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Veröffentlicht am 05.10.2023

Killa am Zug

Mord im Christmas Express
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Roz ist Schottin, knapp 50 Jahre alt und hat ihr ganzes erwachsenes Leben bei der Metropolitan Police in London gearbeitet. Jetzt, zu Weihnachten, ist sie auf dem Weg in die alte Heimat. Sie hat gekündigt ...

Roz ist Schottin, knapp 50 Jahre alt und hat ihr ganzes erwachsenes Leben bei der Metropolitan Police in London gearbeitet. Jetzt, zu Weihnachten, ist sie auf dem Weg in die alte Heimat. Sie hat gekündigt und möchte für ihre Tochter da sein, die ein Kind erwartet. Doch mitten in den Bergen entgleist bei heftigem Schneesturm der Zug und wenig später wird eine Tote gefunden: die bekannte Influencerin Meg. Wurde sie ermordet? Falls ja, von wem? Ihrem brutalen Verlobten? Oder jemandem, der neidisch auf sie ist? Es bleibt nicht bei der einen Toten und Roz muss eine letzte Ermittlung führen, weil sämtliche Hilfskräfte vom Blizzard aufgehalten werden.

Vorneweg: Agatha Christie würde ihren Orientexpress bestimmt anders schreiben als vor fünfzig, sechzig Jahren, aber SO ganz sicher nicht. Es fängt schon damit an, dass hier überhaupt nichts cozy ist. Während sich Agatha immer Mühe gegeben hat, sympathisches Personal und angenehme Umgebung zu schaffen, verfehlt Benedict das auf ganzer Linie. Ein Zug im beschaulichen verschneiten Schottland reicht nun mal nicht, wenn der Rest nicht passt. Dabei finde ich den diversen Cast (über den sich bestimmt ein paar ewig Gestrige echauffieren werden) gar nicht schlecht. Schade ist halt nur, dass so wenig dabei rüberkommt außer Abneigung. Und die Art und Weise, wie der Fall/die Fälle gelöst wurden, waren mir ein bisschen zu sehr an den Haaren herbeigezogen, da nützte der Twist auch nichts. Im Übrigen hat beinahe jede Person in dem Zug ein unbewältigtes Trauma gehabt, über das nachgedacht werden musste, sodass gut die Hälfte des Buches erstmal ganz ohne Mord stattfand. Die Kapitel aus "Killas" Sicht trugen nichts zum Buch bei und kamen durch diese Schreibweise nur albern rüber. Am Ende gab es überhaupt keine Cosy Vibes, nur gelinde Verstimmung, wie nach einem verkorksten Weihnachtsessen.

Veröffentlicht am 18.09.2023

Hexenakademie

Bronwick Hall – Dornengift
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Blaine Harrow ist die Tochter eines Rebellen, der vor zwölf Jahren gefasst und eingesperrt wurde. Die junge Hexe leidet noch immer darunter, denn niemand traut ihr wirklich, weder ihre eigene Familie noch ...

Blaine Harrow ist die Tochter eines Rebellen, der vor zwölf Jahren gefasst und eingesperrt wurde. Die junge Hexe leidet noch immer darunter, denn niemand traut ihr wirklich, weder ihre eigene Familie noch ihre Kommilitonen in Bronwick Hall. Sie versucht daher, immer ihre wahren Fähigkeiten zu verbergen und unter dem Radar zu bleiben. Das ändert sich abrupt, als ein neuer Professor die ehrwürdigen Hallen betritt. Henry Saints ist nur vier Jahre älter als seine Studenten, sieht extrem gut aus und durchschaut Blaine sofort. Als dann Blaines Verlobter von Rebellen vergiftet wird, müssen sie und Saints zusammen in die gefährliche Unterwelt, um ein Gegenmittel zu finden.

