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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2017

Bemerkenswert

Underground Railroad
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Colson Whitehead hat mit Underground Railroad einen spannenden Roman geschrieben. Es geht um schwarze Sklaven in den Südstaaten.
Ich habe das Hörbuch gehört. Es wird von Helene Grass gelesen, die Stimme ...

Colson Whitehead hat mit Underground Railroad einen spannenden Roman geschrieben. Es geht um schwarze Sklaven in den Südstaaten.
Ich habe das Hörbuch gehört. Es wird von Helene Grass gelesen, die Stimme hört sich gut an. Die Sprecherin liest nicht zu dramatisch, sonst wäre es zu viel gewesen.
Die Situation der Sklaven ist dramatisch und sehr realistisch. Manchmal musste ich Pausen einlegen, da mir die Grausamkeit zu viel wurde und wenn man daran denkt, dass die Marter der Sklaven wirklich so war. Man bekommt ja immer noch mit, was es heute noch heißt schwarz zu sein.

Die Protagonistin, die Sklavin Cora wird schon in die Sklaverei hineingeboren. Sie arbeitet auf den Baumwollfeldern. Ihre Großmutter und Mutter wurden aus Afrika entführt und auch gleich auseinander gerissen.
Sie erfährt von dem Underground Railroad, einer Organisation, die Sklaven bei der Flucht in den Norden hilft. Die Flucht verläuft wieder tragisch mit vielen Opfern.
Schon ihre Mutter war geflohen als Cora noch ein Kind war.

Für diesen Roman wurde der Autor Colson Whitehead 2016 mit dem National Book Award und 2017 mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. Ich meine, er hat die Preise verdient.
Er hat schon ein paar sehr lesenswerte Romane heraus gebracht.
Dieser Roman ist lese- und hörenswert. Allerdings keine leichte Kost.
Er ist ein bemerkenswertes Stück Zeitgeschichte.

Veröffentlicht am 12.09.2017

Starke Frauen

Der Frauenchor von Chilbury
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Die Autorin Jennifer Ryan wurde durch Erzählungen ihrer Großmutter zu diesem Roman inspiriert. Der Frauenchor von Chilbury ist ihr Debütroman und spielt von März bis September 1940 in einem kleinen Ort ...

Die Autorin Jennifer Ryan wurde durch Erzählungen ihrer Großmutter zu diesem Roman inspiriert. Der Frauenchor von Chilbury ist ihr Debütroman und spielt von März bis September 1940 in einem kleinen Ort in England.
Die Autorin hat ihn auf interessante und besondere Art aus Briefen und Tagebucheinträgen geschrieben, Aber es passt wunderbar.
Die Männer Chilburys sind im Krieg und es gibt keine männliche Stimmen im Chor, da schließt der Vikar ihn. Aber da werden die Frauen aktiv, sie gründen einen Frauenchor.
Durch die Briefe erfahren wir viel über die Gefühle und Aktivitäten. Die fast 14jährige Kitty schreibt alle Vorkommnisse und ihre Beobachtungen in ihr Tagebuch.
Da gibt es viele Intrigen, Todesfälle und die Angst um die Söhne und Männer, aber auch Liebe. Trotzdem halten die Frauen zusammen.
Die Autorin lässt uns mit flüssiger Sprache an allem Guten und Schlechtem teilnehmen. Der Roman ist echt spannend geschrieben, er hatte keine Längen. Durch die Briefe und das Tagebuch bekommt man auch verschiedene Ansichten der gleichen Geschehnisse, das macht alles noch interessanter. Ich konnte mir so immer ein gutes Bild von allem machen.
Ein schönes lesenswertes Werk, das mich begeistern konnte.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Gentlemanlike

Ein Gentleman in Moskau
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Ein Gentleman in Moskau von Amor Towles ist ein besonderer Roman. Eine gute Idee, wie man das Weltgeschehen und die Lage in Russland durch Graf Alexander Rostow miterlebt..

Der Graf wird 1922 zu lebenslangem ...

Ein Gentleman in Moskau von Amor Towles ist ein besonderer Roman. Eine gute Idee, wie man das Weltgeschehen und die Lage in Russland durch Graf Alexander Rostow miterlebt..

Der Graf wird 1922 zu lebenslangem Hausarrest verurteilt, da hat er noch Glück, viele Adlige wurden mit dem Tod bestraft.
Er wohnt zu der Zeit gerade in dem renommierten Hotel Metropol.
Er bekommt zwar ein kleineres Zimmer und wird im Laufe der Zeit Oberkellner, aber unter den Angestellten wird er geschätzt.
Er betreut die Gäste mit Nonchalance und durch Gespräche und weil er ein guter Zuhörer ist, kann er uns viel erzählen. Als eine Freundin ihre Tochter Sophia bei ihm lsst, gibt es noch einige besonders eindrucksvolle Situationen.
Ich hatte Angst das diese Geschichte vielleicht nicht über die ganze Zeit trägt, aber falsch gedacht, der Roman hat mich gefesselt. Der Autor gefällt mir, er konnte mich schon mit seinem Roman „Eine Frage der Höflichkeit“ begeistern.

