. Die Geschichte spielt im Februar und die eisige Kälte dort ist wieder gelungen in die Handlung eingebettet und übernimmt eine wichtige Rolle.
Der Krimi kann auch ohne Kenntnis des ersten Teils gelesen werden.

Hinter jeder Fassade kann sich etwas völlig anderes verbergen, als die Oberfläche und der erste Blick vermuten lässt.

Die beiden Ermittler schlagen sich mit rätselhaften Fällen herum: die entstellte Leiche eines Mannes wird gefunden und dann verschwindet die schwangere Frau des Pastors, die auf Medikamente angewiesen ist.

Das Privatleben der beiden Ermittler ist nicht ganz einfach, diese Teile sind auch interessant und nehmen einigen Raum ein.

Durch den packenden Erzählstil kommt man flott durch das Buch. Der Krimi hat mir gut gefallen, es gab einen Spannungsbogen, der sich zum Ende noch deutlich steigerte. Die Wendungen und Perspektivwechsel unterstützten Spannung und Tempo. Ich hoffe nun auf eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 05.10.2023

Rezepte und Reisegeschichten

Safran, Sumach, Paprika
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Die Autoren sind ein Jahr lang mit dem Wohnmobil durch Südosteuropa, den Kaukasus, Vorderasien bis in den Iran gereist. Sie haben fantastische Natur erlebt, sind netten Menschen begegnet und haben kulinarische ...

Die Autoren sind ein Jahr lang mit dem Wohnmobil durch Südosteuropa, den Kaukasus, Vorderasien bis in den Iran gereist. Sie haben fantastische Natur erlebt, sind netten Menschen begegnet und haben kulinarische Entdeckungen festgehalten. In diesem Buch erzählen sie von diesem Jahr, es gibt Reiseberichte, die Lust auf mehr machen und dazu immer die Rezepte von den kulinarischen Köstlichkeiten vor Ort.

Geordnet ist das Buch nach den Ländern, wie sie bereist wurden. Nach den kurzen Vorstellungen zum Land und den prägenden Erlebnissen dort oder Besonderheiten werden immer die landestypische Gerichte vorgestellt, die die Autoren dort kennengelernt haben und leicht für die deutsche Küche abgewandelt haben. So ist soll sichergestellt werden, dass man auch alle Zutaten hier bekommen kann.

Der jedes Kapitel einleitende Reisebericht ist persönlich und macht Spaß. Die Fotos unterlegen den Text gekonnt und lösen leider Fernweh aus. Dieses ist aber durch die tollen Rezepte, die man so nachkochen kann, gut in Zaum zu halten. Die Fotos bieten wirklich wunderschöne Einblicke in die fremden Kulturen, es gibt Landschafts- und Tieraufnahmen, aber auch Menschen, Märkte und kulturelle Besonderheiten zu sehen. Bevor es dann zum nächsten Kapitel / Land geht, gibt es die dazugehörigen Rezepte.

Zu jedem Gericht gibt es ein tolles Foto, das das Endprodukt zeigt. Nach dem Titel und einer kurzen Einleitung zum Gericht gibt es eine Zutatenlisten, Portionsangaben und die durchnummerierten Zubereitungsschritte, die nachvollziehbar und verständlich beschrieben sind. Mir gefällt, die übersichtliche kurze Darstellung sehr gut.

Ein wundervolles Buch um einmal abzutauchen und sich Urlaubsgefühlen hinzugeben. Die bisher von uns getesteten Gerichte haben uns wirklich gut gefallen, die machen wir garantiert wieder.

Für alle Fernwehgeplagten, Reiselustigen und/oder Hobbyköche, mit Lust und Mut zu Neuem sehr zu empfehlen.

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