Puh. Wo fange ich an? Eigentlich finde ich Dark Akademia richtig gut - jedenfalls, wenn sie richtig gut aufgezogen werden. Das war hier nicht der Fall. Schon allein das Worldbuilding ergab überhaupt keinen Sinn. Blaine und Co sind Hexen/Hexer, die sich irgendwie in magischen Blasen abseits der Menschenwelt verstecken - warum eigentlich? Sie sehen aus wie Menschen, bewegen sich wie Menschen, denken wie Menschen - warum also den Stress des Versteckens auf sich nehmen? Dann gab es mal irgendwelche Titanen, mit denen sie in einer Unterwelt gelebt haben, die sind von einer bösen Hexe verraten worden, woraufhin sie sauer waren und alles zerstört haben. Die Titanen sind noch immer in der Unterwelt und wenn man aus der alten Heimat was braucht, muss man gefährliche Expeditionen starten. Scheinbar reicht alle Magie der Gesamtheit der Hexen/Hexer nicht aus, um sechs nervige Titanen zu erlegen oder wenigstens irgendwie zu neutralisieren.

In der magischen Uni gibt es Wächter mit Pferdeköpfen, weil ...? Vielleicht existiert zu viel Heu in der Hexenblasenwelt. Außerdem gibt es einen mächtigen Geschäftsmann, der sich ständig in der Uni rumtreibt, weil ...? Auf jeden Fall ist er der einzige, der anfangs immer nett zu Blaine ist. Statt eines sinnvollen Worldbuildings bekommen wir hier ein Mädchen, das zwar einerseits verständlicherweise gern unter dem Radar bleibt, andererseits aber irgendwie zur Elite der Uni gehört, weil ..? Auf den ersten Blick weiß der megaheiße, junge, neue Professor, dass er mit Blaine ein special snowflake gefunden hat, was sich auch gleich daran beweist, dass sie nicht nur die Beste in einer Magieform, sondern gleich allen sechs ist. Und zuerst ist der Professor extrem unhöflich und abweisend, und als ich mal blinzeln musste, war Blaine in ihn verliebt und er zeigt ähnliche Anzeichen. Das konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Allgemein war die ganze Geschichte dermaßen wirr und nicht nachvollziehbar, dass ich sie als anstrengend empfand, weil meine Fragen überhaupt nicht beantwortet wurden. Hier geht es allerdings auch nicht wirklich um Dark Akademia, sondern einfach nur um den Lehrer/Schülerin-Trope und irgendwelche romantischen Anwandlungen. Dazu bedarf es natürlich keiner Logik. Schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.09.2023

Big Guy

The Wall of Winnipeg and Me
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Zwei Jahre lang hat Vanessa Mazur als persönliche Assistentin und Mädchen für alles für den berühmten Football-Star Aiden Graves gearbeitet. Er hat sie nie beachtet und als selbstverständlich genommen. ...

Zwei Jahre lang hat Vanessa Mazur als persönliche Assistentin und Mädchen für alles für den berühmten Football-Star Aiden Graves gearbeitet. Er hat sie nie beachtet und als selbstverständlich genommen. Als sich jemand in seinem Umkreis abfällig über Vanessa äußert und Graves nicht einmal für sie einspringt, hat sie die Schnauze voll. Sie kündigt. Ein paar Tage später steht Graves plötzlich vor ihrer Tür und verlangt von ihr, dass sie zurückkommt. Nicht nur das: Um die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erhalten, bietet der Kanadier ihr an, sie zu heiraten und dafür alle ihre Schulden zu tilgen und zusätzlich ihr noch ein Haus zu kaufen. Kann sie das ablehnen, zumal sie noch immer heimlich in den Mann verliebt ist?

Ja, natürlich wird das Ganze als Slow-Burn-Lovestory verkauft. Aber gleichzeitig auch als Footballromanze. Und da ich mich für Football interessiere, dachte ich, bekäme man etwas von dem Flair mit. Abgesehen von ein paar Szenen im Locker Room gab es hinsichtlich gar nichts. Klar, Graves geht im Fitnessraum pumpen und isst sehr viel. Das Essen wird natürlich von Vanessa zubereitet. Das einzig Coole daran war, dass Graves Veganer und dabei der beste Defense der Liga ist. Mir kam auch das Verhalten - bei allem Grumpy-to-Sunshine-Tropes hin oder her - mehr als seltsam vor. Ist er Asperger? Das würde teilweise sein Verhalten erklären, andere Sachen dann allerdings wieder nicht mehr. Im Gesamtpaket war die Story einfach zu langatmig - hätte man gut und gern 200 Seiten gekürzt, hätte man dieselbe Geschichte ohne Informationsverlust erzählen können.