Ich habe das Hörbuch gehört. Der Sprecher Hans Jürgen Stockerl war die ideale Stimme für den perfekten Gentleman. Mit seiner sonoren angenehmer Stimme trägt er uns durch den Roman. Die Betonungen sind Gentlemanlike. Amor Towles und Hans Jürgen Stockerl passen gur zusammen.
Der Roman war ein gutes Lese- und Hörvergnügen. Den Autor werde ich beobachten und auf seinen nächsten Roman warten.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Zwei Berühmtheiten

Und Marx stand still in Darwins Garten
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Und Marx stand still in Darwins Garten, mit diesem Roman hat die Autorin Ilona Jerger eine interessante fiktive Persiflage geschrieben
Darwin und Marx kennt ja jeder, aber ich hatte mich nie näher mit ...

Und Marx stand still in Darwins Garten, mit diesem Roman hat die Autorin Ilona Jerger eine interessante fiktive Persiflage geschrieben
Darwin und Marx kennt ja jeder, aber ich hatte mich nie näher mit ihnen beschäftigt.
Der Roman ist 1881 in London angelegt, zu der Zeit lebten beide da.
Beide schön älter und krank und große Persönlichkeiten.

Die Autorin versteht es gut uns die Forschungen von Charles Darwins nahe zu bringen. Es ist manchmal ganz lustig, wenn er die Regenwürmer beobachten und die Kinder mithelfen mussten.

Karl Marx lebt in London im Exil, sein Kapital hat er schon geschrieben. Er kommt mir hier ziemlich brummig vor.
In seinem Umfeld kommt seine Haushälterin Lenchen als eine liebenswerte Person dazu.

Die Autorin hat den Beiden den gleichen Hausarzt verpasst.
Der betreibt mit seinen Patienten gute Dialoge.
Da erfährt man von ihren Ängsten, ihren Überzeugungen und ihrer Starrköpfigkeit.

Das Treffen von Darwin und Marx ist fiktiv, passt aber sehr gut in die Geschichte. So, wie ich die Charaktere durch die Autorin kennen lerne, sind sie sehr eigenwillige starke Persönlichkeiten.

Das Hörbuch wird von Peter Kaempfe mit geschulter angenehmer Stimme sehr gut gelesen.

Ilona Jerger ist mit diesen verknüpften Lebensgeschichten ein guter Roman gelungen. Er ist absolut lesenswert.

Veröffentlicht am 12.08.2017

Imposante Stimme

Heimkehren
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Yaa Gyasi hat mit ihrem Debütroman „Heimkehren“ einen
einzigartigen, einmaligen, packenden, grandiosen Generationsroman geschrieben. Die Autorin lässt ihn in ihrem Geburtsland Ghana beginnen.
Der Roman ...

Yaa Gyasi hat mit ihrem Debütroman „Heimkehren“ einen
einzigartigen, einmaligen, packenden, grandiosen Generationsroman geschrieben. Die Autorin lässt ihn in ihrem Geburtsland Ghana beginnen.
Der Roman befasst sich mit den Spuren der Sklaverei. Der Status Schwarze und Weiße ist ein Problem bis in die heutige Zeit.
Der Handel der Sklaven boomte, aber wie die Ware, wie sie genannt wurden, so unwürdig und grausam behandelt wurde, ist unvorstellbar.
Die Engländer kauften sich auus den Dörfern Frauen, die sie angeblich heiraten, obwohl die Männer zu Hause Frauen hatten. Was für eine Moral, aber Tatsache.
Dieser Roman fängt im 18. Jahrhundert mit Effia und Esi, Schwestern, die sich aber nicht kannten, an und endet am Ende des 20. Jahrhunderts.

Effia heiratet den englischen Sklavenhändler James, Esi wird als Sklavin verkauft.
Die Ahnentafel ist hilfreich beim Lesen, denn jedes Kapitel beschreibt eine neue Person, abwechselnd von Nachkommen von beiden Seiten und hat die Namen als Überschrift.
Das Schicksal und die vielen verschiedenen Charakteren sind erschütternd.
Besonders, weil so die Realität ist.

Yaa Gyasi hat diesen wichtigen Roman ehrlich und direkt geschrieben.
Besonders interessiert hat mich auch das Interview mit der Autorin, so lernt man sie und ihren Roman noch mehr zu schätzen.
Mich hat der Roman vom Anfang bis zum Ende gefangen genommen.
Er ist ein Stück Kulturgeschichte
Heimkehren ist für mich das Jahreshighlight.