Veröffentlicht am 21.08.2023

Point Break

One Second to Love (Breaking Waves 1)
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Noch vor zehn Jahren waren Avery, Isabel, Odina, Lee und Josie unzertrennlich. Zwar trafen sie sich immer nur einmal im Jahr im Surfcamp auf Harbour Bridge, aber sie waren so gut befreundet, wie es nur ...

Noch vor zehn Jahren waren Avery, Isabel, Odina, Lee und Josie unzertrennlich. Zwar trafen sie sich immer nur einmal im Jahr im Surfcamp auf Harbour Bridge, aber sie waren so gut befreundet, wie es nur gehen kann. Doch seitdem hat Avery sie nicht mehr gesehen. Sie ist ein gefeierter Rockstar und braucht nach der letzten Tour eine Pause, die sie am Ort ihrer Kindheit und Jugend einlegen möchte. Da erhält sie eine seltsame Nachricht, in der es um Josie geht: Josie, die schon damals ein Kinderstar war und spurlos verschwand. Josie, mit der sich Avery am letzten Abend, als sie gesehen wurde, gestritten hat, wegen Jake, der nicht nur ihr Bandkollege, sondern in ihrem Herzen schon so lange viel mehr ist. Avery will wissen, was mit Josy passiert ist - und mit Jake, der ausgerechnet jetzt um sie kämpfen will.

Zuerst das Positive: Ich habe diese Gegend mit dem Meer, das Surfen, die Insel-Vibes wirklich gefühlt. Und ich mochte die Idee mit den Freundinnen, die sich alle was verschweigen, und natürlich wollte ich wissen, was mit Josy passiert ist. Es ist auch nicht so, dass die Autorin nicht schreiben kann - denn das kann sie. Leider nur hat sie ein schlechtes Korrektorat und Lektorat gehabt.

Es gab so viel Längen und Wiederholungen derselben Gedanken oder Gefühle, dass es einfach nur anstrengend wurde. Und es hat mich extrem geärgert, dass ausgerechnet die eine wichtige Sache - nämlich die Nachricht, die in Bezug auf Josy alles ins Rollen gebracht hat - falsch geschrieben war. Und das alle beiden Male, die sie vorkam. Dadurch ergab das beabsichtigte Wortspiel natürlich keinen Sinn. Anstatt also vielleicht viel Geld in einen völlig sinnlosen Farbschnitt und ein überflüssiges Bildchen, Verzeihung, das heißt natürlich ganz edel "Page Overlay" zu investieren, hätte man vielleicht denjenigen mehr zahlen sollen, die aus einem Manuskript ein Buch machen sollen. Dann wäre vielleicht aufgefallen, dass man Fragen/Antworten/Dialoge nicht "lachen" kann und manche seltsamen Formulierungen wären rausgefallen.

Aber am schlimmsten fand ich, was hier als männlicher Counterpart präsentiert wurde. Ich habe Jake von Minute eins an gehasst. Er ist ein egoistischer, unsensibler Typ von Mann, den ich an Averys Stelle keine zehn Minuten lang ausgehalten hätte. Wahrscheinlich sollen sein Saufen, seine Frauengeschichten auf das Rockstarleben verweisen, aber gesund ist die Beziehung so einem Typen nicht. Und dieser Typ hier war dazu übergriffig und manipulierend. Er zwingt Avery gegen ihren Willen gleich zu Beginn des Buches auf eine Party, auf die sie nicht gehen will, indem er droht, ihren Eltern von ihrem ONS zu erzählen. (Mal davon abgesehen, was das für eine Drohung sein soll, Avery ist erwachsen und ER ist der Ar..., der eine Ehefrau zuhause sitzen hat.)

Er nistet sich ohne zu fragen auf ihrem Grundstück ein, benutzt ihren Strom, taucht trotz der Tatsache, dass sie mehrmals gesagt hat, sie möchte Abstand von ihm, bei ihr auf. Er wirft ihr vor, dass sie ihm nie zuhört, was eine blanke Lüge ist. Es gab nichts zum Zuhören bei ihm, er hat nie etwas von Belang gesagt. Und wenn, dann ging es immer nur um das, was Jake will: Er will sie. Oder auch nicht. Oder doch. Aber eigentlich nicht. Dass Avery diesem Typen nie dahin getreten hat, wo es richtig wehtut, kann man natürlich nur ihr vorwerfen. Ebenso die Tatsache, dass sie die Hälfte ihres Lebens in diesen Egotripper verknallt ist. Ich hatte so gehofft, dass sie einen anderen findet, aber als jemand Interesse an ihr zeigt, muss der natürlich so mies charakterisiert werden, dass fast (aber nur fast!) Jake noch eine Alternative darstellt.

So gab es leider bei Avery so viele Heiß-kalt-Momente, dass es nur noch anstrengend war. Dabei hätte man sie als wirklich starke, unabhängige Frau zeigen können, es waren alle Anlagen vorhanden, manchmal schaffte sie es sogar, Jake zu kontern. Aber ihre ungesunde Abhängigkeit zu diesem Mann war abtörnend und hat mir den Spaß am Lesen verdorben.

Veröffentlicht am 30.07.2023

Fiebertraum

Treacle Walker
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Erst hinterher habe ich gesehen, dass dieses Buch von Denis Scheck angepriesen wurde - hätte ich das vorher gesehen, hätte ich die Finger davon gelassen, denn Denis Scheck ist das menschliche Rezensentenäquivalent ...

Erst hinterher habe ich gesehen, dass dieses Buch von Denis Scheck angepriesen wurde - hätte ich das vorher gesehen, hätte ich die Finger davon gelassen, denn Denis Scheck ist das menschliche Rezensentenäquivalent zu diesem Werk. Mit anderen Worten: viel lauwarme Luft, wenig Substanz. Was wir hier haben, ist das Produkt eines wirren Traums, Ansätze eines Märchens mit dem Hauch von - ja, was eigentlich? Es gibt einen magischen Lumpensammler, der wie ein Vampir die Erlaubnis braucht, ein Haus zu betreten. Ein Haus, in dem ein Junge allein wohnt. Der Junge hat ein "schwachsichtiges" Auge, keine Gesellschaft außer Comics und Murmeln und Visionen oder auch nicht. Das Haus verändert sich manchmal wie bei Alice, es gibt einen weiteren alten Mann im Sumpf, einen oder Millionen Kuckucke und ein Ende, das keines ist.

Natürlich könnte man behaupten, es sei ein Meisterwerk und die Masse der Rezensenten - natürlich abgesehen von Scheck und Co. - sei einfach nicht in der Lage, die deepen unterschwelligen Töne zu verstehen. Ich schließe diese Möglichkeit auch nicht gänzlich aus, trotz der LSD-ähnlichen Begebenheiten und dem cringewürdigen Aufeinandertreffen eines alten, nackten Mannes mit einem kleinen Jungen, der sich gefangen fühlt. Und ich möchte auch nicht verhehlen, dass ich den Schreibstil des Autors auch nicht wirklich cringewürdig hielt, lediglich einige der beschriebenen Ereignisse. Dennoch bin ich auch eher Ockhams Meinung: Wenn etwas läuft wie eine Ente und quakt wie eine Ente, ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch eine Ente. Oder besser ausgedrückt: Wir haben hier den gedruckten Fiebertraum eines alten Mannes vorliegen, der aus irgendwelchen Gründen als einer der besten Fantasyautoren Englands gilt und keine renommierten KritikerInnen wagen es, den Finger auszustrecken, auf den nackten Kaiser zu zeigen und zu rufen: Aber er hat ja gar nichts an!